Vortrag von Prälat Dr. Martin Dutzmann im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt (BMEL) in Berlin

„Dialog im BMEL“ – Wo stehen wir? Was kommt? Was bleibt?

Sehr geehrter, lieber Herr Bundesminister Schmidt, meine sehr geehrten Damen und Herren,

es ist heute nicht das erste Mal, dass das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft das Gespräch mit der Kirche sucht. Für Ihre Gesprächsbereitschaft in den letzten vier Jahren danke ich Ihnen, sehr geehrter Herr Minister, sowie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich und hoffe dass der Dialog auch unter der neuen Ministerin nicht abreißen wird. Gerne bin ich heute Ihrer Einladung gefolgt, um wenige Tage vor dem Ende Ihrer Amtszeit gemeinsam mit Ihnen eine Zwischenbilanz zu ziehen.

„Ernährung – Landwirtschaft – Umwelt: Wo stehen wir? Was kommt? Was bleibt?“ so haben Sie diesen Abend überschrieben. Ich bin kein Fachmann in Fragen von Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt, will aber versuchen, einige grundsätzliche Positionen der Evangelischen Kirche in Deutschland zu diesem sehr weit gefassten Thema darzulegen. Diese Positionen stimmen mit der Haltung der katholischen Kirche weitgehend überein. Dabei gilt grundsätzlich, dass es nicht Aufgabe der Kirchen ist, den Akteuren Handlungsanweisungen zu geben oder gar fertige Lösungen für Probleme zu präsentieren. Das ist Sache der Politik, der Landwirte und ihrer Verbände, der landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen und anderer. Die Kirchen können aber ausgehend vom christlichen Glauben, wie er grundlegend in der Bibel bezeugt ist, Orientierung geben. Der frühere Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, hat das einmal sinngemäß so formuliert: „Die Kirche stellt kein Navigationsgerät zur Verfügung, das einen Weg vorschreibt und dem Benutzer die Verantwortung abnimmt. Wohl aber gibt sie einen Kompass an die Hand, der die Richtung weist.“

In der Bibel finden sich viele Bilder, Gleichnisse und Geschichten, die ein landwirtschaftliches Kolorit haben. Das ist auch nicht verwunderlich, weil die Bibel in weitgehend agrarischen Gesellschaften entstanden ist. Es beginnt damit, dass Kain und Abel, die Söhne des nach biblischer Überlieferung ersten Menschenpaares Adam und Eva, ausdrücklich als Schäfer und Ackermann vorgestellt werden. Dass die Geschichte blutig endet, hat mit den Berufen der Brüder nichts zu tun. Kurz darauf erzählt die Bibel die Geschichte von der Sintflut. An deren Ende steht Gottes Zusage: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ ( 1. Mose 8 Vers 32 ). Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Die Landwirtschaft ist also so lebensnotwendig wie es die Jahres- und Tageszeiten sind. Die Beispiele lassen sich mühelos vermehren. Im Neuen Testament etwa erzählt Jesus Geschichten mit landwirtschaftlichen Bezügen: das Gleichnis vom vierfachen Acker, die Parabel von den Arbeitern im Weinberg, die kleine Geschichte von der selbst wachsenden Saat, um nur einige zu nennen. Immer werden die Menschen, die Land bewirtschaften oder mit Nutztieren umgehen, positiv gesehen. So heißt es im Buch der Sprüche Salomos Kap. 12: „Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs“  und  „Wer seinen Acker bebaut wird genug zu essen haben.“ Eine Ausnahme fällt mir ein: In einem Gleichnis (Lukas 12) bezeichnet Jesus einen Kornbauern ausdrücklich als Dummkopf; dass der Mann so schlecht wegkommt, hat aber nichts mit seinem Beruf, sondern mit seiner Lebenseinstellung zu tun.

An der positiven kirchlichen Wahrnehmung der Menschen, die als Landwirte Verantwortung tragen, hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Die Kirche ist und bleibt mit diesem Berufsstand solidarisch. Allerdings – und das gilt für alle anderen Berufe auch – handelt es sich um eine kritische Solidarität, wobei das Kriterium das Zeugnis der Bibel ist.

Zunächst einmal stellt die Kirche gemeinsam mit anderen kritische Fragen, zum Beispiel diese: Deutsche Verbraucher können auf ein nie dagewesenes Angebot agrarischer und tierischer Erzeugnisse zugreifen. Das ist einerseits erfreulich. Wie aber begegnen wir den Risiken und Nebenwirkungen dieser Entwicklung? Die Bedingungen, unter denen Nutztiere gehalten werden, haben sich verändert. Das ist einerseits nachvollziehbar. Aber ist das Tierwohl noch gewährleistet? Ferner: Ist die Belastung der Böden durch veränderte Formen ihrer Nutzung noch vertretbar? Aber auch: Wie hat die so genannte „Massentierhaltung“ die Bedingungen verändert, unter denen kleinere bäuerliche Bertriebe arbeiten müssen? Und schließlich: Was bedeutet das alles für die ländlichen Räume und die Menschen, die dort leben?

