Zusammen für Frieden und Gerechtigkeit

Ökumene in Deutschland

Papierschiff auf einer ausgestreckten Hand.
Wir sitzen alle in einem Boot: Ein Schiff ist das Symbol der ökumenischen Bewegung.

Wenn die Protestantin den Katholiken heiratet, geschieht Ökumene. Was hier privat und im Kleinen passiert, ereignet sich auch zwischen vielen christlichen Kirchen. Alle sitzen in einem Boot. Das zeigt das Logo der ökumenischen Bewegung sehr schön: Die Kirche schwimmt als Schiff auf dem Weltmeer. Sein Mast hat die Form eines Kreuzes. Diese frühchristlichen Symbole der Kirche verkörpern Glauben und Einheit, die zentrale Botschaft der ökumenischen Bewegung. Sie ist jedoch kein Selbstzweck. Vielmehr geht es diesem kirchlichen Netzwerk immer auch darum, eine gerechte und friedliche Welt zu fördern.

Vielfältiges Spektrum

Das Wort „Ökumene“ kommt aus dem Griechischen und meint ursprünglich „die bewohnte Erde“. Heute beschreibt es die vielfältigen Beziehungen zwischen Kirchen, Konfessionen und Gemeinden. Das ist keine bilateral evangelisch-katholische Angelegenheit. In Deutschland arbeiten aktuell 17 Kirchen in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammen.

Neben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Römisch-katholischen Kirche sind das orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Kirchen, evangelische Freikirchen und andere kleinere Kirchen, bis hin zur Heilsarmee. Hinzu kommen Gastmitglieder und Beobachter. Damit repräsentiert dieser „Nationale Kirchenrat“ ein weites, vielfältiges Spektrum. Regionale und lokale ACKs fördern die Zusammenarbeit in Bundesländern, Städten und Kommunen. Die ACK entstand 1948 mit sechs Kirchen und dem evangelischen Pfarrer Martin Niemöller als erstem Vorsitzenden. 1974 wurden sowohl die Deutsche Bischofskonferenz wie auch die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland Vollmitglied.

„Einheit in versöhnter Verschiedenheit, daran arbeiten wir.“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (l.). ueberreicht die Martin-Luther-Medaille der EKD an Kardinal Karl Lehmann.
Heinrich Bedford-Strohm Vorsitzender des Rates der EKD

„Wir gehören zusammen“, so könnte man das Motto der ACK beschreiben. Vielfalt und Unterschiedlichkeit werden im Ökumene-Netzwerk als Reichtum gesehen. Gleichzeitig bleibt der Ansporn, sich um volle Einheit zu bemühen, ohne eine Einheitskirche zu schaffen. „Einheit in versöhnter Verschiedenheit, daran arbeiten wir“, sagte der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, 2016 dazu. „Einheit im Sinne von Gemeinschaft kann es auch zwischen selbstständigen Kirchen geben.“

Viele Menschen, nicht nur an der Kirchenbasis, wünschen sich diese Gemeinschaft besonders am Abendmahlstisch. Auch wenn das noch nicht Praxis ist, gibt es überall in Deutschland ökumenische Begegnungen, Zusammenarbeit, theologische Gespräche, gemeinsame Gebete und Bibelwochen. Ökumenische Gottesdienste benachbarter Gemeinden sind heute Normalität. Das gilt für die Gebetswoche für die Einheit der Christen im Januar oder vor Pfingsten, den Weltgebetstag der Frauen im März, Ökumenische Kreuzwege in der Fastenzeit oder für den an sich evangelischen Buß- und Bettag sowie die Ökumenische FriedensDekade im November. Evangelische Kirchentage und Katholikentage setzen stets ökumenische Akzente. Nach dem ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin ist für 2021 der dritte in Frankfurt geplant.

Aus Unbekannten werden Nachbarn

Innerevangelisch verfügen die Protestanten über zwei große konfessionelle Bünde: die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK). Sie planen die Fusion ihrer Verwaltungen in Hannover, wollen als Körperschaften jedoch selbstständig bleiben.

Im Rahmen des Interreligiösen Dialogs entwickeln und pflegen Christen und Christinnen Beziehungen mit Angehörigen anderer Religionen. Sie fördern so das gegenseitige Verständnis, Versöhnung und Zusammenarbeit.

Gemeinsam organisieren die EKD, die Deutsche Bischofskonferenz und die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland seit mehr als 40 Jahren im September die Interkulturelle Woche. Das Konzept: Begegnung führt zum Abbau von Ängsten und lässt aus zunächst Unbekannten geschätzte Nachbarn, Freundinnen und Freunde werden. Sie setzen sich für Flüchtlinge und Migranten ein, weil die Sorge um die Schwächsten und die Fremden zum Kern des Christseins gehört. Die meist ehrenamtlich organisierte Flüchtlingshilfe hat daher in sehr vielen Kirchengemeinden eine wichtige Anlaufstelle.

ug