Der Verlauf des Zweiten Weltkriegs in Europa
Was geschah im Zweiten Weltkrieg, wie wurden nach und nach immer mehr Länder in das Kriegsgeschehen hineingezogen und wer kämpfte gegen wen? Ein historischer Abriss mit den wichtigsten Fakten.
Der Zweite Weltkrieg ist der bislang größte globale militärische Konflikt. Das Deutsche Reich begann den Krieg am 1. September 1939 mit einem Angriff auf Polen. Binnen kurzer Zeit griffen andere Staaten in das Geschehen ein und versuchten, die Erreichung der deutschen Kriegsziele zu verhindern, die letztlich in der Vernichtung oder Versklavung vermeintlich minderwertiger Völker und in der Aufrichtung einer „arischen Weltherrschaft“ bestanden.
Am Ende waren rund um die Welt 60 Staaten beteiligt. Mehr als 65 Millionen Menschen, die meisten Zivilisten, starben. Am Ende wurde der Aggressor Deutschland von einer breiten Staatenallianz, den „Alliierten“, besiegt und kapitulierte am 8. Mai 1945.
Der britische Historiker Ian Kershaw unterteilt das Kriegsgeschehen in drei Phasen.
Erste Phase
Ab 1. September 1939: Eroberungskriege
Das Deutsche Reich griff ohne Kriegserklärung Polen an und besetzte in einem Blitzkrieg weite Teile im Westen des Landes. Zwei Tage danach erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg. 1940 eroberten deutsche Truppen die Benelux-Staaten und weite Teile Frankreichs. Im Norden gerieten Dänemark und Norwegen unter deutsche Besatzung. Gemeinsam mit dem ebenfalls diktatorisch regierten Italien eroberten die deutschen Truppen Albanien und Griechenland. Auch in Nordafrika erzielten die Deutschen mit ihrem „Afrika-Korps“ Gebietsgewinne und drängten britische Truppen zurück. Deutsche Luftangriffe auf London und Coventry verursachten großes Leid. Parallel zum Kriegsgeschehen richtete das NS-Regime jüdische Ghettos ein. Auf der Wannseekonferenz beschloss die NS-Führung die systematische Verschleppung und Ermordung der europäischen Juden.
Zweite Phase
Ab 22. Juni 1941: Überfall auf die Sowjetunion
Mit der „Operation Barbarossa“ begann Hitler einen gnadenlosen Vernichtungskrieg gegen das Sowjetreich. Das deutsche Heer trieb mit Belagerungen (u.a. Leningrad) Millionen Menschen in den Hungertod. Dennoch scheiterte Hitlers Strategie . Bei Kesselschlachten starben Millionen Soldaten, ebenso viele wurden verwundet, weitere Millionen gerieten in Kriegsgefangenschaft.
Um die letzten Ressourcen zu mobilisieren, rief Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar1943 im Berliner Sportpalast den „totalen Krieg“ aus. Kurz darauf mussten die Deutschen in der Schlacht von Stalingrad kapitulieren. Dies gilt als Wendepunkt im Verlauf des Zweiten Weltkriegs.
Derweil entbrannte ein Krieg zwischen Japan und den USA. In Pearl Harbour (Hawai) versenkten japanische Truppen fast die gesamte US-Flotte. Deutschland erklärte mit Italien den geschwächten USA den Krieg. Nun wurde der Krieg zum Weltkrieg.
Dritte Phase
Ab 6. Juni 1944: Die Befreiung
Britische, kanadische und amerikanische Truppen begannen mit einer Großoffensive. Am 6. Juni 1944 („D-Day“) landeten sie mit Schiffen und Fallschirmen in der Normandie, wenig später auch in Südfrankreich. Zeitgleich drängte die sowjetische Armee im Osten die deutschen Truppen zurück, verstärkt von polnischen Truppen. Währenddessen formierte sich in Deutschland Widerstand gegen das NS-Regime, der am 20. Juli 1944 in einem – erfolglosen – Attentat auf Hitler gipfelte. Im März 1945 überquerten US-Truppen den Rhein; im April erreichte die Rote Armee Berlin. Die Soldaten befreiten Hunderttausende KZ-Häftlinge. Deutschland war besiegt. Im Führerbunker in Berlin beging Adolf Hitler Selbstmord; am 8. Mai folgte die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Der Krieg war beendet.
Vierzig Jahre später nennt der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker den 8. Mai 1945 „Tag der Befreiung“ und erklärt: „Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft [… ] Wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen.“
Chronologie des Zweiten Weltkriegs:
Bundeszentrale für politische Bildung
Buch:
Ian Kershaw: Höllensturz. Europa 1914 bis 1949. München 2017