Diese kritischen Fragen betreffen die Situation in unserem Land. Weiten wir den Blick, kommen noch viel brisantere Fragen dazu: Tragen unsere Landwirtschaft und unsere Agrarpolitik womöglich dazu bei, dass Menschen in anderen Teilen der Welt nicht haben, was sie zum Leben brauchen?

Die Kirchen haben deshalb – ich habe das zu Beginn erwähnt - gerne der Bitte des Ministers entsprochen, in einen Dialog einzutreten. Nach einem grundsätzlichen Gespräch von Bundesminister Schmidt mit Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm fanden 2016 vier Dialogveranstaltungen auf Fachebene statt, die von Frau Parlamentarischer Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth begleitet wurden. Auch Ihnen danke ich an dieser Stelle sehr herzlich.

Lassen Sie mich an einige Erträge dieser Dialogveranstaltungen erinnern:

„Landwirtschaft in der Gesellschaft“ war das Thema der Auftaktveranstaltung im Februar 2016. Hier ging es um die gesellschaftliche Akzeptanz der Landwirtschaft, und die am Dialog Beteiligten waren sich schnell einig, dass das Ansehen der Landwirte und der Landwirtschaft gesunken sei. Einige Teilnehmer sahen einen Grund darin, dass oft nach dem „Was und Wie“ der landwirtschaftlichen Produktion gefragt werde, diese Fragen aber nicht immer beantwortet würden. So könnten Teile der Bevölkerung Entwicklungen in der Landwirtschaft nicht mehr nachvollziehen und seien etwa geneigt, den Einsatz von Technik in der Landwirtschaft pauschal negativ zu bewerten. Außerdem würden den Landwirten Defizite beim verantwortungsvollen Umgang mit Tieren und Umwelt ebenso unterstellt wie Ignoranz gegenüber den weltweiten Auswirkungen des eigenen Tuns. Zudem werde oft vergessen, dass in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel stattgefunden habe: Was jahrzehntelang von Wissenschaft, Wirtschaft, Verbrauchern und Politik gefordert wurde - nämlich eine wachstumsorientierte, technikbasierte Tierproduktion, welche der Bevölkerung hochwertige, billige Produkte in ausreichender Menge zur Verfügung stellt (Agribusiness) -,  werde jetzt kritisch hinterfragt, weil man sich der negativen Auswirkungen auf die Umwelt bewusst geworden sei und die Einstellung zum Tier sich verändert habe.  

Die Landwirtschaft befindet sich in einer ambivalenten Situation: Einerseits hilft sie durch die Pflege von Tieren, Pflanzen und Böden die Schöpfung zu bewahren, andererseits ist sie durch bestimmte Produktionsmethoden an deren Gefährdung, etwa durch Verringerung biologischer Vielfalt, beteiligt. An die Kirche richteten die an der ersten Dialogveranstaltung Beteiligten die Erwartung, den Dialog zwischen Verbrauchern und Landwirten zu fördern.

Ich habe mir sagen lassen, dass in der zweiten Dialogveranstaltung zum Thema „Nutztierhaltung im Fokus“ am leidenschaftlichsten diskutiert wurde. Das hängt vermutlich mit einer Spannung zusammen, die sich bereits in der Bibel findet: Einerseits lesen wir in der oben schon erwähnten Geschichte von der Sintflut: „Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise.“ (1. Mose 9, 3). Andererseits ist in biblischer Perspektive das Tier kein Gegenstand, der bedenkenlos verwertet werden kann, sondern ein Mitgeschöpf des Menschen, dem eine eigene Würde zukommt. Das wird etwa am Sabbatgebot anschaulich: „Am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh…“ (2. Mose 20, 10). Der Mensch hat also den Tieren gegenüber eine besondere Verantwortung, die vor allem darin besteht, ihnen unnötiges Leid zu ersparen. Diese Erkenntnis hat seit 2002 auch ihren Niederschlag in Artikel 20 a des Grundgesetzes gefunden, nach dem der Staat die natürlichen Lebensgrundlagen „und die Tiere“ zu schützen hat. Die Kammer der EKD für Nachhaltige Entwicklung ist gerade dabei, ein Impulspapier zum Mensch-Tier-Verhältnis und zur Nutztierethik vorzubereiten.

