Zusammenstehen für Demokratie und Frieden in unserem Land
Vertreterinnen und Vertreter von EKD und Koordinationsrat der Muslime treffen sich zum jährlichen Spitzengespräch
Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Koordinationsrates der Muslime (KRM) sind am Dienstag in Berlin zu ihrem jährlichen Austausch zusammengekommen. Im Mittelpunkt des Treffens stand dabei das Thema „Die Rolle der Theologien in einer pluralen Gesellschaft“. Seit der Wissenschaftsrat im Jahr 2010 der Bundesregierung die Eröffnung von Zentren für Islamische Theologie empfohlen hat, sind mehrere solcher Einrichtungen an deutschen Universitäten entstanden. Das Berliner Institut für Islamische Theologie (BIT) ist die vorerst letzte Gründung (2019) in dieser Reihe. Bei der Implementierung solcher Zentren spielen die Beiräte eine besondere Rolle, die analog zu den Kirchen ein Pendant für die theologischen Fakultäten darstellen. Vertreter und Vertreterinnen des BIT, des Beirates des BIT, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sowie der Evangelisch-theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu Berlin waren eingeladen, ihre Sicht auf die Analogien und Unterschiede zwischen christlichen und islamischen Kontexten darzustellen.
In einer weiteren Gesprächsrunde machten die Vertreter des Centers for Interreligious Theology and Religious Studies (CITRS) deutlich, wie wichtig die interreligiöse Perspektive sowohl für die christliche als auch für die islamische Theologie ist. Das CITRS zielt auf eine interreligiös vernetzte Theologie und Religionsforschung, die den Anforderungen und Potenzialen multireligiöser Gesellschaften entspricht. Die interreligiöse Perspektive müsse zum Teil des Selbstverständnisses einer jeden Theologie werden und diese müssen ihre Anschlussfähigkeit belegen, indem sie sich kontextbezogenen Fragen stellen. Der Sprecher des KRM, Mohamed El Kaada, sagte: „Die islamische Theologie ist ein vielschichtiges System, das eine Vielzahl von Werten und Prinzipien umfasst. Diese richten sich nicht nur auf den persönlichen Glauben, sondern auch auf das Wohl der Gemeinschaft. Indem sie sich den Herausforderungen einer modernen und vielfältigen Gesellschaft stellt, kann sie als Motor für positiven Wandel fungieren. Die Einbeziehung von Werten wie Gerechtigkeit, Mitgefühl, Toleranz, Bildung und gemeinschaftlicher Verantwortung in das tägliche Leben ist entscheidend. So wird eine gerechtere und einfühlsamere Gesellschaft gefördert, in der die Vielfalt der Menschen gewürdigt und respektiert wird. Die islamische Theologie trägt dazu bei, ein harmonisches Miteinander zu schaffen und Frieden sowie Solidarität zu fördern.“
Neben dem Thema der Rolle der Theologien in einer pluralen Gesellschaft stand ein interner Austausch zwischen der EKD und dem KRM auf dem Programm. Dabei wurde über den Rechtsruck in der Gesellschaft gesprochen, über die Folgen der Attentate wie in Solingen als auch über die Auswirkungen der Kriege und Konflikte weltweit auf die Situation in Deutschland. Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte dazu: „Evangelische Theologie setzt auf Argument und Dialog. Wir verstehen es als klaren Auftrag an uns Christenmenschen, das gute Miteinander zu fördern, Gesprächs- und Denkräume zu öffnen und dabei stets auch das Wohl des Gegenübers im Blick zu behalten. Das gemeinsame Gespräch schafft Vertrauen, das wir dringend brauchen – nicht nur interreligiös, sondern auch in der Gesellschaft insgesamt. Seit Jahren leben wir diesen Respekt untereinander schon im Runden Tisch der Religionen Deutschland. Hier sind Verständnis und Nähe gewachsen, ja Freundschaft. Und die hält auch den Konflikt aus. Sie ist wichtig, weil wir gemeinsam zusammenstehen müssen gegen Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus und andere extremistische Ideologien. Uns eint die Überzeugung, dass wir Verantwortung tragen für den Frieden in diesem Land.“
Das Spitzengespräch zwischen EKD und muslimischen Verbänden findet seit 2005 mit je wechselnder Gastgeberschaft statt.
Hannover, 6. November 2024
Pressestelle der EKD
Annika Lukas