Nüsse, Kekse, Zimtstangen, Glöckchen, Zapfen ...

Lexikon A bis Z

Hier finden Sie alle Begriffe in alphabetischer Reihenfolge

  • Adventsgebäck

    Nicht nur Apfel, Nuss und Mandelkern prägen den Geschmack der Adventszeit. Eine Vielzahl leckerer Backwaren stimmen den Gaumen auf das festliche Weihnachtsfest ein.

    Viele unterschiedliche Faktoren zeichnen dafür verantwortlich, dass die im christlichen Umfeld feierlich begangene Adventszeit einen besonderen und würdigen Charakter erhält. Die Vorbereitung auf die Geburt Christi steht im Mittelpunkt der kirchlichen Handlungen, soll auch den privaten Raum durchdringen und insgesamt positiv belegt werden.

    Die Verflechtung von liturgischer Ausrichtung und privater, meist familiärer Brauchhandlung hat eine lange Tradition. Der sakrale Glanz kirchlicher Feierlichkeiten lässt sich vielfältig auf profane Lebensbereiche übertragen - in der Vormoderne (und weitestgehend noch heute) konnte dies insbesondere im Mahlzeitensystem zum Ausdruck gebracht werden. Die tägliche Kost, die nahezu vollständig dem jahreszeitlichen Rhythmus unterworfen war, kannte doch den Unterschied zwischen Festtags- und Alltagsspeise. Dabei standen die meist kargen Lebensverhältnisse mit dem oft üppigen Festmahl in starkem Kontrast: In der Menge, der Art der Zubereitung und den ausgewählten Zutaten drückte man die religiöse Relevanz der Festtage auch im Kreis der Familie aus. Persönliches Wohlbefinden, welches in Zeiten extremer Mangelwirtschaft noch stark von der Lebensmittelversorgung abhängig war, konnte gesteigert werden und so erheblich zu einer insgesamt positiv bewerteten Adventszeit beitragen. Das Adventsgebäck, welches vornehmlich im Rahmen des Schenkbrauchs zu Barbara und Nikolaus oder auch am Weihnachtstage, zusammen mit Früchten und Nüssen verzehrt wurde, gehört ebenfalls in diesen Kontext.

    Obwohl mit der Industrialisierung der Wohlstand breitflächig stieg und sich somit auch die Ernährungslage stetig besserte, behielt die festliche Mahlzeit und gleichermaßen das Adventsgebäck eine zentrale Rolle innerhalb des weihnachtlichen Brauchkomplexes. Dies begründet sich sicherlich auch in einer weiteren Funktion, die im Laufe der Zeit an Relevanz gewonnen hat: Bei der Mahlzeit und gleichwohl beim gemeinsamen Zubereiten des Gebäcks konnte eine bürgerlich-ideale Familienvorstellung zeitterminiert verwirklicht werden. Auch heute noch ist es nicht zuletzt diese emotional positiv besetzte Form familiärer Gemeinschaft, die in Privathaushalten die "typisch weihnachtliche Stimmung" erzeugt. Die somit nicht selten aus der eigenen Kindheit bekannte Art privater Weihnachtsvorbereitung wird im Erwachsenenalter oft beibehalten, dann aber - verstärkt durch das Aufbrechen traditioneller Familienstrukturen oder einer doppelten Erwerbstätigkeit - häufig durch die massiv expandierende Nahrungsmittelindustrie bedient. Neben dem Verlust der ursprünglichen, wenngleich eher idealtypischen Gemeinschaftlichkeit kann das permanente Angebot typischer Adventwaren zu einer Störung gewohnter Rhythmen und somit auch zur Bedeutungslosigkeit des Advents im privaten Raum führen.

    Autor: Lars Winterberg

     

    • Christstollen

      Das weihnachtliche Gebäck ist in Mitteldeutschland schon seit dem Jahr 1329 bekannt, und zwar in Naumburg. Dort sollen die Bäcker von ihrem Bischof ein Zunftprivileg erhalten haben. Als Dank bekam der Bischof jedes Jahr zwei Stollen. 1474 ist der Stollen erstmals urkundlich als Christbrot erwähnt worden und gilt seitdem als lukratives Handelsobjekt.

      Die Bezeichnungen Christ- und Weihnachtsstollen haben sich erst entwickelt, als man ihn bewusst mit dem Weihnachtsfest in Verbindung setzte. Über die Form und die weiße Bepuderung des Stollens wurden Vermutungen angestellt. Lange wurde der Christstollen für eine Nachbildung des Jesuskindes gehalten. Der weiße Zuckerguss wurde als Windel interpretiert.

      Das weihnachtszeitliche Gebäck ist in Sachsen schon für das Jahr 1329 belegt, und zwar in Naumburg. Denn in Naumburg sollen die Bäcker von ihrem Bischof ein Zunftprivileg erhalten haben. Aus Dank erhielt der Bischof, genauso wie seine Nachfolger, jedes Jahr zwei Stollen. 1474 ist der Stollen erstmals urkundlich als Christbrot erwähnt worden und galt schon damals als lukratives Handelsobjekt. Die Bezeichnungen Christbrot, Christstollen sowie Weihnachtsstollen haben sich erst entwickelt, als man den Stollen bewusst mit dem Weihnachtsfest in Verbindung setzte. Andere regional abhängige Bezeichnungen lauteten Schnittchen, Striezel oder Birnenwecken. Das Brot breitete sich schnell im ganzen Land aus.

      Verschiedene Varianten des Stollens haben sich entwickelt, und zwar der Rosinen-, Mandel- oder Mohnstollen. Die bekannteste Form dieses Weihnachtsgebäcks stammt aus Dresden. Der Dresdener Stollen wird mit Rosinen, Mandeln und Marzipan zubereitet.

      Über die Form und die weiße Bepuderung des Stollens wurden Vermutungen angestellt. So wurde unter anderem angenommen , dass es sich bei dem Christstollen um eine Nachbildung des Christkindes handele, wobei der weiße Zuckerguss die Windel darstellen soll.

      Manche Forscher*innen vermuten den Ursprung des Stollen in der vorchristlichen Zeit, was allerdings nur schwer nachzuweisen ist. Dennoch gibt es die Annahme, dass damals Stollen für die Rauhnächte gebacken wurden, und zwar genau 103 Brote, um die Seelen der Verstorbenen zu bewirten. Als Lohn gebührte einem Glück. Da die Toten die Brote jedoch nicht selbst essen konnten, wurden sie nach dem Ritual von den Menschen verspeist. Später sind die Stollen ohne vorheriges Opferritual gegessen worden.

       
    • Lebkuchen

      Das Wort "Lebkuchen" stammt vermutlich von dem lateinischen Wort "libum", das "Fladen" oder auch "Opferkuchen" bedeutet. Das Gebäck aus Nüssen, Mandeln und Honig, verfeinert mit kostbaren Gewürzen ferner Länder wie Anis, Ingwer, Nelken, Kardamom oder Koriander, ist auch bekannt als "Pfeffer- oder Gewürzkuchen".

      Der schon in der Antike bekannte "Honigkuchen" wandelte sich im Mittelalter zum "Lebkuchen". Im Mittelhochdeutschen nannte man ihn "Lebekuoche". Die erste schriftliche Erwähnung fand die Zunft der "Lebküchner" oder "Lebzelter" 1293 im schlesischen Schweidnitz.

      Dass "Honigkuchen" schon zu Zeiten der alten Ägypter genossen wurde, beweisen etwa 4.000 Jahre alte Funde in Pharaonengräbern. Hier war der "Honigkuchen" so beliebt, dass man ihn sogar als Jenseitsspeise in die Gräber gab. Auch Römer und Griechen der Antike maßen dem "Honigkuchen" göttliche Bedeutung bei. Sie legten ihn als Opfergabe auf ihre Altäre. Bei all diesen Völkern wurden dem Honig und den mit ihm zubereiteten Speisen Dämonen vertreibende, heilende und Leben spendende Kräfte zugesprochen. Im Mittelalter galt der "Lebekuoche" als gesund, heilend, verdauungsfördernd und appetitanregend. Diese Eigenschaften und nicht zuletzt sein auch während der Fastenzeit erlaubter Genuss führten dazu, dass sich besonders die Klöster zu Zentren der Lebkuchenherstellung entwickelten. Da in diesen Klosterküchen auch die Hostienbäckereien untergebracht waren, kam bald die Idee auf, den Lebkuchenteig auf Oblaten zu backen: So ließ sich der Teig besser von den Blechen lösen und hatte Halt und Schutz vor dem Austrocknen. Eine andere Form des "Lebkuchens" war die Modellierung des Lebkuchenteiges in Formen. Auch heute noch erhält der Teig die Form von Sternen, Herzen oder dem Nikolaus.

      Neben dem Zuckerersatz Honig wurde der Lebkuchenteig mit Nüssen, Mandeln, Gewürzen oder Heilkräutern verfeinert. Weil man im Mittelalter unter "Pfeffer" nicht nur den uns bekannten schwarzen, weißen oder grünen Pfeffer verstand, sondern auch Anis, Ingwer, Kardamom, Koriander, Muskat, Nelken und Zimt, wurde der "Lebkuchen" häufig auch "Pfefferkuchen" genannt. Da all diese Gewürze nur aus fernen Ländern bezogen werden konnten, entwickelten sich besonders Städte an bedeutenden Handelsknotenpunkten zu Lebkuchen-Zentren. Herauszuheben sind hier Aachen, Braunschweig, Nürnberg und Pulsnitz in der Oberlausitz.

      Seit etwa 1500 galt Lebkuchen als Patenbrot, welches die Paten und Patinnen ihren Patenkindern schenkten. Eine Lebkuchenfrau erhielten die Mädchen, die Jungen bekamen einen Lebkuchenreiter. Wie der "Lebkuchen" zu seinem Namen kam, ist in der Wissenschaft nicht geklärt. Auch wenn die Ableitung vom deutschen "Leben" oder "Laben" nahe liegt, ist doch wahrscheinlicher und weiter verbreitet, dass das Wort "Lebkuchen" auf das lateinische Wort "libum" zurückzuführen ist, das Fladen oder auch Opferkuchen bedeutet.

      Autorin: Laura Oehms

    • Spekulatius

      Spekulatius ist ein Formgebäck, das vor allem in den Niederlanden und im Rheinland bekannt ist. Wie die süddeutschen Springerle wurden sie durch Pressen des Teigs in eine handgeschnitzte Modelform hergestellt. Der Name Spekulatius stammt wahrscheinlich von "speculator" (Aufseher, Beobachter). Die aufseherischen Aufgaben übernahm der Bischof. Da der Spekulator häufig das Modelgebäck in prächtiger Form schmückte, bekam es seinen Namen Spekulatius.

      Autorin: Marta Augustynek

     

  • Adventskalender

    Adventskalender verkürzen die 24 Tage des Wartens und der Vorfreude mit kleinen Geschenken und Überraschungen. Gerade mal seit 100 Jahren gibt es den Adventskalender in gedruckter Form. 1903 hat ein evangelischer Verleger aus München den ersten Adventskalender auf den Markt gebracht. Die Popularität seiner Kalender nahm schnell zu; 1920 waren sie international bekannt. Heute bietet das Angebot eine unübersehbare Vielfalt.

    Der Adventskalender war von Beginn an Ausdruck der Vorfreude auf die Weihnachtszeit. Mit seinen 24 Türchen, Toren oder Päckchen steht er heute sinnbildlich für die Relevanz der Adventstage im privaten Raum. Die Zeit des Advents findet vergleichsweise geringe mediale Beachtung. Dies lässt sich unter anderem auf die kommerzielle Vorlagerung adventlicher Merkmale bis in den Spätsommer zurückführen. Im familiären Umfeld haben sich allerdings zahlreiche Brauchhandlungen etabliert, die zwar regional und je nach sozialer Gruppe unterschiedlich sein können, grundsätzlich aber eine bürgerliche Form der Weihnachtsvorbereitung symbolisieren. Das Anbringen eines Adventskalenders - obgleich als Geschenk, gemeinschaftlich gebasteltes Kunstwerk oder maschinell gefertigte Ware - gehört in diesen Handlungsrahmen.

    Vorformen des heute bekannten Adventskalenders finden sich bereits im 19. Jahrhundert. Seit 1850 sind sogenannte Adventszeitmesser bekannt, die in unterschiedlichsten Varianten das Nahen des Weihnachtsfestes dokumentieren. Die Bandbreite reichte von kleinen Abrisskalendern, einfachen Kreidestrichtafeln und Weihnachtsuhren über Kerzen, deren Abbrennen nach bestimmten Markierungen erfolgte, bis hin zum Adventskranz, der in seiner Bedeutung ebenfalls dem Adventskalender verwandt ist.

    Der erste gedruckte Adventskalender geht auf einen Münchner Verleger zurück, der damit 1908 ein privates Familienritual kommerzialisierte. In seinen Kindertagen soll die Mutter alljährlich einen Karton mit 24 angenähten Keksen gebastelt haben. Beginnend mit dem ersten Dezember sollte die in Kinderaugen allzu lange Wartezeit täglich mit einer Leckerei versüßt werden. Die Popularität der gedruckten Kalender nahm sehr schnell zu - 1920 waren sie bereits international bekannt. Entsprechend schnell erweiterte sich auch das jeweilige Angebot: Formen und Motive - anfangs wurden verstärkt christliche Symbole verwendet - wurden immer differenzierter und spiegelten zunehmend zeitgenössische Modevorstellungen. Im Nationalsozialismus wurden christliche Motive konsequent durch Märchenfiguren ersetzt, um das Weihnachtsfest vom christlichen Hintergrund zu lösen. Märchenmotive haben sich in der Gestaltung von Adventskalendern bis heute gehalten. Der Gestaltung scheint aber heute kaum eine Grenze gesetzt, besteht doch mitunter sogar die Möglichkeit, einen individuellen Kalender virtuell zu erstellen und diesen via Internet an Freund*innen und Bekannte zu versenden.

    Autor: Lars Winterberg

  • Adventskranz

    Der Adventskranz hat seinen Ursprung im Rauhen Haus, einer diakonischen Erziehungsanstalt in Hamburg. Sie wurde 1833 von dem evangelischen Pfarrer Johann Hinrich Wichern (1808-1881) eingerichtet, um bedürftigen und heimatlosen Kindern und Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erhellte erstmals ein Adventskranz mit 24 Lichtern den Betsaal des Rauhen Hauses. Für die Sonntage gab es große Lichter, für die Wochentage kleine. Anfangs waren nur die umgebenden Wände mit Tannengrün geschmückt, später auch der Kranz selbst.

    Der Lichterkranz verbreitete sich zunächst in vorwiegend protestantischen Städten. Der Kranz wurde zunehmend von der Ober- und Mittelschicht in die häusliche Gestaltung der Adventszeit eingeführt und war bald darauf in fast allen protestantischen Häusern zu finden. In katholischen Gebieten wurde er erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebräuchlich.

    Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat es sich im Rauhen Haus eingebürgert, auf einem unter der Decke hängenden Kranz 24 Lichter anzubringen. Für die Sonntage gab es große Lichter, für die Wochentage kleine. Anfangs waren nur die umgebenden Wände mit Tannengrün geschmückt, später auch der Kranz selbst.

    Den Lichter- bzw. Adventskranz hat Pfarrer Johann Hinrich Wichern wohl später, etwa um 1860, als dortiger Oberkonsistorialrat auch im Waisenhaus in Berlin eingeführt. Der Kranz wurde hier bald durch einen Leuchter in Form eines Baumes ersetzt, was am Platzmangel gelegen haben mag: 24 Kerzen lassen sich leichter auf einem Bäumchen als auf einem Kranz unterbringen. Das Adventsbäumchen allerdings hat sich nicht durchsetzen können.

    Der Lichterkranz verbreitete sich zunächst in vorwiegend protestantischen Städten Norddeutschlands. Vor allem in kirchlichen Gemeindehäusern, Kinderheimen und Schulen fand der Brauch seine Verbreitung. Zunehmend wurde der Kranz in die häusliche Adventsgestaltung eingeführt und war bald darauf in fast allen evangelischen Haushalten zu finden. Der "verkleinerte" Adventskranz wurde in den Familien mit vier Kerzen für die vier Adventssonntage geschmückt.

    Obwohl der Bekanntheitsgrad des Adventskranzes schon um 1900 merklich zugenommen hatte, verbreitete er sich erst wirklich in den 1920er Jahren. Bis der Kranz im eher katholisch geprägten Süden zu finden war, hat es noch eine ganze Zeit gedauert. Dort wurde der Brauch erst nach dem Zweiten Weltkrieg wirklich heimisch.

    Die einzelnen Elemente des Adventskranzes haben symbolischen Charakter. Kerzen, Kränze und grüne Zweige waren schon vorher als winterliche Elemente bekannt. Der Kranz steht für die Ewigkeit oder wird als Symbol für die Sonne, die Erde oder als Gottessymbol interpretiert. Die Kerzen stehen für das Licht, das Weihnachten den Menschen geschenkt wird.

  • Adventssonntage

    Die vier Sonntage im Advent unterstreichen den doppelten Charakter des Wartens: Warten auf die Ankunft (lat. adventus) Jesu und Warten auf seine erhoffte Wiederkehr am Ende der Zeiten. Jeder Sonntag hat ein eigenes Gepräge und gestaltet so die weihnachtliche Vorgeschichte: 1. Advent: Einzug Jesu in Jerusalem, 2. Advent: Wiederkunft Christi, 3. Advent: Johannes der Täufer (Vorläufer Jesu), 4. Advent; Maria (Mutter Jesu). An jedem Sonntag wird eine weitere Kerze auf dem Adventskranz entzündet. Viele Menschen besuchen einen Adventsbasar oder einen Weihnachtsmarkt, um sich auf das Weihnachtsfest einzustimmen.

    Die Adventszeit hat ihren Namen von dem lateinischen Wort adventus (= Ankunft). Sie ist die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest. Christinnen und Christen denken dabei an die Ankunft Gottes in seinem Sohn Jesus Christus. Zugleich lenkt die Adventszeit den Blick in die Zukunft - auf die Wiederkehr Jesu am Ende der Zeit. Die Adventszeit beginnt am vierten Sonntag vor dem 25. Dezember. Sie dauert in der Regel vier Wochen. Wenn der 24. Dezember auf einen Sonntag fällt, ist sie lediglich drei Wochen lang. Jeder der Adventssonntage steht unter einem bestimmten Thema. Am ersten Sonntag im Advent lautet es "Der kommende Herr" (Matthäus 21,1-9).

    Der zweite Sonntag im Advent steht unter dem Leitbild "Der kommende Erlöser" (Lukas 21,25-33). Er erinnert daran, dass in der Person Jesu der verheißene Messias erschienen ist. Messias ist die griechische Übersetzung von Christos (lat.: Christus). Wörtlich übersetzt heißt der Begriff "der Gesalbte", der den Menschen Heil bringt - für Leib und Seele. Deshalb wird Jesus auch als Heiland der Welt bezeichnet.

    Der 3. Sonntag im Advent steht unter dem Leitmotiv "Der Vorläufer des Herrn". Er erinnert an den Wegbereiter Jesu, Johannes den Täufer. In Matthäus 11,2-6 heißt es: "Als aber Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, der sich nicht an mir ärgert."

    Am 4. Adventssonntag lautet das Leitmotiv: "Die nahende Freude". Die Lesung des Sonntags aus Philipper 4,4-7 unterstreicht diesen Aspekt: "Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! ... Der Herr ist nahe!"

    Autorin: Aurelia Plischke

     

    • Adventsblasen

      Das Adventsblasen, auch Turmblasen genannt, ist ein fast ausschließlich evangelischer Brauch. Ziel ist es, Christus durch Blechblasinstrumente auf die Erde herabzublasen. Adventsbläser befinden sich dabei in einer Kirche bzw. auf Kirchtürmen oder sie geben ihr musikalisches Können auf öffentlichen Plätzen, beispielsweise auf Weihnachtsmärkten zum Besten.
       

