Heinrich: Flüchtlingselend und Ausgrenzung – Luthers gnädiger Gott lädt nicht zum Wegsehen ein!
EKD-Spitzen Heinrich und Fehrs zum Reformationstag
Das Thema „Gnade“ steht im Mittelpunkt der Predigt von Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Reformationstag (31.10.). In der Schlosskirche zu Wittenberg spricht sie zu Römer 3, 21-28. Geprägt von den Erfahrungen einer Reise an die EU-Außengrenze sagt Heinrich: „Warum ertrinken Menschen im Mittelmeer? Warum überlassen wir Menschen diesem grausamen Schicksal? Ich bin ratlos. Ich will ungnädig sein. Mit dieser Welt, mit ihren Verantwortungsträgern, mit mir selbst.“ Manchmal habe sie das Gefühl, dass eine klare Kante, ja Ungnade, die einzig ehrliche Reaktion sei.
Sie fühle angesichts der Spannungen dieser Welt diese Ungnade: „Wenn ich Unrecht spüre, ja, wenn Ungerechtigkeiten greifbar werden, dann fordert mich mein Glaube auf, ungnädig zu sein – nicht aus Wut, sondern aus Liebe zur Wahrheit. Aus der Sehnsucht nach dem Reich Gottes, dass Gerechtigkeit Wirklichkeit werde. Eine aus dem Glauben heraus angetriebene Ungnade ist keine Vergeltung, kein Hass, keine Wut. Es ist eine innere Klarheit darüber, dass etwas falsch läuft und ich zur Umkehr aufgefordert bin. Dass ich Verantwortung trage.“ Vielleicht sei es gerade diese Spannung zwischen Gnade und Ungnade, die uns lebendig halte, so die EKD-Synodenpräses weiter: „Gottes Gnade befreit und entlastet. Sie lässt uns dann, wenn es notwendig ist, ungnädig werden. Luthers gnädiger Gott lädt nicht zum Wegsehen ein! Ist mir egal, ist keine Option angesichts der Not auf dieser Welt. “
In einem Ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Petri geht die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, auf die Bedeutung des Reformationstages ein. Seitdem der Tag der Reformation 2017 in der Stadt Hamburg Feiertag geworden sei, würde er in weitherziger Geschwisterlichkeit miteinander gefeiert: „Heißt also: es ist gerade nicht so, dass die protestantische Kirche diesen Feiertag für sich allein reklamieren würde. Sondern von Anfang an war er verbunden mit der Idee, ökumenisch, aber auch interreligiös, kulturell und gesamtgesellschaftlich innezuhalten: Welche Reformen braucht es jetzt, in dieser wunden Weltgesellschaft? Und wie können wir Christengeschwister daran mitwirken?“
Zum Reformationstag:
Am Reformationstag erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31. Oktober 1517. Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit hat Luther Veränderungen angestoßen, die später zum Entstehen der evangelischen Kirche führten.
Termine am Reformationstag:
Um 11.30 Uhr findet in der Schlosskirche zu Wittenberg ein Festgottesdienst statt, in dem Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD, predigt. Nach dem Gottesdienst findet gegen 12.45 Uhr ein Empfang der EKD statt.
Die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, gestaltet um 10 Uhr in der Hamburger Hauptkirche St. Petri im Ökumenischen Gottesdienst zum Reformationsfest, mit Gedenken an die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (Augsburg 1999), mit. Die Predigt in diesem Gottesdienst hält Bischof Gerhard Feige.
Hannover, 30. Oktober 2024
Pressestelle der EKD
Annika Lukas