Texte und Stellungnahmen der Evangelischen Mittelost-Kommission (EMOK)
- Allgemein
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Schreiben der EMOK an den Generalsekretär des Mittelöstlichen Kirchenrates Dr. Michel Abs zur Fastenzeit (März 2024)
20.03.2024
Dr. Michel E. Abs
Secretary General
The Middle East Council of Churches
Makhoul Str - Deeb Building 3rd Flr - Hamra, P.O.B. 11-5376. Beirut, Lebanon
Rosangela Jarjour
General Secretary
F.M.E.E.C.
Liebe Geschwister im Glauben,
in diesen Tagen der Passionszeit sind unsere Gedanken und Gebete bei euch in einer Region der Welt, die von Krieg und Zerstörung geprägt ist. Hass und Missgunst vergiften das Zusammenleben der Menschen bei euch wie bei uns.
Nach dem terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober und dem anschließenden militärischen Einsatz Israels in Gaza breiten sich Krieg und Gewalt auf die gesamte Nahost Region aus. Die Gefahr eines Flächenbrandes ist größer denn je. Die Bilder, die Zahlen der Toten im Israel Gaza Krieg und die Erfahrungsberichte auf beiden Seiten machen uns sprachlos und lassen uns erschüttert zurück.
Wir nehmen wahr, dass sich in euren Kirchen und Gemeinden daher viele Menschen dem verzweifelten Ausruf Jesu am Kreuz nahe fühlen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Wir wissen, dass ihr lange auf ein Zeichen der Anteilnahme und Solidarität gewartet habt.
Uns verbindet der gemeinsame Glaube, dass Gott ein Gott der Liebe ist. So lesen wir es in den Schriften des Alten und des Neuen Testaments. Im Epheserbrief lesen wir: „Ertraget einander in Liebe“ (Eph 4,2). Dies ist auch der Bibeltext, der in diesem Jahr der Liturgie des Weltgebetstages zugrunde gelegt ist, die von palästinensischen Frauen erarbeitet wurde. Am 1. März haben auch wir in Deutschland in vielen Gemeinden den Weltgebetstag in ökumenischer Gemeinschaft begangen . Dabei haben wir aufmerksam auf eure Klagen,
Berichte und Gebete gehört.
Deshalb nehmen wir Anteil an eurem Leid und an eurer Hoffnung, die in Jesu Auferstehung begründet ist.
Wir denken insbesondere an diejenigen unter euch, die in diesen Tagen der Passionszeit Opfer von Gewalt und Terror geworden sind, und beten für sie. Wir denken an Familien, die fliehen mussten, Familienangehörige verloren haben und um ihr eigenes Leben bangen.Wir denken an eure Zerrissenheit, zwischen den Stühlen zu sitzen, und das Gefühl, oft handlungsunfähig zu sein.
Wir bitten in diesen Tagen mit euch um Frieden für alle Menschen in der Welt.
Möge er einen Weg besonders zu euch, unseren Geschwistern im Nahen Osten, finden.Wir beten und setzen uns ein für einen sofortigen beiderseitigen Waffenstillstand.
Möge die Hoffnung und die Liebe zu allen Menschen mit dem Blick auf Kreuz und Auferstehung nicht verloren gehen, sondern zur Kraft für die Bewältigung des Alltags werden, die zu einem Ende des Leidens auf allen Seiten führt.
In Fürbitte und geschwisterlicher Verbundenheit
der Exekutivausschuss der Evangelischen Mittelost Kommission der EKD
Pastor Ralf Lange-Sonntag
Vize-Vorsitzender, Evangelische Mittelost Kommission (EMOK)Schreiben der EMOK an den Generalsekretär des Mittelöstlichen Kirchenrates Dr. Michel Abs zur Fastenzeit
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Letter from EMOK to the General Secretary of the Middle East Council of Churches Dr Michel Abs on the Lenten season.
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Stellungnahme der EMOK zur Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee (2020)
Die von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan angeordnete Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee kritisiert die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) als einen rückwärtsgewandten Schritt, der den christlich-islamischen Beziehungen weltweit großen Schaden zufügt.
Ursprünglich im 4. Jh. erbaut, erscheint die Hagia Sophia heute in der Gestalt des 6. Jahrhunderts und galt bis 1453 als die bedeutendste Kirche in der gesamten orthodoxen Welt. Mit ihrer Umwidmung in eine Moschee im Jahr 1453 durch den osmanischen Eroberer Istanbuls, Mehmet Fatih, wurde sie auch für die islamische Welt von Bedeutung. Der Gründer der Türkischen Republik Atatürk machte die Hagia Sophia im Jahr 1934 zu einem Museum und stand so für die moderne Staatsausfassung der Trennung von Religion und Staat. Seither galt die Hagia Sophia, die zum UNESCO-Kulturerbe gehört, als Symbol für das friedliche Zusammenleben der Religionen. Entsprechend der geografischen Lage Istanbuls bildete sie eine Brücke zwischen Ost und West.
Der jetzt aus politischem Kalkül getroffene Beschluss, das Museum in eine Moschee zu verwandeln, ist ein Ausdruck der Intoleranz gegenüber dem Christentum und seinen Angehörigen. Die EMOK schließt sich der Kritik des Mittelöstlichen Kirchenrats (MECC) an, der die getroffene Entscheidung als „Verletzung religiöser Freiheit und Koexistenz“ (violation of religious freedom and coexistence) bezeichnet. Sie bedauert, dass die Hagia Sophia mit ihrer Umwidmung zur Moschee von einem Symbol religiöser Toleranz und friedlicher Koexistenz zu einem Symbol der Kontroverse und Konfrontation gemacht worden ist. Die EMOK schließt sich der Erwartung des Ratsvorsitzenden der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, an, dass diese Entscheidung rückgängig gemacht werden sollte.
Sie teilt den Schmerz ihrer christlichen Geschwister in der orthodoxen Welt, die durch diesen Schritt tief verletzt worden sind. Gleichzeitig sorgt sich die EMOK um die Auswirkungen dieses Aktes der Instrumentalisierung der Religion durch die Politik, der bereits jetzt zu einer Trübung in den christlich-islamischen Beziehungen geführt hat. Besonders die wenigen noch in der Türkei verbliebenen orthodoxen Christen betrachten die Maßnahmen Erdogans mit großer Sorge.
Die EMOK appelliert an die demokratisch gesonnene türkische Zivilgesellschaft sowie an alle im interreligiösen Dialog Aktiven, zur Mäßigung im Verhältnis der Religionen zueinander beizutragen und sich für den Schutz religiöser und ethnischer Minderheiten stark zu machen.
Hannover, 17. Juli 2020
Exekutive der Evangelischen Mittelost-Kommission der EKD
Download des Textes unter:
https://www.ekd.de/EMOK-Texte-22521.htm -
Stellungnahme der EMOK zu den Annexionsplänen der israelischen Regierung (2020)
Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK)
Beschlossen am 26. Mai 2020
1. In ihrem im Jahr 2009 verabschiedeten und im Jahr 2017 unverändert neu herausgegebenen Grundsatzpapier unter dem Titel „Israel-Palästina“ hat die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ihre Policy zum Israel-Palästina-Konflikt dargelegt. Sie weiß sich auch weiterhin an deren Prinzipien gebunden:- Die in einer theologischen Reflexion im jüdisch-christlichen Kontext gewonnene Erkenntnis der Verbundenheit der Kirche mit dem Judentum schließt auch das heutige Israel ein.
- Das Bewusstsein ökumenischer Gemeinschaft führt zur Solidarität mit den christlichen Kirchen in Israel und Palästina.
- In der Nachfolge Christi erhebt die Kirche ihre Stimme für Frieden und Gerechtigkeit. Sie setzt sich für die Einhaltung von Menschenrechten und Völkerrecht ein.
