Pilgerweg zurück in die Zukunft
Konzept für eine Pilgerandacht zu Zeiten der Lockerung des „physical distancing“
von Pastorin Amélie Gräfin zu Dohna (Bardowick) und OKR Dr. Johannes Goldenstein (Hannover)
Wenn sich abzeichnet, dass es zu Lockerungen des „physical distancing“ als Maßnahme gegen eine schnelle Verbreitung des Corona-Virus kommt, sind neben digitalen Angeboten auch weitere Formen des Gottesdienstes denkbar. Auch wenn es zunächst wohl nur kleinen Gruppen ermöglicht werden wird, unter weiterer Wahrung physischer Distanz zusammenzukommen, lässt sich Gottesdienst feiern.
Eine Gottesdienstform, die dieser Situation besonders gut Rechnung tragen kann, ist die Pilgerandacht. Pilgern ist seit vielen Jahren fester Bestandteil kirchlicher Praxis. Dazu zählen neben dem individuellen Pilgern auch Angebote für Gruppen mit geistlichen Impulsen. Das haben wir für die aktuelle Situation angepasst.
Die hier vorgeschlagene Liturgie bzw. Form richtet sich in erster Linie an Personen im Verkündigungsdienst, die nach geeigneten Gottesdienst-Angeboten für diese Tage suchen. Eigene Erfahrungen mit dem Pilgern sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung. Es gibt es ein gut ausgebildetes Netzwerk von kirchlichen Pilgerbegleiterinnen und -begleitern, die nach Bedarf einbezogen werden können.
Was ist geplant?
- Ein Rundweg von 2-3 km mit ca. 60 Minuten Dauer.
- Öffentliche Einladung auf den digitalen und analogen Kommunikationswegen, die wir in den letzten Wochen etabliert und genutzt haben.
- Teilnahme ist nur nach Anmeldung möglich.
- Begrenzung auf max. 10 Personen.
- Angebot mehrfacher Wiederholung oder mehrerer paralleler Touren bei entsprechender Nachfrage.
- Gewährleistung räumlicher Distanz 1,5-2 m zwischen den Teilnehmenden.
- Gemeinsames Singen, Nachdenken über Leitfragen auf der Basis von biblischen Texten, Gelegenheit zum Austausch zu zweit, Rückmeldung in die gesamte Gruppe, gemeinsames Gebet und Segen.
Was ist bei der Vorbereitung zu bedenken?
- Die Teilnehmer*innen müssen sich anmelden. Auf der Einladung sollten praktische Hinweise für den Weg gegeben werden (s. u.).
- Es empfiehlt sich, den Weg vorbereitend selbst zu gehen und die Zeit zu messen. Mit einer Gruppe dauert es deutlich länger, auch muss Zeit für die Impulse und die Austauschrunden einberechnet werden. Besonders schön ist es, wenn der Weg und die Umgebung sogar die Inhalte atmosphärisch unterstützen, das ist aber keine Voraussetzung.
- Startpunkt sollte ein Platz sein (z. B. vor der Kirche, Marktplatz) oder eine Wiese, so dass 10 Personen mit 2 m Abstand voneinander einen großen Kreis bilden können.
- Der Weg sollte im 2. und 4. Wegabschnitt so breit sein, dass zwei Personen in entsprechendem Abstand nebeneinander gehen können und sich austauschen. Das ist in aller Regel kein Problem.
- Schön ist es, wenn jede*r Teilnehmer*in eine Kopie bekommt mit den Liedern und dem Bibeltext, so können sie auch unterwegs für sich noch einmal nachlesen.
- Es hat Sinn, ein Handy dabeizuhaben, evtl. eine Erste-Hilfe-Ausstattung, sowie eine Flasche Wasser.
- Entsprechend den Empfehlungen und Verfügungen der Behörden ist zu prüfen, ob das Tragen von Gesichtsmasken empfohlen oder zur Voraussetzung für die Teilnahme gemacht wird
- Vor allem in städtischen Kontexten sollte im Blick bleiben, dass sich unterwegs nicht einfach zusätzliche Personen der Gruppe anschließen.
AM AUSGANGSPUNKT
VORBEMERKUNGEN
Willkommen zu unserer Pilgerandacht. Wir gehen ca. eine Stunde. Zwischendurch gibt es zwei Stationen, an denen wir wieder solch einen großen Kreis bilden und es einen Impuls für die folgende Wegstrecke gibt, zum Nachdenken und Meditieren.
Bitte halten Sie unterwegs den Abstand von 2 Metern zu der vor Ihnen gehenden Person ein.
Das Tempo bestimmt die Person, die vorgeht. Bitte bleiben Sie in der Reihenfolge, in der wir losgehen. Wenn ich losgehe, schließen Sie sich bitte im Uhrzeigersinn nacheinander an. Genauso bilden wir bei den Stationen auch wieder einen Kreis.
ERÖFFNUNG
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Andacht auf dem Weg. Wir mussten auf Distanz gehen in den letzten Wochen. Zum Schutz unserer Mitmenschen und zu unserem eigenen. Schrittweise tasten wir uns zurück in unser gewohntes Leben.
Wie hat mich die zurückliegende Zeit verändert? Was habe ich über mich gelernt? Was habe ich wiederentdeckt? Wie kann es jetzt gut weitergehen?
Mit solchen Fragen sind wir gerade unterwegs.
In der nächsten guten Stunde wollen wir uns von diesen Fragen und von Worten aus der Bibel und Liedern begleiten lassen.
Drei Impulse wird es geben.
Zunächst singen wir. Endlich wieder gemeinsam!
SINGEN
Alle singen „Wir wollen alle fröhlich sein“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 100), Strophe 1-4, oder „Halleluja“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 182), Strophe 1+8, oder ein anderes Lied.
PILGERSEGEN
Am Beginn unseres Weges steht die Bitte um Gottes Segen für den Weg:
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist segne und behüte uns.
Er befreie uns aus unseren Nöten.
Er erfülle uns mit österlicher Freude.
Er geleite uns auf unserem Weg jetzt und allezeit und in Ewigkeit.
Amen.
oder:
Gott,
wir machen uns auf den Weg.
Wir haben alles dabei,
was uns in der letzten Zeit beschäftigt hat,
was uns freut,
was uns belastet.
Wir nehmen uns Zeit für uns,
Zeit für dich.
Verbinde uns zu einer Gemeinschaft in deinem Geist.
Lass diesen Weg gesegnet sein. Amen.
oder:
In der österlichen Frische des neuen Sonntagmorgens kommen wir zu dir, Gott.
Mit dir gehen wir in diesen Tag.
Was uns begegnet, soll gesegnet sein.
Stärke unseren Körper.
Weite unsere Sinne.
Erleuchte unsere Gedanken.
Unser Schweigen und unseren Austausch erfülle mit Liebe.
Führe uns zu dem Ziel, das wir noch nicht kennen,
nach dem wir uns sehnen.
Amen.
EINEN BIBELTEXT LESEN
Wir lesen den Bibeltext reihum so, dass jede*r einen Vers liest. Dann halten wir einen Moment still, um ihn auf uns wirken zu lassen. Dann kann, wer möchte, ein Wort oder einen Versteil aus dem Text laut wiederholen, auch Mehrfachnennungen sind möglich. Ein Wort, das ihr/ihm auffällt, gefällt, unverständlich, ärgerlich ist. Es wird nicht kommentiert. Danach wird der Text noch einmal von einer Stimme laut vorgelesen.
Im Folgenden werden zwei Versionen zur Auswahl oder für zwei Wegandachten angeboten: (1) Jesaja 40,26-31, die Lesung aus dem Alten Testament für den 1. Sonntag nach Ostern (Quasimodogeniti), und (2) eine Collage von Texten aus dem 2. Korintherbrief, die sich am Spruch für die Woche des 3. Sonntags nach Ostern (Jubilate) orientiert.
Auf die zur Auswahl stehenden Texte beziehen sich jeweils die Impulse für die Wegstrecken.
aus Jesaja 40
26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?
Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen;
seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.
27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst:
»Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?
28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?
Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat,
wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.
30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen;
31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden.
Jesaja 40,26-31
aus dem 2. Korintherbrief
8 Wir wollen euch, Brüder und Schwestern, nicht verschweigen die Bedrängnis,
die uns […] widerfahren ist, da wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten;
9 […] Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten,
sondern auf Gott, der die Toten auferweckt,
10 der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird.
Auf ihn hoffen wir.
2. Korinther 1,8-10 in Auswahl
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
2. Korinther 5,17
Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.
2. Korinther 4,16
17b Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
18 Wir alle aber spiegeln mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider, und wir werden verwandelt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern.
2. Korinther 3,17b-18
LOSGEHEN
Wir gehen die erste Wegstrecke im Schweigen und lassen den Text auf uns wirken.
Jesaja 40 2.
orintherbrief Heben Sie Ihre Augen auf.
Schärfen Sie Ihren Blick.
Was sehen Sie um sich herum?
Was sehen Sie im Bibeltext und mithilfe des Bibeltextes?
2. Korintherbrief
Ihr Angesicht ist aufgedeckt.
Schärfen Sie Ihren Blick.
Was sehen Sie um sich herum?
Was sehen Sie im Bibeltext und mithilfe des Bibeltextes?
ERSTE STATION
LIEDSTROPHE ZUM SAMMELN
Wir singen miteinander das „Halleluja“ aus „Wir wollen alle fröhlich sein“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 100) oder „Halleluja“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 182), Strophe 1.
INNEHALTEN
Unsere erste Station. Bitte bilden Sie eine große Runde.
Wie ist es mir ergangen? Gibt es etwas, das mir beim Gehen an dem Bibeltext aufgegangen ist, das ich mitteilen möchte?
Zeit, dass alle, die möchten, etwas sagen können.
