EKD-Ratsvorsitzender: Rassismus hat keinen Platz im Kirchenvorstand
Heinrich Bedford-Strohm zur Debatte um AfD-nahe Kandidaten für Kirchenvorstandswahlen
Bückeburg (epd). Wer rassistische oder antisemitische Thesen vertritt, hat aus Sicht von EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm in einem evangelischen Kirchenvorstand nichts zu suchen. „Das kann man nicht auf sich beruhen lassen“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag in Bückeburg mit Blick auf die Debatte um AfD-nahe Kandidaten für Kirchenvorstandswahlen. Rassistische Meinungen könne er sich in einem kirchlichen Amt nicht vorstellen. In Niedersachsen werden im März 2018 die ehrenamtlichen Kirchenvorstände oder Gemeindekirchenräte neu gewählt.
Es gehe in dieser Frage allerdings nicht um Parteinamen, unterstrich Bedford-Strohm. „Es geht um die Sache.“ Die evangelische Kirche sei geprägt von Vielfalt und stehe für Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Parteipolitik dürfe nicht in die Kirche hineingetragen werden.
Luthers Schattenseiten sind nicht ausgeblendet worden
Der Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof äußerte sich am Rande des Jahresempfangs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, der im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums stand. Der Festjahr hat aus seiner Sicht eine neue, große Aufmerksamkeit für den Reformator Martin Luther (1483-1546) und seine Freiheitsbotschaft erzeugt.
„Wenn Sie am Anfang herum gefragt hätten, was Reformation ist, hätten Sie häufig ein Kopfschütteln geerntet“, sagte Bedford-Strohm. Das habe sich inzwischen gründlich geändert: „Viele Menschen sind darauf hingewiesen worden, wer Luther war und worum es ihm ging.“ Dabei seien auch Luthers Schattenseiten nicht ausgeblendet worden. Hinter Luthers neuer Popularität stehe auch ein gesellschaftliches Grundbedürfnis: „Viele Menschen sehnen sich nach Haltungen und danach, dass jemand für etwas steht.“
Ökumene: Kein profilieren auf Kosten der anderen
Spürbar verbessert habe sich in dem Festjahr auch das Verhältnis zur katholischen Kirche. „Wir sind zusammengewachsen“, unterstrich der EKD-Chef mit Blick auf zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen. „Vorher gab es viel mehr Schielen auf das eigene Profil und mehr Empfindlichkeit. Heute wissen wir, dass wir uns nicht auf Kosten der anderen profilieren wollen.“
Als besonders schmerzlich empfänden es Protestanten und Katholiken dabei, dass sie immer noch nicht gemeinsam das Abendmahl feiern könnten. Zu dem Jahresempfang kamen rund 800 Gäste aus Kirche und Gesellschaft in die evangelische Stadtkirche.