Biblische Frauengestalt „Maria Magdalena“ im Kino
Einordnende Filmkritik von Jantine Nierop aus dem Studienzentrum der EKD für Genderfragen
Der Film Maria Magdalena erzählt die spannende Geschichte der mutigen Jüngerin und Freundin von Jesus Maria von Magdala. Gut, dass eine so bedeutende Frauengestalt aus der Geschichte des Urchristentums endlich die ihr gebührende Aufmerksamkeit bekommt! Die schauspielerische Leistung aller Hauptdarsteller ist beeindruckend - ganz zu schweigen von den schönen Landschaftsbildern aus Israel.
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Diese Freude wird allerdings durch einige Aspekte der Handlung etwas getrübt. Denn die szenische Darstellung weicht an einigen Stellen deutlich von der biblischen Ursprungsgeschichte ab - der Untertitel des Films lautet dazu passend "Die unerzählte Geschichte". So wird im Film Maria von Jesus getauft und tauft danach selbst gleichrangig mit den anderen Jüngern. Hierfür gibt es keine biblische Grundlage. An einigen Stellen wird Maria als Frau in der Filmgeschichte dagegen stärker diskriminiert als es die biblischen Quellen belegen. So wird sie in der Schlussszene - nach Jesu Auferstehung - von Petrus mehr oder weniger aus der Gemeinschaft der Apostel ausgestoßen. Historisch gut belegt ist jedoch, dass die frühe Kirche gerade relativ egalitär aufgestellt war und Frauen in ihr wichtige Aufgaben wahrnahmen. In diesem Zusammenhang ist bedauerlich, dass die Geschichte von Maria Magdalena als erster Zeugin des Auferstandenen im Film kaum Aufmerksamkeit bekommt. Wirklich schwierig ist eine Szene, in der Jesus Frauen aufträgt, ihren gewalttätigen Männern zu vergeben und sich in ihr Leid zu fügen.
Trotz dieser aus theologischer wie aus Geschlechterperspektive schwierigen Aspekte des Films: Viele andere Szenen stellen auf berührende Weise die tiefe Radikalität des christlichen Glaubens dar. Wer die Folgen erzählerischer Freiheit einzuordnen weiß und die Handlung nicht für bare (biblische) Münze nimmt, dem bietet der Film reichlich Stoff zum Nachdenken.
Jantine Nierop