Die biblischen Einsichten werfen Fragen auf, von denen ich nur einige nenne: Wir leben in einem reichen Land, in dem Gott sei Dank niemand hungern muss. Aber müssen wir deshalb täglich, vielleicht sogar mehrmals täglich, Fleisch essen? Müssen wir wirklich „Tierfabriken“ haben, in denen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Dinge produziert werden, die wir dann, versehen mit einem hübschen, bunten Bild glücklicher Tiere auf einem sonnigen Bauernhof, in den Supermarktregalen finden? Wie fragil das ganze System ist, merken wir daran, dass drängende Fragen nicht beantwortet sind: Wohin mit der Gülle? Welche Auswirkungen hat bei dieser Art der Tierhaltung der verstärkte Einsatz von Antibiotika? Was ist, wenn die Schweinepest tatsächlich den Weg aus Osteuropa zu uns findet? Ich weiß, dass auch die Landwirte diese Fragen stellen und zugleich vor der Schwierigkeit stehen, dass eine Verbesserung der Haltungsbedingungen im Sinne des Tierwohls erhebliche finanzielle Konsequenzen haben und sogar die Existenz des Betriebes in Frage stellen kann. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam diskutieren und nach Lösungen suchen und vor allem, dass wir dies in sachlicher und respektvoller Weise tun. Im Übrigen hoffe ich, dass Ihre Bemühungen, sehr geehrter Herr Minister Schmidt, - ich nenne nur die Stichworte „Tierwohllabel“ und „Beendigung des Kükenschredderns“ - fortgeführt und ausgebaut werden.

Der dritte Dialog befasste sich mit der Zukunft der ländlichen Räume. Hier kommen nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch auf die Kirchen erhebliche Aufgaben zu. Oft bieten im ländlichen Raum die Kirchen die einzig verbliebene öffentliche Infrastruktur. Aber wenn die Bevölkerungsdichte immer mehr abnimmt und besonders junge Menschen wegziehen, wird es auch für die Kirchen immer schwieriger, diese Angebote aufrechtzuerhalten. Wir begrüßen es daher ausdrücklich, dass das Ministerium in den ländlichen Räumen einen besonderen Arbeitsschwerpunkt sieht und hoffen, dass dies auch unter neuer Leitung fortgeführt und intensiviert wird. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf einen besonderen Punkt hinweisen: die Wettbewerbssituation am Bodenmarkt. Davon sind Kirchen als Bodeneigentümer ganz unmittelbar betroffen.

Nach Ansicht der Kirchen ist die Zukunft der ländlichen Räume gefährdet, wenn es auf Grund eines fehlenden landwirtschaftlichen Bezugs eine zunehmende Entfremdung von Bodeneigentümern zum Grund und Boden gibt. Einfach gesagt: Landwirtschaftliche Flächen dürfen nicht zum Spekulationsobjekt werden; Bodeneigentum soll nicht anonymisiert werden. Ich kann das Ministerium nur bitten, sich gemeinsam mit den Bundesländern um Transparenz bei der Landpachtvergabe und dem Grundstücksverkehr zu bemühen und die Stellung von Landwirten gegenüber Investoren nach Möglichkeit zu stärken. Potenzielle Hofnachfolger brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, wenn sie sich für eine Fortführung des landwirtschaftlichen Betriebs entscheiden sollen.

Die vierte und vorerst letzte Dialogveranstaltung widmete sich dem Thema der Welternährung. Auch dies ist ein Thema, das die Kirchen umtreibt. Seit Jahrzehnten arbeiten wir mit unseren Hilfsorganisationen, allen voran „Misereor“ und „Brot für die Welt“, daran, dass Menschen überall auf der Welt ihr Menschenrecht auf Nahrung wahrnehmen können. Zugleich erkennen wir heute deutlicher als früher, dass das, was in scheinbar entlegenen Gegenden dieser Welt geschieht - Hunger, Wasserknappheit, erste Folgen des Klimawandels, kriegerische Auseinandersetzungen, Menschenrechtsverletzungen -  sich zunehmend auch auf uns auswirkt. Die vielen Flüchtlinge, die in den letzten Jahren  bei uns Schutz gesucht haben und suchen, lassen uns das deutlich spüren. Umgekehrt nehmen wir stärker als ehedem wahr, dass unsere Agrar- und Handelspolitik erhebliche Konsequenzen für die Menschen in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten hat.

Im ersten Buch der Bibel, also ganz am Beginn der jüdisch-christlichen Überlieferung, heißt es: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“ (1.Mose 1, 27). Dieses Menschenbild – der Mensch ist ein Ebenbild Gottes und deshalb unendlich kostbar und unbedingt zu schützen  - wird in Psalm 8, einem biblischen Gebet, noch einmal auf den Punkt gebracht. Dort fragt ein Beter Gott: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Und gibt selbst die Antwort: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ (Psalm 8, 5f.)  Das Menschenbild der Bibel findet Jahrhunderte später seinen Niederschlag in Artikel 1 unseres Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Wer dieses Menschenbild teilt, erträgt es nicht, dass im Jahr 2017 weltweit rund 815 Millionen Menschen (laut Welternährungsprogramm, WFP) an Hunger leiden, dass also jedem neunten Menschen auf dieser Erde vorenthalten wird, was ihm auf Grund seiner ihm von Gott gegebenen Gottebenbildlichkeit, seiner Ehre, seiner Herrlichkeit und seiner Würde zusteht: nämlich genug zum Leben zu haben!

