EKD-Synode: Grußwort von Erzpriester Radu Constantin Miron
Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland
Es gilt das gesprochene Wort
(Unredigierte Fassung)
Sehr geehrte Frau Präses! Hohe Synode! Ich habe die Ehre, das Grußwort unseres Metropoliten Augoustinos, des Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, OBKD, zu verlesen. Metropolit Augoustinos schreibt:
Als ich vor inzwischen sechs Jahrzehnten nach Deutschland kam, hatte man mir als gut gemeinten Ratschlag mitgegeben, um wirklich gut deutsch zu lernen, sollte ich deutsche Zeitungen und deutsche Märchen lesen. Ersteres tue ich seitdem, und auch mit Grimms Märchen wurde ich allmählich vertraut, obwohl ich zugeben muss, dass die Zeitungslektüre mir lieber ist.
Ich erzähle Ihnen das, weil seit jener Zeit Bremen für mich – ich füge hinzu: offensichtlich nicht nur für den Metropoliten – unzertrennlich mit den Bremer Stadtmusikanten verbunden ist, einem Märchen, das ich bis dato noch nicht kannte, das mich aber trotzdem an die Tierfabeln meiner Kindheit in Kreta erinnerte. Gefallen haben mir an diesem Märchen immer das Anarchische, das – darf ich sagen? – Revolutionäre – ich komme, wie gesagt, aus Kreta – und das Happy End, welche die konzertierte Aktion der vier Tiere bewirkt. Gemeinsam schaffen Esel, Hund, Katze und Hahn das scheinbar Unmögliche: Sie überlisten die Bösen, schaffen sich ein Heim und gewissermaßen ein neues Leben – trotz ihrer Verschiedenheit, ihrer Vielstimmigkeit und ihrer unterschiedlichen Größe.
Bei dieser Aufzählung kommt die Frage auf: Sind die Bremer Stadtmusikanten womöglich eine ökumenische Geschichte? Ohne irgendwelche abwegige Vergleiche ziehen zu wollen, bin ich der Auffassung, dass dieser gemeinsame Einsatz der vier etwas ist, was durchaus ökumenisches Potenzial hat. Die Gesellschaft, in der wir leben, glaubt ja, dass wir Kirchen alt und unnütz geworden sind, so wie die Tiere im Märchen. Wir selbst aber sehen durchaus Zukunftsperspektiven für uns und diese Welt, für uns in dieser Welt. Gelingen kann uns dies aber nur gemeinsam, wenn wir konzertiert unsere Stimme erheben, so unterschiedlich sie auch klingen mag.
Und gemeinsam machen sich die vier auch auf den Weg nach Bremen. Das Bremen der Ökumene liegt noch vor uns. Wir suchen noch dieses Happy End eines gemeinsamen Hauses, wie auch immer dies aussehen mag. Die ökumenischen Institute und die Akademien unserer Kirchen arbeiten da an den diversen Ökumenemodellen.
Und noch etwas: Wir stehen immer auf den Schultern unserer Vorgänger und Vorgängerinnen. So grüße ich Sie alle, zunächst die scheidenden Mitglieder der Synode und des Rates der EKD, ganz besonders Frau Dr. Irmgard Schwaetzer und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Beiden bin ich für eine jahrelange ökumenische Partnerschaft und Freundschaft dankbar. Ebenso herzlich grüße ich Frau Präses Anna-Nicole Heinrich und alle, die ab jetzt besondere Verantwortung in der EKD übernehmen, und wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen. Ich tue dies im Namen der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, das heißt aller orthodoxen Bischöfe dieses Landes, unserer Priester und unserer Gläubigen, und wünsche Ihnen eine gute Zeit hier in Bremen. Gottes Segen für Ihre Wahlen, Ihre Beratungen und Ihre Entscheidungen. – Vielen Dank.
Soweit das Grußwort unseres Metropoliten. Da ich, wie Sie wissen, mehrere Hüte aufhabe, wäre es eine Sünde, nicht auch die Grüße der ACK, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, an die große Mitgliedskirche der EKD zu übermitteln. Liebe Frau Heinrich, zählen Sie weiter unsere Begegnungen, und zählen Sie weiter auf uns. – Danke schön.
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Die 2. Tagung der 13. Synode der EKD findet vom 7. bis 10. November 2021 digital statt. Auf dieser Seite finden Sie alle Informationen zur Synodentagung und der Wahl des neuen Rates der EKD.