Lutherbonbons für "Halloween" - Geister
Kirchenaktion soll Reformationstag in Erinnerung rufen
Von Hartmut Schulz
Hamburg/Kiel (epd). Wenn um den 31. Oktober Horden als Geister verkleidete Kinder an Türen klingeln und um Süßes bitten, hat die Evangelische Kirche eine Überraschung für sie. Erstmals gibt es einen "Lutherbonbon". Es schmeckt nach Zitrone, Orange oder Johannisbeere. Auf dem Bonbonpapier steht: "31. Oktober ist Reformationstag". Abgebildet ist ein freundlich augenzwinkender Martin Luther. Außerdem finden die Kinder die Internetadresse "www.lutherbonbon.de" mit Spielen und Informationen rund um das Leben des Reformators.
"Wir möchten als Kirche Neugier und Interesse für den Reformationstag wecken", sagt Pastor Michael Stahl vom Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordelbischen Kirche in Hamburg. Seit Jahren wird Halloween in Deutschland immer beliebter, was so einge evangelisch-lutherische Christen ärgert. Das Fest mit leuchtenden Kürbisfratzen wird mitunter sogar als Konkurrenz zum Reformationstag gesehen. Ein eher griesgrämiges Dagegenhalten bringt aber nichts, wissen Pastoren und Kirchenverantwortliche längst.
Mit den Lutherbonbons zeige sich die Kirche "als fröhliche Kirche, die am Reformationstag selbstbewusst und mit Zuversicht den Glauben feiert", sagt Stahl und verweist auf ein Zitat von Martin Luther: "Die Zuversicht und Erkenntnis der göttlichen Gnade macht fröhlich, trotzig und lustig gegenüber Gott und allen Kreaturen."
Die Idee für das neue Bonbon kommt von Stahl selbst. Als er noch Gemeindepastor in Hamburg-Niendorf war, hatte er unangenehme Erfahrungen mit Halloween gemacht. Da er nicht zu Hause war und keine Gaben geben konnte, hatten die Kinder in einem Fall die Türklinke der Pastoratstür mit Seife beschmiert. An einem anderen Halloween-Tag war ein Ei ans Fenster geworfen worden. Da war dem Theologen klar geworden, dass er mit der frohen Botschaft reagieren musste. Stahl: "Das Evangelium ist süß."
Evangelische Christen feiern am 31. Oktober Reformationstag - und nicht "Halloween". Der Legende nach schlug Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Damit protestierte er gegen den Ablasshandel und forderte, die Kirche zu reformieren. Die Thesen verbreiteten sich in ganz Deutschland und führten zur Gründung der Evangelischen Kirche.
Die Lutherbonbons werden bundesweit am Reformationstag bei Gottesdiensten und "Lutherfesten" oder an der Haustür verteilt. Mehr als 20.000 Tüten wurden bereits bestellt, freut sich Stahl. Eine Tüte mit 18 Lutherbonbons kostet 2,90 Euro. (Bestellung unter 040 - 306 20 1100 oder www.komm-webshop.de.)
15. Oktober 2005