IMPULS FÜR DAS NÄCHSTE STÜCK WEG
Wir gehen nun weiter. Die nächste Strecke soll ein Weg zu zweit sein. – Achten Sie bitte darauf, weiterhin Abstand zu halten! Tauschen Sie sich zu zweit über den Impuls aus, den ich Ihnen nun mitgebe.
Jesaja 40
„Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen;
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst:
2. Korintherbrief
„Wir wollen euch, Brüder und Schwestern, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns widerfahren ist, da wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft,
‚Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber‘?“
Ich habe mich in der letzten Zeit müde und matt gefühlt; als ob ich straucheln und fallen würde.
Das hat sich so angefühlt, als hätte Gott nicht auf mich geachtet.
sodass wir auch am Leben verzagten.“
In der letzten Zeit hat mich einiges beschwert und verzagt gemacht.
Das hat es mir schwer gemacht, zu hoffen und zu vertrauen.
ZWEITE STATION
INNEHALTEN
Unsere zweite Station. Bitte bilden Sie eine große Runde. Können Sie noch gehen?
IMPULS FÜR DAS NÄCHSTE STÜCK WEG
Den nächsten Abschnitt gehen wir wieder einzeln und im Schweigen.
Wer nicht schweigen kann oder etwas besprechen möchte, kann mit dem Leiter ins Gespräch kommen, aber bitte nicht die anderen Teilnehmer vom Schweigen abhalten.
Jesaja 40
…sein Verstand ist unausforschlich.“
Forschen Sie Gottes Verstand aus. Was kann er sich für Sie gedacht haben an Lehrreichem, Gutem, Neuem?
2. Korintherbrief
„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber […] werden verwandelt in sein Bild.“
Suchen Sie nach der Freiheit, die Gottes Geist schenkt: Welche Verwandlung möchte Gott Ihnen möglich machen?
LIEDSTROPHE
Wir singen miteinander das „Halleluja“ aus „Wir wollen alle fröhlich sein“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 100) oder „Halleluja“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 182), Strophe 1.
DRITTE STATION
LIEDSTROPHE ZUM SAMMELN
Wir singen miteinander das „Halleluja“ aus „Wir wollen alle fröhlich sein“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 100) oder „Halleluja“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 182), Strophe 1.
IMPULS FÜR DAS NÄCHSTE STÜCK WEG
Tun Sie sich nun wieder zu zweit zusammen – mit jemandem anders als beim ersten Mal.
Jesaja 40
„die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.“
Tauschen Sie sich miteinander aus, welche neue Kraft Ihnen aus dieser Zeit erwachsen ist oder wo Sie auffahren mögen mit Flügeln wie Adler. Zunächst können Sie viele Ideen und Fantasien entstehen lassen.
Zum Schluss nehmen Sie sich eine vor, die Sie sich konkreter ausmalen. Was erwarten Sie von Gott dafür?
2. Korintherbrief
„Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“
Tauschen Sie sich miteinander aus, welche innere Erneuerung wünschen Sie sich für die kommende Zeit? Und welche äußere? Zunächst können Sie viele Ideen und Fantasien entstehen lassen. Zum Schluss nehmen Sie sich eine vor, die Sie sich konkreter ausmalen. Was erwarten Sie von Gott dafür?
ABSCHLUSS AM AUSGANGSPUNKT
LIEDSTROPHE ZUM SAMMELN
Wir singen miteinander das „Halleluja“ aus „Wir wollen alle fröhlich sein“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 100) oder „Halleluja“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 182), Strophe 1.
Wir sind angekommen, wir bilden wieder eine große Runde.
Wir haben Gottes Wort mit den Füßen und im Herzen bewegt.
Wir teilen miteinander, was uns unterwegs wertvoll geworden ist. In meinen Alltag nehme ich mit: …
GEBET
Wir tragen Bitten, Lob, Klage und Dank zusammen in ein gemeinsames Gebet. Ich beginne und lasse zwischendurch Stille. Jede*r kann eigene Anliegen einbringen, laut oder in der Stille – so wie es ihm/ihr lieb ist.
Gott,
wir danken dir für diese gemeinsame Zeit:
die Sonne / das Sonnenlicht,
die Gemeinschaft,
den Weg.
Wir bringen dir, was uns bewegt.
Wir danken dir ….
Wir klagen dir ….
Wir bitten dich ….
Bleibe bei uns und bei allen, die mit mir auf dem Weg des Lebens gehen. Bleibe bei uns mit deinem Segen. Amen.
VATERUNSER
Vater unser im Himmel,
eheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
nd vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Der Herr segne dich und behüte dich.
er Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich + und gebe dir Frieden.
Amen.
LIED
Wir singen miteinander „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ (Evangelisches Gesangbuch 317), Strophe 2+3+5.
Ev.-luth. St. Peter und Paul Kirchengemeinde Bardowick / Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands
© amelie.zudohna@evlka.de | goldenstein@velkd.de
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