Musik als exemplarisches Feld für Spiritualität, Sprachfähigkeit, religiöse Praxis und Gemeinschaft
Der Glaube kennt viele Ausdrucksformen. Musik ist eine Form der Kommunikation, die in der Kirche seit ihren Anfängen bis in unsere heutige digitale Zeit Bestand hat. [RDK1] Gleichzeitig spielt Musik im Leben vieler junger Menschen eine wichtige Rolle und ist für viele Jugendliche bei Selbstfindung und Loslösung vom Elternhaus ein wichtiges Ausdrucksmittel. Sie birgt also das Potenzial, Alt und Jung miteinander zu verbinden, daher soll ihrer Bedeutung hier beispielhaft nachgegangen werden.
„Doch, es gibt auf alle Fälle einen übernatürlichen Gott, der irgendwie da ist. Den kann ich auch spüren, obwohl ich nicht weiß, wie er genau ist.“
Spiritualität, Sprachfähigkeit, religiöse Praxis und Gemeinschaft werden in besonderer Weise durch Musik weitergegeben, wahrgenommen und geschaffen. Klänge bieten eine besondere Möglichkeit, große Emotionen gekonnt zu leben.
Dieses Charisma der Musik ist nicht an bestimmte Stile gebunden. Ein ansteckend gesungenes Weihnachtsoratorium ist in der Schönheit seiner Tiefenstruktur unmittelbar faszinierend und kann durchaus alle Altersgruppen begeistern, besonders wenn man selbst Teil eines Chors oder eines Orchesters ist. Die kompetente und selbstbewusste Weitergabe kultureller Güter, wie der klassischen Chormusik, bleibt daher eine wichtige Aufgabe der Kirche.
„Dass die Pfarrer auf der Kanzel eine ganz andere Sprache haben als auf der Straße oder im Alltag.“
Gleichzeitig kommt der Förderung der Popmusik als gleichrangiger Ausdrucksform eine herausragende Position zu. Sie bildet über den Rhythmus eine Brücke zum Tanz. Sie begeistert Massen. Sie verbindet Generationen und hat in den letzten 50 Jahren ein sehr hohes Qualitätsniveau erreicht.
Die Kirche tut gut daran, Popmusik künftig einen festen Platz in regulären Liturgien zu geben. Die Ausbildung von Kirchenmusikern und Kirchmusikerinnen sollte künftig regulär zu einer anschlussfähigen Kompetenz auch im Bereich der Popmusik führen. Die Ausbildung von Pastoren und Pastorinnen muss sich noch mehr aus einer einseitigen Textfixierung lösen – sinngemäß gilt auch hier, was Martin Luther über Lehrer sagte: „Ein Schulmeister muss singen können, sonst sehe ich ihn nicht an“.
Dabei sollte sich zum einen ein bewährter Kanon neuer geistlicher Lieder herauskristallisieren (Stichwort Kernliederliste) und zum anderen systematisch die Entstehung neuer Lieder gefördert werden (siehe z.B. das „Monatslied“-Projekt der Nordkirche https://www.monatslied.de/de/ ). Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Integration von Liedern gelegt werden, die aus dem nichtkirchlichen, kommerziellen Bereich kommen und dennoch niveauvoll von Transzendenz, Rückbindung und Visionen erzählen, also in anderer Weise Glaube, Liebe und Hoffnung vermitteln.