Gemeinsam für Inklusion: Welt-Down-Syndrom-Tag 2025
„(epd) „Improve Our Support Systems“ – das Motto des diesjährigen Welt-Down-Syndrom-Tags fordert dazu auf, die Unterstützungssysteme für Betroffene und Angehörige in unserer Gesellschaft zu stärken. Häufig werde Unterstützung nur aus der Kostenperspektive betrachtet, kritisierte Gerd Ascheid, Landesvorsitzender der Lebenshilfe in Nordrhein-Westfalen „Viel zu oft müssen Menschen mit Down-Syndrom und ihre Familien mühsam und teilweise unwürdig dafür kämpfen, dass ihnen zustehende Unterstützung von Behörden und Kostenträgern gewährt wird.“

Jährlich am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag.
Ein Grundrecht auf Teilhabe an der Gesellschaft dürfe jedoch niemals nur aus einer finanzpolitischen Perspektive betrachtet werden, betonte Ascheid. Eine inklusive Gesellschaft müsse für alle Menschen gerecht, menschlich und lebenswert sein. „Eine solche Gesellschaft existiert nur dann, wenn Menschen mit Behinderung sich auf verlässliche finanzielle Absicherung, Bildung ohne Barrieren, Wahlfreiheit bei Wohnen und Arbeiten, Zugang zu guter Gesundheitsversorgung und echte Teilhabe im Alltag verlassen können, ohne regelmäßig als Bittstellende auftreten zu müssen“, unterstrich der Lebenshilfe-Vorsitzende.
„Am Welt-Down-Syndrom-Tag feiern wir Gottes Vielfalt. Jeder Mensch ist ein wertvolles Kind Gottes und trägt zur reichen Farbenpracht des Lebens bei. Lassen Sie uns gemeinsam Inklusion ermöglichen und leben!“
Die zunehmende Nutzung nichtinvasiver Pränataltests (NIPT) während der Schwangerschaft würde laut einem Bundestagsbericht in 92 Prozent der Fälle nach Diagnose von Down-Syndrom zu Schwangerschaftsabbrüchen führen, teilt die Diakonie Württemberg anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags mit. Kornelius Knapp, Vorstand für Sozialpolitik, betont vor diesem Hintergrund die Notwendigkeit früher Förderung durch Physio-, Ergo- und Sprachtherapie. „Der Ausbau der Frühen Hilfen muss weiter vorangebracht werden“, sagte er. Zudem benötigten Familien technische Hilfsmittel, passenden Wohnraum und Akzeptanz im Umfeld. „Ein würdiges und auch ein fröhliches Leben für alle Menschen ist möglich, und das ist und bleibt auch eine gesellschaftliche Aufgabe“, so Knapp.
Zweimal im Monat organisiert Melanie Hoffmann das Treffen „Kinder mit Extras“ in der Familienbildungsstätte in Leck (Kreis Nordfriesland). Ihr dreijähriger Sohn Max kann hier mit anderen Kindern spielen und Spaß haben. Max hat Trisomie 21. „Kinder mit Extras“ habe sie als Treffpunkt für betroffene Familien ins Leben gerufen. „Das Schöne ist, dass Max Kontakt hat zu anderen Kindern und ich als Mutter mich austauschen kann, über die Probleme, die wir im Alltag haben“, erklärt sie.
Nachdem Max 2021 mit Trisomie zur Welt gekommen ist, fühlte sich Melanie Hoffmann allein und uninformiert: „Wir hier auf dem Land müssen uns unsere Informationen selbst aneignen. Vieles geht leider unter.“ Großes Thema bei Familie Hoffmann zurzeit ist die Krankenzusatzversicherung. Die könne bis zum sechsten Lebensmonat abgeschlossen werden, ohne Gesundheitsfragen - etwa nach der Trisomie - beantworten zu müssen. Das habe die 41-Jährige allerdings nicht gewusst. „Jetzt ist er drei und ich hätte sie gerne. Aber jetzt muss ich die Fragen beantworten und die Versicherungen nehmen ihn nicht mehr an.“ Außerdem spüre sie auch die zeitlichen Belastungen zwecks mangelnder Angebote auf dem Land. Die Wartelisten für Logopädie und Physiotherapie im Umkreis seien lang. In größeren Städten würde sie wahrscheinlich schneller einen Platz für Max bekommen, müsse dann aber eine lange Anfahrt in Kauf nehmen. Auch deshalb wünscht sie sich mehr Angebote auf dem Land.
In Flächenländern wie Schleswig-Holstein gebe es häufig geografisch bedingte regionale Unterschiede. „Die Angebote für Menschen mit Behinderung bestehen vorrangig in den Oberzentren und Städten. Für viele Menschen, die in ländlichen Regionen leben und einen Unterstützungsbedarf haben, ist das problematisch“, erklärt Michaela Pries, Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung in Schleswig-Holstein.
Auch deshalb müsse Inklusion immer mehr als Querschnittsaufgabe verstanden werden, sagt Pries. „Inklusion beginnt in den Köpfen, es geht also um 'Haltung'. Dazu müssen Begegnungen und damit einhergehend der Abbau von Berührungsängsten und Vorbehalten möglich sein“, sagt die Landesbeauftragte. Dazu müsse die Öffnung der Regelsysteme, wie Kita, Schule, Beruf und Freizeitangebote, weiter verbessert werden. Damit einher gehe auch eine umfänglichere Barrierefreiheit unter anderem im öffentlichen Raum: „Teilhabe kann eben nur gelingen, wenn alle Menschen gleichermaßen Zugang haben.“ Deshalb fordert sie den Abbau von „Sonderwelten“, in denen Menschen mit Behinderung separiert leben, lernen, arbeiten und wohnen.
Der Welt-Down-Syndrom-Tag wird jedes Jahr am 21. März begangen, weil bei den Betroffenen das Chromosom 21 dreifach vorhanden ist.