Neue Wege der Betroffenenpartizipation in der EKD

Betroffene und EKD verständigen sich auf ein Beteiligungsforum als zentralen Ort für alle Fragen zum Schutz und zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt

Ursprüngliche Mitglieder des Betroffenenbeirats und Vertreter*innen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) haben sich am 23. April zu einem Klausurtag zur Neuausrichtung der Betroffenenpartizipation in Kassel getroffen. Sie haben den Strukturvorschlag der unabhängigen Expertin, Dr. Birgit Mangels-Voegt, für ein Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt diskutiert und sich darauf übereinstimmend verständigt. Grundlegend dafür ist eine starke Partizipation Betroffener und eine aktive Rolle in der Gestaltung von Aufarbeitung, Prävention, Intervention, Unterstützung und Anerkennung in der evangelischen Kirche und Diakonie. Betroffene und kirchliche Vertreter*innen unter Beteiligung der Diakonie beraten und streben im Beteiligungsforum gemeinsame Lösungen an. Das neue Beteiligungsforum wird zum zentralen Gremium innerhalb der EKD, in dem alle Fragen, die sexualisierte Gewalt betreffen, bearbeitet werden. „Das Gespräch war intensiv und sehr grundsätzlich. Ein gutes Grundgerüst wurde gefunden. Wir müssen es natürlich noch weiter ausdifferenzieren. Ein ganz entscheidender Schritt zur angemessenen Beteiligung Betroffener ist gemacht“, berichtet Nancy Janz, ursprüngliches Mitglied des Betroffenenbeirats.

Das Strukturmodell basiert auf Ideen und Vorschlägen für eine neue Form der Beteiligung, die im Laufe der vergangenen sieben Monate von ursprünglichen Mitgliedern des Betroffenenbeirates sowie Kirchenvertreter*innen eingeholt und im Verlauf verschiedener Gespräche weiterentwickelt wurden. Noch offene Fragen und Herausforderungen wurden identifiziert und werden im Rahmen der kommenden Gespräche gemeinsam beantwortet. Dr. Birgit Mangels-Voegt, Expertin für Beteiligungsverfahren, erläutert: „Ziel des neuen Beteiligungsforums ist die verbindliche Mitwirkung von Betroffenen an Entscheidungen und Maßnahmen zum Schutz vor und zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt. Eine strukturierte Kommunikation zwischen Betroffenen und Kirchenvertreter*innen ist unerlässlich. Der Prozess wird durch externe Moderation, Supervision und Prozessbegleitung unterstützt.“

Nach dem Scheitern des bisherigen Modells der Partizipation Betroffener und im Zuge der Neuausrichtung wurde die alte Struktur des Betroffenenbeirates durch den Rat der EKD aufgelöst. Das neue Beteiligungsforum setzt sich aus Mitgliedern des ehemaligen Betroffenenbeirates, die in dieser neuen Form der Zusammenarbeit mitgestalten wollen, und Kirchenvertreter*innen zusammen. Neben dem bisherigen Beauftragtenrat, der ebenfalls neu strukturiert wird, sind Kolleg*innen der Fachebene aus den Landeskirchen sowie die Präses der Synode, die Diakonie Deutschland, der Bevollmächtigte des Rates und die Fachstelle Sexualisierte Gewalt der EKD eingebunden.

„Auf die kommende Zeit blicke ich mit viel Optimismus. Ich habe Vertrauen in das neue Modell, das in vielen Gesprächen mit Betroffenen und den Vertreter*innen der Kirche entwickelt wurde“, so der Sprecher des Beauftragtenrates, Landesbischof Christoph Meyns (Braunschweig). „Mit dieser neuen, deutlich anderen und weitergehenden Form der Beteiligung werden wir das gemeinsame Anliegen, sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie bestmöglich aufzuarbeiten und zu verhindern, konsequent umsetzen.“ Detlev Zander aus dem ehemaligen Betroffenenbeirat: „Das neue Beteiligungsforum bietet die Chance, den notwendigen Weg der EKD in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt bei jedem Schritt kritisch zu begleiten und die Perspektive Betroffener direkt einzubringen. Ich sehe darin einen Meilenstein in den Aufarbeitungsprozessen sexualisierter Gewalt in Deutschland.“

Kassel, den 24. April 2022

Teilnehmende des Klausurtags zur Neuausrichtung der Betroffenenpartizipation in der EKD über Pressestelle der EKD

 

Hintergrund: 

Der Betroffenenbeirat war im August 2020 von der EKD berufen worden, um Perspektiven und Haltungen Betroffener sexualisierter Gewalt in die laufenden Entscheidungsprozesse einzubinden. Im Mai vergangenen Jahres wurde das Gremium vorerst ausgesetzt. Dem vorausgegangen waren interne Konflikte sowie konzeptionelle Fehler in der Struktur des Beteiligungsmodells.

Betroffene von sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie können sich an die „ZentraleAnlaufstelle.help“ sowie an die landeskirchlichen Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt wenden.

Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt

www.Anlaufstelle.help
www.ekd.de/Ansprechpartner-fuer-Missbrauchsopfer-23994.htm

Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch

https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/hilfe-telefon

Weitere Informationen zu den Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt unter

www.hinschauen-helfen-handeln.de

www.ekd.de/missbrauch

Hannover, 25. April 2022

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt