Synergieeffekte nutzen und enger zusammenwachsen
Pfälzische Landeskirche und Bistum Speyer intensivieren ihre Zusammenarbeit
Protestanten und Katholiken in der Pfalz und Saarpfalz sind schon lange geschwisterlich verbunden. Mit einer neuen ökumenischen Initiative wollen die beiden Kirchen nun noch enger kooperieren. Hintergrund sind Mitgliederschwund und Spardruck.
Speyer (epd). Vor dem Hintergrund des Mitgliederschwunds und geringerer personeller und finanzieller Ressourcen arbeiten die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer intensiver ökumenisch zusammen. Grundlage ist ein Arbeitspapier, das der Landeskirchenrat der Landeskirche und der Allgemeine Geistliche Rat des Bistums beschlossen haben. Mit dem Projekt "Zusammen_wachsen - miteinander auf dem Weg - gemeinsam Christus bezeugen - vereint den Menschen dienen" wollen evangelische und katholische Christen in der Pfalz und Saarpfalz auch ein Glaubenszeugnis in der Gesellschaft geben.
Alle kirchlichen Handlungsfelder sollen demnach in einem zeitlich nicht begrenzten Prozess für eine engere Zusammenarbeit in den Blick genommen werden, informieren Ökumenedezernent Manfred Sutter und Generalvikar Andreas Sturm. Untersucht werde, wo zukünftig gemeinsam, arbeitsteilig oder stellvertretend gearbeitet werden könne. "Denkverbote darf es dabei nicht geben", versichert Sturm. Die Kirchen wollten weiter handlungsfähig und möglichst in der Fläche mit ihren Angeboten präsent bleiben.
Um Synergieeffekte zu nutzen und Doppelstrukturen abzubauen, haben Bistum und Landeskirche bereits die Zusammenlegung ihrer beiden Bibliotheken in Speyer beschlossen - möglicherweise am bisherigen Ort der Bibliothek und Medienzentrale der Landeskirche. Engere Verzahnungen sind etwa in der Klinikseelsorge, in der Kirchenverwaltung, der Kirchenmusik und bei den gesamtkirchlichen Diensten angedacht. Auch die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas sollen, wo es möglich ist, zusammen auf dem Sozialmarkt agieren. Gemeinsame Trägerschaften von diakonischen oder karitativen Einrichtungen seien allerdings rechtlich schwierig, betont Sutter, der auch Diakoniedezernent ist.
Bei allen Veränderungen müssten kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen Verlust ihres Arbeitsplatzes befürchten, sagt Sutter. Gerade in Corona-Zeiten müssten die Kirchen vielmehr enger "an einem Strang ziehen, auch im Kampf um gute Fachkräfte", ergänzt Sturm.
Zunächst sollen die Dezernate und Hauptabteilungen sowie übergemeindlichen Dienste beider Kirchen Vorschläge für vorrangige gemeinsame Projekte unterbreiten. Ziel sei es dabei, "möglichst viele Menschen mitzunehmen und keine Ökumene von oben" zu verordnen, sagt Sturm. Danach erstellt eine Steuerungsgruppe einen Aktions- und Zeitplan. Über dessen Umsetzung soll nach zwei bis drei Jahren ein Zwischenbericht informieren.
Beide Kirchen müssten ihre eigene konfessionelle Identität wahren und die jeweilige Haushaltshoheit beachten, machen Sturm und Sutter deutlich. Dennoch müsse man weiter daran arbeiten, Differenzen im Kirchen-, Amts- und Sakramentsverständnis zu überwinden. Ihn schmerze es persönlich sehr, dass er nicht gemeinsam mit evangelischen Christen das Abendmahl feiern könne, sagt Generalvikar Sturm. "Aber wir können etwas machen und bleiben an dem Thema dran", versichert er.
Bei ihrem vertieften Ökumeneprozess wollen Landeskirche und Bistum weiter mit anderen Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Region Südwest etwa beim Klimaschutz zusammenarbeiten. Der vor sechs Jahren von beiden Kirchen veröffentlichte ökumenische Leitfaden habe viele Impulse für das Miteinander geliefert, sagt Generalvikar Sturm. Das neue Arbeitspapier zeige nun: "Es geht weiter, wir setzen uns neue Ziele."
Von Alexander Lang (epd)
www.evkirchepfalz.de
www.bistum-speyer.de
Ökumenischer Leitfaden