Kirchen: Auf Not in Afghanistan mit Menschlichkeit reagieren

Bischöfe der beiden großen Kirchen rufen in einem eindringlichen Appell zur schnellen und unbürokratischen Hilfe für die Bevölkerung in Afghanistan auf

Demonstration in Berlin für mehr Hilfe für Schutzsuchende aus Afghanistan

 

Zahlreiche Menschen haben am Sonntag (22.08.2021) im Berliner Regierungsviertel mehr Hilfe fuer Schutzsuchende aus Afghanistan gefordert. (Foto: im Hintergrund der Reichstag) Neben der Aufrechterhaltung der Luftbruecke zur Evakuierung muessten innerhalb Afghanistans Fluchtwege zum Flughafen Kabul fuer Gefaehrdete geschaffen werden, hiess es bei den Protesten. In Deutschland muesse Fluechtlingsschutz gewaehrt und Familiennachzug unbuerokratisch und schnell moeglich gemacht werden. 

Hannover (epd). Bischöfe der beiden großen Kirchen rufen die Bundesregierung in einem eindringlichen Appell zur schnellen und unbürokratischen Hilfe für die Bevölkerung in Afghanistan auf. „Die verzweifelte Situation, in der sich gegenwärtig viele Afghaninnen und Afghanen befinden, ist zutiefst erschütternd“, heißt in einer von der Deutschen Kommission Justitia et Pax am Mittwoch verbreiteten Erklärung: „Die Bilder und Berichte vom Flughafen in Kabul zeigen überdeutlich deren existentielle Ängste“.

Berichte aus verschiedenen Landesteilen ließen erwarten, „dass unter dem Taliban-Regime immenses Leid über große Teile der Bevölkerung kommen wird“, erklärten die katholischen Bischöfe Peter Kohlgraf (Mainz), Heiner Wilmer (Hildesheim), der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck (Essen) sowie der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg und der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms.

„Wir denken dabei nicht nur an die Ortskräfte, die über Jahre hinweg im Dienst der ausländischen Streitkräfte standen, sondern auch an die afghanischen Frauen und Kinder sowie die Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten“, hieß es weiter: „Sie müssen mit Verschleppung, Ausbeutung, Gewalt und dem Tod rechnen, wenn sie sich nicht den Bestimmungen der Taliban unterwerfen.“ Angesichts der akuten Not sei es der falsche Zeitpunkt, mit Schuldzuweisungen auf diese Situation zu reagieren. Vielmehr komme es nun auf konkrete Schritte an, um diese Not zu lindern.

Die hochrangigen Kirchenvertreter bitten eindringlich alle Regierungen, „auf diese Not mit Menschlichkeit zu reagieren, schnelle Hilfe und Ausreisen zu ermöglichen sowie Asyl zu gewähren.“ Die deutsche Bundesregierung möge darüber hinaus auch jenen Menschen unkompliziert ein Bleiberecht in Deutschland gewähren, die schon vor 2013 mit der Bundeswehr, zum Beispiel als Übersetzer, kooperiert haben.

Nach Bewältigung der akuten Notlage müsse der Einsatz in Afghanistan zudem unvoreingenommen und nach klaren Kriterien evaluiert werden, so dass auch „Konsequenzen für eine zukünftige Außen- und Sicherheitspolitik der westlichen Staaten gezogen werden können“.

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) wurde 1967 gegründet. Sie ist eine Einrichtung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zur Förderung von Entwicklung, Menschenrechten und Frieden. Bischof Wilmer ist Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax. Bischof Kohlgraf ist Präsident der Deutschen Sektion Pax Christi.

Gemeinsame Erklärung zur akuten Notlage der afghanischen Bevölkerung

Direktor Renke Brahms (Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland),
Bischof Dr. Bernhard Felmberg (Evangelischer Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr),
Bischof Dr. Peter Kohlgraf (Präsident der Deutschen Sektion Pax Christi),
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr) und
Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ (Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax)

Screenshot 'chrismon'

Die Angst der Afghaninnen vor den Taliban

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