Interessante Impulse aus Russland

Der ostfriesische Pastor Sven Grundmann verbrachte vier Wochen in einer Gemeinde im russischen Krasnojarsk und erhielt dort manche Anregung

Sven Grundmann ist Pastor der Marien-Gemeinde in Holtland. Im letzten Sommer war er in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Krasnojarsk unterwegs. Organisiert hat den Aufenthalt das Evangelisch-lutherische Missionswerk Niedersachsen (ELM). Im Februar kommt sein russischer Kollege Pastor Gleb Pivovarov zum Gegenbesuch nach Ostfriesland.

Mitglieder der Kirchengemeinde Krasnojarsk bei der Bibelstunde an der Uferpromenade des Jenissei

Mitglieder der Kirchengemeinde treffen sich zur Bibelstunde an der Uferpromenade des Jenissei.

Herr Grundmann, das neue Austausch-Programm des Evangelisch-Lutherischen Missionswerks bietet Aufenthalte in 9 verschiedenen Ländern an, von Afrika, über Amerika, bis nach Asien. Wie fiel Ihre Wahl auf Russland?

Sven Grundmann: Ich war bereits häufiger in Russland und den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion. Deshalb kann ich immerhin so gut russisch sprechen, dass ich mich im Alltag und auf der Straße verständigen kann. Ziel dieses Austauschs war es für mich, das Alltagsleben in einer Gemeinde in Russland von innen her kennenzulernen. Vor Ort habe ich schnell gemerkt, was anders ist zu unseren deutschen Kirchengemeinden. Die Gemeinde dort hat nur 75 Mitglieder, meine Heimatgemeinde aber 2.370. Für die gesamte Gemeindearbeit gibt es keine finanzielle Unterstützung und ich empfinde Hochachtung, für alles was unter diesen Voraussetzungen dort geleistet wird.

Was kann die Gemeindearbeit in Ostfriesland von der Gemeindearbeit in Russland lernen und andersherum?

Grundmann: Meine Gemeinde schätzt sehr den Austausch mit Gemeinden aus anderen Ländern und die Erfahrung, wie Glauben woanders gelebt wird. Für die Gemeindearbeit hier lässt sich besonders lernen, dass man keine Angst vor gesellschaftlichen Veränderungen haben muss. Einen interessanten Impuls fand ich auch das sportliche Training, das die Gemeinde in Krasnojarsk 3 mal wöchentlich anbietet. Umgekehrt konnte ich vieles aus meiner seelsorgerischen Arbeit vermitteln, etwa wie man Trauergespräche führt. Immerhin habe ich 30 bis 40 Beerdigungen im Jahr, der Kollege in Krasnojarsk vielleicht mal eine.

Was hat Sie beeindruckt? Was hätten Sie sich völlig anders vorgestellt?

Grundmann: Beeindruckt hat mich die große Herzlichkeit, mit der ich aufgenommen worden bin. Außerdem die öffentlichen Bibelstunden am Ufer des Flusses, weil alle Aktivitäten, so auch das Sportangebot der Gemeinde, Aufmerksamkeit und Neugier bewirken und fast alle Menschen freundlich interessiert sind an dem Glaubensangebot.

War „Pastor Grundmann“ in Russland derselbe wie in Ostfriesland?

Grundmann: Ich komme mit einer großen Gelassenheit zurück und das freut mich. Außerdem habe ich mir vorgenommen, mich wieder mehr auf die Kernarbeit des Seelsorgers zu konzentrieren wie Predigt, Bibelarbeit und besonders das Gespräch mit Gemeindemitgliedern. Ich verbringe viel zu viel Zeit in Gremien und Sitzungen.

(ELM)