Weltweite Resonanz auf kirchliche Informationsangebote

Oder: Warum man auch in Südafrika gerne das EKD-Lutherquiz spielt ?

medien praktisch, 21 (1997), Heft 83, S. 21.

"Der Pfarrer ist mein Nachbar. Er benutzt nie den gelben Sack. Soll ich ihn darauf hinweisen oder ist das seine Privatangelegenheit?" Solche kuriosen Anfragen landen selten im E-Mail Briefkasten von "kirche.online@gep.de", der elektronischen Adresse des Projektes "Evangelische Kirche Online (EKD)" im Internet. Die meisten der täglich 20-30 eingehenden Briefe sind seriöse Anfragen nach Informationen oder Bitten um konkrete Hilfestellung bei der Realisierung christlicher Internetprojekte von Landeskirchen, Gemeinden, Akademien, Werken und Verbänden der evangelischen Kirche aus dem In- und Ausland, bis hin nach Ungarn, der Schweiz und Brasilien. Ab und zu stellen Menschen, die der Kirche fernstehen, aber auch ernstgemeinte Fragen nach dem christlichen Glauben: "Warum glaubt ihr eigentlich noch? Ist der Glaube nicht längst überholt?". Bei solchen Fragen muß man sich dann Zeit nehmen und Auskunft über den eigenen Glauben geben.

Überaus positiv war die Reaktion von den Internet Nutzern als im Februar 1996 die Informationsangebote der EKD und des GEP im "World Wide Web", freigeschaltet wurden: "Als Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Bangkok habe ich schon lange auf eine elektronische Verbindung zur EKD gewartet", lautet ein Beitrag, oder: "Ich finde es klasse, dass meine Kirche es geschafft hat, ins Internet einzusteigen. Jetzt müssen nur noch die Pfarrer lernen mit dem Computer zu arbeiten", eine andere, oder: "Ich finde es sehr spannend, das unsere gute alte Kirche auf neuen modernen Pfaden wandelt. Ein ganz neues Gefühl". Zahlreiche Wünsche zum Ausbau des Informationsangebotes begleiteten die teilweise begeisterten Einträge in das interaktive Forum auf dem EKD-Server: Die einen wünschen sich einfach mehr Adressen von Ansprechpartnern in den verschiedenen Einrichtungen der evangelischen Kirche, andere interessieren "Vorschauen für christlich relevante Fernsehsendungen".

Mitte März 1996 wurden auch englischsprachige Basisinformationen ins Netz gestellt. Seitdem kommen ca. ein Drittel aller Zugriffe auf den EKD-Rechner aus dem Ausland: von Japan, Malaysia, Singapur über Südafrika, Brasilien, USA, Kanada bis hin zu Schweden, Finnland, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und der Ukraine. In der monatlichen Statistik der Zugriffe lassen sich regelmäßig an die 30 verschiedenen Länder finden. Im Gästebuch auf dem EKD-Server freut sich der Pastor der "Omori Lutheran Church" in Tokio, Hirotaka Tokuhiro, über die Informationen aus Deutschland, ein 93jähriger kanadischer Lutheraner, der täglich seinen Computer benutzt, möchte mehr über Bach wissen und die "Messiah Lutheran Church" in Fairfield Park (Ohio) fragt an, ob es den Lutherquiz auch auf CD-ROM gebe, oder ob Sie den sonstwie bekommen könnten, da sie mit der Sonntagsschule bei einem Lutherfestival eine multimedia Computerdemonstration machen und den Quiz gerne vorführen würden. Ein Pfarrer aus Südafrika berichtet, daß seine Konfirmanden ebenfalls mit großer Freude den Lutherquiz gepielt hätten.

Im Laufe des letzten Jahres wurde das Informationsangebot kontinuierlich ausgebaut. Neben GEP und EKD werden mittlerweile auch noch andere überregionale Informationsangebote der evangelischen Kirche von der Projektstelle betreut: u. a. die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland, der Evangelische Posaunendienst in Deutschland, der WerbeDienst, der Deutsche Evangelische Kirchentag und die Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Entwicklungsdienst.

Durch besondere Aktionen und die ständige Aktualisierung der Angebote wurden den Nutzern auch immer wieder neue Highlights geboten: seit August 1996 gibt es den EKD-Newsletter, der monatlich über aktuelle Entwicklungen im Internet aus dem Bereich der evangelischen Kirche informiert und den mittlerweile ca. 800 Interessierte beziehen, rechtzeitig zur CeBIT HOME Ende August 1996 wurde die gemeinsam von GEP und EKD initiierte Auszeichnung "WebFish" für das beste christliche Internet-Angebot ausgelobt, die Gewinner im März 1997 bekanntgegeben, im Oktober 1996 wurde das interaktive Melanchton-Preisrätsel gestartet, und im November 1996 ging die neue christliche Such-Maschine "ChristWeb.de", die in ökumenischer Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche vom Verein "Kirche Online" betrieben wird, ans Netz.

Nach über einem Jahr läßt sich eine durchweg positive Bilanz für das Projekt "Evangelische Kirche Online (EKD)" ziehen.

  • Innerhalb eines Jahres ist ein lebendiger Kommunikationszusammenhang mit den Nutzern im Netz entstanden, was sich an den vielen elektronischen Zuschriften und an den Einträgen in den Foren ablesen läßt.
     
  • Die Service- und Beratungsangebote der Projektstelle wurden von vielen Landeskirchen, Gemeinden, Akademien, Werken und Verbänden der evangelischen Kirche gerne in Anspruch genommen.
     
  • Die Projektstelle fungiert als Informationsbörse und Koordinationsstelle für die verschiedenen Aktivitäten der evangelischen Kirche im Internet.
     
  • Die Angebote werden von den meisten Nutzern positiv bewertet. Durch die Präsenz im Netz erreicht die Evangelische Kirche in Deutschland zunächst kirchlich interessierte Menschen, die sich auf diesem Wege informieren und mit anderen kommunizieren wollen, dann aber auch Nutzer, die der Kirche eher fernstehen, aber einfach neugierig sind, was die Kirche im Netz zu bieten hat.

Autor: Dr. Matthias Schnell