Leitender Bischof der VELKD führte Ralf Meister ein
Frühere hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann verabschiedet
Das Predigen, das Verkündigen im Gottesdienst und in allen öffentlichen Äußerungen hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), als „die wichtigste Tätigkeit eines lutherischen Bischofs“ bezeichnet. „Ich habe die erstaunliche Erfahrung gemacht, dass für meine öffentlichen Äußerungen die Rechtfertigungslehre, also dass Gott uns ohne Ansehen unserer Leistungen liebt, ebenso unentbehrlich ist wie die Zwei-Regimentenlehre, die uns fein unterscheiden lässt zwischen staatlichem und kirchlichem Handeln“, sagte Friedrich im Gottesdienst, in dem er den künftigen Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, in sein Amt einführte.
Die geistliche Leitung und Aufsicht in der Landeskirche sei ebenfalls eine wichtige Aufgabe – „nämlich die Sorge, für den Frieden und die Einheit der Kirche zu arbeiten“. Friedrich wörtlich: „Ich habe dies jedenfalls immer als meine wichtigste Aufgabe angesehen. Denn eine zerstrittene Kirche tut sich schwer, den Menschen unserer Zeit glaubwürdig die Liebe Gottes und den Frieden, der von Gott her kommt, weiterzugeben.“ Und was für die eigene Kirche gelte, gelte erst recht für das Miteinander der Kirchen, die Ökumene. Die VELKD sei hier in der Lage, „eine gute Rolle in der Verständigung zu spielen“. Ein Bischof habe die Funktion, das Miteinander der Christen durch die Zeiten zu symbolisieren und die Verbindung herzustellen zu den Christen auf der ganzen Welt, insbesondere auch zu den anderen Kirchen des Lutherischen Weltbundes. „Diese enge Verbindung zu Lutheranern auf der ganzen Welt macht ja auch uns zu einer Weltkirche.“
„Landesbischof sein zu dürfen, ist eine wunderbare Aufgabe! Sie macht Freude und gibt Erfüllung“, sagte Johannes Friedrich, auch wenn es in diesem Amt schwierige Situationen gebe und schwere Entscheidungen zu treffen seien. Sehr geholfen habe ihm in solchen Situationen die Geschwisterschaft in der lutherischen Bischofskonferenz. Noch wichtiger als die Präsenz und Solidarität der Kolleginnen und Kollegen im Bischofsamt sei die Solidarität und Begleitung Gottes. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Amt möglichst oft als ein Freude machendes Amt empfinden, weil Sie in diesem Amt den Menschen etwas Freudiges, die frohe Botschaft bringen und persönlich vermitteln können.“
In dem Gottesdienst wurde auch Prof. Dr. Margot Käßmann (Berlin/Bochum) verabschiedet und von ihrem langjährigen Dienst als Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers entpflichtet. In seiner Ansprache führte der Leitende Bischof aus: „Du hast über zehn Jahre lang in diesem Amt der Landesbischöfin gedient und bist dann vor einem guten Jahr zurückgetreten. Wir möchten heute deutlich machen, welch wichtigen Dienst Du in diesen zehn Jahren für unsere Kirche getan hast. Für Deine Landeskirche, für die EKD, die Evangelische Kirche in Deutschland – deren Ratsvorsitzende Du einige Monate warst – und für die VELKD, die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland, dem Zusammenschluss der lutherischen Landeskirchen. Es war sehr gut, Dich in diesen Ämtern zu haben. Es war gut mit Dir im Rat der EKD. Die Sitzungen, die wir unter Deiner Leitung hatten, waren schön: Wir haben viel gelacht und gleichzeitig viel gearbeitet. Du hast engagiert und uns anderen Ratsmitgliedern zugewandt geleitet. Leider nur für kurze Zeit. Im Februar letzten Jahres bist Du ja auch von dem Amt der Ratsvorsitzenden zurückgetreten. Ich bin traurig darüber. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, mit Dir zusammen die ganze Ratswahlperiode zu gestalten… Du warst eine Landesbischöfin, die die Menschen begeistert und die Mut gemacht hat zum Gottvertrauen, die die Menschen erreicht hat, wo und wie immer sie leben. Du hast die Fröhlichkeit des Evangeliums ausgestrahlt. Sicher, wir wissen: Niemand ist unersetzbar. Du hast fähige und gute Nachfolger, im Ratsvorsitz wie hier in Hannover. Und wir müssen ja heute nicht von der Person und nicht von der engagierten Theologin Margot Käßmann Abschied nehmen. Gott sei Dank. Und Du hast es ja schon deutlich gezeigt: Es gibt ein Leben nach dem Bischofsamt. Aber wir vermissen Dich, und das meint: Wir sind froh und dankbar, dass Du Bischöfin warst. Und wir dürfen darum feststellen: Du hast Dein Amt zum Wohle der Kirche wahrgenommen. Wir danken Gott für Deinen Dienst, für den Einsatz Deiner Gaben und Kräfte, für Deine Treue und Liebe. Du hast das Evangelium von Jesus Christus gepredigt und in vielfältigen Formen die Botschaft von Gottes Treue bezeugt. Nicht alles im Dienst einer Bischöfin liegt vor Augen. Vieles geschieht im Verborgenen. Und doch werden viele Früchte Deines Wirkens wahrgenommen. Dafür sind wir dankbar.“
Hannover, 26. März 2011
Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD