Der heruntergekommene Gott
Betrachtung zum zweiten Weihnachtstag von Michael Diener
Weihnachten: Gott wird Mensch. Na, wenn das mal nicht völlig schiefgegangen ist. Angeblich größtes Datum ever und dann: ein Kaff am Ende von nirgendwo, Beziehungskrise, kein Bett zum Schlafen, ungebildete Hirten, unbekannte Heiden, vielfacher Kindermord und Flucht nach Ägypten. Später ein bisschen halböffentliches Tamtam und dann würdelos hingerichtet. Gott, was hast Du da nur angerichtet? Doch kein guter Stern über Bethlehem?!
Weihnachten mutet uns einiges zu! Gott zeigt sich nicht auf einem Laufsteg in Hollywood oder bei einer Vollversammlung der UN. Stattdessen: Balg in Windeln.
Wie völlig anders dieser Gott ist
Total heruntergekommen ist dieser Gott und da, nur da, lässt er sich auch finden. Ich muss mich schon bücken, um zu ahnen, wie völlig anders dieser Gott ist. Also, komm doch Du mal runter, von Vor-Urteilen über Gott und die Welt, über Kirche und Philosophiegedöns und frag Dich, ob das alles nicht bemerkenswert ist. Kannste Dir nicht ausdenken, sowas. Eben. Freu Dich. Mit diesem Jesus platzt Gott in deine Welt hinein, die öffentliche und die ganz verborgene und bietet sich an und damit Trost, Geistesgegenwart, Wegweisung, Sinn und Ziel. Vielleicht war das „Fürchte Dich nicht!“ noch nie so wichtig wie heute und dazu noch die weihnachtliche Ahnung, dass nichts diese Welt so verändert wie bedingungslose, heruntergekommene Liebe.
Komm doch mal runter
Dieser Gott liebt – auch die „Coronaleugner“ und die „Schlafschafe“. Das erspart uns nicht die notwendigen Auseinandersetzungen und Klärungen, aber es verändert den Blick aufeinander. Also komm doch mal runter – von Deinem Zorn. Was Gott damals getan hat, dient bis heute dem Leben, also lasst uns heute auch tun, was dem Leben dient. Heruntergekommene Weihnachten uns allen.