2. Auf der Grundlage dieser doppelten Verbundenheit hat die EMOK in der Vergangenheit mehrfach zur politischen Situation im Heiligen Land Stellung bezogen. In Sorge um den Frieden und das Wohl der in Israel und Palästina lebenden Menschen äußern wir uns kritisch zu der aktuell von der israelischen Regierung geplanten und im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Annexion des Jordantals sowie weiterer Teile des besetzten palästinensischen Gebiets. Eine solche Annexion würde gegen das Völkerrecht verstoßen.
Im Widerspruch zu dem durch die US-Regierung vorgelegten sog. Peace Plan (Friedensplan), der für eine Annexion großer Teile des palästinensischen Westjordanlandes plädiert, ist für uns weiterhin folgender Maßstab unseres Grundsatzpapiers leitend:
„Nur Recht und Gerechtigkeit können die Grundlage eines Friedens sein, der beiden Völkern ein Leben in Freiheit und Sicherheit ermöglicht. Die Achtung geltender Menschen- und Völkerrechtsnormen ist die Grundlage jeder gelingenden Friedenslösung.“Mit dieser Stellungnahme bekräftigen wir die international anerkannte Perspektive einer Zweistaatenlösung. Diese wurde kürzlich erneut auch von der Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten gefordert, darunter die Bundesregierung. Die Ausgestaltung dieser Lösung hat auf dem Weg von Verhandlung zwischen der israelischen und der palästinensischen Seite zu erfolgen. Die Umsetzung dieser Zielvorstellung scheint bereits heute gefährdet und würde bei einer Annexion weiter Teile des Westjordanlandes durch den israelischen Staat möglicherweise endgültig unmöglich gemacht. Die EMOK befürchtet, dass eine Annexion radikalen Positionen in Israel und Palästina zuarbeiten würde und dadurch die Gewalt in Israel und Palästina neu aufflammen könnte. Die EMOK fragt, welchen rechtlichen Status die im geplanten Annexionsgebiet lebenden Palästinenserinnen und Palästinenser im Falle einer Annexion erhalten sollen.
3. Aus diesem Grund rufen wir- die israelische Regierung auf, die von ihr vereinbarten Annexionspläne auszusetzen,
- die palästinensische Führung auf, interne Streitigkeiten zu beenden und sich mit einer Stimme gegen die Annexionspläne der israelischen Regierung zu wenden,
- die israelische und palästinensische Zivilgesellschaft auf, sich gegen die Annexion auszusprechen und für Verhandlungen einzusetzen,
- die politisch Verantwortlichen in Israel und Palästina auf, Verhandlungen zur Lösung des Konfliktes wiederaufzunehmen,
- die Bundesregierung sowie die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf, sich konsequent gegen die unilaterale Annexion von Teilen des palästinensischen Westjordanlandes durch die israelische Regierung einzusetzen und an ihrer Unterstützung des Friedensprozesses festzuhalten,
- die Bundesregierung auf, sich im Rahmen der anstehenden EU-Ratspräsidentschaft für eine zentrale Vermittlerrolle der Europäischen Union zu engagieren und sich weiterhin für eine verhandelte Lösung des Israel-Palästina-Konflikts auf Basis des internationalen humanitären Völkerrechts einzusetzen.
4. Mit dieser Erklärung sehen wir uns in Übereinstimmung mit unseren ökumenischen Partnern wie dem Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Mittelöstlichen Kirchenrat (Middle East Council of Churches) und nicht zuletzt den Patriarchen und Häuptern der im Heiligen Land anerkannten Kirchen. Wir verbinden diesen Aufruf mit der Hoffnung, der Stimme der Menschen im Heiligen Land bei uns Gehör zu verschaffen und ihnen ein unterstützendes Zeichen der Hoffnung auf einen gerechten Frieden in Israel und Palästina zu übermitteln. Die Evangelische Kirche in Deutschland wird auch weiterhin Initiativen unterstützen, die sich in Israel und Palästina für Begegnung, Versöhnung und einen gerechten Frieden einsetzen.Stellungnahme der EMOK zu den Annexionsplänen der israelischen Regierung im Westjordanland
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Zum „Grundgesetz: Israel – Der Nationalstaat des jüdischen Volkes“
(19. Juli 2018)
Stellungnahme der Exekutive der Evangelischen Mittelost-Kommission der EKD
I
In ihrer „Positionsbestimmung Israel – Palästina“ von 2009, bestätigt in der zweiten Auflage 2017, erklärt die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) ihre enge Verbundenheit mit den Menschen in Israel und Palästina. Diese Verbundenheit rührt aus vielfältigen Beziehungen, vor allem: religiösen zum Land der Bibel, biblisch-theologischen und historischen zum jüdischen Volk, ökumenischen und kirchengeschichtlichen zu den in Israel und Palästina lebenden Christinnen und Christen, interreligiösen zu allen in der Region lebenden Religionsgemeinschaften. Mit Zustimmung und Kritik umreißt die Positionsbestimmung der EMOK den Rahmen ihres Engagements für demokratische, freiheitliche, an Rechtsstaatlichkeit, Menschen- und Bürgerrechten orientierte Gesellschaften in Israel und Palästina.Mit großer Aufmerksamkeit nimmt die EMOK daher die Verabschiedung eines Grundgesetzes in Israel - das so genannte „Nationalstaatsgesetz“ - zur Kenntnis, das die nationalen Rechte des jüdischen Volkes im Staat Israel gesetzlich festlegt.
Angesichts einer multi-ethnischen und multi-religiösen Zusammensetzung der israelischen Bevölkerung fragt die EMOK danach, welche Auswirkungen das neue Gesetz auf die demokratischen Rechte und Bürgerrechte der im Staat lebenden Minderheiten und auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben wird. Besonders im Blick sind dabei die arabisch-palästinensischen - christlichen und muslimischen – Bürgerinnen und Bürger Israels, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
So hat Bischof Sani Ibrahim Azar von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, einer Partnerkirche der EKD, in einer Stellungnahme Besorgnis über den Inhalt des Nationalstaatsgesetzes geäußert und „alle Menschen guten Willens“ aufgerufen, das Gesetz abzulehnen.
II
Grundsätzlich ist das „Nationalstaatsgesetz“ eine Bestätigung der im Mai 1948 in Tel Aviv vom jüdischen Volksrat verabschiedeten Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel. Diese beruft sich in Übereinstimmung mit dem Beschluss der Vollversammlung der Vereinten Nationen vom November 1947 auf das Recht des jüdischen Volkes auf die „Errichtung eines jüdischen Staates im Lande Israel“. Dieses umfasse das Recht des jüdischen Volkes, „seine Geschichte unter eigener Hoheit in einem eigenen souveränen Staat selbst zu bestimmen“. Das Nationalstaatsgesetz entspricht insofern international geltendem Recht.
Gleichzeitig kündigt die Unabhängigkeitserklärung an, dass der Staat Israel sich dem „Wohle aller seiner Bewohner widmen“ wolle und „all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische Gleichberechtigung“ verbürge.
Beide genannten Aspekte der Unabhängigkeitserklärung sind seit 1948 in Geltung, standen aber auch immer in einer deutlichen Spannung zueinander.
Das 2018 vom israelischen Parlament verabschiedete „Nationalstaatsgesetz“ bekräftigt nun ausdrücklich den ersten Teil der Unabhängigkeitserklärung, das Recht auf nationale Selbstbestimmung des jüdischen Volkes, und legt hierfür detaillierte Bestimmungen fest. Diese galten zwar auch schon bislang, waren aber nicht gesetzlich festgelegt. Die nunmehr gesetzliche Festlegung Israels als Nationalstaat des jüdischen Volkes wird von der nicht-jüdischen Bevölkerung im Land als Provokation verstanden. Provokativ wirkt aber vor allem, dass die nicht-jüdischen Gruppen im Land im ganzen Text nahezu unerwähnt bleiben, was diese verständlicherweise als Ausgrenzung und Infragestellung ihrer bürgerlichen Rechte empfinden.
Zu kritisieren ist Artikel 4 des Gesetzes, in dem Hebräisch zur einzigen Amtssprache und das Arabische zu einer „Sprache mit besonderem Status“ im Staat erklärt wurde. Bislang galt Arabisch neben Hebräisch als Amtssprache. Wie sich diese Bestimmung auswirken wird, wird sich allerdings erst in der Praxis zeigen. Artikel 4.C nämlich schränkt das zuvor Gesagte wieder ein, wenn es heißt: „Diese Klausel beeinträchtigt den Status nicht, der der arabischen Sprache vor Inkrafttreten dieses Gesetzes gegeben wurde.“ Verständlich ist gleichwohl, dass die nicht-jüdischen Gruppen im Land das Gesetz als Ausgrenzung und Infragestellung ihrer bürgerlichen Rechte empfinden. Es ist ersichtlich, dass das Gesetz den Rechten jüdischer Bürgerinnen und Bürger Priorität einräumt vor den Rechten anderer Bürgerinnen und Bürger des Staates.
Ebenso kritisch ist Artikel 7 des Gesetzes zu sehen, der die jüdische Siedlung im Staat Israel fördern soll. Zu fragen ist, wie es um die Rechte der nicht-jüdischen Bevölkerung zur Entwicklung ihrer Städte und Dörfer steht. Hinsichtlich dessen betont zum Beispiel die arabische Bevölkerung im Norden Israels – allen voran die Drusen –, dass sich das Nationalstaatsgesetz negativ auf ihre Möglichkeit auswirke, ihre Städte und Dörfer zu erweitern.
Zu erinnern ist daran, dass die Definition des „gesamten vereinigten Jerusalems“ als die Hauptstadt Israels internationalem Recht widerspricht.
III
Die EMOK betont das Recht des jüdischen Volkes auf nationale Selbstbestimmung, wie es in Artikel 1 formuliert wird.
Gleichwohl nimmt die EMOK die Tendenz zur Provokation und zur Ausgrenzung, die sie im Nationalstaatsgesetz erkennt, mit Besorgnis zur Kenntnis.
Es wird entscheidend auf das konsequente Eintreten der Bürgerinnen und Bürger Israels für die Gleichheit aller Bürgerinnen und Bürger und für eine demokratische, pluralistische Gesellschaft ankommen. Eine konsequente Fortführung und Konkretisierung des zweiten Teils der Unabhängigkeitserklärung – der die Gleichberechtigung aller Bürgerinnen und Bürger des Staates garantiert - steht insofern noch aus. Ebenso wie das nationale Selbstbestimmungsrecht des jüdischen Volkes müssten unseres Erachtens nun auch die Gleichberechtigung und das Bürgerrecht aller Bürgerinnen und Bürger Israels in einem Grundgesetz verankert werden.
Die Mitglieder der EMOK bestätigen ihre Unterstützung für das zivilgesellschaftliche Engagement in Israel, das in diese Richtung geht, und werden sie konsequent fortsetzen. Sie verschließen gleichzeitig ihre Augen nicht vor dem auch in Israel wie weltweit sich verstärkenden Trend zu populistischen, nationalistischen und sogar rassistischen Positionen und rufen angesichts dessen zu einem verstärkten gemeinsamen Engagement aller Demokratinnen und Demokraten auf.
Hannover im Dezember 2018
Exekutive der Evangelischen Mittelost-Kommission der EKD
Anhang: „Grundgesetz: Israel – Der Nationalstaat des jüdischen Volkes“ (engl. Übersetzung der Knesset)„Grundgesetz: Israel – Der Nationalstaat des jüdischen Volkes“ verabschiedet mit 62 Ja-Stimmen bei 55 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen
BASIC LAW: ISRAEL - THE NATION STATE OF THE JEWISH PEOPLE
(Unofficial translation by Dr. Susan Hattis Rolef)Basic Principles
1. (a) The Land of Israel is the historical homeland of the Jewish people, in which the State of Israel was established.(b) The State of Israel is the nation state of the Jewish People, in which it realizes its natural, cultural, religious and historical right to self-determination.
(c) The exercise of the right to national self-determination in the State of srael is unique to the Jewish People.
State Symbols
2. (a) The name of the State is "Israel".(b) The State flag is white, with two light-blue stripes close to the edge, and a light-blue Star of David in its centre.
(c) The State emblem is a seven-branched menorah with olive leaves on both sides, and the word "Israel" at its base.(d) The State anthem is "Hatikvah".
(e) Details regarding the State symbols shall be determined by law.
State Capital
3. Jerusalem, complete and united, is the capital of Israel.Language
4. (a) Hebrew is the State language.(b) The Arabic language has a special status in the State; arrangements regarding the use of Arabic in state institutions or vis-à-vis them will be set by law.
(c) Nothing in this article shall affect the status given to the Arabic language before this law came into force.
Ingathering of the Exiles
5. The State shall be open for Jewish immigration, and for the Ingathering of the Exiles.
The Connection with the Jewish People
6. (a) The State shall strive to ensure the safety of members of the JewishPeople and of its citizens, who are in trouble and in captivity, due to their Jewishness or due to their citizenship.(b) The State shall act, in the Diaspora, to preserve the ties between the State and members of the Jewish People.
(c) The State shall act to preserve the cultural, historical and religious heritage of the Jewish People among Jews in the Diaspora.
Jewish Settlement
7. The State views the development of Jewish settlement as a national value, and shall act to encourage and promote its establishment and strengthening.
Official Calendar
8. The Hebrew calendar is an official calendar of the State, and the Gregorian calendar shall serve alongside it as an official calendar; the use of the Hebrew calendar and the Gregorian calendar shall be determined by law.
Independence Day and Memorial Days
9. (a) Independence Day is the official national holiday of the State.(b) Memorial Day for the Fallen in Israel's Wars, and the Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Day, are official memorial days of the state.
Days of Rest and Statutory Holidays
10. The Sabbath and the Jewish holidays are the established days of rest in the State; non-Jews have the right to observe the days of rest on their days of Sabbath and holidays; details regarding this matter shall be determined by law.
Entrenchment
11. This Basic law shall not be modified except by a Basic Law, passed by a majority of the members of the Knesset
Quelle: https://knesset.gov.il/laws/special/eng/BasicLawNationState.pdf -
Zur Situation in Syrien
Stellungnahme der Exekutive der Evangelischen Mittelost-Kommission der EKD
Der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.
2. Thessalonicher 3, 3
Ende September 2018 hat die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) in Berlin getagt.
Verschiedene in der EMOK vertretene kirchliche Institutionen pflegen seit langem Partnerschaften zu Kirchen und Gemeinden in Syrien.
Haroutune Selimian, armenisch-evangelischer Pfarrer in Aleppo, hat der Vollversammlung der EMOK von dem ermutigenden Engagement berichtet, das die christlichen Gemeinden in der Region leisten – gestärkt durch ihren Glauben, unterstützt von Glaubensgeschwistern aus Europa.
Die Gemeinden in Syrien gehören zu den ältesten christlichen Kirchen überhaupt und damit zu den lebendigen geistlichen und kulturellen Wurzeln des Christentums.
Wir ermutigen unsere Mitgliedskirchen, die Arbeit unserer Geschwister in Syrien durch Gebet, humanitäre Hilfe und die Förderung von Wiederaufbauprojekten zu unterstützen.
Die humanitäre Hilfe richtet sich an Bedürftige ohne Ansehen der konfessionellen und religiösen Zugehörigkeit und hat somit das Potential, Brücken zwischen den Gemeinschaften zu bauen.
Wo diese Hilfe ausreichend und nachhaltig realisiert wird, wird ein Beitrag dazu geleistet, dass Menschen die Zukunft in ihrer Heimat planen können und nicht fliehen.
