Biblische Redewendungen und ihre Bedeutung

Viele Redensarten im heutigen Sprachgebrauch gehen auf die Quelle der biblischen Geschichte von Jesu Tod und Auferstehung zurück

Bunte Ostersteine

Bunt bemalte Steine mit Ostersymbolen auf dem Rasen

  • Da kräht kein Hahn nach: Diese Redewendung findet sich bereits in Wörterbüchern des 19. Jahrhunderts. Dort heißt es zur Bedeutung „Niemand kümmert sich darum, die Sache wird kein Aufsehen machen“. Sie geht auf die Erzählung im Matthäus-Evangelium (26,33) zur Verleugnung des Petrus zurück. Darin kündigt Jesus seinem Jünger Petrus an, dieser werde ihn dreimal verleugnen, ehe der Hahn am Morgen dreimal krähe - und so kommt es dann. Bezogen auf die Redewendung ergibt sich darin eine Bedeutungsverschiebung: Ist etwas von Bedeutung, kräht der Hahn, ist es nicht wichtig, nicht.
     
  • Jemanden von Pontius zu Pilatus schicken: Diese Aussage hat auf den ersten Blick keinen Sinn. Denn Pontius und Pilatus sind dieselbe Person. Der römische Statthalter in Judäa ist in der Passionsgeschichte derjenige, der das Todesurteil über Jesus fällt. Laut den Evangelien wird Jesus zunächst vor den Hohen Rat, eine Art oberste Religionsbehörde der Juden, gestellt, dann wird er für einen Prozess zu Pilatus gebracht, der ihn nach Darstellung einiger Evangelisten auch noch zu Herodes Antipas schickt. Herodes herrschte zur Lebenszeit Jesu über Galiläa, sodass Jesu nach Pilatus Lesart in Herodes Herrschaftsbereich fiel. Dadurch entwickelte sich die Aussage im Deutschen zum Synonym etwa für den Behördendschungel.
  • Seine Hände in Unschuld waschen: Auch diese Redewendung geht auf den römischen Statthalter Pilatus zurück. Im Markus-Evangelium ist überliefert, wie er nach der Verurteilung Jesu zum Tod am Kreuz vor dem Volk seine Hände wäscht und dazu sagt: „Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen.“ Sie bedeutet, dass jemand, der Schaden angerichtet hat, so tut, als habe er keine Schuld.
     
  • Sein Kreuz tragen: Diese Redensart geht auf die Kreuzesfrömmigkeit der Menschen in früheren Jahrhunderten zurück. Der Ausdruck bedeutet, dass jemand wie Jesus, der sein Kreuz zur Kreuzigungsstätte trug, einer schweren Belastung ausgesetzt ist oder einen Schicksalsschlag verkraften muss. Dabei erzählt die Bibel, dass Jesus sein Kreuz nicht bis zum Ende selbst tragen muss. Auf die biblische Erzählung geht auch die Redewendung „zu Kreuze kriechen“ zurück. Auch sie taucht bereits in Wörterbüchern des 19. Jahrhunderts auf und bedeutet „um etwas bitten“. Es schwingt zugleich aber auch etwas Unterwürfiges in dieser Geste mit.
     
  • Unschuldslamm: Der Begriff kommt laut dem „Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS.de)“ heute relativ selten vor. Vor allem ab Ende des 19. Jahrhunderts ist er in vielen Texten nachweisbar. Das Online-Nachschlagewerk „OldPhras“ kennt den Begriff „Lämmchen“. Er bezeichnet einen „unschuldigen Menschen“. Das Lamm galt im Judentum als Opfertier, in der christlichen Ikonografie wird Christus oft als Lamm dargestellt.
     
  • Judaskuss/Judaslohn: Das Sprichwort ist ein Sinnbild für Verrat. Es bezieht sich auf die Figur des Judas, der Jesus bei seiner Festnahme durch einen Kuss an die Soldaten verraten haben soll. Dieser Begriff ist laut DWDS.de ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Texten häufig verbreitet, seit Anfang der 1970er Jahre wird er in schriftlichen Texten seltener genutzt. Der Begriff ist im Wörterbuch auch als abwertend verzeichnet, ebenso wie der mit ihm verwandte Begriff des „Judaslohns“, der die Belohnung eines Verräters bezeichnet und auf die 30 Silberlinge anspielt, die Judas für seinen Verrat vom Hohen Rat erhalten haben soll. Beide Begriffe sind Ausdruck eines christlichen Antijudaismus und transportieren antisemitische Ressentiments.