    • Adventsfasten

      Das Adventsfasten ist seit dem 11. Jahrhundert überliefert. Später wurde es nicht mehr von allen Gläubigen durchgeführt; propagiert wurde es hauptsächlich noch von den Franziskanern. Erst seit 1917 wurde das Adventsfasten vom katholischen Kirchenrecht nicht mehr verlangt.
       

    • Strohhalmlegen

      Bei dem heute kaum noch beobachtbaren Brauch durfte ein Kind die Krippe mit einem Halm befüllen, wenn es eine gute Tat vollbracht hatte. Dafür wurde die Krippe schon am 1. Adventssonntag aufgestellt, zu diesem Zeitpunkt aber noch vollständig leer. Als gute Tat zählte zum Beispiel, wenn sich Mädchen und Jungen ohne Aufforderung am Haushalt beteiligten oder gute schulische Leistungen vorzeigen konnten. Besonders gut hatten die Sprösslinge ihre Aufgabe erledigt, wenn sie es schafften, dass die Krippenfiguren zum Weihnachtsfest im Stroh fast versanken. Der Brauch wurde auch "Krippe füllen" genannt.

  • Allerheiligen (1. November)

    Im 9. Jahrhundert brachten irisch-schottische Missionare das Fest, das in der katholischen Kirche als Feiertag begangen wird, auf den Kontinent. An diesem Tag wird aller Heiligen und Märtyrer gedacht.

    Im katholischen Kirchenkalender markiert der 1. November ein Hochfest: Zu diesem Termin wird offiziell aller christlichen Heiligen gedacht, was den Feierlichkeiten die Bezeichnung "Allerheiligen" einbrachte. Das Fest wird im Zeichen der Besinnung begangen und nimmt damit direkten Bezug zur herbstlichen Jahreszeit, der zunehmenden Dunkelheit und dem Rhythmus der Natur zwischen Leben und Vergänglichkeit. Dieser ernsten Grundstimmung hat die Kirche stets Rechnung getragen. Die Zeit vor dem ersten Advent wurde schon früh als Toten- und Todesgedächtnis liturgisch festgelegt und baut damit eine Brücke zum Untergang der Welt, dem Jüngsten Gericht und regt schließlich zur Reflektion über das eigene, christliche Leben an.

    Allerheiligen geht auf Gedenkfeiern für christliche Märtyrer in der Antike zurück. Im 4. Jahrhundert sollten diese Feiern im Rahmen des Osterfestkreises auch an das Leiden und Auferstehen Christi erinnern. Um die Weihe des römischen Pantheons zur Kirche Marias und aller heiligen Märtyrer hervorzuheben, verlegte Papst Bonifatius IV. das Fest 610 auf den 13. Mai. In der byzantinischen Kirche wird noch heute nach Pfingsten der "Sonntag aller Heiligen" gefeiert. In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts dehnte Papst Gregor III. das Gedächtnis auf alle christlichen Heiligen aus. 835 wurde es schließlich durch Gregor IV. als "Fest aller Heiligen" auf den 1. November datiert. Im 9. Jahrhundert breitete sich Allerheiligen durch den Einsatz irisch-schottischer Missionare verstärkt auf dem europäischen Kontinent aus.

    Durch die Dopplung der Gedenkfeiern Allerheiligen und Allerseelen wird die erste Novemberwoche heute auch als Trauer- oder Seelenwoche bezeichnet. Die Brauchpraxis der Festtage ist inzwischen stark verwoben und findet maßgeblich im katholischen Kontext statt. Regionale Sonderformen - das Schmücken der Gräber, verstärkte Grabbeleuchtung durch Kerzen, Öffnung von Beinhäusern, Totenämter, gemeinsames Essen etc. - ergänzen den kulturellen Handlungsrahmen. Eine weitere Bedeutung erhält der regionale Feiertag hinsichtlich des vorgelagerten Halloweens. Da der 1. November in katholischen Gebieten meist arbeitsfrei bleibt, lässt sich das zentrale Element der nächtlichen Feier überhaupt breitflächig umsetzen, eine gastronomische Kommerzialisierung sorgt für Popularitätszuwachs. Am Ewigkeitssonntag, Ende November, gedenkt die Evangelische Kirche der Toten. Deshalb wird dieser Tag auch Totensonntag genannt.

    Autor: Lars Winterberg

  • Allerseelen (2. November)

    Als zweiter Festtag des katholischen Totengedenkens dient Allerseelen dem Gedenken aller Verstorbenen. Traditionell gehören Andachten, Armenspenden und das Entzünden von Friedhofslichtern zu den Brauchhandlungen. Bereits im Jahre 998 wurde der Gedächtnistag erstmals begangen. Im Jahr 1006 ordnete Papst Johannes XVIII. Allerseelen als verbindlichen Feiertag für die gesamte Kirche an. Da der Brauch auf frühchristlichen Vorstellungen vom Fegefeuer fußt, wird er in der evangelischen Kirche abgelehnt.

    Allerseelen ist der zweite Festtag des katholischen Totengedenkens. Seine Einführung geht auf Odilo von Cluny, einen Abt des Cluniazenserordens, zurück. Dieser soll am 2. November 998 erstmals einen Gedächtnistag begangen haben, der allen verstorbenen Christen galt. Er ergänzte damit die Gedenkfeier der Märtyrer des christlichen Glaubens (Allerheiligen). Im Jahre 1006 ordnete Papst Johannes XVIII. Allerseelen als verbindlichen Feiertag für die gesamte Kirche an. In diesem Zusammenhang wurde der November auch bald zum "Seelenmonat".

    Die Brauchpraxis zu Allerseelen ist regional stark unterschiedlich und kann sowohl Armenspeisungen und Spenden als auch Lichterbräuche und Andachten beinhalten. Die verschiedenen Formen der Brauchhandlungen gehen jedoch allesamt auf das frühchristliche Verständnis vom Purgatorium - dem Fegefeuer - zurück. Es handele sich hierbei um einen Ort der Seelenreinigung, der dem Zutritt zum Himmel vorgeschaltet ist - eine Vorstellung, die letztmals im Jahre 1563 durch das Trienter Konzil offiziell als katholischer Glaubensgrundsatz ausgewiesen wurde. Ferner ging man davon aus, dass die guten Taten der Lebenden die Last der Verstorbenen schmälern und damit ihre Aufenthaltsdauer im Fegefeuer verkürzen könne. Die evangelische Kirche lehnt diese Gedanken ab: Allein aus dem Glauben und durch die Gnade Gottes werden die Menschen gerettet - unabhängig ihrer guten Werke.

    Autor: Lars Winterberg

  • Barbarazweige

    Barbarazweige sind Obstbaumzweige, die am 4. Dezember, dem Tag der Heiligen Barbara, geschnitten und anschließend in warmes Wasser (in der Nähe eines Ofens) gestellt werden.

    Barbarazweige sind Äste von Obstbäumen. Meist handelt es sich um Kirschbaumzweige, auch Apfelbaum-, Birnbaum-, Pflaumenbaum-, Flieder- oder Lindenzweige sind hierfür üblich. Barbarazweige werden am 4. Dezember, dem Gedenktag der Heiligen Barbara, geschnitten und anschließend in warmes Wasser (in der Nähe eines Ofens) gestellt, damit sich an Weihnachten ihre Blüten möglichst geöffnet haben. Grüne Zweige in der Winterzeit gibt es wohl schon sehr lange, jedoch hat sich die Bedeutung dieses Brauches geändert.

    Verschiedene Brauchformen

    In Böhmen gab es den Brauch, die Barbarazweige mit dem Rücken zu ihnen und nur mit einem Hemd bekleidet zu schneiden. Ein niederösterreichischer Brauch ist es, mit Namen beschriftete Zettelchen an die Kirschzweige zu hängen. Derjenige, dessen Name auf dem Zettelchen des zuerst blühenden Zweiges steht, wird im kommenden Jahr besonders viel Glück haben. Nicht nur in Böhmen und Niederösterreich konnte man anhand der Blüten in die Zukunft schauen. Wenn die Knospen am Weihnachtsfest aufgegangen waren, sollten Wünsche in Erfüllung gehen. Blieben die Blüten verkümmert, verhieß das im kommenden Jahr Unglück. Andernorts hat man auf die Fruchtbarkeit des nächsten Jahres geschlossen. Viele und üppige Blüten bedeuteten hohe Fruchtbarkeit. Um hohen Fruchtsegen zu erhalten, umwickelte man am Barbaratag früher in manchen ländlichen Gegenden die Obstbäume mit Stroh. Das Stroh sollte die Bäume vor dunklem Zauber schützen. Seit dem 15. und 16. Jahrhundert hat man blühende Zweige auf das kommende Weihnachtsfest hin gedeutet. Sie sollten auf das Wunder der Weihnacht hinweisen: reiche Blüten mitten im Winter.

    Dass gerade am Barbaratag dieser Zweigbrauch zum Einsatz kommt, wird auf eine Legende zurückgeführt. Auf dem Weg zum Gefängnis soll Barbara mit ihrem Kleid in einem Kirschzweig hängen geblieben sein. Daraufhin nahm sie den Zweig mit und stellte ihn ins Wasser. Mit ihrer Verurteilung zum Tode soll der Zweig erblüht sein. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass die Wahl des Barbaratages für diesen Zweigbrauch eher praktische Gründe hatte. Die Knospen benötigen in etwa die Zeitspanne vom Barbaratag bis zum Heiligen Abend, um in einer warmen Wohnung aufzublühen. Da die Zweige damals schon aus Gärten oder von Höfen gestohlen wurden, gab es im 18. Jahrhundert ein polizeiliches Verbot, solche Zweige oder Bäume aufzustellen.

    Autorin: Aurelia Plischke

  • Buß- und Bettag

    Der Buß- und Bettag ist in der evangelischen Kirche ein Termin der Besinnung und Neuorientierung. Obwohl der Festtag im kirchlichen Leben der Protestanten tief verankert ist, verlor er im Jahre 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung seinen gesetzlichen Schutz. Seit 1532 sind Festgottesdienste nachgewiesen, die anfangs allerdings an unterschiedlichen Tagen abgehalten wurden. In vielen Ordnungen der evangelischen Kirche wurde der Buß- und Bettag auch zu aktuellen Anlässen vorgeschrieben und erfuhr zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) eine besondere Ausbreitung. Im Jahre 1852 wurde für alle Protestanten der Mittwoch zwischen Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag als einheitlicher Termin festgelegt.

    Buße und Sühne gehören in allen Konfessionen zum gelebten Alltag, allerdings in unterschiedlichen Ausprägungen. In besonderen Notfällen oder bei drohenden Katastrophen hielt man schon im Mittelalter so genannte Sühnetage ab. Dies konnte auch mehrmals im Jahr der Fall sein. Die protestantischen Kirchen übernahmen diese Tradition als Tage der Besinnung und Neuorientierung im Leben. Sie dienten als Ersatz für die abgelehnte Bußzeit von Aschermittwoch bis Ostern. Bereits 1532 wurden in Straßburg spezielle Bußgottesdienste abgehalten.

    Vereinheitlichung des Termins

    In den Folgejahrhunderten entwickelte sich eine Vielzahl von Buß- und Bettagen: In 28 Ländern waren bis zu 47 verschiedene Termine bekannt. Evangelische Kirchenordnungen schrieben diese für aktuelle Anlässe vor. Eine besondere Ausbreitung erfuhren die Buß- und Bettage während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), der mit seinen Schrecken häufige Anlässe dafür bot. Die Eisenacher Konferenz evangelischer Kirchenregierungen legte 1852 den Festtag auf einen singulären Termin: der Mittwoch nach dem (später so genannten) Volkstrauertag und vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr (Ewigkeitssonntag).

    Kein Feiertag mehr

    Im Jahre 1994 wurde der gesetzliche Schutz für den Buß- und Bettag in allen deutschen Bundesländern bis auf Sachsen aufgehoben. Damit sollten die Kosten des Arbeitgeberanteils an der Pflegeversicherung gegenfinanziert werden. Auch weiterhin finden natürlich am Vormittag oder Abend des Buß- und Bettages in allen evangelischen Kirchen gut besuchte Gottesdienste statt, die gegen Ende des Kirchenjahres Selbstbesinnung und Neuorientierung bieten.

    Autoren: Simone Assmann, Lars Winterberg

  • Christbaumschmuck

    Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Bezeichnung Zucker- oder Essbaum zeigt, dass Nüsse, Backwerk und Zuckerzeug die ersten Schmuckformen waren. Später wurden sie durch Selbstgebasteltes abgelöst. Dabei schmückten Materialien wie Wachs, Papier, Zinn und Holz die Weihnachtsbäume, bis mit der Biedermeierzeit Christbaumschmuck aus Glas nach und nach den Baumbehang revolutionierte. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind Modetrends unterworfen und heute nahezu grenzenlos.

    Nüsse, Backwerk und Zuckerzeug stellten im 17. Jahrhundert den ersten Schmuck dar, der spätestens am Dreikönigstag (6.Januar) von den Kindern geplündert wurde. Aus diesem Grunde nannte man die Weihnachtsbäume damals auch Zucker- und/oder Essbäume. Um 1850 wurde der essbare Baumbehang zusehends durch Selbstgebasteltes verdrängt. Figürliche Darstellungen aus Wachs sowie Sterne, Ketten und Rosetten aus Papier schmückten nun den Tannenbaum. Im 19. Jahrhundert war der filigrane, aus Zinn gegossene Christbaumschmuck weit verbreitet. Holz dagegen kam erst Anfang des 1900 auf - als Schmuckmaterial im Zusammenhang mit den Berchtesgadener Holzspielsachen.

    Ausdruck des Zeitgeistes

    Dabei war der Weihnachtsschmuck immer Ausdruck des Zeitgeistes: Während im deutsch-französischen Krieg noch Kanonen, Kriegsschiffe und U-Boote den Tannenbaum zierten, begeisterte man sich Ende des 19. Jahrhunderts für technische Innovationen wie Lokomotiven, Zeppeline und Dampfer als dekorativen Weihnachtsschmuck. Im Dritten Reich dagegen schmückten die Abzeichen des Winterhilfswerks den Christbaum.

    Glasschmuck, dessen Anfänge bis in die Biedermeierzeit zurückreichen, ist wohl bis heute eine der bekanntesten und beliebtesten Schmuckformen. Die Massenproduktion der Glaskugeln erfolgte ab Mitte des 19. Jahrhunderts im thüringischen Lauscha, wo heute über 4000 Artikel in 100 Farbtönen von ihrer Popularität zeugen.

    Auch die Christbaumbeleuchtung als dekoratives Muss ist heutzutage kaum noch wegzudenken, obwohl anfänglich Baum und brennende Lichter getrennt voneinander aufgestellt wurden. Erst ab etwa 1780 verwendete man mit Rüböl gefüllte Nussschalen oder wachsgetränkte Wollfäden, bis es Anfang des 19. Jahrhunderts die Erfindung tierischer und pflanzlicher Wachsersatzstoffe den breiten Bevölkerungsschichten ermöglichte, ihren Baum mit Lichtern und Kerzen zu schmücken. Elektrische Baumbeleuchtung fand ab 1920 schließlich ihre Verbreitung und unterliegt bis heute, wie der Weihnachtsschmuck allgemein, einem ständigen Wandel durch Innovationen und modische Einflüsse.

    Autorin: Marta Augustynek

  • Christkind

    Das Christkind wurde Anfang des 16. Jahrhunderts in evangelischen Gegenden als Ersatz für den katholischen Gabenbringer Nikolaus geschaffen. Es überprüfte in der Adventszeit spielerisch die Religionskenntnisse der Kinder. Dargestellt wurde es meist von einem etwa 15jährigen Mädchen. Im Laufe der Zeit verlagerte sich der Schenkebrauch auf Weihnachten. Das Christkind rückte damit in die Nähe des Jesuskindes.

    "Christkind" ist heute eine vor allem in katholischen Regionen verbreitete Bezeichnung für die Person des weihnachtlichen Gabenbringers. Über diesen Aspekt hinaus herrscht allerdings leichte Ratlosigkeit: Bildliche Darstellungen des Christkinds sind uneinheitlich, lassen zumindest keine gesicherten Aussagen über dieses mysteriöse Wesen zu.

    Das Christkind wird als inszenierte Kunstfigur im Rahmen der Reformation bekannt und soll angeblich von Martin Luther selbst - in Ablehnung katholischer Heiligenvorstellungen - als Gegendarstellung zum Nikolaus erfunden worden sein. In seiner ursprünglichen Funktion ist es damit parallel zur reformatorischen Kunstfigur des Weihnachtsmannes zu betrachten, der ebenfalls den Schenkbrauch auf das Weihnachtsfest übertragen und damit die Verehrung des Heiligen Nikolaus eindämmen sollte.

    Im Gegensatz zum Weihnachtsmann ist die Gestalt und Symbolik des Christkinds jedoch verschwommen: Es handelt sich hierbei um eine Person zwischen Kindheit und Pubertät, dessen Genese zwar auf beginnende Weiblichkeit hinweist, diese aber noch nicht eindeutig belegt. Die verbreitete Darstellung als 10-15jähriges Mädchen mit goldenen Locken und in weißem Gewand symbolisiert einerseits Unschuld und Reinheit, dient aber andererseits als pädagogisches Instrument der Kindererziehung. So prüfte das Christkind z. B. in spielerischem Umgang die Religionskenntnisse der Kinder ab. Inszenierte Auftritte dieser Art sind aber heute ausgesprochen selten. Die symbolische Widersprüchlichkeit macht das Christkind zu einer schwer darstellbaren Figur, die sich im 20. Jahrhundert immer weniger gegen den medienwirksamen Weihnachtsmann durchzusetzen vermag. Gelegentliche Vermischungen von Christkind und Jesuskind als Krippenfigur verkomplizieren das Motiv zusätzlich. Wie sich das Christkind im Einzelnen aus seinen ursprünglich evangelischen Verbreitungsgebieten in den katholischen Raum übertragen hat, bleibt spekulativ. Sicher ist, dass es in evangelischen Regionen inzwischen fast ausnahmslos durch den Weihnachtsmann abgelöst wurde.

    Autor: Lars Winterberg

  • Christmette

    Christmette ist eine eher katholische Bezeichnung für den mitternächtlichen Gottesdienst in der Weihnachtsnacht. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist allerdings bis heute ein Gottesdienst im Morgengrauen des Weihnachtstages die wichtigste Feier. Die Christmette erinnert damit an ihren wörtlichen Ursprung im lateinischen "matutinus", das "morgendlich" bedeutet. Nächtliche Gottesdienste verdeutlichen in besonders intensiver Weise die symbolische Rede von Christus als dem "Licht der Welt". Wachsamkeit in der Nacht gilt zudem als Tugend der Christen.

    In vielen Gemeinden wird der mitternächtliche Gottesdienst in der Weihnachtsnacht auch als Christmette bezeichnet. Mitunter wird die Christmette nicht deutlich von der Christnacht unterschieden, die ebenfalls am späten Heiligen Abend gefeiert wird. Christmette ist eher im katholischen Raum gebräuchlich, während Christnacht eine eher evangelische Bezeichnung ist. Zur Zeit der Reformation verlegte man, um unordentliches Treiben zu vermeiden, die Christmette ins Morgengrauen des ersten Weihnachtstages. Ursprünglich ging sie einem Mitternachtsgottesdienst voraus. Das Wort Mette kommt vom lateinischen "matutinus", das sich mit "morgendlich" übersetzen lässt. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist noch heute ein Gottesdienst am frühen Weihnachtsmorgen Zentrum dieser festlichen Zeit. Im Mittelpunkt der meisten Gemeinden steht allerdings die Christvesper am Heiligen Abend oder der Festgottesdienst am Vormittag des ersten Weihnachtstages. Auch der Brauch der nächtlichen Christnacht findet in evangelischen Gemeinden immer größere Verbreitung. Die Feier von nächtlichen Gottesdiensten symbolisiert in besonderer Weise, dass Gott sich im Kind der Krippe als das Licht in der Dunkelheit der Welt zeigt. Die Hirten der Weihnachtserzählung (Lukas 2) wachten des Nachts über ihre Herde. Das Symbol der Nachtwache erinnert an die Wachsamkeit als eine Tugend der Christen.