Wir sehen aber auch, dass diese Zukunft nur in einem Rahmen gewährleistet ist, der die Vielfalt des Mit- und Nebeneinanders verschiedener religiöser und ethnischer Gruppen politisch ermöglicht und Rechtssicherheit gewährleistet.
Angesichts der disparaten Machtverhältnisse und widerstrebenden Interessen zahlreicher Gruppen im Land und politischer Akteure von außerhalb, tendieren sog. Minderheiten oft zur Unterstützung autoritärer Machthaber, die ihre Existenz absichern.
Wir ermutigen unsere Geschwister in Syrien, langfristig konfessions- und religionsübergreifend die Sensibilisierung für politische Verhältnisse zu fördern, in denen demokratische Grundsätze und Normen sowie Religionsfreiheit im Sinne der Menschenrechte gewährleistet werden. Uns ist bewusst, dass die Spielräume dafür in der derzeitigen Situation eng sind.
Politische und im äußersten Fall auch militärische Aktionen von syrischen und externen Akteuren betrachten wir nur als legitim, wenn sie dazu dienen, Sicherheit für alle religiösen und ethnischen Gruppen im Land herzustellen und nachhaltig zu gewährleisten.
Wir begrüßen es, dass angesichts der bedrohlichen Situation in der Region Idlib mit dem Modell der Pufferzone ein politischer Kompromiss gefunden worden ist, der Menschenleben schützt, auch wenn die Nachhaltigkeit dieser Lösung fraglich ist.
Wir rufen alle an der zivilgesellschaftlichen und politischen Zukunft Syriens arbeitenden Staaten und Kräfte auf, sich für Verhältnisse zu engagieren, die das Gewaltmonopol des Staates respektieren, zivilgesellschaftliches Engagement auch aus religiösen Perspektiven akzeptieren und ein System entwickeln, das Gleichberechtigung und politische Teilhabe aller ethnischen und religiösen Gemeinschaften gewährleistet.
Im Vertrauen auf Gott, der stärkt und vor dem Bösen bewahren kann, betrachten wir diese Situation als einen Aufruf an Christen in Deutschland, in Syrien und weltweit, sowie an alle beteiligten politischen und humanitären Kräfte, ihre Möglichkeiten zu nutzen um das Leben der Menschen in Syrien jetzt zu schützen, Möglichkeiten für eine sichere Rückkehr von Flüchtlingen zu fördern und politische und gesellschaftliche Strukturen für eine plurale Gesellschaft mit zu entwickeln.
Exekutive der Evangelischen Mittelost-Kommission,
7. November 2018 -
EMOK an der Seite der Christen im Mittleren Osten
Die orientalischen Christen sind uns nahegekommen. Die dramatischen Ereignisse, die in vielen Staaten des Mittleren Ostens dem sog. Arabischen Frühling folgten, haben die Weltaufmerksamkeit auf diese Region gelenkt. Mit Betroffenheit erfuhr auch die deutsche Öffentlichkeit seit dem Jahr 2014 vom Schicksal der von Verfolgung besonders bedrohten Minderheiten wie Christen und Jesiden.
Mit den Flüchtlingen aus dem Mittleren Osten kommen nun auch viele orientalische Christen nach Deutschland. Manche Mitgliedskirchen der EKD pflegen bereits seit vielen Jahren gute ökumenische Beziehungen zu Christen in Ägypten, im Libanon, Irak, Syrien, Jordanien, Iran, Israel und in den Palästinensischen Gebieten. Doch erst jetzt entsteht ein breiteres Bewusstsein für das orientalische Christentum in seinen Heimatländern sowie für die orientalischen christlichen Gemeinden, die bereits seit vielen Jahren in Deutschland bestehen.
Die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) ist dankbar für die ökumenische Verbundenheit mit ihren orientalischen Schwestern und Brüdern. Sie setzt sich ausdrücklich für die Zusammenarbeit mit mittelöstlichen Partnern sowie den Fortbestand und das Wachstum der Kirchen im Mittleren Osten ein. Mit der Erklärung „EMOK an der Seite der Christen im Mittleren Osten“ ermutigt sie dementsprechend Landeskirchen und Gemeinden, das ökumenischen Bewusstseins für das Christentum im Mittleren Osten und seine reichen Traditionen zu stärken, den lebendigen Dialog mit orientalischen Christen in Deutschland zu intensivieren und konkrete Unterstützung zu leisten.
I. Der Mittlere Osten – Ursprung des Christentums
Der Mittlere Osten ist das Ursprungsland des Christentums. In Galiläa und Jerusalem nahm die Geschichte Jesu ihren Anfang. Der Aufenthalt der Heiligen Familie in Ägypten spielt im religiösen Leben der Kopten, der Christen Ägyptens, eine bedeutende Rolle. Sie begreifen ihn als ihr historisches Erbe. In Damaskus kann der Besucher die Gerade Straße finden, in der dem biblischen Bericht zufolge Saulus (Paulus) sein Augenlicht wiedererlangte. Syrische Christen verweisen stolz darauf, dass in ihren Kirchen bis heute Aramäisch, die Sprache Jesu, zu hören ist. In Ninive, dem modernen Mossul, verehren Juden, Christen und Muslime das Grab des Propheten Jona. Mehrfach wird das Gebiet des heutigen Irak in biblischen Erzählungen des Alten und Neuen Testaments erwähnt. Im heutigen Syrien und Irak entfaltete das Christentum in der Spätantike seine erste Blüte. Hier und in Ägypten entstanden das Mönchtum und eine reiche liturgische Tradition.
Fast zwei Jahrtausende lang haben die orientalischen Christen ihren Glauben bewahrt und von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Bis zur Ausbreitung des Islam und der Aufrichtung einer islamischen Herrschaft im Mittleren Osten ab dem 7. Jahrhundert und bis ins 10. Jahrhundert hinein blieb die Region mehrheitlich christlich. Davon zeugen bis heute u.a. die wichtigen und bis heute umkämpften Klöster Mor Gabriel und Mar Mattai, sowie eine große Zahl von Kirchen, die für die orientalischen Christen von großer Bedeutung für ihr religiöses Leben und ihr Selbstverständnis sind.
Ein Charakteristikum der großen Städte im Mittleren Osten war ihre Gliederung in eigene Stadtviertel für Juden, Christen und Muslime sowie für andere religiöse und ethnische Gruppen und Gemeinschaften. Das Zusammenleben vielfältiger religiöser und ethnischer bzw. nationaler Gruppen gehörte über Jahrhunderte zur Alltagserfahrung in der Region.
Doch auch Verfolgungen und Bedrückungen gehören zu den historischen Erfahrungen der Christen. Diese gingen zeitweise von den muslimischen, aber auch von christlichen Herrschern aus dem Westen aus wie z. B. während der Kreuzzüge. Annahme von Leid und Martyrium spielen daher im Selbstverständnis der mittelöstlichen Christen eine große Rolle.
Seit nahezu zwei Jahrhunderten gefährdet auch die hohe Auswanderungsrate von Christen die christliche Präsenz im Mittleren Osten. Der prozentuale Anteil der Christen nimmt in der Region auch aus demografischen Gründen ständig ab. Doch nie in seiner Geschichte war das mittelöstliche Christentum in seiner Existenz so ernst bedroht wie heute.
II. Christen im Mittleren Osten – bedroht in ihrer Existenz
Besonders dramatisch ist die Situation der Christen in Syrien und im Irak. Im Gefolge des Irakkrieges (2003) und des syrischen Bürgerkrieges (2011 bis heute) entstand die islamistische Terrorgruppe „Islamischer Staat“, die Christen systematisch und grausam verfolgt. Sie werden bedroht, verschleppt, vertrieben oder zur Konversion gezwungen, ihre Kirchen werden angezündet, ihr Hab und Gut geraubt. Viele sehen daher in der Auswanderung aus ihrer Heimat den einzigen Ausweg. Die Zahl der im Irak lebenden Christen sinkt stetig. Genaue statistische Angaben liegen hierzu nicht vor, es gibt jedoch Schätzungen, nach denen die Zahl der irakischen Christen in den letzten zehn Jahren von 1,2 Millionen auf 200.000 bis 300.000 zurückgegangen ist. Ebenfalls katastrophal ist die Situation im vom Bürgerkrieg weitgehend zerstörten Syrien, wo Christen denselben Verfolgungen durch den „Islamischen Staat“ ausgeliefert sind und ihre Stätten sowie ihre Dörfer zerstört werden.
Selbst im Libanon, einst als christlicher Mehrheitsstaat von Frankreich konzipiert, sind die Christen inzwischen in eine Minderheit geraten. Das politische System des christlich-islamischen Gleichgewichts entspricht nicht mehr der demographischen Realität, darf aber auch nicht angepasst werden aus Furcht davor, dass erneut ein verhängnisvoller Bürgerkrieg ausbrechen könnte wie in den Jahren 1975-1990.
Die religiöse, kulturelle und ethnische Vielfalt, die den Mittleren Osten über Jahrhunderte prägte, droht heute endgültig zu verschwinden. Diese Entwicklung hat sich durch zunehmende religiöse und ethnische Fundamentalismen in der Region aktuell drastisch verschärft. Leidtragende sind die Minderheiten wie auch die liberalen, demokratischen und säkularen gesellschaftlichen Kräfte. Die Differenziertheit, Vielgestaltigkeit und Koexistenz einer ganzen Kultur nimmt Schaden.
Christliche Kirchen und Gemeinden existieren auch in Israel und Palästina, in Jordanien und in Ägypten. In unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichem Maße sind die Christen auch hier von Spannungen und politischen Konflikten betroffen, doch in ihrer Existenz nicht in gleicher Weise bedroht. Die Spannungen in ihren eigenen Ländern und die Situation in den angrenzenden arabischen Ländern beunruhigen allerdings auch die christlichen Minderheiten in den genannten Staaten zutiefst und veranlassen viele zur Auswanderung.
Erst jetzt, zu einem Zeitpunkt, da das mittelöstliche Christentum von Vernichtung bedroht ist, wird es von einer breiteren kirchlichen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit wahrgenommen. Betroffen erkennen wir: Das ökumenische Bewusstsein der westlichen Christen für die weltweite Christenheit und besonders für ihre orientalischen Brüder und Schwestern war zu schwach.
III. Aufruf zu einem ökumenischen Lernprozess
Doch es ist noch nicht zu spät, mehr zu lernen über die orientalischen Kirchen, ihre vielfältigen Kirchenfamilien und Konfessionen, ihre Geschichte und Liturgie, ihr Selbstverständnis und ihre Bedeutung für die Kirchengeschichte sowie ihre Bedeutung für ihre Kulturen und Gesellschaften. Christen spielten und spielen oftmals eine aktive Rolle in ihren Gesellschaften. In nahezu allen mittelöstlichen Staaten tragen die Kirchen mit der Gründung von Schulen, Universitäten und Ausbildungseinrichtungen erheblich zur Bildung bei. Mit diakonischer und medizinischer Hilfe sind sie in ihren Gesellschaften präsent.
Das Verständnis mittelöstlicher Christen von ihrer je eigenen gesellschaftlichen Rolle wie auch ihre Haltung zum Zusammenleben mit Muslimen ist für europäische Christen manchmal schwer zu verstehen. Der unterschiedliche gesellschaftliche und politische Kontext bedingt unterschiedliche Sichtweisen, die ausgetauscht und gehört werden sollten.
Nicht zuletzt begegnen wir Christen aus dem Mittleren Osten seit zwei Jahren immer häufiger auch bei uns, unter den aus ihrer Heimat geflohenen Menschen. Erst durch sie sind manche evangelischen Christen auf die bereits seit vielen Jahren in Deutschland existierenden mittelöstlichen Kirchen und Gemeinden aufmerksam geworden. Sie suchen den Kontakt, möchten dazulernen und mehr erfahren. In der Begegnung mit Christen aus dem Mittleren Osten begegnen sie Menschen, die durch eine reiche Geschichte geprägt sind und dieses starke Bewusstsein auch in ihre neue Umgebung mitnehmen.
Weder die Situation im Mittleren Osten, noch die der christlichen Flüchtlinge bei uns lässt sich jedoch verstehen, wenn wir uns nicht intensiv mit ihrer Geschichte und ihrer aktuellen Gegenwart beschäftigen. Dazu gehört auch ihre Situation als bedrängte und verfolgte Christen. Sie sollte nicht aus Rücksichtnahme auf das interreligiöse Verhältnis hierzulande verschwiegen werden. Mittelöstliche Christen und Kirchen würden sich erneut von ihren westlichen Geschwistern verlassen und ignoriert fühlen. Die Situation der mittelöstlichen Christen sollte aber auch nicht für politische Interessen instrumentalisiert werden. Die EMOK möchte Mut machen, Christen aus dem Mittleren Osten mit offenen Augen und Ohren zu begegnen und ihre Erfahrungen ernst zu nehmen.
Dazu gehört z. B. auch die erschreckende Erfahrung, dass Konflikte des Mittleren Ostens sich teilweise sogar bis in die Flüchtlingsunterkünfte hinein verlängern. An diesen Orten, die Zuflucht und Schutz bieten sollen, darf es keine Übergriffe auf Christen und andere Minderheiten geben. Das interreligiöse Lernen muss sich auch solchen Erfahrungen stellen und ist durch die mittelöstlichen Flüchtlinge daher noch einmal ganz neu herausgefordert.
Zahlreiche Gemeinden, Pfarrerinnen und Pfarrer erreichen Taufanfragen vor allem von iranischen und afghanischen Flüchtlingen, mitunter auch von Flüchtlingen aus anderen Herkunftsländern des Mittleren Ostens, und kümmern sich intensiv und mit großer Zuwendung um die Fragenden. Die EMOK möchte ermutigen, bei Taufanfragen auch die Kooperation mit orientalischen Kirchen und Gemeinden vor Ort zu suchen. Auch dies ist ein Zeichen gegenseitiger Wertschätzung und ökumenischer Verbundenheit und kann zu einem neuen ökumenischen Miteinander beitragen.
In diesem Sinne ruft die Evangelische Mittelost Kommission (EMOK) ihre Mitglieder zu einem doppelten ökumenischen Lernprozess auf. Er ist zum einen auf die Situation der Christen und Kirchen im Mittleren Osten gerichtet und zum anderen auf die vielfältige Diaspora in Deutschland. In beiderlei Hinsicht geht es darum, dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland entschieden und spürbar an die Seite ihrer mittelöstlichen Geschwister stellt.
Verabschiedet von der Vollversammlung der EMOK am 06.10.2016
Der Rat der EKD hat das Papier am 24.02.2017 zustimmend zur Kenntnis genommen und seiner Veröffentlichung durch die EMOK zugestimmt. -
Israel - Palästina. Eine Positionsbestimmung der EMOK (2017)
Eine Positionsbestimmung der Evangelischen Mittelost-Kommission (EMOK)
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Die Stunde der Wahrheit (Kairos Palästina)
Stellungnahme der Kirchenkonferenz der EKD und des Exekutivausschusses der EMOK
Teil I: Was nehmen wir Gutes und Neues wahr in diesem Dokument?
Im Dezember 2009 haben palästinensische Christen und Kirchenführer in Jerusalem der Öffentlichkeit ein Dokument übergeben „Die Stunde der Wahrheit: Ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen“.
