50 Jahre Leuenberger Konkordie: „ein Modell für den Umgang mit gesellschaftlichen Differenzen“
Kirchenleitung und Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) würdigen die historische Einigung über die gegenseitige Anerkennung reformatorischer Kirchen von 1973.
Vor 50 Jahren, am 16. März 1973, verabschiedeten lutherische, reformierte und unierte Theologen im schweizerischen Leuenberg einstimmig ein Dokument, das die nahezu fünf Jahrhunderte lange Spaltung zwischen den reformatorischen Konfessionen beenden sollte. Mit dieser Konkordie, die am 1. Oktober 1974 in Kraft trat, sicherten sich die Unterzeichnenden wechselseitig die volle Kirchengemeinschaft zu: die gegenseitige Anerkennung der Sakramente, der Ämter und der rechtmäßigen evangelischen Verkündigung. Die Konkordie haben inzwischen über 90 Kirchen aus nahezu allen europäischen und einigen südamerikanischen Ländern anerkannt – sie bilden die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Das jüngste Mitglied wurde im September 2022 die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine.
In einem anlässlich des Jubiläums veröffentlichten Statement zeigen sich Kirchenleitung und Bischofskonferenz der VELKD „zutiefst dankbar für die Überwindung der fast 500-jährigen Trennung“ zwischen Lutheranern, Calvinisten und anderen Protestanten. Die Konkordie sichere die Möglichkeit, „Einheit in versöhnter Verschiedenheit leben zu können“; darüber hinaus sei sie „ein Modell für den Umgang mit religiösen und gesellschaftlichen Differenzen“.
Noch sei das ökumenische Potenzial der Leuenberger Konkordie nicht gehoben, so der Vorsitzende beider VELKD-Gremien, Landesbischof Ralf Meister (Hannover): „Die abgewogene Bestimmung des kirchlichen Amtes eröffnet der GEKE auch den Dialog mit den orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche.“ Mit letzterer sowie mit den Kirchen der Porvoo-Gemeinschaft, der 13 anglikanische und lutherische Kirchen Europas angehören, steht die GEKE bereits im Gespräch.
An der Leuenberger Konkordie haben bis zu 45 europäische Theologen – Frauen waren keine dabei – aus dem gesamten evangelischen Konfessionsspektrum vier Jahre lang gearbeitet. Geschichtlich steht die Vereinbarung vor dem Hintergrund der innerprotestantischen Gespräche nach der Barmer Theologischen Erklärung und dem Kirchenkampf während der nationalsozialistischen Diktatur.
Den vollständigen Text der Stellungnahme und Bildmaterial können Sie hier einsehen oder herunterladen.
Hannover, 15. März 2023
Pressestelle der VELKD
Dr. Frank Hofmann