Katholischer Ökumenebischof: Reformationsjubiläum hat Vertrauen wachsen lassen
Gerhard Feige bilanziert in der „Herder Korrespondenz“ das Jahr des Reformationsjubiläums hinsichtlich der Ökumene
Freiburg (epd). Aus Sicht des katholischen Ökumenebischofs Gerhard Feige sollten in der Bilanz der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum die Annäherungen zwischen Protestanten und Katholiken nicht kleingeredet werden. Es gebe „erfreuliche Anzeichen dafür, dass das Reformationsjubiläum die Christen in der Hinwendung zu Christus und auch einander ein beträchtliches Stück vorangebracht hat“, schreibt Feige in einem Beitrag für die „Herder Korrespondenz“ (Dezember-Ausgabe). „Begegnungen und Gespräche, Gottesdienste und Gebete, Pilgerreisen und andere gemeinsame Aktionen haben ein Vertrauen wachsen lassen, das eine wichtige Grundlage für weitere Bemühungen bildet“, bilanzierte der Magdeburger Bischof und Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Feiges Urteil über die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum unterscheidet sich damit von einer Einschätzung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, der eine „ehrliche Bilanz“ angemahnt hatte, zu der „auch das freimütige Benennen von Anfragen und Sorgen“ gehöre. In der Oktober-Ausgabe der „Herder Korrespondenz“ hatte er zum Stand der Ökumene geschrieben: „Es gibt - so scheint es mir - einen zunehmenden Dissens in moral- und sozialethischen Fragen.“ Als Beispiel nannte der Kölner Erzbischof unter anderem die „Ehe für alle“ und die Positionen zu Abtreibung, Sterbehilfe und Scheidung. „Immer wieder wird ein vormals bestehender Konsens brüchig“, bilanzierte Woelki.
Heinrich Bedford-Strohm: Dauerhafte ökumenische Beziehungen seien gewachsen
Auf diese Punkte ging Ökumenebischof Feige in seinem Beitrag nicht ein. Er sieht einen „ökumenischen Qualitätsschub von 2017“. Ob dieser verpuffe oder nicht, hänge „auch davon ab, ob wir an der Einheit der Kirche wirklich interessiert sind, wie es uns gelingt, uns in den theologischen Vorstellungen und kirchlichen Lebensvollzügen zu verständigen, und was wir dem Wirken des Heiligen Geistes zutrauen“.
Die evangelische Kirche hatte bis Ende Oktober 500 Jahre Reformation gefeiert. 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Im Gegensatz zu früheren Jubiläen war die katholische Kirche explizit zur Beteiligung am zurückliegenden Festjahr eingeladen worden.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, in den katholischen und evangelischen Gemeinden seien dauerhafte ökumenische Beziehungen gewachsen. Es sei zu hoffen, dass infolge des Festjahres „konkrete Erleichterungen“ für ein gemeinsames Abendmahl von konfessionsverschiedenen Ehen möglich werden, sagte der bayerische Landesbischof vor der in Amberg tagenden Landessynode.