Bischöfin Fehrs: „Kampf gegen extreme Armut bleibt globale Herausforderung“

Amtierende Ratsvorsitzende warnt vor Folgen von Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit

Vor den Auswirkungen geplanter Einschnitte bei der Entwicklungszusammenarbeit hat die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, gewarnt. „Ich finde es problematisch, wenn Deutschlands Engagement zur Bekämpfung von Hunger und extremer Armut und für eine weltweite nachhaltige Entwicklung zunehmend in Frage gestellt wird und die staatlichen Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe drastisch gekürzt werden sollen.“

Bischöfin Fehrs weiter: „Deutschland und Europa werden auf Dauer nur sicher und in Frieden leben können, wenn Menschen weltweit nicht von Hunger und extremer Armut bedroht sind. Solidarität und Humanität, Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe tragen dazu bei, diese Sicherheit zu schaffen.“ Sie seien vor allem aber ein Ausdruck von Mitmenschlichkeit und christlicher Nächstenliebe: „Entwicklungszusammenarbeit ermöglicht Menschen, sich aus Umständen zu befreien, die sie in Armut, Hunger und Unterdrückung gefangen halten. Humanitäre Hilfe sichert das Leben von Menschen, die unverschuldet in existenzielle Not geraten sind. Hier leisten auch die evangelischen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und „Diakonie Katastrophenhilfe“ einen wichtigen Beitrag.“

Aktuell hungern bis zu 783 Millionen Menschen weltweit, das sind fast zehn Prozent der Weltbevölkerung. Angesichts dieser Dimension zeigte sich die amtierende Ratsvorsitzende betroffen: „Menschen vor dem Verhungern zu retten, ist ein tiefes menschliches Bedürfnis und sollte weiterhin unser priorisiertes Ziel sein.“

1970 verpflichtete sich die Bundesrepublik erstmals, das internationale Ziel anzustreben, mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für den Kampf gegen Hunger und extreme Armut zur Verfügung zu stellen. 2015 hatten die Staats- und Regierungschefs nahezu aller Länder der Welt feierlich versprochen, alles zu tun, um bis zum Jahr 2030 Hunger und extreme Armut vollständig zu überwinden. Insgesamt 17 Ziele für eine globale nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals (SDG), hat sich die Weltgemeinschaft gesetzt, darunter auch den Abbau sozialer Ungleichheit und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Heute ist die Erreichung dieser Ziele, bekannt auch als Agenda 2030, in weite Ferne gerückt.

Allein „Brot für die Welt“ hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr über 2900 Projekte in fast 90 Ländern betreut und dafür 288 Millionen Euro bereitgestellt. Die meisten Mittel seien nach Afrika geflossen. Die Einnahmen aus Spenden und Kollekten hätten 2023 mit 75,9 Millionen Euro leicht über denen des Vorjahres (75,6 Millionen Euro) gelegen.

Hannover, 11. Juli 2024

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt