Theologe und Liederdichter Klaus-Peter Hertzsch gestorben
Jena/Frankfurt a.M. (epd). Der evangelische Theologe und Dichter Klaus-Peter Hertzsch ist in Jena im Alter von 85 Jahren gestorben. Dies bestätigte die Evangelische Fakultät der Universität Jena. Hertzsch war durch seine literarischen Texte und biblischen Balladen bekannt geworden. Die Universität würdigte den Verstorbenen als "hoch geachteten Mittler zwischen Wissenschaft und Kirche". Generationen von Studierenden habe Hertzsch mit seinem außergewöhnlichen Charisma geprägt und für die praktische Arbeit im Pfarramt vorbereitet, heißt es in einem Nachruf.
Hertzsch wurde am 23. September 1930 in einem von den "Religiösen Sozialisten" geprägten Elternhaus in Eisenach geboren. Von 1949 bis 1955 studierte er in Jena Theologie. Nach einem zweijährigen Stipendium beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf wurde er 1957 ordiniert. Danach war er zunächst Gemeindepfarrer und Konviktinspektor in Jena, von 1959 bis 1966 Studentenpfarrer und Leiter der Geschäftsstelle der Evangelischen Studentengemeinden der DDR in Berlin.
Als Dichter bekannt geworden
An der Universität Jena war Hertzsch bis zu seiner Emeritierung 1995 Professor für Praktische Theologie. Über viele Jahre gehörte der Theologe der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und der Thüringer Landessynode an. Er beteiligte sich auch an der "Christlichen Friedenskonferenz".
In Ost und West bekannt geworden ist Hertzsch mit einem Band biblischer Gedichte. Dieser erschien zuerst unter dem Titel "Wie schön war die Stadt Ninive" in der DDR und später mit dem Titel "Der ganze Fisch war voll Gesang" in der Bundesrepublik. Darin erzählt er Geschichten aus dem Alten Testament in Versform.
Den Geist der Zeit getroffen
Eines seiner späteren Gedichte ist "Vertraut den neuen Wegen", das 1989 für den Traugottesdienst eines seiner Patenkinder entstand. Das Lied machte danach schnell die Runde. Hastig hergestellte Kopien gingen von Hand zu Hand und wurden in zahlreichen Kirchgemeinden dankbar aufgenommen. Denn Hertzschs Worte trafen genau den Geist jener Zeit, als die Menschen in der DDR auf grundlegende Reformen hofften. Viele von ihnen bestärkte das Lied nachhaltig, sich an den Veränderungen im Herbst 1989 selbst zu beteiligen.
Wenige Tage nach dem Mauerfall erklang es in Jena im Gottesdienst zum Abschluss der Friedensdekade. Vor dem Hintergrund dieser ungeahnten Resonanz kamen die Verse noch als Lied 395 ins neue Gesangbuch der EKD – gleichsam nach Redaktionsschluss. Dort ist das populäre Lied zugleich so etwas wie das "hymnologische Erbe" der friedlichen Revolution in Ostdeutschland.
Hertzsch war der erste Träger der Martin-Luther-Medaille des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mit der bis zum Reformationsjubiläum Personen für herausragendes Engagement für den deutschen Protestantismus geehrt werden. Er habe mit seinen Predigten, Bibelarbeiten und Vorträgen, mit Gedichten und Liedern und durch seine Person "die Schönheit, Wahrheit und Klarheit des Evangeliums erschlossen", hieß es zur Begründung.
27. November 2015