Das Dokument ist ein Hilferuf von Menschen, die unter der Besetzung durch Israel leben müssen und unter dieser Besetzung leiden. Als solches ist es in der ökumenischen Gemeinschaft der Kirchen zu hören und sein Anliegen ernst zu nehmen. Das Dokument ist auch Ausdruck des christlichen Glaubens, dass dies sich ändern kann und sich ändern muss.
Der Aufruf wendet sich an die palästinensischen Christen und will ihre Hoffnung stärken; er macht palästinensischen Muslimen die christliche Haltung deutlich (5.4.1); er ist ein Zeichen gegenüber dem Staat Israel und sucht die Solidarität mit den Geschwistern in der Ökumene.
Wir erkennen, dass der Staat Israel als politisches Gegenüber vorausgesetzt und anerkannt wird und damit auch die Frage des Existenzrechtes Israels positiv beantwortet wird. Für uns ist das Existenzrecht Israels wie auch das Recht der Palästinenser auf einen unabhängigen Staat ein entscheidendes Kriterium bei der Beurteilung jeglicher Stimme und Position zum Konflikt zwischen Israel, den Palästinensern und Palästinenserinnen und ihren Nachbarstaaten
Wenn sich der Aufruf in 3.4.3 gegen die Instrumentalisierung von Religion im politischen Konflikt ausspricht: „Deshalb darf keine Religion ein ungerechtes politisches System begünstigen und unterstützen, sondern sie muss vielmehr Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschenwürde fördern. Sie muss alles tun, um politische Systeme, unter denen Menschen Unrecht leiden und die Menschenwürde verletzt wird, auf den rechten Weg zurückbringen“ stimmen wir dem uneingeschränkt zu und erkennen darin eine immer wieder neu an die eigene christliche Theologie zu richtende Anfrage; wir erkennen darin auch eine Absage an religiös-politische radikale Stimmen unter sog. christlichen Zionisten, radikal religiösen Gruppierungen in jüdisch-israelischen Gesellschaft und im Islam. Zu Recht wird der Dialog der Religionen als wichtiges Instrument der Versöhnung benannt.
Die EMOK nimmt diesen Aufruf dankbar und mit großer Aufmerksamkeit entgegen. Vor allem würdigt sie die Versöhnungsbereitschaft, den Willen zur Gewaltfreiheit und den theologisch in der Liebe begründeten Verzicht auf jede Form von Rache (4.2.6) und Vergeltung, zu denen sich der Aufruf bekennt, z. B. 4.2.5 „Wir wollen nicht Widerstand leisten, indem wir den Tod bringen, sondern vielmehr, indem wir das Leben schützen.“ Die EMOK ist nachdrücklich bereit, in diesem entschlossenen Friedenswillen einen gemeinsamen Weg zu sehen, und das weitere klärende Gespräch anzugehen. Die EMOK weist darauf hin, dass die im Dokument ausgesprochene Einladung „Kommt und seht!“ schon in vielfacher Form und bei zahlreichen Gelegenheiten stattfindet – in unterschiedlichen Partnerschaften mit Kirchen, Gemeinden und christlichen Institutionen und Projekten, sowie in gelebter ökumenischer Solidarität im Rahmen des EAPPI-Programms.
Teil 2: Anfragen und Vorbehalte
1. zu 3.3: Der Dialog der Religionen ist ein wichtiger Beitrag zu Versöhnung im Konflikt.
Zweifelsohne hat der palästinensische christlich-muslimische Dialog eine wesentliche Bedeutung. Alle drei Religionen sind aber für den Dialog wichtig; denn er muss umfassender sein als das Bemühen „die Mauern niederzureißen, die uns durch die Besatzung auferlegt werden“ (3.3.2). Es gilt die „verzerrte Wahrnehmung“ und „den Hass der Vergangenheit“ (3.3.4) zwischen den Menschen zu überwinden. Selbstkritisch ist auch die innerchristliche Zerrissenheit zu bedenken.2. Wir hören den Aufruf als Ausdruck des Leidens des palästinensischen Volkes und sehen die von der israelischen Besetzung hervorgerufene Not. Ist aber die Besetzung die einzige Ursache für die Not des palästinensischen Volkes? Ist mit dem Ende der Besatzung automatisch das Ende des Leidens verbunden? Hier wünschen wir uns von der weltweiten christlichen Gemeinschaft, dass sie Ursachen und Folgen differenziert und genauer bestimmt.
3. Das betrifft z. B. 4.3 „Die Wurzeln des ‚Terrorismus’ liegen in dem menschlichen Unrecht, das uns angetan wird, und in dem Übel der Besetzung.“ Wir müssen leider wahrnehmen, dass es muslimische, palästinensische Gruppierungen gibt, die Israel als Staat grundsätzlich – unabhängig von der Besetzung – bekämpft haben und bekämpfen. So können wir die Handlungen der israelischen Regierungen wohl kritisieren oder die Besetzung verurteilen, aber die Bekämpfung des Terrorismus nicht einfach als „Vorwand“ (4.3) abtun.
4. Es wäre eine Hilfe, wenn die Verfasser des Aufrufs deutlicher machen, dass sie mit „Besetzung“ die im Juni 1967 von Israel eroberten Gebiete meinen, nicht aber auch das israelische Staatsgebiet innerhalb der Waffenstillstandslinie von 1949, das von der internationalen Gemeinschaft allgemein als israelische Grenze anerkannt wird. Zur notwendigen Differenzierung gehört auch, zu sehen, dass innerhalb der palästinensischen Gesellschaft dringend rechtsstaatliche Strukturen entwickelt werden müssen, um Gerechtigkeit und Frieden zu erreichen.
5. Es ist uns wichtig darauf hinzuweisen, dass wir bei dem Satz „Wir haben Hochachtung vor allen, die ihr Leben für unsere Nation hingegeben haben“ in keinem Fall an die Menschen denken können, die ihr Leben dadurch zu Ende gebracht haben, dass sie andere Menschen gewaltsam mit sich in den Tod gerissen haben.
6. Der Aufruf empfiehlt „den Rückzug von Investitionen und (…) Boykottmaßnahmen der Wirtschaft und des Handels gegen alle von der Besatzung hergestellten Güter“. Ein allgemeiner Boykott Israels erinnert die Kirchen in Deutschland an den Aufruf „Kauft nicht bei Juden!“ im Jahr 1933 und ist für uns nicht zu akzeptieren. Wir fragen jedoch: Welche anderen Solidaritätsmaßnahmen zugunsten des palästinensischen Volkes sind denkbar? Wie können wir die Lebensgrundlage von Palästinensern verbessern und vermeiden, dass Waren aus den widerrechtlichen Siedlungen gekauft werden?
7. Der Aufruf versteht sich auch als „ein Ruf zur Umkehr, zur Korrektur fundamentalistischer Positionen, die ungerechte politische Optionen in Bezug auf das palästinensische Volk unterstützen“. Dem stimmen wir in dieser allgemeinen Form zu, fragen aber, welche Positionen die Verfasser im Blick haben.
8. Wenn der Aufruf auch den Prozess der theologischen Umkehr mit seiner Einsicht in die bleibenden, dem Volk Israel von Gott gegebenen Verheißungen in den Kirchen Europas und Nordamerikas meint, braucht es das theologische Gespräch mit den christlichen Geschwistern in Palästina. Wir sind uns darin einig, dass keine Theologie zur Rechtfertigung des Leidens von Menschen missbraucht werden darf.
9. Die Verbreitung des Aufrufs durch den Ökumenischen Rat als „Kairos Papier“, die Vergleiche mit Südafrika im Aufruf selbst, im Begleittext der Verfasser und in verschiedenen Ansprachen des ehemaligen Generalsekretärs des ÖRK legen einen Vergleich mit dem Kairos Papier von 1985 nahe und wecken Assoziationen zum Kampf gegen das Apartheidregime. Eine derartige Gleichsetzung ist nach Meinung der EMOK problematisch. Die EMOK rät ab, die Situation so zu beschreiben, dass es ideologisierend wirken kann. Wir können den Aufruf aber als „Kairos“ verstehen im Sinne von: Jetzt ist es Zeit zu handeln!
