Heimatgeschichte und Kernstück des Glaubens

Weihnachtsbotschaft des Leitenden Bischofs der VELKD

„Weihnachten als Heimatgeschichte ist die große Erzählung des eigenen Lebens“, schreibt der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister (Hannover), in seiner Weihnachtsbotschaft: „Vielleicht ist es die einzig verbliebene Heimatgeschichte, die wir in unserer Kultur noch haben.“ – „Oft wird gesagt, dass es über unsere christliche Religion nur große Unkenntnis gäbe. Keiner wisse mehr Bescheid“, heißt es weiter. „Doch in dieser Geschichte steckt fast alles drin. Gott wird Mensch, nimmt Heimat in unserer Welt, als Kind in der Krippe. Die Botschaft zuerst für die Armen, Frieden als Zuspruch und ‚Fürchtet euch nicht‘. Alles nur wegen einer Geburt. Das sind, knapp und kostbar erzählt, Kernstücke unseres Glaubens.“

Hannover, 19. Dezember 2019

Pressestelle der VELKD
Henrike Müller

 

Die Weihnachtsbotschaft des Leitenden Bischofs der VELKD, Landesbischof Ralf Meister, im Wortlaut:

In den Milliarden von Sternen geschieht auf unserer Welt sein Wunder. Gott wählt diese Erde als Bethlehem im Universum. Für einen Moment konzentriert sich alles auf kleinstem Raum, und es geschieht durch eine Frau. „Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoß“ dichtete Martin Luther in der Adventszeit 1524 und fand eingängige Worte für das Wunder: „Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an.“

Diese Geschichte ist jedes Jahr neu und alt zugleich. Sie ist altbekannt, weil sie die vertrauteste Erzählung in allen christlichen Kulturen ist. Sie ist neu, weil sie immer wieder in eine veränderte und unvollendete Welt trifft. Diese vorläufige Welt berührt für einen Wimpernschlag die Ewigkeit Gottes. Gott nimmt Heimat auf der Erde. Und wir kommen nach Hause. Heimatgeschichten führen uns in die eigene Lebensgeschichte zurück. Jeder, jede kann Erinnerungen anheften an Worte wie: „Quirinius Landpfleger in Syrien“, „alle Welt geschätzt“, „Hirten bei den Hürden“. Heimat ist immer auch Vergangenheit. Kindheit, Elternschaft, Liebesträume, Wunscherfüllung, Trennungsschmerz. All‘ dieses schreibt unser Leben. Erzählungen mit Jubel und Schmerz.

Viele dieser Lebenserinnerungen treffen immer wieder auf die Weihnachtsgeschichte. Es ist, als spürten wir in diesen Tagen erneut die Trauer der Vergänglichkeit und des Abschieds. Und zugleich könnten wir weinen vor Glück über erfüllte Jahrzehnte. Diese Geschichte durchwebt unser Leben. Weihnachten als Heimatgeschichte ist die große Erzählung des eigenen Lebens. Eine Story, die wir teilen, im kleinsten Kreis genauso wie mit Millionen von Menschen. Vielleicht ist es die einzig verbliebene Heimatgeschichte, die wir in unserer Kultur noch haben. „Es begab sich...“. Oft wird gesagt, dass es über unsere christliche Religion nur große Unkenntnis gäbe. Keiner wisse mehr Bescheid. Doch in dieser Geschichte steckt fast alles drin. Wenn kritisch gefragt wird, was unseren Glauben überhaupt ausmache, so klingt die Antwort alt und vertraut: „Es begab sich aber zu der Zeit...“. Gott wird Mensch, nimmt Heimat in unserer Welt, als Kind in der Krippe. Die Botschaft zuerst für die Armen, Frieden als Zuspruch und „Fürchtet euch nicht“. Alles nur wegen einer Geburt. Das sind, knapp und kostbar erzählt, Kernstücke unseres Glaubens.

So finde ich jedes Jahr wieder Heimat in dieser Geschichte. Im ewigen Sternenmeer ist er bei uns, auf dieser Erde, in meinem Herzen geboren. Weihnachten beginnt im kleinsten Raum, zieht Kreise durch die Zeit und durch die Welt. Lassen wir uns mitziehen!

Gesegnete und friedvolle Weihnachten!