Glaube junger Menschen - Jugendstudien

Glaube junger Menschen: Studien

Der Glaube Jugendlicher und junge Menschen ist Gegenstand verschiedener aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen. Hier finden Sie Zusammenfassungen und Links zu ausgewählten Studien.

  • „Jugend – Glaube – Religion“

    Religion nein – Glaube ja

    Religiös wollen sie nicht sein, den Glauben aber finden sie gut. Das ist eines der Hauptergebnisse der Studie „Jugend – Glaube – Religion“ der Universität Tübingen. Mehr als 7000 Jugendliche und junge Erwachsene wurden mithilfe eines Fragebogens und in Interviews zu ihren Einstellungen und Erfahrungen zu Glaube, Kirche und Religion befragt. Mehr als die Hälfte von ihnen glaubt an Gott, drei Viertel beten gelegentlich oder häufig. Als „religiös“ würden sich trotzdem nur 22% bezeichnen. Selbst diejenigen, die sich selbst als „Atheisten“ bezeichnen, glauben doch oftmals an „irgendeine höhere Macht“. Allerdings ist für die Jugendlichen Glauben etwas Individuelles und Persönliches. Die überwiegende Mehrheit der Befragten legt großen Wert darauf, eine eigene Haltung zu Religion zu haben, die nicht von außen auferlegt wird. Nach einer Begründung für Veränderungen in ihrem Glauben gefragt, geben die Jugendlichen ganz unterschiedliche Antworten. Wichtig ist ihnen häufig die im Vergleich zur Kindheit gewachsene Fähigkeit, sich eine Meinung zu bilden, wobei dies sowohl zu einer Abnahme als auch zu einer Zunahme beim Glauben führen kann. Für das Gottesbild ist vor allem der Beziehungsaspekt bedeutsam: Gott wird abgelehnt, weil man von ihm enttäuscht wurde, oder Gott wird wichtiger, weil man sich ihm anvertrauen kann. 40% der Befragten geben an, dass ihnen der Glaube in schwierigen Situationen helfe.

    Die Längsschnittuntersuchung mit mehreren Befragungszeitpunkten zeigt, dass der Gottesglaube in der Zeit des Erwachsenwerdens relativ stabil bleibt, kirchenkritische Haltungen sich aber verstärken. Die Haltung gegenüber der Institution Kirche ist ambivalent, und mit dem institutionellen Charakter der Religion identifizieren sich die Jugendlichen nur ungern. Aber mehr als die Hälfte finden es gut, dass es die Kirche gibt, und meinen, dass die Kirche viel Gutes für die Menschen tue. Gleichzeitig finden fast Dreiviertel der Schülerinnen und Schüler, dass sich die Kirche ändern müsse, wenn sie eine Zukunft haben will.

    Religiöse Themen, die die Jugendlichen interessieren, sind der Tod und die Frage, was danach kommt, sowie Weltentstehung und die Frage nach Gottes Gerechtigkeit angesichts des Leidens auf der Welt. Das Interesse an religiösen Fragen wuchs zwischen den Befragungszeitpunkten sowohl bei Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht wie auch im Ethikunterricht. Sich zum Thema Religion und Glaube eine eigene Meinung bilden zu können und mit ihren Fragen ernst genommen zu werden, ist den Befragten sehr wichtig. Genau dies erwarten sie auch von einem guten Religions- bzw. Ethikunterricht.

    Gegenüber anderen Religionen und Kulturen zeigen sich die Jugendlichen mehrheitlich interessiert und offen. Allerdings stimmen auch 25% der Aussage zu, dass es zu viele Muslime in Deutschland gebe. Diese Auffassung vertreten auch 18% der muslimischen Befragten. Dieser Befund unterstreicht, wie wichtig ein schulisches Angebot für die Auseinandersetzung mit religionsbezogenen Vorurteilen bleibt.

    Zur Studie:

    Friedrich Schweitzer, Golde Wissner, Annette Bohner, Rebecca Nowack, Matthias Gronover, Reinhold Boschki: Jugend – Glaube – Religion. Eine Repräsentativstudie zu Jugendlichen im Religions- und Ethikunterricht. Glaube – Wertebildung – Interreligiosität (Band 13), Münster/New York 2018.