EMOK-Exekutivausschuss am 22.04.2010
Kirchenkonferenz der EKD am 31.08.201Stellungnahme der Kirchenkonferenz der EKD und des Exekutivausschusses der EMOK
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Stellungnahme des Vorsitzenden der Ev. Mittelost-Kommission zur Situation der Christen im Gazastreifen
09. August 2012
„Christen in Gaza befinden sich in schwieriger Lage“
Dr. Johannes Friedrich, Vorsitzender der Ev. Mittelost-Kommission, hat auf die schwierige Situation hingewiesen, in der sich Christen im Gazastreifen befinden.
Christen bilden unter der Bevölkerung des Gazastreifens eine kleine Minderheit. Da genaue Angaben fehlen, gehen Schätzungen von nur noch ca. 1.500-2.000 Christinnen und Christen aus, die derzeit noch in dem kleinen Küstenstreifen leben. Mehrheitlich handelt es sich um palästinensische Glieder der orthodoxen Kirche. Insgesamt leben rund 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen.
„Die Christen im Gazastreifen stehen unter einem enormen sozialen Druck seitens der muslimischen Mehrheit: es kommt andauernd zur Ausgrenzung und Benachteiligung. So fehlt es etwa an Arbeitsplätzen. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Übergriffen gegen Christen und deren Einrichtungen.“, legte Friedrich dar. Zurückhaltend äußerte er sich bzgl. der beiden Fälle, in denen Christen im Juli in Gaza zum Islam konvertiert sind. Die orthodoxe Kirche reklamierte, die beiden Christen seien zum Übertritt gezwungen worden, Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass die Konversion freiwillig vollzogen wurde – allerdings auf dem Hintergrund von Diskriminierungen.
Stellungnahme des Vorsitzenden der Evangelischen Mittelost-Kommission zur Situation der Christen
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Stellungnahme zum Konflikt in Syrien
Als Mitglieder der Evangelischen Mittelostkommission und ihres geschäftsführenden Ausschusses beobachten wir die Entwicklung des Konflikts in Syrien. Wir sind betroffen vom Leiden der Menschen dort. Wir haben besondere Verbindung und geschwisterliche Beziehung zu den Christen des Landes und der Region. Unsere Teilnahme und Solidarität gilt ihnen und allen Menschen Syriens, über die Grenzen der Religionen hinweg.
Auch für uns ist es schwer, Informationen aus Syrien zu beurteilen und uns ein Bild der Lage zu machen.
Unser Blick auf den Konflikt in Syrien
- Wir sehen uns in geschwisterlicher Verbundenheit mit den Kirchen und Christen in Syrien.
- Wir sehen und teilen die Besorgnis aus den Kirchen Syriens, dass die Freiheiten für Religionsausübung, Kultur- und Sozialarbeit, die sie bisher genossen, durch politische Umbrüche gefährdet werden könnten. Wir wissen, dass die Kirchen in Syrien Wirkungsräume haben, die sie in Nachbarländern nicht haben.
- Wir verstehen die Besorgnis hinsichtlich des Zustandes der Opposition. Sie kann keine gemeinsamen, verbindlichen Ziele nennen. Entscheidende Teile der Opposition scheinen derzeit eine militärische Lösung des Konflikts zu suchen. Den militärischen Kräften der Opposition werden – wie auch den staatlichen Sicherheitskräften – massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Plausible Nachrichten berichten von Drohungen und Gewalt radikaler Kräfte der Opposition gegen Christen, von Kirchenzerstörung und Massakern, besonders in Homs.
- Wir verstehen und akzeptieren, wenn aus Syrien - auch aus den Kirchen - Motive der aktuellen westlichen Politik gegenüber Syrien infrage gestellt werden. Worum geht es den westlichen Staaten, auch der Bundesrepublik: um das Wohl der Menschen in Syrien, oder doch um ein größeres geostrategisches Spiel, um Öl, den Konflikt mit dem Iran, die Unterstützung Israels, die Kooperation mit Saudiarabien und arabischen Golfstaaten? Worum geht es den beiden anderen Großmächten, Russland und China?
- Wir teilen die Besorgnis über Berichte von kontinuierlichen Waffenlieferungen an syrische Widerstandsgruppen, finanziert von Saudiarabien und Qatar, abgewickelt unter der Regie westlicher Geheimdienste über das Territorium des NATO-Partners Türkei. Wir teilen die Befürchtung, dass durch die Militarisierung des Konflikts von dieser Seite radikal-sunnitische Kräfte gefördert werden.
Ebenso wichtig ist uns:
- Als Christen gilt unsere Solidarität allen Opfern des Konflikts, ungeachtet ihrer Religion.
- Wir erinnern daran, dass zuerst und über längere Zeit hinweg die Gewalt in Syrien von staatlichen Organen gegen friedliche Demonstranten ausging. Durch die Verhinderung einer freien Berichterstattung wird solche Gewalt begünstigt und geschützt.
- Die willkürliche Gewalt von syrischen Sicherheitskräften gegen eigene Bürger verurteilen wir scharf.
- Wir halten ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber anderer Religion und Konfession, etwa gegenüber sunnitischen Muslimen und ihren Aktivitäten, für ungerecht und schädlich. Es verhindert Zusammenarbeit für eine friedvolle Zukunft des Landes.
- Berichte vom Frühjahr 2011 über Ausgabe von Waffen an Angehörige bestimmter religiöser Gruppen deuten darauf hin, dass das derzeitige Regime früh Weichen für einen Bürgerkrieg entlang religiöser Linien gestellt hat.
Wir stellen uns hinter die Ausführungen des Generalsekretärs des Ökumenischen Rats der Kirchen, Rev. Dr. Olav Fykse Tveit, in seinem „Statement on violence in Syria“ vom 29. Mai 2012 und seinem Brief vom 25.6.2012 an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. (Siehe unten)
Seinen Appell an die Regierung Syriens, von willkürlicher Gewalt gegen eigene Bürger abzulassen und ihrer Verantwortung nachzukommen, grundlegende Menschen- und Freiheitsrechte der Bürger zu schützen, unterstützen wir ebenso wie seinen Appell an die internationale Staatengemeinschaft, endlich ihre Verantwortung angesichts der untragbaren Gewalt wahrzunehmen.Unsere Forderungen:
Wir wenden uns nachdrücklich gegen einen Missbrauch der Religion für Kriegszwecke.
Wir verurteilen es, wenn das jetzige Regime durch seine Politik nicht nur Alawiten, sondern auch Christen und andere Minderheiten zwangsweise zu seinen Verbündeten und damit auch zu seinen Geiseln macht.
Wir verwahren uns gegen antiislamische und antisunnitische Feindbilder.
Wir wenden wir uns gegen eine militärische Aufrüstung religiöser Gruppen von außen, auch mit Hilfe westlicher Staaten. Wir wenden uns insbesondere gegen eine Stärkung militanter, sunnitischer Gruppen mit der Unterstützung westlicher Staaten.
Wir erinnern mit dem Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen, Rev. Dr. Olav Fykse Tveit, unsere eigene Regierung und die Staaten der Weltgemeinschaft an ihre Verantwortung gegenüber den Menschen in Syrien. Diese können sie nur wahrnehmen, wenn sie dem Verdacht wehren, die Entwicklung in Syrien für eigene geostrategische Ziele zu missbrauchen.Hamburg, 18.07.2012
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Arbeitsordnung der Evangelischen Mittelost-Kommission (EMOK)
Die Evangelische Mittelostkommission steht in der Tradition des früheren Evangelischen Arbeitskreises für das Heilige Land und der früheren Nahost-Kommission des Dt. Evangelischen Missionsrates / Ev. Arbeitsgemeinschaft für Weltmission und vereint Kirchen, Missionswerke, Hilfswerke und christliche Organisationen, die Beziehungen zum Mittleren Osten pflegen.
