Sexualisierte Gewalt: EKD bittet um Vergebung und verspricht Aufklärung
Bedford-Strohm fordert „Null-Toleranz gegenüber Tätern und Mitwissern“
Würzburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat Opfer von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche um Vergebung gebeten und weitere Aufklärung versprochen. „Wir müssen weitere Konsequenzen ziehen, noch intensiver an Präventionskonzepten und zielgenauer Aufarbeitung arbeiten“, sagte der bayerische Landesbischof zum Auftakt der Synodentagung der EKD in Würzburg. Er forderte „Null-Toleranz gegenüber Tätern und Mitwissern“. Dafür stehe die Kirche in der Pflicht.
Bei der bis zum 14. November dauernden Synodentagung beschäftigt das Plenum am 13. November das Thema sexualisierte Gewalt. Nach der Ende September vorgestellten Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche wurden aus Politik und Gesellschaft auch Rufe lauter, die evangelische Kirche müsse sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen in ihren Reihen noch stärker aufarbeiten.
„Dann wird mit Füßen getreten, wofür wir stehen“
Bedford-Strohm sagte, die „schmerzhaften Diskurse“ um sexualisierte Gewalt hätten „ihren spezifischen Kontext im Raum der römisch-katholischen Kirche“. Es gebe dort „systemische Besonderheiten, wie sie andere Kirchen nicht haben“, sagte er. Gleichzeitig unterstrich er, es gehe nicht allein um die Zahl der Fälle im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Organisationen. Laut einem den Synodalen vorliegenden Bericht wurden in den Kommissionen der 10 von insgesamt 20 Landeskirchen bislang 479 Fälle erfasst.
Eines unterscheide die Kirchen von den anderen Organisationen, sagte Bedford-Strohm. „Wir sind – ganz gleich ob evangelisch oder katholisch oder orthodox oder freikirchlich – als Kirche eine Institution, die sich auf Jesus Christus bezieht, denjenigen, der für radikale Liebe steht“, sagte er. Wenn im Rahmen dieser Institution Handlungen passierten, die das Leben von Menschen zerstörten, „dann wird mit Füßen getreten, wofür wir stehen“, sagte er und ergänzte: „Einen tieferen Widerspruch kann ich mir kaum vorstellen.“ Im Namen des Rates der EKD bitte er um Vergebung, sagte er.