Revision der Lutherbibel ist abgeschlossen
Übergabe des Textes an den Rat der EKD
Mit einem festlichen Empfang auf der Wartburg bei Eisenach hat die fünfjährige Arbeit an der Revision der Lutherbibel am Mittwoch, 16. September ihren offiziellen Abschluss erhalten. Am Ende der Ratsperiode wurde der Text der Lutherbibel dem Rat der EKD übergeben, der die Revision beschlossen und festgestellt hatte.
Im Namen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dankte der Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, dem Lenkungsausschuss sowie allen Mitarbeitenden für ihre intensive Arbeit „an einem schwierigen und umfangreichen Projekt“.
Der Rat der EKD hatte zur Koordination der Lutherrevision einen Lenkungsausschuss eingesetzt, in dem rund 70 exegetische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, praktische Theologinnen und Theologen sowie kirchleitende Personen vertreten sind. Auch gehören die drei Hauptkoordinatoren der konkreten Arbeit dem Lenkungsausschuss an: Für das Alte Testament Prof. Dr. Christoph Levin, München, für das Neue Testament Prof. Dr. Martin Karrer, Wuppertal und für die Apokryphen Prof. Dr. Martin Rösel, Rostock.
Der Vorsitzende des Lenkungsausschusses, Christoph Kähler, drückte seine Freude darüber aus, dass das Projekt im Vorfeld des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 abgeschlossen werden konnte. Die revidierte Bibel 2017 wird am 30. Oktober 2016 offiziell erscheinen.
Er sei froh und dankbar, dass so viele Fachleute ihre Arbeits- und Lebenszeit der Revision zur Verfügung gestellt haben. „Die Lutherbibel stellt ein kostbares theologisches und kulturelles Erbe dar. Mit diesem Erbe müssen wir behutsam und sorgfältig umgehen.“
Die Deutsche Bibelgesellschaft (DBG), vertreten durch ihren Generalsekretär, Christoph Rösel wurde mit der Herstellung und Verbreitung der neuen Bibel betraut. „Die Wiederentdeckung der Bibel durch Martin Luther war ein zentrales Geschehen der Reformation. Das Reformationsjubiläum 2017 bietet die Chance, die Bibel in der Sprache Luthers neu zu entdecken“, so Rösel.
Mit der Übergabe werde deutlich, dass die jahrelange Arbeit an der Revision der Lutherbibel nicht für den Rat der EKD oder die Deutsche Bibelgesellschaft getan wurde, erklärte Bedford-Strohm. „Alle Beteiligten haben die Arbeit für die Menschen getan, die mit der Lutherbibel aufgewachsen sind und mit ihr leben. Denen diese Texte neue Gesichtsfelder und Gedankenwelten eröffnet über das alltägliche Leben hinaus, ihnen Mut gibt, Kraft und Stärke, Trost und Hoffnung“.
Zur Geschichte der Bibelrevision:
Die Lutherbibel geht zurück auf die Übersetzungen Martin Luthers und seiner Mitarbeiter in den Jahren 1521 bis 1545. Die Übersetzung des Neuen Testaments erschien im September des Jahres 1522 (Septembertestament). In den folgenden Jahren wurden kontinuierlich weitere Bücher der Bibel übersetzt, bis im Jahr 1534 die erste Gesamtausgabe erschien. Im Jahr 1545 erschien dann die letzte von Luther selbst durchgesehene Gesamtausgabe. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man die Bibelübersetzungen, die auf Martin Luther zurückgingen, sich aber durchaus unterschieden, kritisch durchzusehen und eine erste Revision vorzunehmen. Diese hatte das Ziel, einerseits den ursprünglichen Luthertext wieder herzustellen und andererseits diesen Text an jenen Stellen, wo er nicht mehr verständlich oder unklar war, an den allgemeinen Sprachgebrauch anzugleichen. Immer noch in Gemeinde-Gebrauch ist der Text der zweiten Revision von 1912. Die dritte und letzte Revision wurde in den Jahren 1964 (Altes Testament), 1970 (Apokryphen) und 1984 (Neues Testament) abgeschlossen. Zu einer heftigen Auseinandersetzung kam es Zuge diese Revisionsarbeiten im Jahr 1975. Der damals vorgelegte revidierte Text des Neuen Testaments stieß in weiten Teilen der evangelischen Kirche auf zum Teil massive Kritik. Man vermisste vor allem die „Treue gegenüber der Sprache Luthers“. Es wurde eine „Nach-Revision“ vorgenommen, so dass der gesamte Prozess der Revision erst 1984 zum Abschluss kam. Im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Rechtschreibung 1999 wurde der Text noch einmal durchgesehen.
Hannover, 16. September 2015
Pressestelle der EKD
Kerstin Kipp