  • Christstollen

    Das weihnachtliche Gebäck ist in Mitteldeutschland schon seit dem Jahr 1329 bekannt, und zwar in Naumburg. Dort sollen die Bäcker von ihrem Bischof ein Zunftprivileg erhalten haben. Als Dank bekam der Bischof jedes Jahr zwei Stollen. 1474 ist der Stollen erstmals urkundlich als Christbrot erwähnt worden und gilt seitdem als lukratives Handelsobjekt.

    Die Bezeichnungen Christ- und Weihnachtsstollen haben sich erst entwickelt, als man ihn bewusst mit dem Weihnachtsfest in Verbindung setzte. Über die Form und die weiße Bepuderung des Stollens wurden Vermutungen angestellt. Lange wurde der Christstollen für eine Nachbildung des Jesuskindes gehalten. Der weiße Zuckerguss wurde als Windel interpretiert.

    Das weihnachtszeitliche Gebäck ist in Sachsen schon für das Jahr 1329 belegt, und zwar in Naumburg. Denn in Naumburg sollen die Bäcker von ihrem Bischof ein Zunftprivileg erhalten haben. Aus Dank erhielt der Bischof, genauso wie seine Nachfolger, jedes Jahr zwei Stollen. 1474 ist der Stollen erstmals urkundlich als Christbrot erwähnt worden und galt schon damals als lukratives Handelsobjekt. Die Bezeichnungen Christbrot, Christstollen sowie Weihnachtsstollen haben sich erst entwickelt, als man den Stollen bewusst mit dem Weihnachtsfest in Verbindung setzte. Andere regional abhängige Bezeichnungen lauteten Schnittchen, Striezel oder Birnenwecken. Das Brot breitete sich schnell im ganzen Land aus.

    Verschiedene Varianten des Stollens haben sich entwickelt, und zwar der Rosinen-, Mandel- oder Mohnstollen. Die bekannteste Form dieses Weihnachtsgebäcks stammt aus Dresden. Der Dresdener Stollen wird mit Rosinen, Mandeln und Marzipan zubereitet.

    Über die Form und die weiße Bepuderung des Stollens wurden Vermutungen angestellt. So wurde unter anderem angenommen , dass es sich bei dem Christstollen um eine Nachbildung des Christkindes handele, wobei der weiße Zuckerguss die Windel darstellen soll.

    Manche Forscher*innen vermuten den Ursprung des Stollen in der vorchristlichen Zeit, was allerdings nur schwer nachzuweisen ist. Dennoch gibt es die Annahme, dass damals Stollen für die Rauhnächte gebacken wurden, und zwar genau 103 Brote, um die Seelen der Verstorbenen zu bewirten. Als Lohn gebührte einem Glück. Da die Toten die Brote jedoch nicht selbst essen konnten, wurden sie nach dem Ritual von den Menschen verspeist. Später sind die Stollen ohne vorheriges Opferritual gegessen worden.

  • Christvesper

    Das Weihnachtsfest beginnt mit einem feierlichen Vespergottesdienst ("vesper", lateinisch, = Abend) am Heiligen Abend. Im Mittelpunkt steht die Weihnachtserzählung von der Geburt Jesu, des Heilands der Welt (Lukas 2). Mit seiner Lichtsymbolik, den Worten der Propheten und bekannten Liedern ist die Christvesper für viele Menschen der Gottesdienst im Jahresverlauf schlechthin.

    Mit der Christvesper am späten Nachmittag des Heiligen Abends beginnt das Weihnachtsfest. Für viele Menschen ist die Vesper der zentrale Weihnachtsgottesdienst. An seine symbolträchtige Gestaltung mit Lichtern und Kerzen knüpfen sich viele Erwartungen der Menschen. Im Mittelpunkt steht die bekannte Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium (Kapitel 2): "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging ...". Die Weissagungen der Propheten aus dem Alten Testament (Micha 5,1-3; Jesaja 9, 1-6, Jesaja 11,1-2;), aber auch die altbekannten Lieder (O du fröhliche, Stille Nacht, u. a.) geben der Menschwerdung Gottes im Kind der Krippe einen vertrauten und festlichen Rahmen. Oft spielt im Vespergottesdienst ein Posaunenchor oder es singt eine Kantorei. Krippe und Tannenbaum schmücken die Kirche. Speziell für Familien mit ihren Kindern wird meist ein Gottesdienst am frühen Nachmittag mit Krippenspiel angeboten. Die Christvesper hat ihren Ursprung in der Zeit der Reformation. Um unsittliches Treiben in der Weihnachtsnacht zu vermeiden, ersetzte man den Mitternachtsgottesdienst durch die Vesper am Vorabend (vesper, lateinisch = Abend). Nach jüdischem Brauch beginnt ein Tag mit dem Sonnenuntergang am Abend davor. Dieser Brauch ist in der katholischen Kirche durch die "Vorabendmessen" am Samstag bekannt. Der evangelische Hauptgottesdienst wird dagegen am Morgen der Auferstehung Christi, also am Sonntag, gefeiert. Mit der Feier des Weihnachtsfestes am Heiligen Abend ist die Tradition, bereits am Vorabend zu feiern, auch in der evangelischen Kirche erhalten geblieben.

  • Epiphanias

    Epiphanias ist das zweitälteste christliche Fest nach Ostern und wird am 6. Januar begangen. An diesem Tag wird die Offenbarung der Göttlichkeit (Epiphanie) des Herrn gefeiert. Das heute zentrale Festthema bildet dabei die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland. Das Fest hat seinen Ursprung als Geburtsfest in Ägypten und ist noch heute das Weihnachtsfest orthodoxer Christen.

    Am 6. Januar wird das nach Ostern zweitälteste christliche Fest begangen. Es ist das Christusfest Epiphanias. Die Epiphaniszeit bildet den Abschluss des Weihnachtsfestkreises, der mit der Geburt Christi am 25. Dezember beginnt. An Epiphanias wird die Offenbarung der Göttlichkeit des Herrn gefeiert, die traditionell durch drei Erzählungen aus dem Neuen Testament deutlich wird. An erster Stelle steht dabei die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland (Matthäus 2, 1-12), des Weiteren die Taufe Jesu im Jordan (Matthäus 4, 1-11) und schließlich das erste Wunder Jesu durch die Verwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit von Kana (Johannes 2, 1-11). Heute bilden in evangelischen Gottesdiensten die Erzählungen der Taufe und des Weinwunders an den Sonntagen nach Epiphanias den Text der Evangeliumslesung.

    Bis ins 4. Jahrhundert war der Hauptinhalt des Festes die Geburt und Taufe Jesu. Dieser Tag galt als Neujahrsbeginn, an dem alljährlich die beweglichen Feste des neuen Jahres bekannt gegeben wurden. Eine Verlagerung auf das heutige zentrale Festthema, die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland, fand erst nach der Verlegung des Geburtsfestes Christi auf den 25. Dezember statt. Martin Luther kritisierte diese einseitige Verlagerung stark. Er lehnte die Verehrung der Heiligen Drei Könige zulasten der anderen Festthemen ab, da er die Glaubwürdigkeit der Dreikönigslegende anzweifelte.

    Autorin: Annika Mantel

  • Evangelium

    Evangelium (griech.) heißt übersetzt "Gute Nachricht" und bezeichnet zum einen die Heilsbotschaft von Jesus Christus, zum anderen ist es Sammelbegriff der ersten vier Schriften des Neuen Testaments, die Leben, Sterben und Auferstehung Jesu bezeugen: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Evangelien sind zwischen 70 und 100 n. Chr. entstanden, verstehen sich jedoch nicht als Geschichtsbücher oder gar Biographien des Lebens Jesu. Sie setzen - abgesehen von Geburt und einigen Hinweisen auf Kindheit und Jugend Jesu - etwa bei seinem 30. Lebensjahr mit seiner Taufe ein.

    Evangelium (griech.) meint ursprünglich die "Gute Nachricht" oder "Frohe Botschaft" und bezeichnet zum einen die Heilsbotschaft von Jesus Christus, zum anderen ist er Sammelbegriff der ersten vier Schriften des Neuen Testamentes, die Leben, Sterben und Auferstehung Jesu bezeugen: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Evangelien sind zwischen 70 und 100 n. Chr. entstanden, verstehen sich jedoch nicht als Geschichtsbücher oder gar Biographien des Lebens Jesu. Sie setzen - abgesehen von Geburt und einigen Hinweisen auf Kindheit und Jugend Jesu - etwa bei seinem 30. Lebensjahr mit seiner Taufe ein. Das älteste Evangelium wird Markus zugeschrieben. Der Name verweist auf einen Begleiter des Apostels Paulus, der in der Apostelgeschichte (12,25; 13,5.13; 15,37) sowie in Philemon 24 genannt wird. Der von Jesus in seinen Jüngerkreis berufene Matthäus gilt in der kirchlichen Tradition als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums. Lukas ist nach Kolosser 4,14 Arzt. Ihm wird das Evangelium sowie die Apostelgeschichte zugeschrieben. Nach Philemon 24 war Lukas ein Mitarbeiter des Paulus.

    Matthäus, Markus und Lukas bieten ähnliche Schilderungen und werden deshalb Synoptiker (griech.: Zusammensehen, Überblick) genannt. Dies hat seine Ursache darin, dass Matthäus und Lukas den Markus sowie eine weitere Spruchquelle "Q" als Vorlage benutzt haben. Um sich einen Eindruck von dem Volumen der vorhandenen Paralleltexte zu verschaffen, kann man eine Synopse benutzen. Trotz dieser Gemeinsamkeiten setzen die drei Evangelisten unterschiedliche Akzente in der Interpretation. Das Johannesevangelium unterscheidet sich in der inhaltlichen Ausgestaltung deutlich von den Synoptikern. Johannes ist der kirchlichen Tradition nach der Bruder des Jakobus und Sohn des Zebedäus und gehörte zum engsten Kreis der Jünger Jesu (Matthäus 4,21; 10,2; 20,20; 26,37; 27,56; Markus 1,19f; 3,17; 10,35; Lukas 5,10; Johannes 21,2).

  • Ewigkeitssonntag / Totensonntag

    In allen Kulturen, Religionen und Konfessionen nimmt das Totengedenken einen wichtigen Platz ein und gehört zum menschlichen Zusammenleben. Allerdings lehnten die Reformatoren den katholischen Seelenkult ab und schafften das Allerseelenfest (2. November) in den evangelischen Kirchen ab. Natürlich sollte es weiterhin einen Tag geben, an dem aller Toten gedacht wird.

    König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ordnete 1816 an, jeweils am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem letzten Sonntag vor dem 1. Advent, der Verstorbenen zu gedenken.

    In allen Kulturen, Religionen und Konfessionen nimmt das Totengedenken einen wichtigen Platz ein und gehört zum menschlichen Zusammenleben. Allerdings lehnten die Reformatoren den katholischen Seelenkult ab und schafften das Allerseelenfest (2. November) in den evangelischen Kirchen ab. Natürlich sollte es weiterhin einen Tag geben, an dem aller Toten gedacht wird. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ordnete 1816 an, jeweils am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem letzten Sonntag vor dem 1. Advent, der Verstorbenen zu gedenken. Anlass waren möglicherweise die vielen Gefallenen der Befreiungskriege 1813, förderlich sicher auch die Welle der Empfindsamkeit im Zeitalter der Romantik, die das Gedenken an die Verstorbenen verstärkt in Mode brachte. Das geistliche Totengedenken wurde außerhalb Preußens von anderen protestantischen Kirchen später übernommen und sehr populär.

    Bräuche am Totensonntag

    Am Ewigkeitssonntag besuchen die Menschen die Friedhöfe und schmücken die Gräber ihrer Angehörigen. Die Verstorbenen des ausgehenden Kirchenjahres werden namentlich im Gottesdienst genannt und zusammen mit ihren Angehörigen in das Fürbittengebet mit aufgenommen. Der Dank für das Leben und der Trost für die Trauernden verbinden sich in der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten.

    Autorin: Simone Assmann

  • Friedensdekade

    Seit 1980 findet in der Zeit vom drittletzten Sonntag des Kirchenjahres bis Buß- und Bettag die Ökumenische Friedensdekade statt. Viele Kirchengemeinden gestalten sie mit besonderen Veranstaltungen und Gottesdiensten.

    Die ökumenische Friedensdekade findet alljährlich in den zehn Tagen (= Dekade) vor dem Buß- und Bettag statt. Die Idee dazu stammt aus den Niederlanden. Dort hatte der "Interkirchliche Friedensrat" die Friedenswoche eingeführt. 1980 wurde diese Idee von den Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR übernommen. Von Anfang an war das Symbol "Schwerter zu Pflugscharen" zum Erkennungszeichen der Friedensdekaden in der DDR geworden. Der Text ist ein Zitat aus dem Buch des Propheten Micha (4,3) bzw. Jesaja (2,4): "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen." Das Bild ist die Abbildung eines Denkmals von Jewgeni Wutschetitsch. Es steht sowohl in der Tretjakow-Galerie in Moskau wie auch als Geschenk der Sowjetunion auf dem Gelände des UNO-Hauptgebäudes in New York und zeigt einen muskulösen Heros, der ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet. Bei der Vorbereitung der ersten Friedensdekade 1980 hatte der damalige sächsische Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider dieses Symbol für einen Aufruf zu Buß- und Bittgottesdiensten ausgewählt und mit dem Motto "Frieden schaffen ohne Waffen" verbunden.

    Viele Jugendliche trugen dieses Symbol als Aufnäher, was zu schweren Auseinandersetzungen mit dem SED-Regime führte. In der Bundesrepublik wurde 1980 ebenfalls zum ersten Mal die Friedenswoche veranstaltet. Seit 1992 wird die Friedensdekade von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammen mit einem Gesprächsforum durchgeführt.

     EKD

  • Glocken

    Glocken sind seit dem 8. Jahrhundert im christlichen Kontext verbreitet. Ihre Funktionen waren vielfältig: Glocken konnten zum Gebet rufen, die Tageszeit verraten, vor Unwetter warnen oder auch Verurteilten "das letzte Stündlein schlagen". Glocken und kleinere Handschellen waren schon früh Sinnbild kirchlicher Würde und Festlichkeit und haben im Gottesdienst zunehmend Anwendung gefunden. Durch diesen Symbolgehalt fanden Glocken und ihr Geläut ebenfalls Einzug in zahlreichen Weihnachtsbräuchen - kleine Glöckchen hängen am Weihnachtsbaum und ihr Klang fehlt auf keinem Weihnachtsmarkt.

    Glocken finden im sakralen Bereich spätestens seit Papst Stephan IV. im 8. Jahrhundert Verbreitung. Ihre Einführung im Bereich des Gottesdienstes soll jedoch auf das 4. und 5. Jahrhundert zurückgehen und wird mit den Bischöfen Severus von Neapel, Paulinus von Nola und dem Kirchenvater Hieronymus in Verbindung gebracht. Glocken haben im kirchlichen Kontext verschiedene Funktionen, aus denen sich ebenfalls ihre Bezeichnungen herleiten. So läutete die Schandglocke Verurteilten zur Hinrichtung, die Totenglocke zum Begräbnis und die Betglocke als Zeichen beginnender Gebetsstunden. Die Glocke spielte aber auch außerhalb kirchlicher Ordnungen eine wichtige Rolle. Sie diente den Menschen als Zeitgeber und war ihnen als Sturmglocke hilfreiche Warnung vor nahender Gefahr. Während Glocken schon relativ früh der Abwehr von Unheil, der Ankündigung öffentlicher Veranstaltungen und als Symbole kirchlicher Festlichkeit dienten, wurde das Läuten als Ruf zum Gottesdienst erst im 5. und 6. Jahrhundert bekannt und fand im 8. Jahrhundert durch irische Wandermönche weitreichendere Verbreitung. Die liturgische Funktion der Glocke und ihre sinnbildliche Festlichkeit werden seit ihrer mittelalterlichen Verbreitung durch die zeremonielle Segnung (Glockenweihe), gelegentlich auch durch Formen der Salbung (Glockentaufe) besonders hervorgehoben und nach der Reformation auch in protestantischen Gebieten beibehalten.

    Als Musikinstrumente und strukturelle Markierungen haben sie in Form kleinerer Handglocken und Schellen zunehmend christliche Gottesdienste durchdrungen und wurden auf diese Weise nachhaltig mit sakraler Würde und Feierlichkeit verbunden. So scheint es nicht weiter verwunderlich, dass in der Weihnachtszeit Glocken und Glockengeläut Einzug in die Weihnachtsmusik, Verwendung auf Weihnachtsmärkten und in bildlichen Darstellungen gefunden haben sowie symbolhaft den Christbaumschmuck erweitern.

    Autor: Lars Winterberg

  • Halloween

    Halloween stammt von den britischen Inseln und wurde im 19. Jahrhundert durch irische Emigranten an die amerikanische Ostküste transportiert. In den USA entwickelte sich der Brauch allmählich zur heute bekannten Form des Kürbis-Kults. Das deutsche Fest kann demnach als kommerzieller Kultur-Import aus Amerika bezeichnet werden. Bei seiner plötzlichen Ausbreitung Ende der 1990er Jahre kam es zu einer höchst ergiebigen Wechselwirkung zwischen Wirtschaft und Medienlandschaft, die dem herbstlichen Spuk eine enorme öffentliche Präsenz und breitflächige Aufnahme sicherte. Aufgrund diffuser Ursprungstheorien und der verworrenen Symbolik (z. B. der Kürbis "Jack'O Lantern") vermag sich Halloween zudem relativ mühelos in bestehende Kulturmuster einzufügen.

    Es ist der 31. Oktober und das Reformationsfest wird gefeiert. Was aber hat es an diesem Tag mit den kostümierten Schauer-Gestalten auf sich, die hier und da um die Häuser ziehen und mit drohenden Stimmen "Süßes - sonst gibt's Saures" fordern? Warum sind schon seit Wochen alle Litfasssäulen mit Werbung für Gruselparties übersät und wieso grinst aus jedem zweiten Schaufenster eine Kürbisfratze? Der Grund liegt auf der Hand: Seit Ende der 1990er Jahre hält in unserem Land ein Kulturmuster Einzug, das bis dahin allenfalls hier stationierten US-Soldaten und Einwanderern bekannt war oder zumindest nur hinter verschlossenen Türen einschlägiger Irish-Pubs zelebriert wurde.

    Kultur-Import

    Bei Halloween handelt es sich um einen Kultur-Import aus Amerika - doch die Wurzeln dieses Brauches liegen tiefer. Bevor sich Halloween nach und nach zu dem heute bekannten US-Brauch entwickeln konnte, musste es im 19. Jahrhundert erst einmal als kulturelles Gepäck irischer Einwanderer die amerikanische Ostküste erreichen. Vielen Spekulationen zum Trotz handelt es sich bei diesem Fest jedoch nicht um ein Relikt grausamer Opferzeremonien der heidnischen Druiden. Zwar lassen sich theoretisch Bezüge zum keltischen Neujahrsfest Samhain herstellen, doch handelte es sich keinesfalls um die Verehrung eines mysteriösen Totengottes, sondern vielmehr um ein Erntefest zum Abschluss des Sommerhalbjahres.

