Christliche Traditionen im Irak bewahren
Einladung zur bundesweiten Fürbitte für verfolgte irakische Christ*innen in den Reminiszere-Gottesdiensten im März 2025
Wie stellt sich die Situation von Minderheiten im Irak zehn Jahre nach dem Terrorregime des IS (Islamischer Staat) dar? Wie steht es um die Religionsfreiheit in dem Land? Wie geht es insbesondere den irakischen Christen und Jesiden? Und warum brauchen sie heute mehr denn je unsere Aufmerksamkeit?
Diese Fragen stellt die EKD ins Zentrum ihres Gedenkens und ihrer Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen zum Sonntag Reminiszere 2025. Dieser jährliche Gedenktag ist in besonderer Weise Christinnen und Christen gewidmet, die in vielen Ländern der Welt in ihrer Glaubenspraxis und damit in ihrer Religionsfreiheit eingeschränkt sind.
Zum Sonntag Reminiszere 2025, dem 16. März, bittet die EKD deshalb um Unterstützung in Gottesdienst und Gebet und durch praktische Hilfe insbesondere für die Kirchen und andere Minderheiten im Irak. Dazu ist jetzt eine Website mit aktuellen Informationen, Hintergrundmaterial und Ideen zur Gottesdienstgestaltung veröffentlicht worden, die unter dem Link www.ekd.de/irak heruntergeladen werden können.
Bis ins erste Jahrhundert lassen sich die Spuren christlicher Siedlungsgebiete im Irak zurückverfolgen. Vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert stellten Christen die Mehrheitsbevölkerung. Doch auch in den folgenden Jahrhunderten konnten sie eine wichtige Rolle einnehmen. Seit der US-Invasion vor gut 20 Jahren und insbesondere seit dem Eroberungsfeldzug der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nimmt ihre Anzahl in dramatischer Weise ab. Christliche Gemeinden in Mossul und in der Niniveh-Ebene mussten 2014 vor der brutalen Gewalt des IS fliehen und nur wenige sind bei heute zurückgekehrt. Waren Anfang des 21. Jahrhunderts noch etwa 1,5 Millionen Einwohner Christen, so sind es heute nach Schätzungen höchstens noch 150.000.
Das irakische Christentum bildet dabei vielfältige Kulturen ab und ist z. B. geprägt durch armenische, assyrische und chaldäische Wurzeln und Einflüsse; das Land insgesamt hat eine überaus reiche religiöse und kulturelle Geschichte. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte auch die jüdische Religion dazu, die eine religionsgeschichtlich überaus bedeutsame Bevölkerungsgruppe darstellte. Ebenso haben Minderheiten wie die Mandäer, Jesiden und Zorosatrier den weitgehend muslimischen Irak mitgeprägt.
„Aber genau solche Vielfalt, solchen religiösen und kulturellen Reichtum halten Terrorregime wie der IS mit ihrer Gewaltideologie nicht aus. Deshalb setzen sie auf vollständige Zerstörung. Und es ist bestürzend, ja unsagbar traurig, wie das gelebte Christentum und andere Minderheiten innerhalb kurzer Zeit vertrieben, gequält, vernichtet und, bis auf wenige Verbliebene oder Zurückgekehrte, massiv geschwächt wurden“, sagt die Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber.
In besonderer Weise trafen die Terrorakte des IS die Gruppe der Jesiden, deren Verfolgung und Ermordung inzwischen von vielen Staaten als Völkermord anerkannt wurde, auch von Deutschland, wo die größte jesidische Exilgemeinde lebt. Auch über ihren Leidensweg wie über ihre Religion und ihren Alltag wird in verschiedenen Beiträgen der Website berichtet.
„Mit dem Sonntag Reminiszere bitten wir unsere Gemeinden, an die Geschwister im Irak zu denken, sie in ihre Fürbitte einzuschließen und sie auch ganz praktisch zu unterstützen. Helfen wir mit, die besondere christliche Tradition im Irak zu bewahren und den Reichtum ihrer Geschichte zu schützen“, so Bischöfin Bosse-Huber.
Hannover, 27. November 2024