Hanau gedenkt der Opfer des rassistischen Anschlags vor fünf Jahren

Hanau (epd). Die Stadt Hanau gedenkt an diesem Mittwoch der vor fünf Jahren ermordeten neun Bürger aus Einwandererfamilien. Die Hauptrede wird dabei nach Angaben der Stadt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier halten. Zudem sind Reden von drei Angehörigen vorgesehen: Sedat Gürbüz und Serpil Temiz Unvar haben bei dem rassistischen Attentat jeweils einen Sohn verloren, Said Etris Hashemi verlor seinen Bruder und wurde selbst verletzt. Cetin Gültekin wird aus seinem im vergangenen Jahr erschienen Buch „Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland“ über seinen Bruder lesen.

Die Stadt Hanau erinnert am Mittwoch (19.02.2025) mit einer Gedenkveranstaltung im Kongresszentrum Congress Park Hanau an die ermordeten neun Bürger aus Einwandererfamilien.

Die Stadt Hanau erinnert am Mittwoch (19.02.2025) mit einer Gedenkveranstaltung im Kongresszentrum Congress Park Hanau an die ermordeten neun Bürger*innen aus Einwandererfamilien. 

Das Motto der Gedenkveranstaltung lautet: „Gemeinsam gedenken - für Zusammenhalt und Zukunft“. Die Begrüßung hält der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), die Verabschiedung spricht Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).

Im Vorfeld meldeten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) zu dem Jahrestag zu Wort. Scholz sprach in einem Video am Dienstagabend von einer „schmerzhaften Lücke“, die die Opfer von Hanau hinterließen. „Doch wir können an sie erinnern“, sagte er: „Wir können dem rassistischen Hass entgegentreten, der den Morden von Hanau zugrunde lag.“ Dieser Hass trete „gerade in diesen Tagen oft ganz unverhohlen“ auf. Der Kanzler appellierte an die Bevölkerung: „Lassen wir nicht zu, dass einige unser Land in 'wir hier' und 'die da' zerreißen.“

Innenministerin Faeser, die aus Hessen stammt, kündigte eine Teilnahme an der Gedenkveranstaltung am Mittwoch Mittag an. Sie sprach am Dienstag von nicht verheilenden Wunden bei den Angehörigen der Opfer, sagte aber zugleich zu, auch in Zukunft fest an der Seite der Familien zu stehen. Fast 25 Millionen Menschen in Deutschland hätten eine Zuwanderungsgeschichte, erklärte sie und verwies zugleich auf einen Höchststand an rechtsextremistischen Straftaten im vergangenen Jahr. Neben rechtsstaatlichen Konsequenzen forderte Faeser „auch mehr Menschlichkeit und Zusammenhalt, damit solche Taten unser Land nicht spalten“.

Oberbürgermeister Kaminsky bezeichnete die Opfer und das Attentat im Vorfeld als „Mahnung, gemeinsam für Demokratie und Zusammenhalt einzustehen und uns entschieden gegen Rassismus, Extremismus, Hass und Hetze zu positionieren“. Die Bundesbeauftragte für Antirassismus, Reem Alabali-Radovan (SPD), die ihre Teilnahme angekündigt hat, kritisierte am Dienstag: „Hanau hätte Zäsur und Weckruf sein müssen, war es aber nicht.“ Die politisch motivierte Kriminalität von rechts sei 2024 auf Höchstwerte gestiegen.

Am Mittwochabend ist eine gemeinsame religiöse Gedenkfeier von katholischer und evangelischer Kirche sowie der örtlichen Jüdischen Gemeinde geplant, in der die Teilnehmenden eingeladen sind, um Frieden, Versöhnung und Akzeptanz zu bitten. Zwischen 20 und 23 Uhr wird der Opfer des Anschlags an den beiden Tatorten gedacht. Die „Initiative 19. Februar Hanau“ wird nach eigenen Angaben dort Mahnwachen abhalten.

Am 19. Februar 2020 hatte ein Hanauer acht junge Männer und eine junge Frau aus rassistischen Gründen erschossen, anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Im Namen von Stadt, Land und Bund werden an den Grabstätten in Hanau, Offenbach, Bulgarien, Rumänien und in der Türkei Blumen- und Kranzniederlegungen organisiert. Am Donnerstag eröffnen die „Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025“ in Hanau mit mehr als 40 Programmpunkten.