    All Hallows Eve(-ning)

    Sicher ist, dass Halloween sprachlich von "All Hallows Eve(-ning)" abstammt, sich seine Bezeichnung auf Allerheiligen, also auf den christlichen Kalender bezieht. So lassen sich verschiedene Brauchelemente eher im Kontext des christlichen Totengedenkens interpretieren, und den irischen Kelten muss - sicherlich wider die journalistische Sensationslust - zunehmend das Urheberrecht für Halloween entzogen werden.

    Halloween in Deutschland

    Die Erfolgsgeschichte Halloweens beginnt in den 1980er Jahren. Mit der Veränderung der Medienlandschaft machen Hollywood-Filme und US-Fernsehserien im täglichen Fernsehangebot das Publikum zunehmend mit neuen Kulturmustern vertraut. Zum Ende der 90er Jahre wird mit Halloween eine Lücke im deutschen Konsumgütermarkt erkannt und genutzt. Nicht nur in Kaufhäusern gehen fortan Grusel-Accessoires über die Ladentheke, auch andere Wirtschaftsbereiche, unter anderem die Gastronomie, nutzen die neue Symbolik für ihre Werbung.

    Kürbis-Kult

    Damit war der wichtigste Grundstein für die Ausbreitung des Kürbis-Kults gelegt. Von nun an gingen die Medien und der Handel bei der Vermarktung des jungen Brauchs Hand in Hand. Das Phänomen Halloween, inzwischen als Produkt und Symbol in den sozialen Nahbereich der Bevölkerungsmehrheit transportiert, regte erneut die Presse zur verstärkten Thematisierung an, TV-Sender nehmen Halloween in ihr Programm auf und auch Bücher à la Harry Potter sorgen für eine Popularisierung des amerikanischen Brauchmusters. Damit schließt sich ein Kreislauf, der in bislang beispielloser Geschwindigkeit die Übernahme eines Kulturmusters ermöglicht. Der "Eroberungsfeldzug" von Halloween hat aber nicht zuletzt damit zu tun, dass dieses Fest zahlreiche, Anknüpfungspunkte an regionale Traditionen wie die Kostüm- und Feierkultur des Karnevals, bietet.

    Autor: Lars Winterberg

  • Heiland

    Heiland ist die Übersetzung für das griechische Wort "sotèr", bzw. das lateinische Wort "salvator" (Erlöser, Retter). Es ist abgeleitet vom althochdeutschen Wort "heilen", retten. So wird Jesus Christus als der Retter der Welt bezeichnet, was im Weihnachtsevangelium (Lukas 2) als Frohe Botschaft den Menschen zugesagt wird: "Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren."

    Martin Luther hat in seiner Bibelübersetzung das lateinische Wort "salvator" bzw. das griechische Wort "sotèr" mit "Heiland" (von althochdeutsch heilen, retten) wiedergegeben. Im Neuen Testament kennzeichnet der Begriff Jesus als Bringer von Heil, Hilfe und Rettung. Im Alten Testament, wie auch in Lukas 1,47, wird Gott als "Heiland" bezeichnet. In den Evangelien kommt das Wort "sotér", übersetzt als Heiland, nur fünf Mal vor (Lukas 1,47; Lukas 2,11; Lukas 2,30; Lukas 3,6; Johannes 4,42).

    Umso häufiger finden wir den "Heiland" in den Advents- und Weihnachtsliedern des Evangelischen Gesangbuches (EG). Viele dieser Lieder stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Damals wurde unter dem Einfluss des Pietismus das Wort "Heiland" sehr oft benutzt.

    EG 1, Macht hoch die Tür, Strophen 1 und 5
    EG 4, Nun komm, der Heiden Heiland
    EG 7, O Heiland, reiß die Himmel auf
    EG 24, Vom Himmel hoch, da komm ich her, Strophe 3
    EG 37, Ich steh an deiner Krippen hier, Strophe 9
    EG 48, Kommet ihr Hirten, Strophe 1

    Das griechische Wort "sotèr" wird schon in der Antike als Ehrentitel für verschiedene Götter, aber auch für politische Herrscher, Ärzte und Philosophen gebraucht. Für das Neue Testament sind Heil und Rettung umfassend und endgültig durch Jesus zu den Menschen und in die Welt gekommen.

    Autor: EKD

  • Heiligabend

    Der Heilige Abend im Familienkreis gehört für viele zu den schönsten Stunden des Jahres. Schon in der Reformationszeit verlagerte sich der Mitternachtsgottesdienst auf den Vorabend und dann weiter auf den Nachmittag. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium (Kapitel 2). In Krippenspielen und mit festlichem Chorgesang wird die Geburt Jesu gefeiert, die Menschwerdung Gottes. Eine große Vielfalt regionaler Prägungen und Familientraditionen sind im Laufe der Jahrhunderte entstanden.

    Der Heilige Abend im Familienkreis ist für viele Menschen die schönste Stunde des Jahresfestkreises. Doch ist die Tatsache, dass Weihnachten mit der Bescherung am Abend des 24. Dezember gefeiert wird, eine recht neue Entwicklung. Sie beruht auf der liturgischen Regel, dass alle großen Feste eine Vigil besitzen müssten, eine Art Nachtwache, in der man sich betend und wachend auf das bevorstehende Fest vorbereitet. Dabei spielt die im jüdisch-christlichen Kulturkreis überlieferte Idee eine Rolle, dass ein Tag bereits am Vorabend mit Einbruch der Dunkelheit beginnt.

    Bis zum 18. Jahrhundert fand der Weihnachtsgottesdienst am 1. Weihnachtstag je nach lokalen Gegebenheiten zwischen 3 und 5 Uhr morgens statt. Nach Beiwohnen des besonders feierlichen, bis zu 21/2 Stunden dauernden Gottesdienstes, der den absoluten Höhepunkt des Weihnachtsgeschehens darstellte, gab es noch vor Hahnenschrei eine Bescherung.

    Erst die Verlagerung der Christmette auf Mitternacht und schließlich - vor allem im protestantischen Bereich - auf diverse Nachmittags- und Abendgottesdienste, legitimierte die Bescherung am Heiligen Abend. Begleitet wird diese durch regional unterschiedliche, von Generation zu Generation weitergegebene Familientraditionen wie Singen und Gedichte aufsagen, die nach Jahrhunderten des regen Wandels an Vielfalt kaum zu übertreffen sind.

    Autorin: Marta Augustynek

    • Christmette
       

      Christmette ist eine eher katholische Bezeichnung für den mitternächtlichen Gottesdienst in der Weihnachtsnacht. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist allerdings bis heute ein Gottesdienst im Morgengrauen des Weihnachtstages die wichtigste Feier. Die Christmette erinnert damit an ihren wörtlichen Ursprung im lateinischen "matutinus", das "morgendlich" bedeutet. Nächtliche Gottesdienste verdeutlichen in besonders intensiver Weise die symbolische Rede von Christus als dem "Licht der Welt". Wachsamkeit in der Nacht gilt zudem als Tugend der Christen.

      In vielen Gemeinden wird der mitternächtliche Gottesdienst in der Weihnachtsnacht auch als Christmette bezeichnet. Mitunter wird die Christmette nicht deutlich von der Christnacht unterschieden, die ebenfalls am späten Heiligen Abend gefeiert wird. Christmette ist eher im katholischen Raum gebräuchlich, während Christnacht eine eher evangelische Bezeichnung ist. Zur Zeit der Reformation verlegte man, um unordentliches Treiben zu vermeiden, die Christmette ins Morgengrauen des ersten Weihnachtstages. Ursprünglich ging sie einem Mitternachtsgottesdienst voraus. Das Wort Mette kommt vom lateinischen "matutinus", das sich mit "morgendlich" übersetzen lässt. Im Erzgebirge und in mittel- und süddeutschen Gemeinden ist noch heute ein Gottesdienst am frühen Weihnachtsmorgen Zentrum dieser festlichen Zeit. Im Mittelpunkt der meisten Gemeinden steht allerdings die Christvesper am Heiligen Abend oder der Festgottesdienst am Vormittag des ersten Weihnachtstages. Auch der Brauch der nächtlichen Christnacht findet in evangelischen Gemeinden immer größere Verbreitung. Die Feier von nächtlichen Gottesdiensten symbolisiert in besonderer Weise, dass Gott sich im Kind der Krippe als das Licht in der Dunkelheit der Welt zeigt. Die Hirten der Weihnachtserzählung (Lukas 2) wachten des Nachts über ihre Herde. Das Symbol der Nachtwache erinnert an die Wachsamkeit als eine Tugend der Christen.

    • Christvesper

      Das Weihnachtsfest beginnt mit einem feierlichen Vespergottesdienst ("vesper", lateinisch, = Abend) am Heiligen Abend. Im Mittelpunkt steht die Weihnachtserzählung von der Geburt Jesu, des Heilands der Welt (Lukas 2). Mit seiner Lichtsymbolik, den Worten der Propheten und bekannten Liedern ist die Christvesper für viele Menschen der Gottesdienst im Jahresverlauf schlechthin.

      Mit der Christvesper am späten Nachmittag des Heiligen Abends beginnt das Weihnachtsfest. Für viele Menschen ist die Vesper der zentrale Weihnachtsgottesdienst. An seine symbolträchtige Gestaltung mit Lichtern und Kerzen knüpfen sich viele Erwartungen der Menschen. Im Mittelpunkt steht die bekannte Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium (Kapitel 2): "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging ...". Die Weissagungen der Propheten aus dem Alten Testament (Micha 5,1-3; Jesaja 9, 1-6, Jesaja 11,1-2;), aber auch die altbekannten Lieder (O du fröhliche, Stille Nacht, u. a.) geben der Menschwerdung Gottes im Kind der Krippe einen vertrauten und festlichen Rahmen. Oft spielt im Vespergottesdienst ein Posaunenchor oder es singt eine Kantorei. Krippe und Tannenbaum schmücken die Kirche. Speziell für Familien mit ihren Kindern wird meist ein Gottesdienst am frühen Nachmittag mit Krippenspiel angeboten. Die Christvesper hat ihren Ursprung in der Zeit der Reformation. Um unsittliches Treiben in der Weihnachtsnacht zu vermeiden, ersetzte man den Mitternachtsgottesdienst durch die Vesper am Vorabend (vesper, lateinisch = Abend). Nach jüdischem Brauch beginnt ein Tag mit dem Sonnenuntergang am Abend davor. Dieser Brauch ist in der katholischen Kirche durch die "Vorabendmessen" am Samstag bekannt. Der evangelische Hauptgottesdienst wird dagegen am Morgen der Auferstehung Christi, also am Sonntag, gefeiert. Mit der Feier des Weihnachtsfestes am Heiligen Abend ist die Tradition, bereits am Vorabend zu feiern, auch in der evangelischen Kirche erhalten geblieben.

       
    • X-Mas

      Der gegenwärtige Modebegriff X-Mas ist eine Kurzform des englischen "christmas", also eine im anglo-amerikanischen Raum verbreitete Bezeichnung für das deutsche Weihnachtsfest. Abweichende Ausdrücke sind keinesfalls ungewöhnlich: Das Wort "Weihnachten" wurde im mitteldeutschen Raum erst im 13. Jahrhundert bekannt und stand lange Zeit parallel zur Bezeichnung "Christtag". Das englische "christmas" findet zudem eine Entsprechung in der niederländischen "Kerstmisse" - beide Worte leiten sich von "Messe/Mette" ab. In den USA steht der Begriff "christmas" zudem Pate für diverse Städte- und Inselnamen. (Autor: Lars Winterberg)

     

    • Weihnachtsessen

      Neben dem feierlichen Gottesdienst ist gutes Essen kennzeichnend für kirchliche Festtage. Besonders am 1.Weihnachtstag wird im Rahmen des Möglichen reichlich aufgetischt. Legendär ist die "Weihnachtsgans".

      Hohe Festtage waren im Mittelalter neben der kirchlichen Feier vor allem durch das Festmahl gekennzeichnet. Besonders zu Weihnachten spielte das Festmahl mit reichlichem und gutem Essen ein große Rolle So wurde in Norddeutschland Heiligabend auch "Vollbauchabend" genannt. Noch heute ist die "Völlerei" charakteristisch für das Weihnachtsfest und Ärzte haben in dieser Zeit häufiger von verdorbenen Mägen zu berichten. Begünstigt wurde das traditionsreiche, übermäßige Essen durch das im November einsetzende Herbstschlachten der seit Frühjahr gemästeten Schweine. So bildete Weihnachten, nach der Zeit mit den knapp werdenden Schlachtvorräten des Frühjahrs nicht nur den kulinarischen Höhepunkt, sondern auch den Abschluss der Fastenzeit des Advents.

      Schwein haben

      Die Redewendung "Schwein haben" verwenden wir auch heute im Sinne von Freude und Glück haben. Gewisse Verankerungen der weihnachtlichen Genüsse im Volksglauben, wie "Wer Weihnachten gut isst, dem geht es das ganze Jahr hindurch gut" oder umgekehrt, "Wer zu Weihnachten hungrig bleibt, muss das ganze Jahr Hunger leiden", ließen selbst die Armen in ihrem Rahmen an diesem Tag Besonderes auftischen.

      In der Regel begann das Festtagsessen vor allem in den katholischen Regionen erst mit dem Frühstück am ersten Feiertag. Dieses wurde nach der Rückkehr vom Kirchgang gereicht. Da der 24. Dezember ein strenger Fastentag war, war das besonders geartete Essen ein doppelter Genuss.

      Die traditionellen Speisen zu Weihnachten sind regional sehr unterschiedlich. Zwischen dem typischen Schweine- und Gänsebraten sowie dem Weihnachtskarpfen gibt es unzählige andere Gerichte, die wiederum in den einzelnen Familientraditionen variieren.

    Autorin: Marta Augustynek

     

  • Heilige Drei Könige

    Die Bezeichnung „Heilige Drei Könige“ sowie die Namensfestlegung auf Caspar, Melchior und Balthasar ist als Ergebnis von Annahmen und Interpretationen aus unterschiedlichen Jahrhunderten zu verstehen. Es handelt sich um die im Neuen Testament genannten Weisen aus dem Morgenland, denen als erste die Göttlichkeit des Herrn durch den Stern von Bethlehem offenbar wurde. Die Ankunft der Weisen ist heute das zentrale Thema am Epiphaniastag (6. Januar).

    Die Weisen aus dem Morgenland, denen als erste die Göttlichkeit Christi durch den Stern von Bethlehem offenbar wurde, sind auch bekannt als die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar. Diese Bezeichnung ist das Ergebnis von Annahmen und Interpretationen aus unterschiedlichen Jahrhunderten, die sich im Laufe der Zeit verfestigt haben:

    Die Zahl Drei tauchte erstmals im 3. Jahrhundert auf und wurde aus der Anzahl der in der Bibel genannten Geschenke für Jesus abgeleitet (Gold, Weihrauch und Myrrhe). Die Bezeichnung der drei Weisen als Könige wurde einigen Quellen zufolge schon von Tertullian (Theologe, ca. 160-220) um 200 angegeben. Anderen Quellen zufolge soll sie erst im 6. Jahrhundert durch Cäsarius von Arles (Erzbischof von Arles 470/71-542) verbreitet worden sein, der ihre königliche Herkunft auf die kostbare Art der Gaben zurückführte. Im 9. Jahrhundert schließlich kam es zur Namensfestlegung auf Caspar, Melchior und Balthasar.

    Die Popularität der Heiligen Drei Könige in Deutschland beruht in hohem Maße auf der Überführung ihrer angeblichen Reliquien von Mailand nach Köln durch den Kölner Erzbischof Reinald von Dassel am 23. Juli 1164.

  • Herrnhuter Stern

    Rot, gelb, weiß, wunschweise auch gemischt leuchten Herrnhuter Sterne seit Jahrzehnten in unseren Kirchen, häufig auch in Wohnzimmern und immer öfter auch an öffentlichen Orten.

    Seit über 120 Jahren gibt es in der Herrnhuter Brüdergemeine den Brauch, in Handarbeit aus Papier einen Stern zu basteln, der von innen beleuchtet werden kann. Um 1880 wurden erstmals nachweislich solche Sterne nach einem simplen geometrischen Entwurf in einem Knabeninternat der Brüdergemeine bei Bautzen gefertigt. Um 1900 wurden sie erstmals in kleinem Rahmen kommerziell hergestellt. Ihre eigentliche weltweite Verbreitung begann jedoch erst nach 1968 mit den in Herrnhut hergestellter Bausätzen, die stets aus 25 einzelnen Zacken bestehen, die der Kunde selbst zusammensetzt. Zunächst waren sie ein binnenkirchlich beliebtes Geschenk von Ost nach West. Seit 1990 hat sich die Angebotspalette stark vergrößert und die weiterhin mit Handarbeit hergestellten Sterne finden immer mehr Freunde weltweit, selbst als Hoteldekoration in Dubai.

    Der sogenannte "Herrnhuter Stern" ist erst in den letzten Jahrzehnten weithin bekannt geworden. Seit über drei Jahrzehnten kennt man ihn in der Advents- und Weihnachtszeit vor allem aus Kirchen, parallel dazu auch in kleinerer Ausfertigung als Wohnungsschmuck - und das mit weiter zunehmender Verbreitung.

    Nachfahren der Böhmischen Brüder fanden Anfang des 18. Jahrhunderts in Deutschland Aufnahme und gründeten in der Oberlausitz den Ort Herrnhut (heute bekannt vor allem durch ihre jährlichen Losungen). Von dort entwickelten sie eine weltweite Missionstätigkeit. Die Kinder der Missionsfamilien wurden in eigenen Internaten aufgenommen, z. B. in Kleinwelka bei Bautzen. Von dort gibt es die erste Überlieferung, dass dort ein Erzieher um 1880 erstmals mit seinen Zöglingen entsprechende Sterne bastelte. Das hatte zwei Vorteile. Zum einen konnten mathematisch-geometrische Kenntnisse praktisch vermittelt werden. Zum anderen ist der Stern gewissermaßen die Materialisation der theologischen Botschaft: "Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen" (4. Mose 24.17). Hinzu kommt, dass eines der beliebtesten Weihnachtslieder in den Brüdergemeinen "Morgenstern auf finstre Nacht, der die Welt voll Freude macht" von Johann Scheffler (1657) ist. Bedenkt man, dass viele der Schüler ihre missionierenden Eltern auf allen fünf Kontinenten Weihnachten schmerzhaft vermisst haben werden, so bekommt die dritte Strophe "Deinem freudenreichen Strahl/folgt man willig überall; schönster Stern, nah und fern / ehrt man dich als Gott den Herrn" eine sentimentale Bedeutung. Die ersten Sterne in unterschiedlichen, selbst gebastelten Versionen waren also Brücken zwischen getrennten Familienmitgliedern.

    1892 wurden Sterne erstmals zu einem kommerziellen Erfolg durch den Vertrieb eines Buchhändlers, der einen Stern bei einem aus einer Brüdergemeine stammenden Soldaten in dessen Kasernenstube gesehen hatte. Den Soldaten beauftragte er, weitere zu basteln, die erfolgreich verkauft wurden. 1897 wurde dann eine kommerzielle Fertigung in Herrnhut begonnen: Auf einen zentralen Blechkörper konnten unterschiedlich farbige Zacken aufgesetzt werden. So wie wir den Stern heute kennen, wird er seit 1924 in der "Sternelei" in Handarbeit hergestellt. Traditionell werden die 17 viereckigen und acht dreieckigen Zacken ineinander gesteckt geliefert und mit Hilfe von Briefverschlussklammern an der Basis zum 1. Advent als Stern zusammen gefügt. Nach Gebrauch können sie auch wieder auseinander genommen und in der mitgelieferten Schachtel aufbewahrt werden: Ein Hauptproblem waren und sind die bruchempfindlichen Spitzen der Papiersterne.

