Grußwort der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)

Präsident Christian Krieger vor der 6. Tagung der 12. Synode der EKD 2019 in Dresden

- unredigierte Fassung -
 

Es gilt das gesprochene Wort

 

Sehr geehrte Frau Präses, liebe Synodale, verehrte Gäste, liebe Schwestern und Brüder!

Nach dem Brückenbauen mit englischem Akzent nun ein Brückenbauen mit elsässischem Akzent; ich komme nämlich aus Straßburg. Es ist mir eine Ehre, Ihnen zu dieser 6. Tagung der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hier in Dresden mit diesem so wichtigen Thema „Auf dem Weg zu einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens“ die ganz herzlichen und geschwisterlichen Grüße der Konferenz Europäischer Kirchen zu übermitteln.

Die Jahreslosung „Suche den Frieden und jage ihm nach“ gibt zu verstehen, dass Frieden nie selbstverständlich ist. Frieden bleibt fragil. Das haben wir insbesondere durch die Terroranschläge in den letzten Jahren neu entdeckt und nicht zuletzt auch in Halle wieder erfahren. In einer pluralen Gesellschaft benötigt Frieden ein Nachjagen, das heißt ein ständiges Sorgen und Bemühen.

Dies lehren uns auch unsere gemeinsame europäische Geschichte und die Herausforderungen, denen das europäische Friedensprojekt heute ausgesetzt ist. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts galt das Projekt Europa als die Lösung, und heute werden die Institutionen, die dieses Projekt und seine Politik tragen sollen, als das Problem angesehen.

Nach dem Fall der Berliner Mauer, dessen wir dieser Tage dankbar gedenken, wurde die EU mit Enthusiasmus erweitert, und heute müssen wir feststellen, dass ihre Institutionen und Mechanismen dieser Erweiterung nicht gewachsen sind. Und trotzdem träumen viele Länder von der EU, nicht zuletzt im südöstlichen Europa.

Die Konferenz Europäischer Kirchen und die europäischen Kirchen können das Primat des Wirtschaftswachstums und die Ausrichtung der Sicherheitspolitik Europas nur kritisch hinterfragen. Wir stehen zusammen für ein demokratisches, soldarisches und vielfältiges Europa, ein gastfreundliches Europa, das die Würde der Menschen stärkt, Frieden und Gerechtigkeit stiftet und die Schöpfung bewahrt.

Für KEK ist Europa viel mehr als die EU. Daher haben wir ein Büro in Straßburg und arbeiten im Europarat und am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und unterstützen dort unsere Mitgliedskirchen, besonders die im Südosten, wo oft das Recht der Religions- und Glaubensfreiheit vom Staat infrage gestellt wird.

Generell möchte ich sagen, dass Kirchen heute in einer auseinandergleitenden Situation arbeiten, Hoffnung bezeugen und Gottes Liebe in Christus verkünden. Auf der einen Seite sind die EU und ihre Mitgliedstaaten immer mehr mit globalen Herausforderungen konfrontiert, und auf der anderen Seite liefern soziale Ungerechtigkeiten, Zukunftsängste und Unzufriedenheit immer mehr Mitmenschen dem populistischen Denken aus.

In vielen europäischen Staaten sind die traditionell regierenden Parteien geschwächt und nationalistische Kräfte am Wachsen. Kirchliches Arbeiten und Engagement für Gerechtigkeit und Frieden, Versöhnung, Kooperation und Solidarität sind wichtiger denn je, nicht zuletzt weil die europäischen Bürger heute besonders Vertrauen brauchen – Vertrauen in sich selbst, in ihre Gesellschaft, in Demokratie und in die Zukunft.

Kurz ein Wort zur KEK: Sie wissen wahrscheinlich, dass die KEK einen langjährigen Prozess der Umstrukturierung hinter sich hat, einen Prozess, der viel Energie gekostet hat. Nun ist KEK neu strukturiert und hat einen strategischen Plan unter dem Motto: „Together in Hope and Witness“, mit drei Aufgabenbereichen: Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in Europa zu fördern, die ökumenische Gemeinschaft zu stärken und die Mission der Kirche zu fördern und drittens die Stimme der Kirchen in Europa und bei den europäischen Institutionen zu stärken.

Frieden und Gerechtigkeit in Europa – das sind die zwei Schwerpunkte, die in unserer Agenda einen zentralen Stellenwert haben.

Bevor ich schließe, möchte ich noch erwähnen, dass wir uns sehr gefreut haben über die Entscheidung des Zentralkomitees des ÖRK, für die nächste Vollversammlung Karlsruhe als Austragungsort zu wählen. Die KEK wird zum Gelingen dieser Vollversammlung engagiert ihren Beitrag leisten.

Wir planen – das darf ich jetzt vorweg sagen – eine Vorversammlung der europäischen Delegierten im Februar 2021 in Warschau. Wir haben schon erste thematische Überlegungen mit unseren Mitarbeitern angestellt und sie dem Assembly Planning Committee übergeben. Unser Straßburger Büro arbeitet engagiert an der Möglichkeit, die Vollversammlung für einen Tag im Europarat zu empfangen. Auf jeden Fall freuen wir uns auf diese Perspektive.

Wie Sie sehen, sind die Herausforderungen der KEK sehr breit und sehr vielfältig angelegt. Wir versuchen sie mit einem geringen Stab von zehn Personen zu meistern. Daher möchte ich mich hier ganz herzlich bei der EKD und all ihren Gliedkirchen bedanken, dass Sie die KEK in herausragender Weise finanziell und personell unterstützen, sowohl in unserem Arbeitsfeld in Brüssel und Straßburg als auch in unserem europaweiten Aufgabenfeld. Vielen herzlichen Dank!