Für uns Christen steht angesichts des Hungers in der Welt allerdings nicht nur unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen, sondern in gleicher Weise unsere Beziehung zu Gott auf dem Spiel. Das lehrt uns Jesus, wenn er sagt: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. (…) Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und einer von diesen meinen geringsten Schwestern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 35.40).

Das „Speisen der Hungrigen“ ist ohne eine zukunftsorientierte und zukunftsfähige Landwirtschaft nicht möglich, und eine darauf gerichtete Agrar- und Handelspolitik wird den Aspekt der globalen Gerechtigkeit im Blick behalten müssen. Wie aber kann erreicht werden, dass „jeder Mensch jeder Zeit ausreichend Nahrung oder Mittel zu ihrem Zugang“ zur Verfügung hat? Ich habe in meinem Eingangsstatement bei der Dialogveranstaltung zum Thema Welternährung aus einer Kundgebung der EKD-Synode 2013, die sich mit dem Thema Welternährung befasst hat, zitiert und möchte das auch jetzt tun. Der vor fünf Jahren formulierte Text hat nämlich nichts an Aktualität verloren.

„Ziel muss es … sein, den Hunger bis spätestens 2030 vollständig zu überwinden. Dabei gilt es auch den „stillen Hunger“, d. h. die chronische Unterversorgung mit essentiellen Nährstoffen zu beseitigen, unter der insbesondere Frauen und Kinder leiden. Eine Politik zur Ernährungssicherung sollte in erster Linie die Bedingungen für die Agrarproduktion der Kleinproduzenten verbessern. (…) Die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel und der Zugang zu sauberem Trinkwasser müssen in allen Weltregionen Vorrang vor anderen Wirtschaftsinteressen und vor dem Anbau von Futtermitteln oder Energiepflanzen haben: „food first“. Der Steigerung des weltweiten Konsums von tierischen Produkten muss aktiv entgegengetreten werden. Der Entzug von landwirtschaftlicher Fläche durch „land grabbing“ sowie die Spekulation mit Nahrungsmitteln müssen eingedämmt werden.

Die von Hunger besonders betroffenen Staaten stehen in der Verpflichtung, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik am Menschenrecht auf Nahrung zu orientieren. Agrarprogramme sollten der Produktion von Nahrung für lokale Märkte Vorrang einräumen. Dabei sind nachhaltige Landwirtschaftsmodelle zu bevorzugen, die Bäuerinnen und Bauern nicht in Abhängigkeit von der Agrarindustrie bringen.

Die Europäische Union steht in der Verantwortung, ihre eigene Agrarwirtschaft und ihre Handelspolitik so zu gestalten, dass die Bemühungen der armen Länder um eine Politik der Ernährungssicherung nicht unterlaufen werden. Darüber hinaus muss die EU die Anstrengungen der von Hunger betroffenen Staaten bei der Überwindung von Hunger und Armut nachdrücklich unterstützen.

Da sich der Klimawandel bereits heute gravierend auf die landwirtschaftliche Produktion auswirkt, muss sich die EU konsequent für den Klimaschutz einsetzen.“

Nicht nur die im letzten Jahr gestiegene Zahl der Hungernden weltweit, auch der Klimawandel, die über 65 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind und die Zunahme bewaffneter Konflikte machen uns deutlich: Ein „Weiter so“ ist nicht mehr zu verantworten. Dies betrifft Fragen unseres Lebensstils und Konsumverhaltens wie unsere nationale und internationale Politik. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mahnt uns, die planetarischen Grenzen nicht weiter zu überschreiten, „niemanden zurück zu lassen“ und Hunger und Armut weltweit zu bekämpfen. Und ich gehe noch weiter: Die Agenda 2030 muss weltweit zur Klammer aller Politikbereiche werden. Nur eine kohärente und den 17 Zielen nachhaltiger Entwicklung verpflichtete Landwirtschafts-, Handels-, Finanz-, Außen- und Entwicklungspolitik kann tragfähige Lösungen für die multiplen globalen Krisen und Herausforderungen unserer Zeit finden. Vielleicht haben wir ja gleich Gelegenheit, der Frage des kohärenten politischen Handelns unter der Maßgabe der Agenda 2030 noch weiter nachzugehen.

Ich danke Ihnen, Herr Minister Schmidt, noch einmal für die Dialogbereitschaft und das konstruktive Miteinander in den letzten vier Jahren und Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich bin gespannt auf unser Gespräch.