    1968 wurde in Herrnhut die Sternwerkstatt gegründet. Nach 1990 bedient die heutige Herrnhuter Sterne GmbH - weiterhin als Versandhandel - eine stetig wachsende Nachfrage, inzwischen in einer Fülle von Größen, Farben (weiß, rot, gelb) und Materialien (Papier, Kunststoff). So verlassen inzwischen jährlich mehr als 200.000 Sterne den Ort im äußersten östlichen Südwestzipfel Sachsens, um in Wohnstuben, sozialen Einrichtungen, Schaufenstern und im öffentlichen Raum die Adventszeit zu erleuchten. Der kleinste Stern misst im Durchmesser rund 10 cm, der größte schmückte als Sonderanfertigung erstmals im Advent 2004 die Laterne über der Kuppel der Frauenkirche in Dresden. Und überall im Land ziert er in der Weihnachtszeit Kirchen, so wie erstmals 1925 in den Brüdergemeinen in Herrnhut und Kleinwelka.

    Autor: EKD

  • Hirten

    Die Figur des Hirten ist fest mit der Weihnachtsgeschichte verbunden. Der Engel verkündet den Hirten die Geburt Christi - dies ist häufig die Auftaktszene unfangreicher Krippenspiele. Seit dem Spätmittelalter finden neben dem zentralen Jesuskind verstärkt Nebenfiguren - so auch die Hirten - Einzug in Krippendarstellungen. Wenngleich die Symbolik dabei insgesamt vielschichtig bleibt, ist auffällig, dass die Botschaft der Engel als erstes den sozial benachteiligten Hirten überbracht wird.

    Dem Hirten sind auf der Symbolebene zahlreiche Bedeutungen zugeordnet, die durchaus widersprüchlich erscheinen können. Während der Hirte z. B. spätestens seit dem 8. Jahrhundert und in Anlehnung an das Alte Testament mit Gott und seiner Funktion als Hüter und Beschützer der Menschheit in Verbindung gebracht wird, kann er im Alltag gleichwohl als unehrlich gelten, da die Kontrolle über ihn und seine Lämmer fehlt und ihm zuweilen Korruption unterstellt wird. Welche Bedeutung hat der Hirte aber im Rahmen der Weihnachtsgeschichte und warum lässt er sich in zahlreichen Krippendarstellungen finden?

    Der Symbolgehalt des Hirten weist auch in diesem Zusammenhang in verschiedene Richtungen: Zum einen ist die Parallele zwischen dem Hirten als Hüter der Schafe und der in Jesus Geburt prophezeiten Ankunft des Messias, also des Hüters aller Menschen unübersehbar. Zum anderen erwächst aus dieser speziellen Konstellation eine konkrete Aussage: Der Engel verkündet den Hirten, also einer prestigeschwachen sozialen Unterschicht die Geburt des Herrn. Der Erlöser erscheint den Verachteten und wird in ihren Reihen gehuldigt.

    Interessanterweise liegt in der Begegnung zwischen Hirten und Engel und der Datierung des Weihnachtsfestes eine gewisse Widersprüchlichkeit, denn Ende Dezember befinden sich keine Hirten mit ihren Herden auf den Weidegründen - die Witterung lässt es nicht zu. Dennoch verschaffte dieser logische Bruch der Krippe und den Szenen der Krippenspiele keinen Abbruch - die Hirten sind bis heute mit ihren Schafen wichtige Figuren der verschiedenen Darstellungsformen geblieben.

  • Jesaja

    Der Prophet Jesaja lebte im 8. Jahrhundert v. Chr. in der Stadt Jerusalem. Im Alten Testament sind uns im Buch "Jesaja" seine Worte, aber auch Sprüche anderer Propheten überliefert. Viele biblische Leitworte in der Advents- und Weihnachtszeit stammen aus dem Buch Jesaja: "Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst." (Jesaja 9,5) Im Neuen Testament werden Jesajazitate benutzt, um darauf hinzuweisen, dass mit Jesus der im Alten Testament verheißene Retter und Erlöser gekommen ist. Besonders weite Kreise hat der Vers 14 aus dem 7. Kapitel des Jesajabuches gezogen: "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären." Der hebräische Originaltext lautet: " Siehe, eine junge Frau ist schwanger...."

    Die 66 Kapitel des Jesajabuches sind eine Sammlung prophetischer Schriften verschiedener Verfasser aus unterschiedlichen Epochen. Die an mehreren Stellen eingestreuten historischen Hinweise erlauben eine ungefähre zeitliche Abgrenzung:

    In der Berufungsgeschichte Kapitel 6 wird der Tod des Königs Usija erwähnt. Er starb um 740 v. Chr. In Jesaja 44,28 und 45,1 taucht der Name des persischen Königs Kyros auf, der von 559 bis 529 v. Chr. regierte.

    Innerhalb des Buches Jesaja werden drei Einheiten unterschieden:

    Kapitel 1-39 ("Protojesaja"): In diesem Teil sind die Sprüche des Propheten Jesaja enthalten, der im 8. Jahrhundert v. Chr. lebte und wahrscheinlich einer Jerusalemer Patrizierfamilie angehörte. Inhaltlich geht es um soziale und gesellschaftliche Missstände, die Jesaja im Namen Gottes anprangert: "Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!" (Jesaja 5,20)

    Kapitel 40-55 ("Deuterojesaja") Dieser Teil enthält Sprüche eines namentlich nicht bekannten Propheten. Er verkündet dem sich in babylonischer Gefangenschaft (546-539 v. Chr.) befindenden Volk Israel das kommende Heil: Gott, der Schöpfer und Erlöser, wird Jerusalem wieder bewohnt machen: "Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir." (Jesaja 49,16)

    Kapitel 56-66 ("Tritojesaja") Dieser Teil enthält Prophetensprüche verschiedener Verfasser. Es sind vor allem Heilsworte: In Zion wird sich zukünftig die Herrlichkeit Gottes zeigen und die dunklen Tage werden zuende sein: "Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird." (Jesaja 65, 17)

    Schon sehr früh haben christliche Theologen im Licht des Neuen Testaments das Alte Testament, besonders aber die Propheten, gelesen: Christus ist der erhoffte und ersehnte Messias.

    Bei Jesaja sind es die Immanuelweissagung aus 7,14, die Verheißung des Messiaskindes in 9,5, die Beschreibung der Herrschaft des Messias und seines Friedensreiches in 11,1-10, die Vorhersage des Vorläufers Johannes in 40,3-5 und vor allem die Gottesknechtslieder in 42,1-7, 49,1-9, 50,4-9a und 53,1-12 (sie spielen in der Passionszeit eine besondere Rolle).

    Aber auch die Evangelisten haben schon in diesem Sinne Jesaja zitiert: "Der Geist Gottes ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen." Dieser erste Vers aus Jesaja 61 wird bei Matthäus im 11. Kapitel und bei Lukas im 4. Kapitel von Jesus selbst angeführt.

  • Jesuskind

    Das Jesuskind ist die zentrale Figur weihnachtlicher Krippen und Krippenspiele. Es wird meist als ein in der Krippe liegender und in Windeln gewickelter Säugling dargestellt und gelegentlich mit einem Heiligenschein oder anderen christlichen Symbolen ausgestattet. Vorstellungen vom Jesuskind gehen allesamt auf die Evangelien und zahlreiche apokryphe Schriften zurück, welche schon in der christlichen Antike den Bau von Krippenkapellen und ganzen Kirchen anregten. Einen starken Popularitätszuwachs verzeichneten die Darstellungen durch Flugblätter und Volksbücher seit dem Spätmittelalter.

    Heute sind Darstellungen des Jesuskindes gleichermaßen aus christlichen Marien- und Geburtsbildnissen und dem Kontext weihnachtlicher Brauchrequisiten bekannt. In Miniaturkrippen oder Krippenspielen wird der kindliche Christus liegend, in Windeln gewickelt und gelegentlich auch mit Heiligenschein, Krone oder diversen christlichen Symbolen (Weltkugel, Szepter, Hirtenstab, Lanze, Ysopstab, Lamm, Herz, Traube, Kreuz) gezeigt.

    Grundsätzlich gehen Vorstellungen vom Aussehen und Handeln des Jesuskindes auf drei der kanonischen Evangelien sowie zahlreiche apokryphe - also kirchlich nicht offiziell anerkannte - Überlieferungen zurück. Während seit dem Markusevangelium Hinweise auf die Geburt Jesu, dessen Anbetung durch morgenländische Weise und die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten bestehen, finden sich detaillierte Informationen über Jesus Kindheit nur in den Apokryphen. Sie orientieren sich inhaltlich stark an den vier Evangelien und ihren Wunderberichten über den erwachsenen Christus, verknüpfen diese aber mit kindlichen Alltagserfahrungen. So wird Jesus auch als zorniges und trotziges Kind beschrieben, welches die göttlichen Gaben auch aus egoistischen Motiven zu nutzen weiß. Trotz der ablehnenden Haltung der Kirche übten diese Darstellungen einen enormen Einfluss auf die Literatur und Kunst des Mittelalters sowie der Renaissance aus und verbreiteten sich etwa seit dem 15. Jahrhundert zusätzlich durch den Druck von Flugblättern und sogenannten Volksbüchern.

    Der Glaube an die Geburt des Gottessohnes in einer Höhle/einem Stall ist jedoch schon seit der christlichen Antike verbreitet. Man dachte sogar den konkreten Ort zu kennen und ließ dort im Jahre 335 eine Kirche errichten. Zudem ordnete Papst Liberius im 4. Jahrhundert erstmals den Bau einer Krippenkapelle im Inneren einer römischen Basilika an. Eine bildliche Darstellung der Geburtsgeschichte und damit des Jesuskindes wurde so schon früh üblich und fand schließlich in zahlreichen Gotteshäusern Anwendung.

    Autor: Lars Winterberg

  • Josef

    Josef, der Mann der Maria

    In Matthäus 1-2 wird Josef als gottesfürchtiger Mann beschrieben. Er erhält in Träumen Botschaften von Gott bzw. dessen Engel, die die Rettung Jesu zum Ziel haben: Josef nimmt die schwangere Maria zu sich, obwohl das Kind nicht von ihm ist. In der männerzentrierten Gesellschaft seiner Zeit bedeutet eine uneheliche Schwangerschaft eine große Gefahr für Mutter und Kind. Josef flieht mit Maria und Jesus nach Ägypten und rettet Jesus so vor dem wütenden Herodes, der ihn töten lassen will.

    Im Lukasevangelium spielt Josef eine untergeordnete Rolle. Dort ist die Geburtsgeschichte Jesu eingebettet in die Geschichten der beiden Frauen Maria und Elisabeth.

    Während Maria in den Evangelien immer wieder erwähnt wird, endet Josefs Erwähnung mit der Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel. Vielleicht ist er früh gestorben - was aber nicht berichtet wird - oder das Schweigen über ihn hängt mit seiner nicht leiblichen Vaterschaft Jesu zusammen (Jesus wird "Sohn der Maria", nicht wie sonst üblich "Sohn Josefs" genannt).

    In der katholischen Kirche wird Josef u. a. als Patron der ganzen katholischen Kirche, der Handwerker und Zimmerleute und seit 1937 auch der Kämpfer gegen den Kommunismus verehrt.

  • Krippe

    Ob lebensgroße Darstellungen oder häusliche Miniaturkrippen: Die figürliche Inszenierung der Weihnachtsgeschichte - speziell Jesu Geburt - ist längst ein zentrales Element der Weihnachtsfeier. Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts hielt die Krippe auch im evangelischen Haushalt Einzug. Krippenverehrungen haben lange Tradition: Im 4. Jahrhundert läutet der Bau einer römischen Krippenkapelle die Verbreitung auf dem europäischen Kontinent ein. Manche Figuren, so z. B. das Jesuskind, Maria oder auch Ochs und Esel, sind schon früh bekannt, andere kommen erst im Laufe der Zeit hinzu.

    Im 20. Jahrhundert hat sich die Krippe neben dem kirchlichen auch im häuslichen Rahmen weihnachtlicher Festlichkeit durchgesetzt. Wenngleich die private Krippengestaltung inzwischen leicht rückläufig ist, bilden die Zentren deutscher Volks- und Handwerkskunst nach wie vor Kerngebiete der Ausbreitung. Obwohl Krippen traditionell dem katholischen Brauch zugerechnet werden, gehören sie spätestens seit den Verbürgerlichungstendenzen des ausgehenden 19. Jahrhunderts auch zur Weihnachtsfeier evangelischer Haushalte.

    Die Krippe bezeichnet als pars pro toto die Darstellung unterschiedlicher Szenarien der Weihnachtsgeschichte, von der Geburt Jesu über die Verehrung durch die Weisen aus dem Morgenland bis hin zur Flucht nach Ägypten. Nicht selten beschränken sich die Darstellungen allerdings auf die zentrale Geburtsszene: Im Zentrum liegt das Jesuskind in der eigentlichen Futterkrippe, Ochse und Esel, Maria und Joseph sowie Engel und Hirten werden in variierender Konstellation zugestellt. Zudem zeugen alternative Figuren (z. B. ital. Fischhändler) und Bauweisen (z. B. span. Krippe aus Backsteinen) von starker Eigendynamik und dem Wunsch nach regionaler Ausgestaltung individueller Brauchformen.

    Krippendarstellungen fußen auf Überlieferungen zur Geburt Jesu aus den Evangelien und zahlreicher apokrypher - also kirchlich nicht offiziell anerkannter - Schriften. "Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen" (Lukas 2,12). Während diese Bibelstelle in der Westkirche schon früh zu Verehrungen von Stall und Krippe führte, sah man im byzantinischen Einflussgebiet eher eine Gebirgshöhle als Geburtsstätte an. Eine im 4. Jahrhundert auf Geheiß Papst Liberius' in Rom erbaute Basilika soll die erste Krippenkapelle enthalten haben, ausgewiesene Krippenreliquien haben sich aber inzwischen als Fälschungen erwiesen. Dennoch gilt sie als Ausgangspunkt der Verbreitung künstlerischer Krippendarstellungen. Ein weiterer Markpunkt der Ausbreitung ist auf das Jahr 1223 datiert: In Greccio inszenierte Franziskus von Assisi eine Krippe mit echten Tieren und lebendigen Figuren und ebnete so nicht nur dem modernen Krippenspiel im Gottesdienst den Weg, sondern verschaffte der figürlichen Krippendarstellung darüber hinaus wachsende Popularität. Im 18. Jahrhundert erfuhr die Krippenverehrung im Rahmen der Aufklärung verstärkte Kritik und wurde zum Teil sogar regional verboten. Dies führte aber keinesfalls zum Rückgang, sondern verlagerte die Krippe zusätzlich in den privaten Bereich. Die heimische Miniaturkrippe wurde allmählich im Kontext weihnachtlicher Festlichkeit zentral und ist heute im häuslichen Bereich ähnlich verbreitet wie der Weihnachtsbaum.

  • Krippenspiel

    In Krippenspielen wird die Weihnachtsgeschichte dramatisch in Szene gesetzt. Aufführungen behandeln dabei die Thematik vom Ruf des Engels an die Hirten bis hin zur Flucht nach Ägypten, wobei die Geburt Jesu gemeinhin als zentrale Szene verstanden wird. Das Krippenspiel findet seinen Ursprung im Paradiesspiel, in dem der menschliche Erlösungsbedarf anhand des Sündenfalls (AT) thematisiert wird. Eine verstärkte Verbreitung sowie die moderne Form wurde durch die Krippenfeier zu Greccio des Franziskus von Assisi im Jahre 1223 angeregt, bei der bereits lebende Tiere eingesetzt wurden.

    Der Begriff "Krippenspiel" umfasst neben der bekannteren Variante des Christgeburtspiels auch die Darstellung weiterer Szenen der Weihnachtsgeschichte sowie als frühe Form das sogenannte Paradiesspiel. Allen gemein ist die dramatische Aufführung biblischer Erzählstoffe, die in erster Linie theologisch belehren sollten. So bildet das Paradiesspiel den Sündenfall des Menschen, das Christgeburtspiel den Beginn seiner Erlösung nach. Traditionell beginnen die eigentlichen Aufführungen des Krippenspiels mit dem Ruf des Engels an die Hirten. Eher selten wird der Sündenfall des Alten Testaments vorgelagert.

    Krippenspiele entstanden im engsten Zusammenhang mit der kirchlichen Liturgie: Bereits im 12. Jahrhundert setzte man im Rahmen der Christmette auf lebensnahe Darstellungen, die den Ablauf der Weihnachtsgeschichte mit Einzelszenen verband. Eine stärkere Popularität und auch komplexere Form des Krippenspiels wurde allerdings erst durch Franziskus von Assisis Krippenfeier zu Greccio im Jahre 1223 angeregt. Um die ärmlichen Verhältnisse der christlichen Geburt eindrucksvoller zu schildern, verlegte er das zur Christmette inzwischen übliche Krippenspiel in den Wald, ließ echten Ochs und Esel auftreten und begründete damit die Tradition des modernen Krippenspiels. Der vom berühmten Franziskanermaler Giotto festgehaltene, malerisch allerdings in die Kirche rückverlagerte Sachverhalt bescherte dem Krippenspiel auch verstärkt künstlerische Beachtung.

    Frühneuzeitliche Hirten- und Krippenspiele, die insbesondere Muster "wahrer" Gottesverehrung transportieren und in der Weihnachtszeit zu umfangreicher Spendenbereitschaft anregen sollten, wurden durch die starke Kritik der Aufklärung nahezu gänzlich zurückgedrängt. Regionale Ausformungen des Krippenspiels sind häufig schlicht und nicht selten im Dialekt verfasst. Auch gab es speziell evangelische Weihnachtsspiele. Diese orientierten sich zumeist strenger an biblischen Vorlagen und betonten zudem den religiös-pädagogischen Charakter stärker. Nach anfänglicher Ablehnung soll Luther selbst Aufführungen durch die Schuljugend angeregt haben. Evangelische Krippenspiele fanden durch den Buchdruck erhöhte Verbreitung und wurden häufig auch in katholischen Regionen inszeniert. Gleichwohl haben Reformation und Aufklärung die Ausblendung des Krippenspiels aus dem kirchlichen Raum beschleunigt. Entgegen der Verlagerung der Krippe in den häuslichen Bereich fand das Krippenspiel - vermutlich aus dem pragmatischen Grund der Komplexität - kaum Einzug ins Private. Allerdings kann es als Vorbild moderner Stockpuppen- und Marionettentheater gelten und hat somit ebenfalls einen Weg in den säkularisierten Raum gefunden.

    Autor: Lars Winterberg

  • Kurrende

    „Kurrende“ bezeichnet eine heute relativ unbekannte Form des Heischebrauchs am Heiligabend. Dabei werden gegen kleinere Spenden und Geschenke Weihnachtslieder von Schulchören vortragen. Die gesammelten Gaben sollen traditionell armen Kindern zu Gute kommen und ihnen ein würdigeres Weihnachtsfest ermöglichen. Kurrendesänger sind seit dem Mittelalter bekannt. Die Bezeichnung für die singenden Kinder und Jugendlichen wird vom lateinischen „currere“ abgeleitet, was „laufen / umherlaufen“ meint und damit auf die ursprüngliche Form des Umzugs verweist.

    „Kurrende“ ist eine vornehmlich seit dem Mittelalter bekannte Bezeichnung für eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die am Heiligabend gegen kleinere Entlohnungen geistliche Lieder vortragen. Da diese Gruppen meist durch eine Lehrperson begleitet werden, spricht man im Kontext des Weihnachtsfestes auch allgemeiner von Schulchören.

