Der Tod in der Bibel
Bibelserie „Best of Bible“
Biblisch gesehen ist der Tod der Verlust der Lebenskraft, des Lebenshauchs. Auch nach dem Tod bleiben die Verstorbene durch Grab und Nachfahren in unlösbarer Verbindung mit dem Volk Israels. Dennoch fürchten die Menschen den Tod, denn er hinterlässt Einsamkeit und ist mit schmerzhafter Trauer verbunden. Im Neuen Testament findet sich ein neuer Gedanke: Die Macht des Todes sei durch Jesu Leiden und Auferstehung gebrochen. Deshalb lässt es sich für Christen gut mit dem Tod leben.
Warum es den Tod gibt
Adam und Eva mussten sich noch nicht mit dem Tod auseinandersetzen. Denn im Garten Eden gab es nur das ewige Leben. Folgerichtig kommt in der Schöpfungsgeschichte der Tod nicht vor. Gott hatte viele Dinge erschaffen – nicht aber den Tod. Trotzdem gab es ihn, denn Gott bezog ihn in seine Erwägungen ein. Sonst hätte er Adam und Eva nicht angedroht: Würden sie vom Baum der Erkenntnis essen, müssten sie sterben. Sie tun es bekanntlich trotzdem – und eine Strafe dafür ist, dass Gott sie des Paradieses verweist. Das ewige Leben haben sie verspielt, von nun an müssen die Menschen mit dem Tod leben und werden am Ende wieder „Erde werden“, von der sie „genommen“ sind. Der erste Tote der Weltgeschichte ist Abel, ihr Sohn.
Zitat: „Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!“ (1. Mose 1-4)
Dem Tod von der Schippe springen
Heute müssen Ärzte manchmal unheilbar geltenden Patienten eine Todesnachricht überbringen. Für den todkranken Jerusalemer König Hiskia übernahm der Prophet Jesaja diese Rolle und kündigte ihm an: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben.“ Tränenreich betete der verzweifelte Hiskia zu Gott. Der erhörte den frommen Monarchen und schenkte ihm 15 weitere Lebensjahre. Auch eine Jesusgeschichte handelt von einer wundersamen Heilung: Der jüdische Hauptmann von Kapernaum bittet Jesus, seinen todkranken Knecht zu heilen. Jesus erfüllt ihm die Bitte, nicht aus Barmherzigkeit, sondern quasi als Belohnung für seinen festen Glauben. Dass Glaube vor dem Sterben bewahrt, erlebte später auch Epaphroditus, ein Mitarbeiter von Paulus: „Er war todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt.“
Zitat: „Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will deinen Tagen noch fünfzehn Jahre zulegen.“ (2 Könige 20,1-20); weitere Bibelstellen: Lukas 7,1-10; Philipper 2,25-30
Zeitpunkt ungewiss
Der Tod ist einzige, was sich im Leben gar nicht berechnen lässt: Er kommt, wann er will, sagt der Volksmund, und nimmt damit biblische Weisheiten auf. Die findet sich zum Beispiel im Hiob-Buch: „Plötzlich müssen die Leute sterben und zu Mitternacht erschrecken und vergehen.“ Aus dieser Ungewissheit sollte jedoch tunlichst keine Panik entstehen, sondern eine Gelassenheit: „Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit“. Wer diese nicht aufbringt, wer meint, es am Ende noch mal richtig krachen lassen zu müssen, frei nach dem Motto: „Lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!“ – der lebt in Sünde, mahnt der Prophet Jesaja.
Zitat: „Siehe, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben werde.“ (1 Mose 27,2); weitere Bibelstellen: Hiob 34,20; Jesaja 22,13f.; Prediger 3,2; 1 Korinther 15,32
Gerechter Tod
Der Tod ist gerecht – in dem Sinne, dass er alle Menschen ereilt, Arme und Reiche, Mächtige und Ohnmächtige, Fromme und Ungläubige. „Dem einen geht es wie dem andern“, räsonniert der Prediger, und Jesus Sirach erkennt einen ewigen Kreislauf: „Gestern war's an mir, heute ist's an dir. So geht's mit dem Menschengeschlecht: die einen sterben, die andern werden geboren.“
Zitat: „Auch die Weisen sterben, so wie die Toren und Narren umkommen.“ (Psalm 49,11); weitere Bibelstellen: Prediger 9,3; Sirach 14,19; 38,23
Der Tod macht des Leben wertvoller
Verändert der Tod das Leben im guten Sinne? Ja – vorausgesetzt, man verdrängt ihn nicht. Man solle stets an das „uralte Gesetz“ denken, „dass wir alle sterben müssen“, empfiehlt Jesus Sirach. Wer diesen Gedanken verinnerlicht, lebt angstfreier. „Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen?“ Statt sich auf den eigenen Tod zu konzentrieren, sollte der Mensch das Leben genießen und nutzen, so wie es der Psalmist lobt: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.“
Zitat: „Lehre uns bedenken dass wir sterben müssen.“ (Psalm 90,12); weitere Bibelstellen Sirach 8,8; 14,18; Jesaja 51,12; Psalm 118,7
Sterben als „Gewinn“
„Tod, wo ist dein Stachel?!“ Trotzig weist der Apostel Paulus den Tod in seine Schranken, fragt: „Tod, wo ist dein Sieg?“ Damit meint er nicht, dass niemand mehr sterben müsse. Sondern: Für einen Christen verliert der irdische Tod an Bedeutung. Die Begründung ist hochtheologisch: Durch den Sündenfall Adams sei der Tod in die Welt gekommen; dies sei durch Jesu Christi Tod am Kreuz quasi gekontert worden: Nun hätten alle Gläubigen Anteil an der Erlösung und am ewigen Leben. Von nun an kann der Tod den Menschen nicht mehr von Gott trennen. Mit dem Sterben komme man näher zu Christus, deshalb hat Paulus sogar „Lust, aus der Welt zu scheiden“ und bezeichnet das Sterben als „Gewinn“.
Zitat: „Wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“ (1.Korinther 15,55f); weitere Bibelstellen: Römer 5,17; Philipper 1,21
Am Ende ist der Tod besiegt
Nach den furchtbaren Schrecken der Endzeit sind den Gläubigen paradiesische Zeiten verheißen: Im „neuen Jerusalem“ wird Gott bei den Menschen wohnen, „Leid, Geschrei und Schmerz“ werden aufhören. Gott wird abwischen alle Tränen „und der Tod wird nicht mehr sein“.
Zitat: „Wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ (Johannes 11,26); weitere Bibelstelle Offenbarung 21,4
Uwe Birnstein