1. Ziele
Die EMOK fördert die Zusammenarbeit und den Austausch ihrer Mitglieder untereinander und mit den Christen, den Kirchen und Partnern im Mittleren Osten, mit denen ihre Mitglieder verbunden sind, sowie mit den Gemeinden und Institutionen der EKD in der Region. Ihr Gegenüber im Mittleren Osten sind der Middle East Council of Churches (MECC) und die Fellowship of Middle East Evangelical Churches (FMEEC).
Der Fortbestand und das Wachstum der Kirchen im Mittleren Osten sind ein wesentliches Anliegen der EMOK. Sie fördert insbesondere die Zusammenarbeit zu Themen des christlich-jüdischen und des christlich- islamischen Dialogs im eigenen Kontext sowie im Mittleren Osten. Sie verfolgt die politische und die gesellschaftliche Entwicklung in der Region.
2. Aufgaben
Die EMOK berät den Rat der EKD, die Kirchenleitung der VELKD und das Präsidium der UEK und den Vorstand des EMW, sowie deren Gliedkirchen, Mitgliedskirchen und -werke.
Die EMOK bereitet auf Wunsch des Rates der EKD Stellungnahmen vor und kann auf eigene Initiative Stellungnahmen abgeben.
Sie tauscht Informationen und Erfahrungen aus partnerschaftlichen Beziehungen und über Projekte im MO aus. Dabei bemüht sie sich um eine gegenseitige Verständigung, Abstimmung und Kooperation.
Sie tauscht sich zu Konfliktthemen in Bezug auf den Mittleren Osten aus. Sie sorgt für einen geregelten Informationsfluss mit dem Büro des/der Bevollmächtigten des Rates der EKD und mit dem Büro der EKD in Brüssel.
Sie gestaltet ihre partnerschaftlichen Beziehungen zum MECC und zur FMEEC und ihren Programmen im ökumenischen Zusammenhang. Dabei sucht sie die Zusammenarbeit mit Missio und Misereor.
Sie dient der Begleitung und Beratung von Programmen und Projekten der Mitglieder.
Sie begleitet den christlich-jüdischen Dialog und den christlich-islamischen Dialog und sucht Wege, die Erkenntnisse und Erfahrungen in das Wirken ihrer Mitglieder und in die Arbeit der EMOK einfließen zu lassen. Dabei arbeitet sie mit den zuständigen theologischen Gremien in der EKD zusammen.
Die EMOK initiiert gemeinsame Studien- und Arbeitsvorhaben und begleitet die inhaltliche Arbeit der Partner im Mittleren Osten.
3. Arbeitsweise
3.1 Vollversammlung
Die Vollversammlung der Kommission führt mindestens einmal jährlich eine Sitzung durch. Der/Die Vorsitzende lädt hierzu drei Wochen vorher unter Angabe der vorgesehenen Tagungsordnungspunkte ein. Die Vollversammlung muss zusammentreten, wenn dies von einem Viertel der Mitglieder der EMOK gewünscht wird.
Jede in der EMOK vertretene Institution benennt der Geschäftsführung namentlich nicht mehr als eine Person als Mitglied in der EMOK. Jedes Mitglied hat eine Stimme, die Mitarbeit von Gästen ist möglich. Wenn ein Mitglied bei zwei aufeinander folgenden Vollversammlungen unentschuldigt fernbleibt, ruht die Mitgliedschaft, womit dieses Mitglied von laufenden Abstimmungsprozessen und Beschlussfassungen zwischen den Vollversammlungen ausgeschlossen ist und der Name der von ihm bzw. ihr vertretenen Institution in Publikationen der EMOK nicht erwähnt wird. Mitglieder, deren Mitgliedschaft ruht, werden mit diesem Status im Protokoll vermerkt. Alle Protokolle werden dem Mitglied zur Kenntnisnahme zugeschickt. Die Mitgliedschaft lebt wieder auf, wenn das Mitglied wieder an der VV teilnimmt.
Die Mitglieder der EMOK können sich in der Vollversammlung vertreten lassen. Der jeweilige Vertreter bzw. die jeweilige Vertreterin hat Stimm- und aktives, nicht aber passives Wahlrecht.
Bei Wahlen/Abstimmungen und dem Beschluss über die Aufnahme neuer Mitglieder ist eine absolute Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder der EMOK erforderlich. Die Beschlussfähigkeit ist gegeben, wenn die Hälfte der Mitglieder anwesend ist.
Die Vollversammlung der EMOK wählt die zu wählenden Mitglieder der Exekutive aus der Vollversammlung und den Vorsitzenden/die Vorsitzende und seine/ihre Stellvertreter/in aus dem Kreis der Exekutivausschussmitglieder für eine Ratsperiode.
Der/Die Vorsitzende beauftragt die Geschäftsführung mit der Einberufung der EMOK-Vollversammlung sowie der Sitzungen des Exekutivausschusses.
Die Geschäftsführung nehmen das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Geschäftsstelle des Evangelischen Missionswerks in Deutschland im Wechsel von drei Jahren wahr.
3.2 Exekutivausschuss
Die EMOK hat einen Exekutivausschuss. Der Exekutivausschuss besteht aus zehn Mitgliedern. Er wird gebildet aus:
- einem Mitglied des Rates der EKD
- den für den Mittleren Osten zuständigen Referentinnen bzw. Referenten des Kirchenamtes der EKD und des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland und damit den Geschäftsführern/innen der EMOK
sowie sechs weitere Personen, die von der Vollversammlung jeweils als ihre Vertreterin bzw. ihr Vertreter aus folgenden sechs Gruppen gewählt werden:
- Missionswerke
- Hilfswerke
- Freie Werke
- Christlich-jüdischer Dialog
- Christlich-islamischer Dialog
- Landeskirchen und Kirchliche Zusammenschlüsse
Der zehnte Sitz in der Exekutive soll erst nach der Beendigung dieses Wahlganges vergeben werden. Bei der Wahl soll darauf geachtet werden, dass in der Exekutive die für die Beratung des Rates wichtigen Schlüsselkompetenzen vertreten sind.
Den Vorsitz führt der/die Vorsitzende der Evangelischen Mittelostkommission. Der Exekutivausschuss tagt in der Regel zweimal im Jahr. Das Protokoll des Exekutivausschusses erhalten alle Mitglieder der Mittelostkommission.
Der Exekutivausschuss hat die Aufgabe:
- die EMOK-Vollversammlungen vorzubereiten und nachzubereiten
- der Vollversammlung zu berichten
- die Belange und Anliegen der EMOK außerhalb der Sitzungen zu bearbeiten und zu vertreten
- die Belange und Anliegen der EMOK in Deutschland zu koordinieren
- mit den Partnern im Mittleren Osten zu kooperieren
- Stellungnahmen vorzubereiten
- eilbedürftige Stellungnahmen auszuarbeiten.
Der/Die Vorsitzende lädt hierzu drei Wochen vorher unter Angabe der vorgesehenen Tagungsordnungspunkte ein. Die Exekutive muss zusammentreten, wenn dies von einem Viertel der Mitglieder gewünscht wird. Jedes Mitglied hat eine Stimme, die Mitarbeit von Gästen ist möglich. Weitere sachkundige Experten können eingeladen werden. Beschlussfassungen sind auch auf schriftlichem Wege möglich.
Die Exekutive kann Arbeitsgruppen bilden.
4.
Die Ordnung tritt nach Genehmigung durch den Rat der EKD, den Vorstand des EMW und die Kirchenleitung der VELKD und das Präsidium der UEK am 15. September 2018 in Kraft.
29. September 2017