    Die konkreten Brauchhandlungen der Kurrendesänger sind regional unterschiedlich und heute allenfalls noch in protestantischen Gegenden verbreitet. Bekannt sind vor allem inszenierte Auftritte auf öffentlichen Plätzen, die - ggf. in lokaler Tracht - an folkloristische Darbietungen erinnern.

    Kurrende leitet sich vom lateinischen „currere“ ab, was mit „laufen/umherlaufen“ zu übersetzen ist. In seiner ursprünglichen Form zogen die Gruppen von Haus zu Haus, trugen deutsche und lateinische Weihnachtslieder vor und sammelten auf diese Weise Brote, Obst, Nüsse, Süßigkeiten oder kleinere Geldspenden, um damit auch armen Kindern ein würdiges Weihnachtsfest zu ermöglichen.

    Unter Kurrende versteht man also eine nicht seltene Form der Armenfürsorge, bei der zumeist Kinder oder auch Betroffene der verarmten Unterschichten selbst durch ritualisierte Handlungen wie dem Gesang, einer Aufführung, einem Spiel (etc.) Almosen sammeln. Diese und ähnliche Kulturmuster werden allgemein als Heischebräuche bezeichnet. Heischen oder auch Gripschen und Schnörzen sind ehemals bekanntere Umschreibungen für Betteln und Bitten. In ihrer Funktion entsprechen sie grundsätzlichen christlichen Vorstellungen der Nächstenliebe und sind daher mit zahlreichen meist religiösen Brauchterminen verbunden. Heischegänge sind etwa zu St. Martin, Epiphanias oder auch Allerheiligen regional verbreitet.

    Autor: Lars Winterberg

  • Lebkuchen

    Das Wort "Lebkuchen" stammt vermutlich von dem lateinischen Wort "libum", das "Fladen" oder auch "Opferkuchen" bedeutet. Das Gebäck aus Nüssen, Mandeln und Honig, verfeinert mit kostbaren Gewürzen ferner Länder wie Anis, Ingwer, Nelken, Kardamom oder Koriander, ist auch bekannt als "Pfeffer- oder Gewürzkuchen".

    Der schon in der Antike bekannte "Honigkuchen" wandelte sich im Mittelalter zum "Lebkuchen". Im Mittelhochdeutschen nannte man ihn "Lebekuoche". Die erste schriftliche Erwähnung fand die Zunft der "Lebküchner" oder "Lebzelter" 1293 im schlesischen Schweidnitz.

    Dass "Honigkuchen" schon zu Zeiten der alten Ägypter genossen wurde, beweisen etwa 4.000 Jahre alte Funde in Pharaonengräbern. Hier war der "Honigkuchen" so beliebt, dass man ihn sogar als Jenseitsspeise in die Gräber gab. Auch Römer und Griechen der Antike maßen dem "Honigkuchen" göttliche Bedeutung bei. Sie legten ihn als Opfergabe auf ihre Altäre. Bei all diesen Völkern wurden dem Honig und den mit ihm zubereiteten Speisen Dämonen vertreibende, heilende und Leben spendende Kräfte zugesprochen. Im Mittelalter galt der "Lebekuoche" als gesund, heilend, verdauungsfördernd und appetitanregend. Diese Eigenschaften und nicht zuletzt sein auch während der Fastenzeit erlaubter Genuss führten dazu, dass sich besonders die Klöster zu Zentren der Lebkuchenherstellung entwickelten. Da in diesen Klosterküchen auch die Hostienbäckereien untergebracht waren, kam bald die Idee auf, den Lebkuchenteig auf Oblaten zu backen: So ließ sich der Teig besser von den Blechen lösen und hatte Halt und Schutz vor dem Austrocknen. Eine andere Form des "Lebkuchens" war die Modellierung des Lebkuchenteiges in Formen. Auch heute noch erhält der Teig die Form von Sternen, Herzen oder dem Nikolaus.

    Neben dem Zuckerersatz Honig wurde der Lebkuchenteig mit Nüssen, Mandeln, Gewürzen oder Heilkräutern verfeinert. Weil man im Mittelalter unter "Pfeffer" nicht nur den uns bekannten schwarzen, weißen oder grünen Pfeffer verstand, sondern auch Anis, Ingwer, Kardamom, Koriander, Muskat, Nelken und Zimt, wurde der "Lebkuchen" häufig auch "Pfefferkuchen" genannt. Da all diese Gewürze nur aus fernen Ländern bezogen werden konnten, entwickelten sich besonders Städte an bedeutenden Handelsknotenpunkten zu Lebkuchen-Zentren. Herauszuheben sind hier Aachen, Braunschweig, Nürnberg und Pulsnitz in der Oberlausitz.

    Seit etwa 1500 galt Lebkuchen als Patenbrot, welches die Patinnen und Paten ihren Patenkindern schenkten. Eine Lebkuchenfrau erhielten die Mädchen, die Jungen bekamen einen Lebkuchenreiter. Wie der "Lebkuchen" zu seinem Namen kam, ist in der Wissenschaft nicht geklärt. Auch wenn die Ableitung vom deutschen "Leben" oder "Laben" nahe liegt, ist doch wahrscheinlicher und weiter verbreitet, dass das Wort "Lebkuchen" auf das lateinische Wort "libum" zurückzuführen ist, das Fladen oder auch Opferkuchen bedeutet.

    Autorin: Laura Oehms

  • Lucia (13. Dezember)

    Beim vorwiegend in Skandinavien verbreiteten Brauch der Luzienbraut trägt am Morgen des 13. Dezember das älteste Mädchen der Familie einen Kranz aus Preiselbeerzweigen mit brennenden Kerzen. Sie ist bekleidet mit einem langen, weißen Kleid und einer Lichterkrone auf dem Kopf. Ihre Begleiter sind Mädchen und Jungen, die ebenfalls weiße Gewänder tragen. Sie wecken alle Familienmitglieder und bringen ihnen Frühstück ans Bett.

    Der Gedenktag der Lucia (*286, +304) ist in Deutschland heute so gut wie unbekannt. Sie muss schon seit dem 4. bzw. 5. Jahrhundert verehrt worden sein, wie eine Grabinschrift in Syrakus aus dieser Zeit dokumentiert. Verehrt wurde und wird eine jungfräuliche Märtyrerin aus Syrakus, einer Stadt auf Sizilien. Der Luzien-Kult soll sich über Italien nach Frankreich, Spanien und Südosten Europas verbreitet haben. In Italien zählt "Lucia" als Volksheilige. Aber auch in Skandinavien sind am Luzientag viele Lichtbräuche populär, die auf die bevorstehende Wintersonnenwende hinweisen.

    Die Legende

    Lucia ist ein Opfer der diokletianischen Christenverfolgung. Der Legende nach wurde sie von ihrem Bräutigam den Behörden ausgeliefert, da sie sich weigerte, ihn als Nicht-Christen zu heiraten. Zur Strafe sollte sie ins Bordell geschickt werden. Aber selbst ein Ochsengespann habe die Gefesselte nicht von der Stelle bewegen können, so die Überlieferung. Sogar Feuer konnte ihr nichts anhaben. Erst ein Schwert habe sie töten können.

    Im 16. Jahrhundert hat sich die Legende um einen weiteren Aspekt ausgedehnt: Lucia soll sich ihre Augen ausgerissen haben, um sie einem heidnischen Freier auf einer Schale zu präsentieren, denn dieser Verehrer fand ihre Augen so schön. Maria als "Mutter Gottes" habe Lucia ein neues Paar Augen geschenkt, das noch schöner gewesen sein soll. Daher wurde die heilige Lucia von katholischer Seite besonders bei Augenleiden angerufen. Auf Bildern oder Statuen wird sie als Jungfrau mit Palme und Schwert dargestellt, die ihre Augen in einem Gefäß präsentiert.

    Autorin: Aurelia Plischke

  • Maria

    Maria, die Mutter Jesu

    Maria ist wohl die bekannteste Frau der Bibel. Sie wurde ca. 17 v. Chr. geboren und gehörte nach dem Tod Jesu (ca. 30 n.Chr.) zur Urgemeinde in Jerusalem. Das Neue Testament berichtet von ihrer unehelichen Schwangerschaft als junges Mädchen und legt ihr einen prophetischen Lobgesang in den Mund (das Magnificat: Lukas 1,46-55). Im Johannesevangelium wird Maria, die Mutter Jesu, Zeugin seines Todes. Nach dem Verständnis Martin Luthers ist Maria ein Vorbild im Glauben und ein Beispiel für die übergroße Gnade Gottes, der sich gerade den Niedrigen zuwendet.

    Die älteste Bibelstelle (ca. 55 n. Chr.), in der die Mutter Jesu erwähnt wird, ist Galater 4,4: "Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau." Dass Jesus also von einem Menschen geboren wurde und folglich Mensch war, wurde in der frühen Theologiegeschichte zu einer entscheidenden Aussage. Zugleich wurde im Konzil von Ephesus 431 mit dem Titel "Gottesgebärerin" daran festgehalten, dass Jesus wahrer Gott ist. Dieser Titel spiegelt die früh einsetzende hohe Verehrung Marias im Volk wieder, die oft den Platz lokaler Göttinnen einnahm.

    Die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium (Kap. 1 und 2) erzählt von zwei Frauen, Elisabeth und Maria, deren Geschichten einer wunderbaren Geburt miteinander verwoben sind. Beide werden vom Heiligen Geist erfüllt. Bei Maria wird der "Heilige Geist" mit der "Kraft des Höchsten" gleichgesetzt: Gottes Schöpfermacht schafft neues Leben. Das Wort "Jungfrau" stammt aus der Verheißung in Jesaja 7,14. Der hebräische Originaltext lautet: "Siehe, eine junge Frau wird schwanger werden..." Die griechische Übersetzung hat daraus "Jungfrau" gemacht. Bei Maria muss an ein junges Mädchen im beginnenden Heiratsalter (ca. 12 1/2 Jahre) gedacht werden. In der späteren Theologiegeschichte wurde der Gedanke der "Jungfrauengeburt" dann weiter ausgebaut. Um 200 n. Chr. findet er sich im Glaubensbekenntnis ("geboren von der Jungfrau Maria"). Letztlich sagt er mehr über Jesus aus - nämlich, dass er Gottes Sohn sei - als über Maria. Maria hatte noch weitere Kinder (vgl. Markus 6,3), von denen ein Sohn, Jakobus, zu den Leitern der Jerusalemer Urgemeinde gehörte (Galater 2,9).

  • Martin-Luther-Singen

    In Bielefeld und Umgebung war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das so genannte Martin-Luther-Singen weit verbreitet. Es fand jedes Jahr am Abend des 10. November statt. In dem überwiegend evangelischen Gebiet gingen die Kinder im Alter von sechs bis ca. zwölf Jahren von Tür zu Tür, um im Namen von Martin Luther Gaben zu erheischen. Diese Gaben waren u. a. Äpfel, Birnen, Nüsse, Pfefferkuchen, in städtischen Haushalten auch Bonbons und Kekse.

    Nach und nach kam es immer öfter zu Beschwerden, vor allem von Geschäftsinhabern. Diese wurden zunehmend mit wahren Rudeln von Kindern konfrontiert, die lautstark ihre Gaben einforderten und häufig mehr als einmal vor der gleichen Tür erschienen. Vor allem Lehrer und Pfarrer wollten dieser Verrohung des traditionellen Martinssingens entgegensteuern.

  • Martinsabend und Martinsumzug

    Der Martinsabend erinnert an die Legende der Mantelteilung. In seiner heutigen Form ist er eine Mischung aus unterschiedlichen Bräuchen, die um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) bekannt waren. Der Verlauf des Martinsabends gestaltet sich zumeist wie folgt. Die Organisation eines Martinszuges wird durch Sammeln von Geldern seitens der Schulen und Vereine oder auch der Kirchengemeinde organisiert und finanziert. Eine Musikkapelle und ein als Sankt Martin verkleideter Reiter sind in vielen Gemeinden feste Bestandteile des Umzuges. Die Kinder tragen Laternen und singen Martinslieder. Üblich ist ein Familiengottesdienst vor Beginn des Umzuges. Eine besondere Aufgabe ist für die Kinder oft das Sammeln von Holz für das Martinsfeuer, das am Ende des Umzugs entflammt wird.

    Im Anschluss werden Martinsbackwaren verteilt und/oder es erfolgen Heischegänge der Kinder. Diese ziehen dann von Haus zu Haus und singen Martinslieder, um an Leckereien zu gelangen. Den Ausklang des Abends bildet das Martinsmahl, zu dem man sich zu Hause, in Gaststätten oder in Gemeindesälen trifft.

  • Martinsgans

    Die Verbindung des Martinstages zu den Gänsen hat verschiedene Gründe. Zum Martinstag lief das Pachtjahr aus. Die Gans galt als Währung der armen Leute. Der Federkiel diente zum Schreiben und schreiben konnte nur der Adel, nicht aber die Bauern. Auch die Gänsedaunen waren bei reichen Leuten sehr beliebt, garantierten sie doch ein warmes und weiches Bett.

    Der Gänsebraten zum Martinstag war die letzte Gelegenheit für ein ausgiebiges Festmahl vor der damaligen Adventsfastenzeit. Die Gänse konnten zu dieser Jahreszeit nicht mehr auf die Weide. Durch die Stallfütterung waren sie nun am fettesten und ergaben einen köstlichen Festbraten. Im Winter war der Platz in den Ställen knapp bemessen, somit nutzten viele Bauern noch die Gelegenheit, auf den Martinimärkten einige ihrer Gänse zu verkaufen, um gut über den Winter zu kommen.

  • Martinstag (11. November)

    Als römischer Offizier teilte Martin seinen Mantel mit einem Bettler. Später wurde er Bischof von Tours (gest. 397) und wegen seiner vielen guten Taten heilig gesprochen. Luther, geboren am 10. November 1483, wurde am Martinstag auf diesen Namen getauft. So feiert man heute entweder den katholischen Heiligen mit Laternenumzügen und Martinsfeuern oder den Reformator. Vor allem Kinder haben dabei ihren Spaß: In Gruppen ziehen sie durch den Ort, singen Martinslieder und heischen Süßigkeiten.

    Es war tiefer Winter. Martin war in Armiens als Soldat stationiert, als er etwa im Jahr 334 vor dem Stadttor einem unbekleideten und bedürftigen Mann begegnete. Mit seinem Schwert teilte er seinen Mantel und schenkte die eine Hälfte dem armen Bettler und erwies ihm so seine Barmherzigkeit. Martin von Tours ist in der katholischen Kirche einer der populärsten Heiligen und hat auch in der evangelischen Tradition eine große Bedeutung. Sein Gedenktag ist der 11. November. An diesem Tag wurde der Bischof von Tours um das Jahr 397 zu Grabe getragen. Sankt Martin ist als Patron der Bauern, Winzer, Hirten und des Viehs bekannt.

    Ein Rechtstermin

    Der Martinstag war der Termin für den Almabtrieb, Auszahlung des Hirtenlohns und für die Überreichung der Martinigerte. Der Martinstag hatte zudem eine große Bedeutung als Rechtstermin (Gesindewechsel, Zinstermin, Markttag), da im Anschluss eine 40 Tage dauernde Fastenzeit begann. In dieser "geschlossenen Zeit" waren solche Geschäfte nicht mehr möglich. Der Martinsabend wird meist am 11. November, dem Todestag des Heiligen Martin von Tours gefeiert. Heutzutage ist es auch üblich, am Vortag oder am darauf folgenden Wochenende zu feiern, wenn der 11. November auf einen Werktag fällt.

    Fest der Kinder

    Im Gegensatz zu vielen anderen Brauchterminen erfreut sich der Martinstag großer Beliebtheit. Während andere religiöse Festtage eher in den Hintergrund traten, hat sich der Martinsbrauch im 20. Jahrhundert stark ausgebreitet. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass der Martinstag als Fest der Kinder gilt und er sich gut in den Alltag von Kindergärten und Schulen einbinden lässt.

    Bezug zu Martin Luther

    Auch in protestantischen Gegenden wird der Martinstag gefeiert, hier teilweise mit Bezug auf Martin Luther. Er wurde am 10. November geboren und am darauffolgenden Tag auf den Namen Martin getauft. In protestantischen Gegenden hat der Martinsbrauch seine Form zwar beibehalten, doch werden oftmals so genannte Lutherbrötchen anstelle von Brezeln und Weckmännern verteilt. Besonders in der Blumenstadt Erfurt, in der Martin Luther als Student wohnte, ist der 11. November von großer Bedeutung. Hier feiert man zu Ehren des Reformators ein Bescherfest für die Kinder.

    Espelkamp 1953

    Die Stadt Espelkamp-Mittwald war damals eine typische Vertriebenenstadt. Nach dem Krieg wurde Espelkamp zur neuen Heimat hunderter Evakuierter aus Ostdeutschland und Schlesien. Diese waren überwiegend katholisch, was sie dennoch nicht davon abhielt, am evangelischen Brauch des Martin-Luther-Singens am 10. November teilzunehmen. Im Jahre 1953 erfuhr der Martinsbrauch in Espelkamp aber eine Neuformung. Im Herbst 1953 hatte der Rektor der Espelkamper Ostschule die Idee, dem Martinstag einen neuen Sinn zu geben. Er wollte eine aktive Hilfeleistung für die Menschen in der damaligen Ostzone erwirken. Diese Idee wurde zusammen mit dem Espelkamper Pastor Platinko im Evangelischen Arbeitskreis besprochen, und schließlich unter Mitwirkung der gesamten Gemeinde, die alle Konfessionen mit einbezog, durchgeführt. Das Experiment hatte solch durchschlagenden Erfolg, dass das Martinssingen auch in den folgenden Jahren in dieser neuen Form durchgeführt wurde. Man wertete es als Beitrag zur "stillen Wiedervereinigung" ohne konfessionelle Rivalität und Grenzen. Der Espelkamper Martinstag war zum allgemeinchristlichen Tag des Helfens geworden.

    Quelle: Angermann, G.: Das Martinsbrauchtum in Bielefeld und Umgebung im Wandel der Zeiten. In: Rheinisch- westfälische Zeitschrift für Volkskunde, 1957. S. 231-256.

    Martinsbräuche und Wetterregeln

    Martini 1810
    Durch ein Edikt vom 9. Oktober 1807 wurde an diesem Tag die Leibeigenschaft aufgehoben. Der preußische Staatsmann Freiherr vom Stein legte den 11. November 1810 als letztmöglichen Termin der Bauerbefreiung fest.

    Martinioktav
    Die Woche nach dem Martinstag galt lange Zeit als Jahresausklang. In dieser Zeit wurden nur die wichtigsten Arbeiten im Stall und auf dem Feld ausgeführt. Diese Zeit wurde auch Schlum- oder Schlamperwoche genannt, da das Gesinde Zeit zum Entspannen hatte bzw. abgelöst wurde.

    Wetterregeln

    • St. Martin setzt sich schon mit Dank am warmen Ofen auf die Bank.
    • St. Martin kommt nach alten Sitten zumeist auf einem Schimmel geritten.
    • Schon nach der Allerheiligenmiss ist der Bauer des Winters gewiss; wenn er dann noch nicht kommen mag, dauert es nur bis Martinitag.
    • "Michel mahnt, Martin zahlt." (St. Martin als Steuerheiliger)

    Autorin: Simone Assmann

  • Nikolaus

    Die Figur des Nikolaus wird auf zwei Persönlichkeiten zurückgeführt: Zum einen auf den Bischof Nikolaos von Myra (in der heutigen Türkei), der Ende des 3. Jahrhunderts lebte. Zum anderen auf den um 550 lebenden Abt Nikolaus von Sion (Stadt in der Schweiz), Bischof von Pinora.

