Evangelische Jugend: Etatkürzungen bedrohen Freiwilligendienste

Die Diakonie Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) fürchten tiefe finanzielle Einschnitte bei Freiwilligendiensten in den kommenden beiden Jahren. Die beiden Organisationen teilten am Dienstag gemeinsam in Berlin und Hannover mit, der Haushaltsentwurf für 2024 und die weiteren Planungen für 2025 sähen bei der Förderung von Freiwilligem Sozialen Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) Kürzungen um einen dreistelligen Millionenbetrag vor.

„Bei Umsetzung der geplanten Kürzungen von insgesamt 113 Millionen Euro stünden viele Plätze in den Freiwilligendiensten vor dem Aus“, warnten Diakonie und aej. Diakonie-Vorständin Maria Loheide sprach von jeder vierten Freiwilligenstelle, die wegzufallen drohe.

Die Planungen der Bundesregierung bedeuteten einen Rückgang der Mittel um mehr als ein Drittel (35 Prozent) vor. Für 2024 sei eine Kürzung um 78 Millionen Euro vorgesehen und für 2025 um 35 Millionen Euro. Diakonie und evangelische Jugend appellierten an die Bundestagsabgeordneten, den Haushalt „dringend nachzubessern“.

Sollten die Kürzungen so kommen wie geplant, werde damit „ein wichtiges Instrument zur Gewinnung junger Menschen für soziale Berufe und gesellschaftliches Engagement massiv beschnitten“, hieß es weiter. „Gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fordern und gleichzeitig ein dafür wichtiges Instrument kaputt zu sparen, passt für uns politisch nicht zusammen“, bemängelte aej-Generalsekretär Michael Peters.
 

Gesellschaftlichen Zusammenhalt lernen – Freiwilligendienste fördern! 

Auch die Bevollmächtigte des Rates der EKD, Anne Gidion, äußerte sich in einem Statement zu den geplanten Fördermittelkürzungen für Freiwilligendienste: „Wenn Menschen einen Freiwilligendienst leisten, ist das gut für sie selbst und gut für die Gesellschaft. Gerade für junge Menschen ist es eine wertvolle Erfahrung, sich ein Jahr freiwillig in sozialen, ökologischen oder entwicklungspolitischen Zusammenhängen engagieren. An der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf können junge Menschen ihren Horizont erweitern und Verantwortung übernehmen.  Das Modell des Freiwilligendienstes wurde in Deutschland erstmals 1954 mit dem ‚Diakonischen Jahr‘ begründet. Ich sehe darin bis heute ein Erfolgsmodell. Inzwischen gibt es viele andere Träger und Einsatzmöglichkeiten. Junge Menschen können den Dienst auswählen, der zu ihnen passt. Gerade die letzten drei Schuljahrgänge haben durch Corona viel geschultert und mitgetragen. Praktika sind ausgefallen. Freiwilligendienste bieten auch die Chance, soziales Leben und Berufsalltag auf Zeit nachzuholen. Der Bundeshaushalt sieht massive Kürzungen für diesen Bereich vor. Das bedauere ich sehr. Kindergrundsicherung, Elterngelt und Freiwilligendienst dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Im Umgang mit Kindern und Jugendlichen entscheidet sich die Zukunft in unserem Land."