Radikaler Reformator
John Knox war derWegbereiter für die Reformation in Schottland
John Knox war Galeerenhäftling, Prediger und Widersacher der Königin Maria Stuart. Das Denken Calvins hat den Theologen in Genf geprägt. In seiner Heimat Schottland ist er eine Schlüsselfigur der Reformation.
Als wuchtige Steinfigur ist John Knox auf dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf verewigt. Auch in seiner Heimatstadt Edinburgh erinnert eine Statue in der St. Giles' Cathedral an den Schotten. Genf und Edinburgh sind zwei Stationen im Leben des streitbaren und unbeugsamen Theologen, der sich als wichtiger Wegbereiter der Reformation in Schottland einen Namen gemacht hat.
Über den Zeitpunkt seiner Geburt ist wenig bekannt. Vermutlich kommt John Knox etwa 1514 in einer Handwerkerfamilie in Giffordgate zur Welt. Er geht in Haddington zur Schule und studiert später Theologie und Rechtswissenschaften an der Universität St. Andrews. In den 1530er Jahren empfängt er die Weihe zum katholischen Priester und arbeitet ab 1543 zunächst als Privatlehrer in mehreren Grafenfamilien.
Auf der Flucht
Schon während seines Studiums interessiert er sich für die lutherische Lehre. Knox schließt sich dem frühen schottischen Reformator George Wishart an. Es ist gefährlich, sich im katholischen Schottland zur Reformation zu bekennen: Wishart wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Aufstand, den die Hinrichtung auslöst und bei dem Kardinal Beaton ermordet wird, wird mit Hilfe von französischen Truppen blutig niedergeschlagen. Knox wird verhaftet und fast zwei Jahre auf einer Galeere gefangen gehalten. Erst 1549 kommt er frei.
Das Leben des Reformators ist von Flucht geprägt. Zunächst findet er im protestantischen England Schutz. Er wird Pfarrer in Berwick-upon-Tweed an der englisch-schottischen Grenze und predigt hier die reformatorische Lehre. Später flieht er nach Genf, wo er die Lehren des Schweizer Reformators Johannes Calvin kennen und schätzen lernt. Ein paar Jahre lebt er auch in Frankfurt am Main, wo er in der englischen Exilgemeinde predigt. Wiederholt kommt er nach Genf, wo er auch an der Genfer Bibel mitarbeitet.
Schließlich kehrt er nach Schottland zurück. Hier predigt er die Lehre Calvins, verfasst reformatorische Traktate und wird so zum führenden Kopf der schottischen Reformation. Maßgeblich verfasst er 1560 die sogenannte „Confessio Scotica“ mit. Sechs protestantische Pfarrer, darunter auch John Knox, hatten diese evangelische Bekenntnisschrift im Auftrag des Parlaments innerhalb von vier Tagen niedergeschrieben. Die Verabschiedung durch das Parlament gilt als Gründungsstunde der „Church of Scotland“.
Unbeugsam und radikal
In seiner wohl berühmtesten Schrift „The first blast of the Trumpet against the monstrous regiment of women“ von 1558 (deutsch: „Der erste Trompetenstoß gegen die entsetzliche Weiberherrschaft“) spricht Knox der Regentschaft von Frauen jegliche Legitimation ab. Später wird er zum schonungslosen Gegenspieler der katholischen Königin Maria Stuart, die sich einer Einführung der Reformation immer wieder entgegenstellt.
John Knox ist unbeugsam und radikal. So predigt er heftig gegen Maria Stuart und fordert gar ihren Tod. Wohl deshalb beschreibt ihn der Schriftsteller Stefan Zweig in seinem Roman über Maria Stuart einen „Meister der religiösen Demagogie“ und den „vielleicht vollendetsten Typ des religiösen Fanatikers, den die Geschichte kennt“. Knox sei „der eisenköpfigste, zelotischste, unbarmherzigste aller Kirchengründer und seinen eigenen Lehrer Calvin an Unerbittlichkeit und Unduldsamkeit noch übersteigend“.
Fünf Jahre nach der Inhaftierung Maria Stuarts durch die englische Königin Elisabeth – die Reformation ist inzwischen einigermaßen gefestigt – zieht sich John Knox aus dem öffentlichen Leben zurück. Seine letzte Predigt hält er Anfang November 1572. Am 24. November stirbt er. Der schottische Regent James Douglas soll bei der Beerdigung auf dem Friedhof von St. Giles gesagt haben: „Hier liegt ein Mann, der nie das Angesicht eines anderen Mannes fürchtete“. Seine Grabstätte kann heute unter einem Parkplatz südlich der St. Giles' Kathedrale besichtigt werden.