    Das heimliche Bringen der Nikolausgaben bei Nacht wurde seit dem 15. Jahrhundert üblich. Seit dem 17. Jahrhundert tritt die Figur des Bischofs Nikolaus persönlich auf. Der Nikolaustag wurde zum Prüftag für die Kinder. Nikolausbegleiter traten auch als Negativgestalt zusammen mit Nikolaus auf. Als Schreckgestalten bestraften sie das Nichtwissen der Kinder, gaben aber auch Belohnungen aus, wenn ein Kind die vom Nikolaus gestellten Fragen beantworten konnte. Namen von Nikolausbegleitern sind: Knecht Ruprecht, Hans Muff, Hans Trapp, Pelznickel, Klaubauf, Krampus.

    Autorin: Laura Oehms

  • Ochs und Esel

    Ochse und Esel sind zentrale Figuren zahlreicher Krippendarstellungen, obwohl sie in der Weihnachtserzählung (Lukas 2) nicht vorkommen. Als traditionelle Stalltiere kennzeichnen sie einerseits den überlieferten Geburtsort des Gottessohnes und verweisen zudem symbolhaft auf die einfache und ärmliche Herkunft Jesus sowie dessen Leben in Demut und Aufopferung. "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn" (Jesaja 1,3). Mit Bezug auf das Alte Testament wird überdies eine direkte Verbindung zwischen den Tieren und der Geburt Jesu Christi gezogen.

    "Ochs und Esel" gelten mitunter als Basisausstattung einer jeden Krippe. Meist werden sie rechts und links des liegenden Jesuskindes platziert. Warum aber sind gerade diese Tiere überliefert und wie begründet sich ihre zentrale Stellung?

    Ganz grundsätzlich repräsentieren Ochse und Esel zwei klassische Stalltiere und verweisen damit direkt auf die Geburtsgeschichte Jesu. Entsprechend verschiedener Belege der Evangelien und zahlreicher apokrypher - das heißt nicht offiziell kirchlich anerkannter Schriften - wurde Christus in einem Viehunterstand, einem Stall oder einer Höhle geboren. Insbesondere die Apokryphen müssen als Schlüssel zum Verständnis der verwendeten Tierauswahl stehen, waren sie doch Vorbild mannigfaltiger literarischer und künstlerischer Umsetzungen: So geben sie an, dass Maria ihr Kind in einer Ochsenkrippe bettete und Ochse und Esel das neugeborene Kind angebetet hätten. Auch wird eine Stelle des Alten Testaments aufgegriffen und ein direkter Bezug konstruiert: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn" (Jesaja 1,3). Eine Darstellung der Jesuskrippe samt beider Tiere findet sich bereits auf einem Sargrelief des 3. Jahrhunderts und bezeugt so eine lange formale Tradition.

    Über diese Verweise hinaus haben Ochse und Esel aber tiefgreifendere und multiple Symbolgehalte. Im Einzelnen lässt sich der Esel als demütiges und dienendes Tier interpretieren, in den Kontext des Nikolausbrauchs stellen (Begleittier des Gabenbringers) und damit als Metapher für die Demut und Aufopferung Jesus Christus ausweisen. Parallel dazu steht der Ochse für das typische Opfertier des Alten Testaments und verweist so auf die Kreuzigungsgeschichte. Gelegentlich sieht man im Esel den Juden, im Ochse den Heiden verkörpert: In diesem Sinne drängt sich der Schluss auf, dass Ochs wie Esel, also gleichermaßen Juden und Heiden zum Volke Gottes berufen wurden. Das Verständnis derart vielschichtiger Deutungsansätze ist aber inzwischen klar hinter den oberflächlichen Bezug der Tiere zu Stall und Krippe zurückgetreten.

    Autor: Lars Winterberg

  • Reformationstag

    95 Thesen, die die Welt veränderten - für immer! Martin Luther veröffentlichte sie am Abend vor Allerheiligen im Jahr 1517 in Wittenberg. Die Reformation stellt die Bibel, das Wort Gottes in den Mittelpunkt. Mit Luthers Übersetzung und der Einführung des Buchdrucks fand man die Bibel bald in jedem Haus. Feiern zum Reformationsgedenken sind schon für das 16. Jahrhundert nachweisbar. In dieser Zeit waren die Termine allerdings noch regional unterschiedlich: Erst im Jahre 1667 legte der Kurfürst Georg II. von Sachsen den Gedächtnistermin für alle Protestanten einheitlich auf den 31. Oktober und stellte damit die Verbindung zu Luthers legendärem Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche her.

    Seit dem Jahr 1667 feiern evangelische Christen den Reformationstag am 31. Oktober. Dieses Datum geht auf eine Anordnung Georg II. von Sachsen zurück, der damit das Reformationsgedenken aller Protestanten auf diesen Tag legte. Zuvor regelten verschiedene Kirchenordnungen die Feierlichkeiten - die zum Teil über mehrere Tage ausgedehnt waren - regional unterschiedlich: Mal konzentrierte man sich auf den Geburtstag Martin Luthers (10. November 1483), mal auf seinen Todestag (18. Februar 1546). Andernorts spielte gar der 25. Juni, der Übergabetag der Augsburgischen Konfession (1530), eine wichtige Rolle.

    95 Thesen

    Der 31. Oktober bezieht sich auf den "legendären" Thesenanschlag Luthers an die Tore der Wittenberger Schlosskirche; der als Ereignis historisch nicht nachweisbar ist. Sicher ist, dass Luther am Vorabend zu Allerheiligen 1517 mit einer provokanten Denkschrift zur theologischen Diskussion an die Öffentlichkeit trat, da insbesondere an Allerheiligen die kirchliche Obrigkeit zu disputieren pflegte. Der Termin des 31. Oktober stellt den Reformationstag in einen Bezug zum katholischen Totengedenken am 1. November: Das ganze Leben der Menschen solle eine Buße sein, forderte Luther und nahm so das "memento mori" auf, das den Abschluss des damaligen Kirchenjahres bestimmte.

    Bibelübersetzung

    Die Reformation stellte die Bibel, das Wort Gottes, ganz in den Mittelpunkt. Luther übersetzte das Alte und das Neue Testament ins Deutsche, so dass die Bibel durch den aufkommenden Buchdruck ein weite Verbreitung in der Bevölkerung fand. Ein Christ solle sich nur an der Bibel als Richtschnur orientieren, nicht aber an kirchlichen Auslegungstraditionen, so Luther. Die Menschen könnten sich nicht durch die eigenen guten Werke den Frieden mit Gott verdienen, dieser werde den Menschen im Glauben geschenkt.

    Autor: Lars Winterberg

  • Schwibbogen / Weihnachtsbogen

    Der Schwibbogen ist als Dekoration der Weihnachtszeit in zahlreichen Haushalten, teilweise auch im öffentlichen Raum bekannt. Im Inneren des Bogens sind meist christliche Figuren angebracht, oben werden Kerzen aufgesteckt. Die Bezeichnung "Schwibbogen" leitet sich von "Schwebebogen" ab, was als Begriff der Architektur den Stützbogen zwischen zwei Mauern meint. Das ergänzende Wort "Weihnachtsbogen" trat erst im Rahmen stärkerer Verbreitung erläuternd hinzu. Der Weihnachtsschmuck stammt aus dem Erzgebirge und fand bereits im 18. Jahrhundert im Rahmen einer Weihnachtsfeier der Bergleute Verwendung.

    Der Schwib- oder auch Weihnachtsbogen ist ein bogenförmiger Leuchter, der traditionell mit Kerzen, heute auch mit Glühlämpchen ausgestattet ist. Durch seine Kerzen- und Lichtsymbolik passt er sich - der Weihnachtspyramide gleich - in bestehende Brauchstrukturen der Weihnachtszeit ein und dient somit der Inszenierung weihnachtlicher Stimmung und Vorfreude. Während die Kerzen grundsätzlich auf den Bogen gesteckt werden, bietet das Bogeninnere Raum für individuelle und gleichfalls regionaltypische Ausgestaltung. Obwohl die Herstellung aus Holz gegenwärtig die stärkste Verbreitung findet, wurde der Schwibbogen ursprünglich aus Metall geschmiedet.

    Entgegen mancher Annahme stand bereits der erste Schwibbogen in direktem Bezug zum Weihnachtsfest. Dieser stammt aus Johanngeorgenstadt, einer Gemeinde des westlichen Erzgebirges. Seit dem 18. Jahrhundert wurden in dieser Region, deren Haupterwerbszweig im Bergbau lag, am Vorabend des Weihnachtsfestes private Feiern in den Zechenhäusern üblich. Diese waren in Form und Funktion durch den sozio-kulturellen Horizont der teilnehmenden Bergleute bestimmt. Entsprechend war man gekleidet, speiste und dekorierte man: So fertigte im Jahre 1740 der Bergschmied C. G. Teller für das Fest einen weihnachtlich dekorierten, eisernen Kerzenbogen - später dann als erster Schwibbogen bekannt. Der weihnachtliche Schmuck wurde auf den Zechenfeiern üblich und erlangte schließlich als Werbesymbol im Rahmen einer industriellen Ausstellung überregionale Beachtung und - in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - auch Verbreitung.

    Der Begriff Schwibbogen leitet sich von Schwebebogen, einer Bezeichnung der Architektur für den Stützbogen zwischen zwei Mauern, ab. Heute ist er durch industrielle Produktion und als Angebot massiv expandierender Weihnachtsmärkte deutschlandweit bekannt. Er wird aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt und mit verschiedensten, auch profanen Motiven verziert. Obgleich der besagte Ursprung des Weihnachtsbogens im Kontext des Bergbaus liegt, ist seine Form nicht dem Mundstollen des Bergwerks nachempfunden. Diese Bedeutung wurde ihm erstmals im 20. Jahrhundert zugesprochen.

    Autor: Lars Winterberg

  • Silvester

    Silvester lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof von Rom. Sein Name verbindet die Tradition mit der Taufe Kaiser Konstantins, der das Christentum für alle zur verbindlichen Religion erklärte. Heute feiert man am Altjahrsabend Gottesdienst und blickt auf das vergangene Jahr zurück. Die Bitte um den Segen für das neu anbrechende Jahr beschließt die Feier, bei der die Jahreslosung oftmals in der Predigt ausgelegt wird.

    Das Silvesterfest am 31. Dezember markiert den rechnerisch-kalendarischen Übergang in ein neues Jahr und geht somit - entgegen seiner Namensgebung - nicht auf einen christlich-religiösen Ursprung zurück. Letztere Komponente ist eher peripher: Silvester erhielt seine Bezeichnung als Gedächtnistag Papst Silvesters, der seit 314 römischer Bischof war, am 31.12.335 verstarb und der Legende nach Täufer Konstantins I. war. Obwohl dieser Kaiser eine entscheidende Wende einleitete, indem er das Christentum erstmals als gleichberechtigte römische Staatsreligion auswies, gilt Leben und Schaffen Silvesters als vergleichsweise unbedeutend und haben keinerlei Einfluss auf das Silvesterfest gezeitigt.

    Der Silvesterabend steht sinnbildlich für den Abschied vom alten und den Start ins neue Jahr. Dieser Übergang wird kulturell mit unterschiedlichen Brauchhandlungen verbunden, die differierender regionaler und zum Teil auch sozialer Prägung sind. Die Zukunft erschien in der Vormoderne kaum kalkulierbar. Wohlstand war für die Bevölkerungsmehrheit maßgeblich von klimatischen Bedingungen abhängig, die Sorge vor Hunger- und Notjahren entsprechend groß. Diese Tatsache spiegelt sich in diversen Orakelbräuchen, die zum Jahresübergang abgehalten wurden und heute zum Teil noch in spielerischer Form Anwendung finden. Bleigießen, Schuhwerfen und Apfelschälen sind regionale Ausformungen des gleichen Wunsches - einen Blick in die Zukunft zu erlangen.

    Weitere Brauchhandlungen stehen mit der Silvesterfeier in Verbindung und kennen regionale Ausprägungen: Während man durch festliche Mahlzeiten einen glanzvollen und zugleich positiven Jahreswechsel einläuten, in Umzügen und Spielen symbolisch das alte Jahr und seine Sorgen vertreiben wollte, dienten viele Feste tatsächlich der Gemeinschaftskonstitution, stärkten also soziale Beziehungen und sicherten somit indirekt vor wirtschaftlichen Alltagsrisiken ab. Soziale Aspekte des familiären und nachbarschaftlichen Lebens waren in der Vormoderne wichtige Absicherungen der ökonomischen Lebensbasis. Heute ist oft nur die äußere Form sozio-kultureller Handlungen erhalten, diese aber mit neuen Funktionskontexten verknüpft - so steht zwar das Feuerwerk überregional im Vordergrund, der ursprüngliche Sinn bleibt jedoch weitgehend unbekannt.

    In evangelischen Gottesdiensten am Silvesterabend (Altjahresabend) steht das Motiv der "vergehenden Zeit" im Mittelpunkt. Einige Gemeinden bieten auch Mitternachtsandachten an, um einen meditativen, ruhigen Übergang in das neue Jahr zu ermöglichen.

    Autor: Lars Winterberg

  • Spekulatius

    Spekulatius ist ein Formgebäck, das vor allem in den Niederlanden und im Rheinland bekannt ist. Wie die süddeutschen Springerle wurden sie durch Pressen des Teigs in eine handgeschnitzte Modelform hergestellt. Der Name Spekulatius stammt wahrscheinlich von "speculator" (Aufseher, Beobachter). Die aufseherischen Aufgaben übernahm der Bischof. Da der Spekulator häufig das Modelgebäck in prächtiger Form schmückte, bekam es seinen Namen Spekulatius.

    Autorin: Marta Augustynek

  • Stern von Betlehem

    In seinem Bericht von der Geburt Jesu Christi erzählt der Evangelist Matthäus von Weisen aus dem Morgenland, die einem Stern folgten, bis sie nach Bethlehem kamen. "Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war." (Matthäus 2,9)

    Häufig als Komet dargestellt, fand der Stern von Bethlehem Eingang in viele Bilder zur Weihnachtsgeschichte. Strohsterne am Weihnachtsbaum symbolisieren, dass das kleine Kind in der Krippe für Christen die Hoffnung in der Welt ist. Welches astronomische Phänomen die drei Weisen tatsächlich beobachtet haben, ist bis heute nicht ganz klar.

    Die Weihnachtsgeschichte ist im Bericht des Evangelisten Matthäus (Kap. 2,1-12) fest mit der Schilderung des Sterns von Bethlehem verbunden. Drei Sterndeuter, sicherlich keine Könige, folgten einer besonderen Himmelserscheinung, die sie als Zeichen für die Geburt eines neuen Königs deuteten. Sie kamen nach Jerusalem und erkundigten sich bei König Herodes. Samt seiner gesamten Führung erschrak Herodes. Sie sahen die Vorhersagen des Alten Testaments erfüllt: "Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs das kleinste unter den Städten in Juda; aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll." (Micha 5,1) Die drei Weisen gingen nach Bethlehem und fanden den neugeborenen Jesus, fielen nieder und beteten das Kind an.

    Auf vielen Gemälden ist der Stern von Bethlehem als Komet dargestellt. Ein solcher Schweifstern kann eine imposante Erscheinung am nächtlichen Himmel sein. Doch gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg, dass vor rund 2.000 Jahren ein heller Komet am Himmel des Nahen Osten zu sehen war.

    Der Astronom Johannes Kepler (1571-1630) lieferte eine andere Erklärung. Er beobachtete in den Jahren 1604 und 1605, wie die Planeten Saturn und Jupiter sehr dicht beieinander standen. Er berechnete, dass diese seltene Konstellation auch im Jahr 7 vor unserer Zeitrechnung auftrat. Die beiden Planeten sind schon alleine helle Erscheinungen. Wenn sie fast an der gleichen Stelle stehen, ergibt sich ein "neuer heller Stern". Diesem Phänomen könnten die drei Weisen gefolgt sein. Jesus wäre demnach im Jahr 7 vor Christus geboren. Für diese Theorie spricht seine astrologische Deutung: Alles, was sich im Himmel abspielte, entsprach der Wirklichkeit auf der Erde. Der Planet Saturn wurde mit Israel in Verbindung gebracht, Jupiter galt als Königsstern. Die Begegnung fand im Sternbild der Fische statt, welches für Palästina stand. Für die Astrologen konnte sich daher nur die Schlussfolgerung ergeben, dass in Palästina ein neuer König geboren sei.

    In der Weihnachtsdekoration weisen Strohsterne auf die besondere Bedeutung Jesu Christi für die Welt hin. Als kleines Kind auf Stroh gebettet kam der Retter auf die Welt, um später in hellem Glanz zu erstrahlen. Strohsterne bringen beides zusammen - die Geburt in Niedrigkeit und die Auferstehung in Herrlichkeit. Ein mit Strohsternen geschmückter Tannenbaum ist daher immer ein Christbaum. Neben diesen symbolischen, gibt es auch pragmatische Gründe, Sterne aus Stroh zu fertigen. Strohsterne sind einfach herzustellen. Auch Ungeübte und Kinder bringen aus Stroh ansehnliche Basteleien zustande. Zudem war Stroh zu allen Zeiten nahezu überall kostenlos zu bekommen.

  • Sternsingen

    Der Brauch der Sternsinger entstand im 16. Jahrhundert in der katholischen Kirche. Verkleidet als Heilige Drei Könige ziehen Kinder und Jugendliche mit einem Stern von Haus zu Haus. Sie singen Lieder, segnen das Haus und dessen Bewohner, sammeln Süßigkeiten und Spenden. Seit 1959 kommen diese Spenden karitativen Zwecken zugute.

    Am 6. Januar ziehen in vielen katholischen Gemeinden Kinder und Jugendliche, die als Heilige Drei Könige verkleidet sind und einen Stern tragen, von Haus zu Haus. Sie singen ein Dreikönigslied oder sagen einen Spruch auf. Mit geweihter Kreide segnen sie das Haus und dessen Bewohner, indem sie die Buchstaben C M B (lat. christus mansionem benedicat = Christus segne dieses Haus), umrahmt von der Jahreszahl über die Eingangstür schreiben (z.B. 20+C+M+B+04). Sie wünschen ein frohes neues Jahr, sammeln Spenden für karitative Zwecke und auch Süßigkeiten.

    Der Ursprung dieses Brauchs liegt im 16. Jahrhundert. Die Reformatoren, allen voran Martin Luther, hatten die Feier des Epiphaniasfestes und seine einseitige Ausrichtung auf die Weisen aus dem Morgenland kritisiert. Als Reaktion darauf und zur Stärkung des Feiertages verbreitete die katholische Kirche fortan Flugschriften, auf denen Sternsingerlieder abgedruckt waren, die den Festtag und seine Sinngebungen beschrieben. Zunächst von Studenten und Schülern aufgegriffen und im 17. Jahrhundert dann von Tagelöhnern, Soldaten oder Handwerkern ausgeübt, entwickelte sich das Sternsingen zunehmend zur störenden Bettelei. Die Obrigkeit verfolgte und bestrafte dies, und der Brauch verschwand zunehmend.

    Erst durch die Nationalsozialisten in den 1930er Jahren kam es zu einer Wiederbelebung. Dem Sternsingen gab man einen neuen Zweck, indem man die Spenden verschiedenen Institutionen zugute kommen ließ. Im Jahre 1959 wirkte dann in Aachen das "Päpstliche Missionswerk der Kinder in Deutschland" entscheidend auf den Sternsingerbrauch ein. Grundsätzlich von der Pfarrjugend der einzelnen Gemeinden ausgeübt, kommen seitdem die Spenden karitativen Aktionen zugute.

    Von der evangelischen Kirche wurde das Sternsingen zwar abgelehnt; aber in einigen Regionen bildeten sich neue oder ähnliche Formen heraus. Dazu gehören Heischelieder, die am Nikolaustag oder am Rosenmontag gesungen werden.

