Politiker, Synodaler, Karl-Barth-Preisträger
Die Union Evangelischer Kirchen trauert um Jürgen Schmude
Jürgen Schmude, früherer Bundesminister und langjähriger Präses der Synode der EKD, ist am 3. Februar verstorben; er wurde 88 Jahre alt. Die Union Evangelischer Kirchen gedenkt seiner in Dankbarkeit und Respekt. In Ostpreußen geboren, wuchs Schmude am Niederrhein auf. In Moers engagierte er sich kommunalpolitisch und kirchlich. Nach seiner juristischen Ausbildung gehörte er von 1969 bis 1994 dem Deutschen Bundestag an, von 1978 bis 1981 war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, 1981/82 Justizminister und 1982 Innenminister. Von 1985 bis 2003 war Schmude Präses der EKD-Synode.
Im Jahr 2009 wurde sein Wirken in der evangelischen Kirche doppelt geehrt. Verlieh ihm die Evangelisch-theologische Fakultät der Universität Bonn die theologische Ehrendoktorwürde, zeichnete die Union Evangelischer Kirchen ihn mit dem Karl-Barth-Preis aus. Schmude habe, so die Begründung der Jury, seinem Wirken in Kirche und Gesellschaft die Barmer Theologische Erklärung zugrunde gelegt und sei dabei besonders auch von Gustav Heinemann geprägt gewesen. Das habe ihn zu bedeutenden Beiträgen zu kirchlichen und gesellschaftlichen Grundsatzfragen wie auch zu konkreten profilierten Positionen in Rechtsfragen geführt. Der Name von Jürgen Schmude stehe „für ein entschiedenes Eintreten der Kirche für die Demokratie, für den Schutz von Menschenrechten und Menschenwürde, für die Anwaltschaft für die Schwachen und für den Abbau von Fremdenfurcht und Fremdenfeindlichkeit.“ Schmude war an wichtigen kirchlichen Voten beteiligt, so an „Für Recht und Frieden sorgen“, einer Denkschrift zur fünften These der Barmer Theologischen Erklärung (1986) der Evangelischen Kirche der Union, in deren Theologischem Ausschuss er mitarbeitete, sowie später an „Demokratie braucht Tugenden“ und an der EKD-Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“ (beide 2006). Damit wie auch als Mitglied politischer Beratungsgremien wie dem Deutschen Ethikrat hat Schmude sich Themen gewidmet, die auch aktuell von großer Bedeutung sind. Dies zeigt auch ein Wort Karl Barths, das Schmude in seiner Dankesrede 2009 zitierte: „Dass man in einer Demokratie zur Hölle fahren und unter einer Pöbelherrschaft oder Diktatur selig werden kann, das ist wahr. Es ist aber nicht wahr, dass man als Christ ebenso ernstlich die Pöbelherrschaft oder die Diktatur bejahen, wollen und erstreben kann wie die Demokratie.“
Die Union Evangelischer Kirchen gedenkt ihres Karl-Barth-Preisträgers Jürgen Schmude, einer beeindruckenden und bescheidenen Persönlichkeit, eines profilierten und meinungsstarken wie dialogfähigen Protestanten.
Hannover, 5. Februar 2025
Pressestelle der UEK