  • Jung – evangelisch – engagiert: Die Engagementstudie

    Junge evangelische Christen wollen aktiv an der Gestaltung von Kirche und Gesellschaft mitwirken: Das ist eines der bundesweit repräsentativen Ergebnisse von drei Studien der Universität Tübingen zu Engagement und Religiosität junger Menschen. 56 Prozent der jungen evangelischen Christen leisten aktiv Sozialarbeit. Bei Religionslosen sind es lediglich rund 38 Prozent. Vorbild der jungen Protestanten ist oft das ehrenamtliche Engagement ihrer Eltern, die ihrerseits überdurchschnittlich häufig ehrenamtlich aktiv sind. Eine wichtige Rolle spielen aber auch ihre Wertorientierungen. Das zeigt der Vergleich zu den Befragten, die nicht ehrenamtlich tätig sind und kaum christliche Überzeugungen teilen. Für die jungen Ehrenamtlichen mit starken christlichen Überzeugungen ist es besonders wichtig, sozial Benachteiligten und gesellschaftlichen Randgruppen zu helfen, sich politisch zu engagieren und viele soziale Kontakte zu anderen Menschen zu haben.

    Für die Verbundenheit mit der evangelischen Kirche zeigte sich in den Studien die besondere Bedeutung der Konfirmandenzeit: Wer im Rückblick zufrieden mit seiner Konfirmandenzeit ist, bleibt der Kirche sehr viel eher verbunden. Bleibt der Kontakt zur Kirche erhalten, zum Beispiel durch kirchliche Angebote für die Nachkonfirmandenzeit, liegt die Austrittsneigung im Erwachsenenalter lediglich bei 12 Prozent im Vergleich zu 29 Prozent bei denjenigen, die nach der Konfirmation keinen Kontakt mehr zur Kirche hatten.

    Die Konfirmandenzeit kann für das ehrenamtliche Engagement einen regelrechten Schub bedeuten. Die Motivation für eine eigene ehrenamtliche Tätigkeit ergibt sich oft aus dem Kontakt mit den Konfi-Teamern, die als junge Ehrenamtliche die Konfirmandenarbeit mitgestalten. Eine Schlüsselrolle spielt dabei häufig ein Konfi-Praktikum: 64 Prozent derjenigen, die während des Konfirmandenunterrichts die Gelegenheit bekamen, sich selbst zu engagieren, erlebten ihre Konfirmandenzeit als Ermutigung für ein eigenes späteres Ehrenamt.

    Auffällig bleibt aber die gefühlte Distanz der jungen Engagierten zu den „etablierten“ Kirchengemeinden. Selbst unter den ehramtlich Engagierten stimmte nur jeder Zweite der Aussage zu, die Kirchengemeinde würdige dieses Engagement ausdrücklich. Noch geringer war die Zustimmung zur Aussage, man fühle sich gebraucht. Entsprechend wichtig sind Wertschätzung, intensive Kontaktpflege und strukturelle Verbindungen etwa zwischen den Leitungsgremien der Kirchengemeinde und den Konfi-Teamern, um jugendliches Engagement und die etablierte kirchengemeindliche Arbeit miteinander in Berührung zu bringen. Partizipationsmöglichkeiten im Sinne von Mitgestaltung und Mitbestimmung erwiesen sich für die jungen Menschen als bedeutsam und noch ausbaufähig.

    Zur Studie:

    www.konfirmandenarbeit.eu

     

    Das Buch zur Engagementstudie:

    Ilg, Wolfgang / Pohlers, Michael / Gräbs Santiago, Aitana / Schweitzer, Friedrich (2018): Jung – evangelisch – engagiert. Langzeiteffekte der Konfirmandenarbeit und Übergänge in ehrenamtliches Engagement im biografischen Horizont. Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten (Band 11). Gütersloh (Gütersloher Verlagshaus) 2018.

  • Weitere Studien

    V. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung

    Die V. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2014 zeigt, dass die Zahl der Jugendlichen, die sich der Kirche schwach verbunden fühlt, steigt. Innerhalb der Kirchenmitglieder in den jüngeren Generationen ist eine steigende Distanzierung zur Kirche zu beobachten, die mit zunehmender religiöser Indifferenz einhergeht.

    Hier finden Sie die PDF zum Download.


    Kirche auf dem Campus

    Wie gelingt es, das Interesse für die Evangelischen Hochschulgemeinen (ESGen) zu wecken und mehr Studierende zu motivieren, deren Angebote zu nutzen? Das SI der EKD hat im Auftrag der ESGen in Niedersachsen eine Studie durchgeführt, um Antworten auf diese Fragen zu finden. 

    Ahrens, Petra-Angela, Karoline Läger-Reinbold (2014), Kirche auf dem Campus - Religiöse und kirchliche Ansprechbarkeit von Studierenden, Hannover, ISBN 978-3-981-4883-5-7.

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