  • Volkstrauertag

    Der Volkstrauertag ist ein Gedenktag, der erstmalig vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den 1920er Jahren eingeführt wurde. Man begeht diesen Tag seit 1952 alljährlich zwei Wochen vor dem ersten Advent als Tag nationaler Trauer und Mahnung zum Frieden.

    Der Volkstrauertag ist zwar kein kirchlicher Feiertag, wird jedoch in christlichen Gottesdiensten zum Anlass genommen, die Verantwortung für Frieden, Toleranz und Versöhnung besonders zu thematisieren. Dieser Gedenktag wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1925 eingeführt und sollte an die Opfer des Ersten Weltkriegs erinnern. Im Nationalsozialismus wurde der Volkstrauertag jedoch zum "Heldengedenktag" umfunktioniert, auf den 16. März datiert und per Gesetz zum Staatsfeiertag erklärt. Erst nach 1945 griff der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Ursprungstermin erneut auf. Um aber eine klare Abgrenzung zum propagandistischen Heldengedenktag zu schaffen, verlegte man den Volkstrauertag an das Ende des Kirchenjahres und somit in eine Phase der Ruhe und Kontemplation. Seit 1952 gedenkt man der Opfer beider Weltkriege am vorletzten Sonntag vor dem ersten Advent.

    Der Volkstrauertag ist noch heute ein zentral verordneter Feiertag, gilt der nationalen Trauer, der Mahnung zum Frieden und bleibt damit Ausdruck politischer Einflussnahme. Zentrale Gedenkveranstaltungen dienen der Vergangenheitsbewältigung, kanalisieren die Trauer um persönliche Verluste und verknüpfen diese medienwirksam mit der Verurteilung von Gewaltherrschaft generell. Seit den 1990er Jahren gilt die "Neue Wache" in Berlin-Mitte als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland". Durch staatliche Inszenierung - parallel zum Verbot von Festen und Musikveranstaltungen - wird nationale Verbundenheit gestärkt, gleichsam aber Reue und Demut gesetzlich verordnet und damit für eine internationale Öffentlichkeit markiert. Brauchhandlungen im privaten Bereich sind hingegen eher gering ausgeprägt. Die Kirchen greifen das Thema des Volkstrauertags in Veranstaltungen der Friedensdekade auf.

    Autor: Lars Winterberg

  • Weihnachtsbaum

    Der Weihnachtsbaum hat seinen Ursprung im kirchlichen Krippenspiel des Mittelalters. Als gabentragender Baum weihnachtlicher Zunft- und adliger Weihnachtsfeiern hielt er ab dem 19. Jahrhundert Einzug in die Familien. Als das weihnachtliche Symbol schlechthin ist er aus der familiären Weihnachtsfeier nicht mehr wegzudenken.

    Der Siegeszug des Weihnachtsbaums nahm als Paradiesbaum und Träger des Sündensymbols bei den Krippenspielen bzw. Paradiesspielen in den Kirchen des späten Mittelalters seinen Anfang.

    Erstmals außerhalb des kirchlichen Zusammenhangs, eingebettet in die Festbräuche der Zünfte, wird der Weihnachtsbaum im 16. Jahrhundert erwähnt. Von hier aus fand der Christbaum - wie er im süddeutschen Raum genannt wird - zunächst seine Verbreitung an den europäischen Königshöfen und beim Adel. Um 1800 hielt er Einzug in die bürgerlichen Wohnstuben der Oberschicht.

    Im Laufe des 19. Jahrhunderts wird der Weihnachtsbaum in allen Kreisen der Bevölkerung zu dem Symbol der Advents- und Weihnachtszeit schlechthin. Dabei ging die Verbreitung regional sehr unterschiedlich vonstatten. In protestantischen Regionen zeigte man sich dem Weihnachtsbaum als Gegensymbol zur zunächst eher katholischen Krippe wesentlich aufgeschlossener als in vorwiegend katholischen Gebieten.

    Die Popularisierung des Weihnachtsbaums als Inbegriff der Familienweihnacht wurde entscheidend von den beiden Weltkriegen gefördert. Durch die Aufstellung von Weihnachtsbäumen in den Schützengräben und Lazaretten lernten Soldaten aus allen Teilen Europas den Brauch kennen und trugen ihn nach Hause.

    Die heutige Popularität des Weihnachtsbaumes spiegelt sich in seinem Facettenreichtum wider. Ob vergoldeter Christbaumschmuck, zusammenklappbare Plastikimitation oder Tannenbaumduft aus der Spraydose, die Industrie kommt allen Wünschen und Bedürfnissen ihrer Konsumenten nach.

    Autorin: Marta Augustynek

  • Weihnachtsbeleuchtung

    Die Beleuchtung der Weihnachtsmärkte wird schon seit ihren Ursprüngen im 13. Jahrhundert praktiziert. In der dunklen Jahreszeit wächst der Wunsch nach Licht und Wärme. Die extreme Ausleuchtung wie sie gegenwärtig auf zahlreichen Großmärkten beobachtet werden kann, ist allerdings eine Entwicklung der 1990er Jahre und hängt mit Amerikanisierungs- und Kommerzialisierungstendenzen deutscher Bräuche allgemein zusammen.

    Die künstliche Beleuchtung von Räumen und Plätzen ist als Reaktion auf die kalte und dunkle Jahreszeit eine traditionsreiche menschliche Handlung. Durch das Licht wird die Sicherheit gesteigert und der menschliche Aktionsrahmen - da durch visuelle Reize geprägt - beträchtlich erweitert. Die Wärme der Flamme spendet zudem Geborgenheit und verbreitet Wohlbefinden.

    Im christlichen Kontext spielt das Licht seit der Genesis eine entscheidende Rolle. In der Weihnachtsgeschichte zeigt der hell leuchtende Stern den Weg zur Krippe. Die Beleuchtung der Weihnachtsmärkte ist schon seit den Ursprüngen im 13. Jahrhundert üblich. Die extreme Ausleuchtung der gegenwärtigen, zum Teil mehrwöchigen Weihnachtsmärkte geht jedoch eher auf die 1990er Jahre und den amerikanischen Einfluss auf die deutsche Brauchlandschaft zurück. Die Illumination ganzer Gebäude wurde als typisch amerikanische Erscheinung zunehmend zum Ideal weihnachtlicher Vermarktung. In der Bundesrepublik der 1970er Jahren wäre eine derartige Energieverschwendung praktisch undenkbar gewesen.

    Weihnachtsbeleuchtung wird offensiv beworben und angeboten. Der Trend überleuchteter Märkte geht zunehmend auf Privathaushalte über. Die Formen - von einfachen Kerzen über klassische Lichterketten bis hin zu beleuchteten Weihnachtsmännern und Rentiernasen - werden immer vielfältiger. Unter Umständen ließe sich diesbezüglich sogar von einer schwindenden Akzeptanz für den natürlichen Jahreszeitenrhythmus sprechen oder die alltagskulturellen Wandlungen mit Säkularisierungstendenzen in Beziehung setzen. Die weitere Entwicklung wird hier Aufschluss geben.

    Autor: Lars Winterberg

  • Weihnachtsessen

    Neben dem feierlichen Gottesdienst ist gutes Essen kennzeichnend für kirchliche Festtage. Besonders am 1.Weihnachtstag wird im Rahmen des Möglichen reichlich aufgetischt. Legendär ist die "Weihnachtsgans".

    Hohe Festtage waren im Mittelalter neben der kirchlichen Feier vor allem durch das Festmahl gekennzeichnet. Besonders zu Weihnachten spielte das Festmahl mit reichlichem und gutem Essen ein große Rolle So wurde in Norddeutschland Heiligabend auch "Vollbauchabend" genannt. Noch heute ist die "Völlerei" charakteristisch für das Weihnachtsfest und Ärzte haben in dieser Zeit häufiger von verdorbenen Mägen zu berichten. Begünstigt wurde das traditionsreiche, übermäßige Essen durch das im November einsetzende Herbstschlachten der seit Frühjahr gemästeten Schweine. So bildete Weihnachten, nach der Zeit mit den knapp werdenden Schlachtvorräten des Frühjahrs nicht nur den kulinarischen Höhepunkt, sondern auch den Abschluss der Fastenzeit des Advents.

    Schwein haben

    Die Redewendung "Schwein haben" verwenden wir auch heute im Sinne von Freude und Glück haben. Gewisse Verankerungen der weihnachtlichen Genüsse im Volksglauben, wie "Wer Weihnachten gut isst, dem geht es das ganze Jahr hindurch gut" oder umgekehrt, "Wer zu Weihnachten hungrig bleibt, muss das ganze Jahr Hunger leiden", ließen selbst die Armen in ihrem Rahmen an diesem Tag Besonderes auftischen.

    In der Regel begann das Festtagsessen vor allem in den katholischen Regionen erst mit dem Frühstück am ersten Feiertag. Dieses wurde nach der Rückkehr vom Kirchgang gereicht. Da der 24. Dezember ein strenger Fastentag war, war das besonders geartete Essen ein doppelter Genuss.

    Die traditionellen Speisen zu Weihnachten sind regional sehr unterschiedlich. Zwischen dem typischen Schweine- und Gänsebraten sowie dem Weihnachtskarpfen gibt es unzählige andere Gerichte, die wiederum in den einzelnen Familientraditionen variieren.

    Autorin: Marta Augustynek

  • Weihnachtslieder

    Der Ursprung der Weihnachtslieder liegt im gesungenen Teil der weihnachtlichen Liturgie des Mittelalters. Neben den Krippenspielen und dem Quempas-Singen, hat nicht zuletzt Martin Luther durch das Einbeziehen der Gemeinde in seine eindrucksvollen Weihnachtschoräle das Weihnachtslied popularisiert.

    Der Ursprung der Weihnachtslieder, also gesungener Texte, die das Weihnachtsgeschehen thematisieren, liegt im Mittelalter. Als Teil der Liturgie sang der Priester bei der Mitternachtsmesse lateinische Lieder. Das allmähliche Einbeziehen der Kirchenbesucher in das kirchliche Singen und das Aufkommen der Krippenspiele mit seinem ausgeprägten Liedgut verschafften dem Weihnachtslied nach und nach den Eingang in die häusliche Weihnachtsfeier. Vor allem die Reformation trug zur Popularisierung des Kirchen- und Weihnachtsliedes bei. Allen voran erkannte Martin Luther mit seinen Weihnachtschorälen und eindrucksvollen deutschen Texten die Gemeinschaft stärkende Wirkung des Liedes im Gottesdienst. Einige seiner Weihnachtslieder, wie beispielsweise "Vom Himmel hoch, da komm ich her!" gehören heute noch zu den beliebtesten.

    Allmählich wurde das Musizieren überhaupt zum Bestandteil der standesgemäßen Erziehung im Bürgertum. So entwickelte sich das bürgerliche Liedgut des 19. Jahrhunderts mit der Folge, dass der Bedarf an populärer Notenliteratur stieg und damit auch neue, der Zeit entsprechende Weihnachtslieder aufkamen.

    Ab Mitte des 20. Jahrhunderts erfuhr das Weihnachtslied die massenmediale Verbreitung, so dass ein kommerzieller Weihnachtsliedermarkt entstanden ist, der für jeden Geschmack, sei es Klassik, Pop oder Techno, etwas zu bieten hat.

    Quempas-Singen

    Beim Quempas-Singen wird die dunkle Kirche nur von Kerzen erhellt, die die Quempas-Sänger, die sich in vier Gruppen in der Kirche verteilen, in den Händen halten. Im Wechselgesang lösen sich die Gruppen von Strophe zu Strophe ab. An ihren Lichtern entzünden die Kirchengänger am Ende ihre Kerzen, um damit ihre Christbaumbeleuchtung zu Hause anzuzünden. Der Name leitet sich von dem lateinischen Liedtext ab: Quem pastores laudavere (Den die Hirten lobten sehre).

    Autorin: Marta Augustynek

  • Weihnachtsmann

    Der Weihnachtsmann entstand im 16. Jahrhundert als inszeniertes Kunstprodukt und Gegendarstellung zum Heiligen Nikolaus. In seiner Entwicklung diente er verstärkt als Instrument bürgerlicher Pädagogik. Sein äußeres Erscheinungsbild war vielfältig und stets zeitgenössischen Einflüssen unterworfen, bis 1932 eine Werbekampagne des Coca-Cola-Konzerns das Aussehen des weihnachtlichen Gabenbringers nachhaltig prägte: Ein wohlbeleibter, bärtiger und in ein rot-weißes Kostüm gehüllter Weihnachtsmann wurde weltweit bekannt und dominiert seither die öffentlichen Darstellungen.

    Der Weihnachtsmann ist ebenso wie das Christkind im Rahmen reformatorischer Einflussnahme des 16. Jahrhunderts entstanden. Beide sollten den zum Nikolaustag üblichen Schenkbrauch allmählich auf das Weihnachtsfest übertragen und somit die Verehrung des Heiligen Nikolaus - entsprechend des reformatorischen Gedankens von der Gleichheit aller Christen - eindämmen. Der Weihnachtsmann verfügt über keinerlei christlich-biblischen Hintergrund und ist somit als rein popular-kulturelles Kunstprodukt zu bezeichnen.

    Das äußere Erscheinungsbild des Weihnachtsmannes geht ursprünglich auf Darstellungen des Heiligen Nikolaus zurück, unterlag aber in seiner Entwicklung zahlreichen Wandlungen. Der Weihnachtsmann passte sich damit stets zeitgenössischen und zum Teil auch regionalen Strömungen an. So entwickelte sich die Figur etwa als Personifikation des Winters zum Väterchen Frost und ist in dieser Form noch heute in Russland bekannt. Im 18. und 19. Jahrhundert erfuhr der Weihnachtsmann eine verstärkte öffentliche Thematisierung und Darstellung, wurde mit einer Rute zum strengen Beurteiler kindlichen Verhaltens und somit - wie etwa der zeitnahe Struwwelpeter - zum Instrument bürgerlicher Pädagogik.

    Der Weihnachtsmann erlebte 1932 gewissermaßen eine zweite Geburt: Das Bild der heute weltweit bekannten "Onkelfigur", die bärtig, wohlbeleibt und in rot-weißem Kostüm die weihnachtlichen Gaben bringt, entpuppte sich als äußerst erfolgreiche Werbekampagne des amerikanischen Coca-Cola-Konzerns. Diese Variante hat sich inzwischen als extrem langlebig erwiesen, bestimmt nach wie vor die mediale Darstellung sowie den inszenierten Auftritt und hat in einigen katholischen und zahlreichen evangelischen Regionen das Christkind als Gabenbringer scheinbar endgültig abgelöst.

    Autor: Lars Winterberg

  • Weihnachtsmarkt

    Die Vorläufer der heutigen Weihnachtsmärkte sind aus dem 17. Jahrhundert überliefert. Jahrmärkte um die Weihnachtszeit lassen sich schon vorher nachweisen, erstmals im 13. Jahrhundert. Heute sind genau wie auf den frühesten Weihnachtsmärkten handgearbeitetes Spielzeug, Stollen, Lebkuchen sowie diverse Geschenke die beliebtesten Verkaufsartikel. Ihren Ursprung haben die neuzeitlichen Weihnachtsmärkte in protestantischen Gegenden; erst später haben sie sich auch in katholischen Gebieten verbreitet. Die ersten Weihnachtsmärkte, wie der Christkindlesmarkt in Nürnberg und der Striezelmarkt in Dresden, wurden um die Kirchen herum aufgebaut, da man sich so erhoffte, die Kirchenbesucher als Käufer zu gewinnen. Heute sind Weihnachtsmärkte nicht nur beliebter Treffpunkt, sondern vielerorts auch touristische Attraktionen.

  • Weihnachtspyramide

    Die Weihnachtspyramide ist ein dekoratives, traditionell aus Holz gefertigtes Spielzeug, welches als weihnachtlicher Haus- und gelegentlich auch Kirchen- und Gemeindeschmuck gilt. Die pyramidenförmige Konstruktion gipfelt in einem Flügelrad, welches durch das Abbrennen von Kerzen und der somit aufsteigenden warmen Luft eine permanente Rotation ermöglicht. Auf diese Weise werden die angebrachten - meist christlich-religiösen - Figuren in Bewegung und das jeweilige Publikum nach Möglichkeit in vorweihnachtliche Stimmung versetzt.

    Die Weihnachtspyramide kann in Deutschland neben Weihnachtsbaum und Krippe als eine der bekanntesten Dekorationen der Weihnachtszeit bezeichnet werden. Mit dem Einzug der Weihnachtspyramide in zahlreiche Privathaushalte sowie regional auch in manche Kirchen oder - deutlich größer - auf öffentliche Plätze, handelt es sich um eine recht junge Entwicklung. Die Verwendung christlicher Figuren als auch die Kerzen- und Lichtsymbolik passen die Weihnachtspyramide gleich mehrfach in bestehende Brauchstrukturen und in die besinnlich-erwartungsfrohe Stimmung der Weihnachtszeit ein.

    Weihnachtspyramiden waren bereits im 18. Jahrhundert deutschlandweit bekannt. Während sie noch bis ins 19. Jahrhundert gegenüber der Christbäume dominierten, entwickelten sie sich dann zunehmend zum Weihnachtsschmuck ärmerer Familien. Grundsätzlich handelte es sich dabei um Stabkonstruktionen - häufig aus Holz - die nach oben spitz zusammen liefen und meist mit Tannengrün (o. ä.) verziert waren. Die Formenvielfalt war dabei beträchtlich und stark regional geprägt. So kannte man z. B. in Thüringen den Reifenbaum, in Schlesien die so genannten Putzäpfel, es gab den niederbayerischen Klausenbaum und nicht zuletzt die Flügelräder des Erzgebirges. Letztere haben sich inzwischen, vermutlich aufgrund ihrer technischen Raffinesse, durchgesetzt: Um 1900 bildete sich im Erzgebirge die Sonderform der Weihnachtspyramide aus, die ein Flügelrad mit der bekannten Stabkonstruktion kombinierte. Die Funktionsweise ist dabei recht simpel: Eine Grundplatte und das darauf aufbauende, meist pyramidenförmige Gestänge dient der Befestigung einer vertikalen Welle, auf der zum Teil mehrere horizontale Platten mit Figuren angebracht sind. Die Welle gipfelt in ein Flügelrad, welches durch aufsteigende warme Luft der auf der Bodenplatte befestigten Kerzen in Rotation gebracht wird. Die Drehbewegung wird auf die Welle übertragen, wodurch sich schließlich auch die Figuren im Kreise drehen.

    Diese neuartige Weihnachtspyramide sorgte im 20. Jahrhundert für eine Revitalisierung der Brauchform, die sich dann parallel zum Weihnachtsbaum durchsetzen konnte. Dafür ist neben der industriellen Produktion vor allem der insgesamt positiv besetzte Vertrieb handgefertigter Pyramiden verantwortlich. Auf den im 20. Jahrhundert massiv expandierenden Weihnachtsmärkten fand die erzgebirgische Sonderform rasch überregionale Verbreitung. Heute ist die Tendenz zu Weihnachtspyramiden im privaten Festumfang - der Krippe gleich - wieder leicht rückläufig.

    Autor: Lars Winterberg

  • X-Mas

    Der gegenwärtige Modebegriff X-Mas ist eine Kurzform des englischen "christmas", also eine im anglo-amerikanischen Raum verbreitete Bezeichnung für das deutsche Weihnachtsfest. Abweichende Ausdrücke sind keinesfalls ungewöhnlich: Das Wort "Weihnachten" wurde im mitteldeutschen Raum erst im 13. Jahrhundert bekannt und stand lange Zeit parallel zur Bezeichnung "Christtag". Das englische "christmas" findet zudem eine Entsprechung in der niederländischen "Kerstmisse" - beide Worte leiten sich von "Messe/Mette" ab. In den USA steht der Begriff "christmas" zudem Pate für diverse Städte- und Inselnamen.

    Autor: Lars Winterberg