Ökumenischer Rat der Kirchen kommt nach Karlsruhe

Zentralausschuss des ÖRK stimmt für die badische Stadt als Ort der nächsten Vollversammlung im Jahr 2021

Karlsruhe, Blick vom Schloßturm auf die Altstadt
Blick vom Schlossturm auf die Altstadt von Karlsruhe.

Genf (epd). Karlsruhe wird Austragungsort der nächsten Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) im Jahr 2021. Der Zentralausschuss des ÖRK stimmte am 20. Juni in Genf für die badische Stadt. Zu dem Treffen werden Tausende Teilnehmer von Kirchen in aller Welt erwartet. Einziger Konkurrent Karlsruhes war Kapstadt in Südafrika.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, begrüßte die Entscheidung. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir als Deutsche die Gastgeber sein dürfen“, sagte er. „Ich erwarte mir für unsere Kirche wichtige Impulse für einen lebendigen, fröhlichen und weltzugewandten Glauben.“

„Eine große Chance, voneinander zu lernen“

Die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber hielt fest, es sei fast „unglaublich“, dass Karlsruhe das Treffen mit Tausenden Teilnehmern ausrichten könne. Karlsruhe sei eine wunderschöne Stadt. Im Ökumenischen Rat der Kirchen sind 350 Kirchen mit rund 560 Millionen Gläubigen zusammengeschlossen.

Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh nannte die Vollversammlung „eine große Chance, voneinander zu lernen und zu erleben, was die verschiedenen christlichen Traditionen weltweit prägt“. Nur gemeinsam könnten Christen Antworten auf die globalen Herausforderungen finden.

Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) äußerte ebenfalls große Freude darüber, die Teilnehmenden des internationalen Treffens in seiner Stadt willkommen zu heißen.

Erste grenzüberschreitende Vollversammlung des ÖRK

Die Entscheidung für Karlsruhe sei sehr klar ausgefallen, betonte Agnes Abuom, Moderatorin des Zentralausschusses. Bosse-Huber sagte, die Vollversammlung werde nicht nur eine deutsche Veranstaltung, sondern auch eine europäische Zusammenkunft sein. Die Veranstaltungen sollten in Karlsruhe und im französischen Straßburg stattfinden, womit es sich um die erste grenzüberschreitende Vollversammlung des ÖRK handeln werde.

Die Einladung nach Karlsruhe wurde gemeinsam von der EKD, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und der Evangelischen Landeskirche in Baden ausgesprochen. „Als ACK in Deutschland freuen wir uns sehr, dass dieses ökumenische Ereignis in Deutschland stattfinden wird“, teilte der Dachverband in Frankfurt am Main mit.

Eine Stadt mit starker religiöser Toleranz

Er wird unterstützt von der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, dem Katholischen Erzbistum Freiburg, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg, den lokalen christlichen Kirchen in Karlsruhe sowie der Union des Églises protestantes d'Alsace et de Lorraine.

Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm hatte beim ÖRK für Karlsruhe geworben. Karlsruhe sei eine Stadt mit starker religiöser Toleranz und internationaler Ausrichtung. Als „Residenz des Rechts“ sei Karlsruhe bestens geeignet, sich mit den Themen Gerechtigkeit, verlässliche Rechtsinstitutionen, Menschenrechte und Religionsfreiheit zu beschäftigen.

Karlsruhe ist die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs und gerade einmal 300 Jahre alt. Seit Beginn ist die badische Metropole für ihre religiöse Toleranz und internationale Ausrichtung bekannt. 2021 treffen sich Vertreter von zahlreichen Kirchen aus aller Welt in der badischen Stadt, die dann gemeinsam mit der badischen Landeskirche die Vollversammlung des Weltkirchenrates willkommen heißt. Die Stadt am Rhein ist in der Nähe zu Frankreich gelegen. Heute hat sie rund 300.000 Einwohner. In der „Residenz des Rechts“ sitzen der Generalbundesanwalt sowie die höchsten deutschen Gerichte Bundesgerichtshof und Bundesverfassungsgericht. Als Technologieregion beherbergt Karlsruhe etwa die Universität KIT und das Kunst- und Medienmuseum ZKM. Auch der Erfinder des Fahrrads, Karl Drais, und der Erfinder des Automobils, Carl Benz, wurden hier geboren.

Weitreichende Privilegien für die Bürger

Die Stadt, die bekannt für ihren fächerförmigen Straßenverlauf ist, wurde am 17. Juni 1715 von Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach gegründet. Die Pyramide auf dem Marktplatz ist nicht nur Wahrzeichen der Stadt, sondern als Grabmal des Stadtgründers auch sprichwörtlich „Karls Ruhe“.

„Dialogbereitschaft, Toleranz und Weltoffenheit gehören seit Anfang an zur DNA unserer Stadt“, sagt der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Dazu gehört auch die Religionsfreiheit. Wenige Wochen nach der Stadtgründung erließ der Markgraf einen Privilegienbrief, der weitreichende Freiheiten und Vergünstigungen für die Bürger seiner Stadt vorsah.

Darin wird als erstes Privileg die Religionsfreiheit genannt: „Von dem Recht zur Ansiedlung und dem Genuss dieser Freiheiten darf niemand wegen seiner Religion ausgeschlossen werden. Vielmehr sollen alle, die einer der im Heiligen Römischen Reich verbreiteten Religionen angehören, aufgenommen und in ihrem Handel und Wandel gefördert werden.“ Neben der Religionsfreiheit gehörten zu den weiteren Privilegien ein unentgeltliches Grundstück für jeden Neubürger, 20 Jahre lang Steuerfreiheit, keine Leibeigenschaft für die Bürger und ihre Nachkommen sowie eine eigene Gerichtsbarkeit für Karlsruhe.

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Bereits damals lebten Menschen zahlreicher Kulturen, Ethnien und Glaubensrichtungen friedlich und überwiegend ohne Konflikte miteinander. Auch heute ist der interreligiöse Dialog lebendig. So erkennt der Karlsruher Gemeinderat in seinen „Leitlinien zur Integration“ die Bedeutung der Religionsgemeinschaften an und fördert Begegnung und Dialog. Karlsruher Religionsgemeinschaften legten 2015 einen öffentlich zugängigen kreisförmigen „Garten der Religionen“ an, der das friedliche Miteinander symbolisiert. Darin finden sich fünf kleinere Kreise, jeweils für eine der fünf Weltreligionen: Buddhismus, Christentum, Islam, Judentum und Hinduismus. Weitere Religionen wie die Bahaii-Religion und die Freireligiöse Gemeinde haben Stelen an der Außenseite.

In der Stadt hat die badische Landeskirche mit 1,2 Millionen Mitgliedern ihren Sitz. Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh freut sich nach eigenen Worten darauf, Gastgeber der Vollversammlung des Weltkirchenrates zu sein. Er weist darauf hin, dass 2021 auch das 200-jährige Bestehen der badischen Kirchenunion gefeiert wird. 1821 schlossen sich die lutherischen und reformierten Kirchen zur unierten Kirche zusammen. Dies sei wegweisend für die Ökumene nicht nur in Baden gewesen.

Interessant für die internationalen Teilnehmenden sei aber auch die gute ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche. Zudem werde die europäische Perspektive, die sich aus der Nähe zu Frankreich und den europäischen Institutionen in Straßburg ergibt, Vertreter der weltweiten Kirchen inspirieren, sagt Cornelius-Bundschuh.