Ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit
Kirchliche Kunstgegenstände kehren in die St. Marienkirche Danzig zurück
Zwei wertvolle Kunstgegenstände aus dem Mittelalter kehren in die St. Marienkirche im polnischen Danzig/Gdańsk zurück. Es handelt sich dabei um ein Retabel (Altartafel) und um eine Predella (Altarsockel) – beide wurden von unbekannten Künstlern um das Jahr 1435 geschaffen. Die Kunstwerke des sogenannten Dreifaltigkeitsaltars der St. Marienkirche wurden, wie viele andere wertvolle Gegenstände, unter dem Eindruck der Luftangriffe im Mai 1942 auf Danzig aus der damals evangelischen Hauptkirche im Zentrum der Stadt an einen sicheren Ort gebracht. Im Rahmen von Luftschutzmaßnahmen wurden das Retabel und die Predella am 12. Mai 1942 zunächst nach Karthaus im damaligen Westpreußen in die dortige Evangelische Kirche verbracht, um sie vor Kriegsschäden zu bewahren. Nur dadurch entgingen die Objekte dem Untergang in der nahezu vollständigen Zerstörung Danzigs ab Januar 1945. Später gelangten die Gegenstände nach Berlin.
Die Predella gehört seit über 60 Jahren in der St. Johanniskirche in Berlin-Moabit zur Ausstattung des dortigen Altars. Das Retabel befindet sich in der Gemäldegalerie in Berlin. Beide Kunstgegenstände stehen im Eigentum der Union Evangelischer Kirchen (UEK), der als Rechtsnachfolgerin der untergegangenen Kirchengemeinden in West- und Ostpreußen sämtliche Vermögenswerte dieser Kirchengemeinden zugefallen sind. Die UEK suchte nach Wegen, die Kunstgegenstände an ihren ursprünglichen Ort zurückzuführen. Dazu hatte 2018 der damalige Berliner Bischof Markus Dröge (EKBO) die Initiative ergriffen und das Gespräch mit dem Danziger Erzbischof Sławoj Leszek Głódź gesucht. Die bis 1945 evangelische Oberpfarrkirche St. Marien zu Danzig ist heute die katholische Kathedralbasilika der Erzdiözese Danzig. Bischof i. R. Dröge legte dabei das Anliegen der UEK dar: Die UEK suche nach Wegen, die Altartafel und die Predella des Dreifaltigkeitsaltars an ihren ursprünglichen Ort zurückzuführen. Dies solle ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit zwischen evangelischer und katholischer Kirche und ein Zeichen der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen sein. Beide Seiten betonten, es bestünde kein Zweifel, dass die Kunstwerke kirchliches Eigentum gewesen und geblieben seien, so dass die Angelegenheit zwischen den beteiligten Kirchen geregelt werden könne. Die Übergabe nach Danzig erfolgt im Wege einer Schenkung. „Ich bin froh, dass sich dieser lange und aufwendige Prozess der Rückführung der Kunstgegenstände an ihren angestammten Ort in Danzig nun auf der Zielgeraden befindet“, sagte Bischöfin Petra Bosse-Huber, Leiterin des Amtsbereichs der UEK im Kirchenamt der EKD.
Am heutigen Sonntag (01.03.2020) wurde in der St.-Johanniskirche ein Gottesdienst gefeiert, in dem die Evangelische Tiergartengemeinde Berlin die Predella verabschiedet. Eine Delegation aus Danzig, geleitet von Prälat Bradtke, nahm daran teil. Auch der polnische Botschafter in Deutschland, Professor Andrzej Przyłębski, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Professor Michael Eissenhauer, und die beteiligten staatlichen Stellen waren zugegen. Bischof Christian Stäblein (EKBO) hielt die Predigt: „Es ist gut, dass die Predella nun in die Marienkirche in Danzig zurückkehrt, an den Ort, an den sie gehört. Ich bin der Gemeinde der Johanniskirche dankbar, dass sie das Kunstwerk in den vergangenen Jahrzehnten so gut gehütet hat. Durch die Predella sind St. Johannis und St. Marien nun miteinander verbunden.“
Die beiden Kunstgegenstände werden am 4. April in Danzig in der Marienkirche an ihrem angestammten Ort entgegengenommen. Präses Annette Kurschus wird als EKD-Beauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen und stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende die deutsche Delegation leiten. Sie wird im Gottesdienst in der Marienkirche und beim anschließenden Empfang sprechen. „Ich bin sehr dankbar für die Initiative der UEK zur Rückführung der beiden wertvollen Altarteile“, sagte Präses Annette Kurschus. „Für mich kommt damit ein Kapitel polnisch-deutscher Geschichte zu einem vorläufigen Abschluss: Die Altartafel und die Predella des Dreifaltigkeitsaltars kehren an den Ort zurück, für den sie geschaffen wurden. Mein Wunsch ist, dass dies als ein Zeichen der deutsch-polnischen Versöhnung und der ökumenischen Verbundenheit aufgenommen werde und es der deutsch-polnischen Aussöhnung im 75. Jahr des Endes des Zweiten Weltkrieges diene.“
Hannover, 1. März 2020
Pressestelle der UEK