Rat der EKD gibt Preisträger*innen des Hanna-Jursch-Preises bekannt
Wissenschaftlich-theologische Arbeiten ausgezeichnet, in denen geschlechterspezifische Perspektiven eine wesentliche Rolle spielen
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Preisträger*innen des 12. Hanna-Jursch-Preises bekanntgegeben. Mit dem Hauptpreis der 12. Ausschreibung zum Thema „Geschichte(n), Gegenwart und Zukünfte von Körpern“ werden gleich zwei Arbeiten ausgezeichnet, die sowohl das Thema als auch die Kriterien des Preises in herausragender Weise erfüllen. Für den Rat der EKD hob Dekan Dr. Michael Diener hervor: „Die Qualität der eingereichten Arbeiten ist in diesem Jahr besonders hervorzuheben. Ich sehe das als Beleg für die wachsende Sensibilität für geschlechterspezifische Sichtweisen in der theologischen Forschung.“
Dr. Florence Häneke erhält die Auszeichnung für ihre Inauguraldissertation „‘Was mich lebendig macht.‘ – Eine Studie zu queerer pastoraler Identität“. Sie wurde an der Theologischen Fakultät der Universität Basel im Fachbereich Praktische Theologie eingereicht. Dr. Häneke beschäftigt sich mit den Lebensgeschichten von queeren und transgeschlechtlichen Pfarrpersonen, deren Selbst- und Fremdwahrnehmungen deutlich durch ihre Verkörperung geprägt sind. „Hänekes Arbeit leistet hier Pionierarbeit, da erstmals im deutschsprachigen Raum queere Pfarrpersonen zu Wort kommen, um ihr Amtsverständnis zu reflektieren“, erläutert der stellvertretende Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Gerhard Schreiber die Entscheidung der Jury. Damit leiste die Arbeit einen wichtigen Beitrag zur pastoraltheologischen Diskussion um Geschlecht und Sexualität und zur Anerkennung queerer Identitäten in der Kirche.
PD Dr. Caroline Teschmer wird für ihre Habilitationsschrift „Perspektiven einer körpersensiblen Religionspädagogik des Jugendalters“ geehrt. Sie wurde an der Universität Augsburg, Institut für Evangelische Theologie, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, eingereicht. Diese Arbeit zeichnet sich durch eine große Bandbreite von Zugängen sowohl im religionspädagogisch-fachdidaktischen als auch im ethisch-theologischen Diskurs aus und ist auch für die Praxis des Religionsunterrichts von großer Bedeutung. Teschmers Arbeit zeige auf, dass das Nachdenken über den Körper immer auch die existenziellen und religiösen Dimensionen des Menschseins umfasse, so Schreiber. „Die Jury hat überzeugt, dass die Arbeit nicht nur methodisch fundiert ist, sondern auch wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der Religionspädagogik gibt, insbesondere im Hinblick auf die Aus- und Fortbildung von Religionslehrkräften.“
Mit dem Nachwuchspreis werden Naemi Muñoz Perez für ihre Examensarbeit „Disabilitykritische und feministische Zugänge zu neutestamentlichen Heilungserzählungen, dargestellt anhand der Perikope über die ‚blutflüssige‘ Frau (MK 5,24b-34)“ und Donate Wagner für ihre Hauptseminararbeit „Verehrt Gott in eurem Körper. Eine Untersuchung von Körper und Verkörperung in 1. Kor 6,12-20“ ausgezeichnet. Beide Arbeiten sind wissenschaftlich wertvoll und erfüllen die Kriterien des Nachwuchspreises in hervorragender Weise.
Der Hanna-Jursch-Preis wird vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) alle zwei Jahre für herausragende wissenschaftlich-theologische Arbeiten vergeben, in denen gender- bzw. geschlechterspezifische Perspektiven eine wesentliche Rolle spielen. Benannt ist der Preis nach der Jenaer Kirchenhistorikerin Hanna Jursch (1902-1972), die sich 1934 als erste Frau an einer deutschen Theologischen Fakultät habilitierte.
Hannover, 23. September 2024
Pressestelle der EKD
Annika Lukas