Armut gemeinsam begegnen: EKD und KRM ermuntern zu interreligiösen Kooperationen
Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Koordinationsrates der Muslime (KRM) sind am Freitag in Dortmund zu ihrem jährlichen Austausch zusammengekommen. Im Mittelpunkt des Treffens stand dabei das Thema „Armut und Gerechtigkeit“. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung der Energiekosten und der steigenden Inflation wächst die Gefahr, dass viele Menschen in Deutschland an den Rand ihrer Belastungsgrenzen kommen. Man war sich einig, dass die staatliche Unterstützung gezielt an diejenigen erfolgen müsse, die unter den wirtschaftlichen Entwicklungen besonders leiden.
Religionsgemeinschaften kommen besondere Aufgaben zu, wenn Menschen in Not geraten sind. Es gehört zum zentralen Selbstverständnis sowohl des Islam als auch des Christentums, die Benachteiligten in der Gesellschaft zu unterstützen und ihnen zu einem Leben in Würde zu verhelfen. Der Austausch über die einschlägigen koranischen und biblischen Texte machte deutlich, wie breit das gemeinsame Fundament an dieser Stelle ist. Auch wenn es strukturelle Asymmetrien im Bereich der Wohlfahrtspflege in Deutschland gibt, möchten die Vertreter und Vertreterinnen der EKD und des KRM Mut zu mehr interreligiösen Kooperationen machen. Es gelte für die etablierten Akteure muslimische Initiativen als potenzielle Partner wahrzunehmen. Umgekehrt werden muslimische Gruppen angeregt, sich um Anschluss an bestehende Arbeitsgruppen zu bemühen und ihre Beiträge bekannter und sichtbarer zu machen. Durch ein gemeinsames Engagement von Christ*innen und Muslim*innen für die Benachteiligten wird Solidarität nicht nur mit den Schwächsten gelebt, sondern dadurch auch das interreligiöse Miteinander gestärkt. Die aktuellen Herausforderungen bieten ein weites Feld für einen Dialog des Handelns. Der Sprecher des KRM Eyüp Kalyon fügte hinzu: „Die Probleme in der Welt – Krieg, Leid und Not – fordern uns individuell, gesellschaftlich und auch institutionell vieles ab. Als Religionsgemeinschaften stehen wir jedoch in der Verantwortung, uns mehr Gedanken über die sozialen Fragen unserer Zeit, wie Armut und Gerechtigkeit, zu machen und gemeinsam Wege aus den Krisen zu finden. Nur so können wir den gottgewollten Frieden in der Menschheitsfamilie weiter vorantreiben.“ Die Ratsvorsitzende der EKD Dr. Annette Kurschus machte einen konkreten Vorschlag und sagte: „Die gemeinsame Aktion #Wärmewinter der EKD und der Diakonie bietet eine gute Möglichkeit auch für interreligiöse Kooperationen. Ich würde mich freuen, wenn es an vielen Stellen in Deutschland auch zu einem gemeinsamen Engagement über Religionsgrenzen hinweg kommen würde.“ Dieser Vorschlag wurde von der muslimischen Seite begrüßt.
Das Spitzengespräch zwischen EKD und muslimischen Verbänden findet seit 2005 mit je wechselnder Gastgeberschaft statt. Weitere Themen des Gesprächs waren die Flüchtlinge sowie die Klimaschutzrichtlinie der EKD.
Hannover, 29. Oktober 2022
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt