Glockenläuten zu Ostern

Die Kirchenglocken verkünden die frohe Botschaft der Auferstehung

Ansicht zweier Gussglocken von unten

Warum läuten die Kirchenglocken zu Ostern?

Die Tage von Gründonnerstag bis Ostersonntag bilden den Höhepunkt des Kirchenjahrs in allen christlichen Kirchen. Deutschlandweit läuten zu Ostern Kirchenglocken, um die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu von den Toten zu verkünden.  Am Palmsonntag wird die Karwoche eingeleitet. Am Karfreitag schweigen die Glocken in der Regel als Zeichen der Trauer über Jesu Kreuzigung.

Wann genau läuten die Glocken zu Ostern?

In der evangelischen Kirche gibt es keine einheitliche Regelung für das Glockenläuten zu Ostern. Wann und wie die Glocken erklingen, legt die Läuteordnung der jeweiligen Landeskirche fest.  

In der Karwoche können die Glocken in der evangelischen Kirche zu folgenden Zeiten läuten:

  • Das Glockenläuten am Abend des Gründonnerstags erinnert daran, wie Jesus in der Nacht vor seiner Gefangennahme voller Todesangst in Gethsemane betete. Für dieses Gedächtnisläuten wird nur eine Glocke benutzt.
  • Am Karfreitag ertönen maximal drei Glocken. Zu folgenden Zeiten wird – je nach Region unterschiedlich – geläutet: Um 9 Uhr zur Erinnerung an die Kreuzigung, um 11 Uhr zur Erinnerung an das Leiden Jesu, um 15 Uhr zur Sterbestunde und um 16 Uhr zur Kreuzabnahme. Danach schweigen die Glocken bis zum Osterläuten am Ostersonntag.
  • Am Karsamstag – auch „stiller Samstag“ genannt – läuten in der Regel keine Glocken. Falls am Abend ein Gottesdienst gefeiert wird, ertönt nur eine einzelne Glocke.
  • Wenn eine Gemeinde die Osternacht feiert, erklingt schon in der Nacht vor oder nach dem Gottesdienst das traditionelle Osterläuten mit allen Glocken.
  • Am Ostersonntag wird das wichtigste christliche Fest gefeiert. Es ist der Höhepunkt des Kirchenjahres. Dazu ertönt vor oder nach dem Gottesdienst das Osterläuten im „Plenum“, das heißt mit allen zusammen läutbaren Glocken. Damit endet die Passionszeit.
  • Am Ostermontag erklingen die Glocken vor und nach dem Gottesdienst wie an jedem Sonn- oder Feiertag.

Osterläuten in Wernshausen

Am 12. April 2020 erklang nach langer Pause wieder die Stiftungsglocke der evangelischen Kirche St. Lukas in Wernshausen. Zum ersten Mal seit 1919 war in der kleinen Kirchengemeinde ein Osterläuten mit drei Glocken zu hören.

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Warum gibt es beim Osterläuten Unterschiede in den christlichen Kirchen?

In der katholischen Kirche ist das Glockenläuten zu Ostern eng mit der Liturgie verbunden: An Gründonnerstag werden die Glocken zum Gloria in der Messe vom Letzten Abendmahl geläutet. Danach schweigen sie bis zur Feier der Osternacht. In einigen Regionen werden am Karsamstag in der Messe statt Glocken so genannte Ratschen oder Klepper verwendet.

Die Osternacht ist der Höhepunkt des katholischen Kirchenjahres. Sie beginnt in der Nacht von Samstag auf Sonntag frühestens nach Sonnenuntergang und endet spätestens vor der Morgendämmerung. Zum Gloria der Ostermesse läuten nachts sämtliche Kirchenglocken - zum ersten Mal seit Gründonnerstag.

Die orthodoxen Kirchen folgen einer eigenen Tradition, die noch älter ist als die der katholischen Kirche. Sichtbarster Unterschied ist das Datum: Das orthodoxe Kirchenjahr beruht nicht auf dem Gregorianischen, sondern dem (älteren) Juliansichen Kalender. Deshalb feiern Orthodoxe bis zu mehrere Wochen später Ostern als evangelische und katholische Gläubige. Die orthodoxen Kirchen pflegen eine kontemplative Spiritualität, die sich beispielsweise in Gebetsformen wie dem Jesusgebet, in der Verehrung von Ikonen und in den Gesängen, den Hymnen, niederschlägt.

Auch die Gottesdienste der orthodoxen Kirche unterscheiden sich von denen der anderen Konfessionen: Sie werden in Altgriechisch, beziehungsweise in Kirchenslawisch gefeiert. Im Mittelpunkt seht die reiche, überwiegend gesungene Liturgie, deren Form bis auf das vierte Jahrhundert zurückgeht. Höhepunkt des Kirchenjahres ist Ostern. Die orthodoxe Osternacht dauert bis zu vier Stunden lang, während derer die Gläubigen meistens stehen. Zu Beginn des Gottesdienstes ist die Kirche dunkel. Die sogenannte Mitternachtsliturgie stellt in vielen Gebeten und Gesängen den Übergang von Karsamstag zum Ostersonntag dar. Die eigentliche Auferstehungsfeier beginnt damit, dass der Priester eine Kerze entzündet und das Licht an die Gemeinde weitergibt, die es im Kirchenraum verbreitet.

In der orthodoxen Kirche ist Glockenläuten ebenfalls ein unverzichtbares Element des Gottesdienstes. Anders als in den Kirchen des Westens schwingen hier die Glocken nicht, sondern sind starr befestigt: Um die Glocke zu schlagen, wird der Klöppel mit einem Seil gezogen.

Die Bedeutung von Glocken im Christentum

Glocken haben sowohl eine praktische als auch eine symbolische Bedeutung im Christentum. Sie sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil kirchlicher Traditionen und dienen als akustisches Zeichen für Gebet, Feier und Gemeinschaft.

Mit ihrem unverkennbaren Klang rufen die Kirchenglocken zum Gottesdienst. Ihr Läuten gibt aber auch dem Tag Struktur. Glocken markieren feierliche Anlässe und haben in Krisenlagen eine Warn- und Signalfunktion.

Das tägliche Gebetsläuten morgens, mittags und abends geht auf die Stundengebete in den Klöstern zurück. Dort wurden die Mönche durch Glockenläuten an die jeweiligen Gebetszeiten erinnert.

In evangelischen Gottesdiensten wird die Betglocke geläutet oder geschlagen, wenn die Gemeinde das Vaterunser betet. Die sieben Schläge dieses sogenannten Betzeitläutens symbolisieren die sieben Bitten des Vaterunser.

Als Gedächtnisläuten wird das Läuten in der Karwoche bezeichnet, das an das Leiden und Sterben Jesu erinnert.