„Nur gemeinsam können wir das Internet zu einem sicheren Ort machen“
Statement zum „Safer Internet Day“ von Volker Jung, Mitglied des Rates und Medienbeauftragter der EKD
Das Internet ist nicht mehr wegzudenken. Über die Hälfte der gesamten Menschheit ist inzwischen online. Das Leben wird immer mehr von digitaler Technik geprägt. Dazu gehört für sehr viele Menschen das Smartphone, das zum Arbeitsalltag gehört, engen Kontakt zu Familie und Freunden ermöglicht und unkompliziert mit Menschen in aller Welt verbindet. Immer mehr nutzen mittlerweile auch Sprachassistenten, um Informationen abzufragen oder online Bestellungen aufzugeben. Das erleichtert manches, ist aber auch ein gigantisches Einfallstor für Dritte. Sie können in bisher noch nie dagewesenem Maße persönliche Daten sammeln und so auch in die Privatsphäre eindringen. Darum ist es gut, dass es den „Safer Internet Day“ gibt. Dieser Tag macht auf die große Herausforderung aufmerksam, die mit den vielen neuen Möglichkeiten gegeben ist. Es geht darum, die eigenen Daten und damit sich selbst zu schützen. Alle sind mitverantwortlich dafür, welche Daten sie preisgeben.
Die Verbindung zum Internet ist in vielen Bereichen mittlerweile selbstverständlich. Welche Abhängigkeit dadurch entsteht, wird sehr schnell deutlich, wenn die Technik einmal den Dienst verweigert oder bewusst attackiert wird. Durch Hackerangriffe war jüngst beispielsweise die Frankfurter Stadtverwaltung tagelang lahmgelegt. Bei solchen Angriffen gehen viele Daten verloren. Manchmal müssen Mitarbeitende aus Sicherheitsgründen wochenlang vom Internet getrennt bleiben. Sicherheit im Internet ist aber nicht nur eine Frage für große Organisationen. Sie geht jede und jeden an.
Nur gemeinsam können wir das Internet zu einem sicheren Ort machen. Dabei ist es wichtig, sich auch über Generationen hinweg auszutauschen. Es geht darum, sich bewusst zu machen, was mit den Daten, die wir erzeugen, geschieht, wenn wir die Sozialen Medien nutzen oder auch Online-Spiele spielen. Die Nutzung des Netzes macht alle zu Lernenden. Wir müssen lernen, das Netz so zu nutzen, dass es uns gut tut. Was tut uns gut? Über diese Frage muss neu nachgedacht werden – in den Schulen, in der Kirche, in allen Bereichen unseres Lebens. Die Frage nach dem Safer Internet reicht weiter als die Frage nach dem Schutz und der Sicherung der Daten. Sie stellt die Frage, wie wir als Menschen in der digitalisierten Welt gut miteinander leben können, so dass wir Teilhabe und Freiheit gewinnen und nicht neues Unrecht und Abhängigkeiten erzeugen.
All das geht natürlich über rein technische Fragen hinaus. Es stellt sich auch die Frage nach Menschlichkeit und Unmenschlichkeit im Netz. Es geht um Fragen nach Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Offenheit und Anonymität im Netz. Cyber-Mobbing, Grooming, Hassrede – in immer neuen Phänomenen wird Menschen im Internet Gewalt angetan. Es ist eine Aufgabe für alle, Dinge, die im Verborgenen geschehen, öffentlich zu machen. Dazu gehört es, auch online eine Atmosphäre und einen Rechtsraum zu schaffen, in der sich Opfer nicht allein gelassen fühlen müssen und Täter als solche entlarvt werden.
Gemeinsam müssen wir uns darüber verständigen, dass das Netz kein moralfreier und kein rechtsfreier Raum ist. Der Schutz der unantastbaren Menschenwürde muss auch hier der oberste Maßstab sein. Für Christinnen und Christen ist dies begründet darin, dass sie alle Menschen als von Gott geliebt und darum schützenswert verstehen. Dazu gehört es, öffentlich rote Linien aufzuzeigen und allen beizustehen, die Hilfe brauchen. Noch einmal: Gemeinsam können wir das Internet so zu einem sichereren Ort machen. Gut, dass der „Safer Internet Day“ daran erinnert!