Gruß zum Ramadan an die muslimischen Gemeinden
Präses Dr. h.c. Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der EKD
Hannover, 31. März 2022
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe muslimische Schwestern und Brüder,
zum diesjährigen Fastenmonat Ramadan übermittle ich Ihnen die herzlichen Grüße und Wünsche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Als neu gewählte Vorsitzende des Rates der EKD ist es mir ein besonderes Anliegen, die seit Jahren bewährte Tradition fortzusetzen, Menschen anderer religiöser Zugehörigkeiten in ihren religiösen Vollzügen wahrzunehmen und zu würdigen. Das gilt in diesen Tagen ganz besonders für die Menschen muslimischen Glaubens, die den Ramadan mit seinem täglichen Verzicht und dem allabendlichen Fastenbrechen in ihren Familien, Nachbarschaften und Gemeinden begehen.
Zum dritten Mal in Folge steht dieser Monat unter den Vorzeichen und Einschränkungen der Pandemie. Dabei fühle ich mich Ihnen sehr verbunden, denn ich weiß aus den eigenen kirchlichen Zusammenhängen in unserem christlichen Gemeindeleben, welche Herausforderungen dabei zu bewältigen sind. Immerhin gibt es zunehmend Zeichen vorsichtiger Hoffnung, dass schon bald wieder mehr direkte Begegnungen möglich werden, wie sie nicht nur unter Musliminnen und Muslimen im Ramadan üblich sind, sondern wie sie sich in der Vergangenheit erfreulicherweise auch unter Einbeziehung vieler Christinnen und Christen entwickelt haben. Eine solche direkte Begegnung ist eine gute Voraussetzung, um Vorurteile abzubauen und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, wie wir sie leider immer noch im gesellschaftlichen und interreligiösen Miteinander erleben können. Insofern bin ich Ihnen persönlich sehr dankbar für alle Einladungen und Schritte der Verständigung, die Sie im Monat Ramadan und darüber hinaus unternehmen, um das Zusammenleben zum Wohle aller zu verbessern.
Dass die Nähe zu Gott und Barmherzigkeit und Wohltätigkeit gegenüber anderen zusammengehören, ist eine Einsicht, die sich sowohl im Islam als auch im Christentum findet. Das Jahr 2022 steht unter der biblischen Losung „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Johannes 6,37). Dieser Satz Jesu Christi hat Auswirkungen auch auf unser menschliches Verhalten untereinander. Aktuell denke ich dabei besonders an die vielen Menschen, die vor Krieg und Zerstörung aus der Ukraine fliehen. Sie aufzunehmen und Ihnen Schutz zu gewähren, ist ein Gebot christlicher Nächstenliebe. Schon in den zurückliegenden Jahren haben wir erlebt, wie sich Christinnen und Christen Seite an Seite mit Musliminnen und Muslimen in diesem Land für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen aus dem Krieg in Syrien und aus anderen Ländern eingesetzt haben. Das sind ermutigende Zeichen und Entwicklungen inmitten aller Rückschläge und Enttäuschungen.
Der Glaube hilft uns, den anderen Menschen mit den Augen Gottes zu sehen. Dazu gehört, ihn nicht aufgrund seiner Herkunft, seiner Nationalität oder auch seiner Religionszugehörigkeit zu beurteilen, sondern ihn in seiner Menschlichkeit und in seiner Hilfsbedürftigkeit wahrzunehmen. Mir ist sehr daran gelegen, dass wir dabei nicht mit zweierlei Maß messen. Es gibt keine Flüchtlinge erster oder zweiter Klasse, es gibt nur Menschen, die unserer Hilfe bedürfen. Der Glaube ist eine Quelle tätiger Nächstenliebe. Ich habe großen Respekt vor allen Menschen, die wie jetzt im Monat Ramadan ihren religiösen Geboten und Regeln folgen, um daraus Kraft zu schöpfen, sich für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben einzusetzen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihren Familien und Gemeinden eine gesegnete Zeit im Monat Ramadan und alles Gute für das abschließende Fest des Fastenbrechens.
Herzliche Grüße!
Ihre
Annette Kurschus
Präses Dr. h.c. Annette Kurschus
Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
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