Abgeordnete bei Gottesdienst vor erster Sitzung des neuen Bundestags
Berlin (epd). Vor der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags haben sich zahlreiche Abgeordnete am Dienstagmorgen bei einem ökumenischen Gottesdienst in Berlin versammelt. Der katholische Prälat Karl Jüsten rief die Politikerinnen und Politiker in seiner Predigt auf, Mandat oder Amt so auszufüllen, dass die Vertrauensbeziehung zu den Wählerinnen und Wählern „wachsen kann“.

Anne Gidion, Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
Die Erfahrung lehre, dass in die Demokratie vertraut werde, wenn „ein anspruchsvolles Ethos gelebt wird und wenn sich die Ergebnisse des Parlaments sehen lassen können“, sagte der Leiter des katholischen Büros in Berlin. „Wir stehen als Gesellschaft vor großen Herausforderungen“, sagte Jüsten und ergänzte: „Bürgerinnen und Bürger erwarten Antworten von Regierung und Parlament.“
Zu dem Gottesdienst waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Mitglieder der scheidenden Regierung in die katholische Sankt Hedwigs-Kathedrale gekommen, unter ihnen Bundeskanzler Olaf Scholz. Unter den Gottesdienstbesuchern waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Union wie CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sowie Mitglieder des alten Bundestagspräsidiums, wie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne).
Traditionell laden die Berliner Büros von evangelischer und katholischer Kirche vor der Konstituierung des Parlaments zu einem Gottesdienst ein. Die evangelische Prälatin Anne Gidion sagte, die Kirchen wollten dazu beitragen, Orte zu schaffen, die den Abgeordneten vermitteln, „dass Sie mehr sind als das, was Sie leisten, mehr als die Klicks und der Applaus, mehr als das Amt und der gefüllte Kalender“.
Dazu böten die Kirchen Gottesdienste und Andachten, weitere Veranstaltungen wie Abgeordnetenfrühstücke „und Stellungnahmen, die Sie manchmal unnötig finden und manchmal hilfreich“, sagte Gidion und erntete einige schmunzelnde Gesichter. Im Januar hatten die Kirchen mit einer kritischen Stellungnahme zum Asylkurs der Union für Aufsehen gesorgt.