Bischöfe erinnern an Kern der Weihnachtsbotschaft
Bedford-Strohm beklagt Fixierung auf materielle Güter - Berliner Bischof verweist auf "große Ideen der Menschheit"
Frankfurt a.M. (epd). Kurz vor den Feiertagen haben Bischöfe an den Kern der Weihnachtsbotschaft erinnert und für die Besinnung auf das Wesentliche geworben. Die Botschaft, dass Gott sich für die Menschen entschieden habe, gelte allen Menschen, sagte Bischof Martin Hein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Donnerstag. Hein fügte hinzu: "Weihnachten ist längst entschieden: Gott ist in der Welt - gegen das Leiden und die Härte, gegen Falschheit und Verzweiflung. Bei allen Krisen und in allen Nöten entdecken wir die Spur der Hoffnung. Weihnachten tut gut!"
Der umstrittene "MediaMarkt"-Werbespruch "Weihnachten wird unterm Baum entschieden" hat nach Ansicht des Bischofs der Evangelischen Landeskirche in Baden, Ulrich Fischer, eine positive Diskussion über den Sinn von Weihnachten ausgelöst. "Die Kirchen sollten froh sein über diese Debatte, statt ein großes Protestgeheul anzustimmen", schreibt Fischer in Weihnachtsbotschaft.
Die Menschen sind nach Ansicht des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm zu sehr auf materielle Güter fixiert. "In vielen Gesellschaften reißen die Menschen bei materiellen Reichtümern die Augen auf, aber bei menschlichen Reichtümern sind sie wie Schlafwandler", sagte der Landesbischof in seinem Wort zu Weihnachten.
In den vergangenen Jahrzehnten habe sich Deutschland zu einer "Turbogesellschaft" entwickelt. Nach der Devise "immer schneller, immer besser, immer effektiver" sei der materielle Wohlstand gewachsen, aber der menschliche Wohlstand habe nicht Schritt gehalten, sagte Bedford-Strohm. Daher seien viele Menschen erschöpft und ausgelaugt. Es sei an der Zeit, mehr "soziale Biotope" zu schaffen, regte der Bischof an.
Weihnachten bietet nach Ansicht des Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn die Chance, Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden zu lernen. Die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall erinnere daran, was Menschen zum Leben wirklich brauchen, sagte Maltzahn in seiner Weihnachtsbotschaft. Dazu zählten unter anderem ein Dach über dem Kopf, Wärme gegen die Kälte, das tägliche Brot, menschliche Nähe und Zuneigung sowie Hoffnung und Orientierung.
Der Berliner Bischof Markus Dröge warb zu Weihnachten für die "großen Ideen der Menschheit" geworben. Dazu zählten die Idee des Friedens, das Ideal der Menschenrechte, die Vision einer gerechten Art im Umgang mit Reichtum und eine Wirtschaft, die dem Menschen dient, sagte Dröge in seiner Weihnachtsbotschaft. "All diese Visionen sind keineswegs verbraucht", mahnte der evangelische Theologe.
22. Dezember 2011