Liturgische Konferenz legt Studie zum Gottesdienstbesuch vor

Auswertung jetzt verfügbar – Auswertungstagung im September in Loccum

Blick in ein Kirchenschiff mit farbigen Fenstern

Warum besuchen Menschen einen evangelischen Gottesdienst? Was motiviert heute zum Kirchgang, und welche Faktoren wirken hinderlich? Danach fragte eine Studie, die von der Liturgischen Konferenz in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegeben wurde und an der sich zwischen März und Juli 2018 mehr als 12.000 Menschen beteiligt haben. „Die hohe Beteiligung deutet darauf hin, dass die Zukunft des gottesdienstlichen Lebens vielen am Herzen liegt – vielleicht aber auch, dass sich damit hier und dort Sorgen verbinden,“ sagt Pastorin Dr. Julia Koll, die die Arbeitsgruppe der Liturgischen Konferenz leitet. Nun legt die Arbeitsgruppe eine erste Auswertung der Studie vor.

Gottesdienste zu besonderen Anlässen

Weihnachten, Taufe und Beerdigung, aber auch andere auf den Lebenslauf bezogene Anlässe wie die Einschulung – das sind der Studie zufolge die Gottesdienste, die wirklich viele Menschen ansprechen, so ein Ergebnis. Mit Abstrichen gelte das auch für die kirchlichen Feste im Jahreskreis. Deutlich wird jedoch auch die geringe Reichweite des regelmäßigen Gottesdienstes am Sonntagmorgen, der sich laut Koll zu einem „Zielgruppengottesdienst für Ältere und ehrenamtlich Engagierte“ entwickele. Über den Fortbestand des klassischen Sonntagsgottesdienstes solle deshalb „vielerorts engagierter und ergebnisoffener diskutiert werden.“ Wer nur gelegentlich einen Gottesdienst besuche, tue dies nicht am Sonntagmorgen, sondern zu besonderen Anlässen.

Im Blick auf die Gründe für den Gottesdienstbesuch hat die Studie einen engen Zusammenhang zwischen Kirchgang und Religiosität ergeben: Menschen bleiben dem Gottesdienst auch deswegen fern, weil sie Religion und Glauben als für ihr eigenes Leben irrelevant erleben. Es reiche also nicht aus, Inhalte attraktiv zu verpacken oder günstige Gelegenheiten zu schaffen, sagt Julia Koll: „Hier reicht die gottesdienstliche Praxis vielmehr hinein in das Feld religiöser Bildung im denkbar weitesten Sinn.“ Den Befund der Studie könne man „als Aufforderung lesen, über gottesdienstliche Formen auf viel freiere, experimentellere und womöglich auch tiefgreifendere Weise nachzudenken“, heißt es in der ersten Auswertung.

Das Alter der Befragten reichte von 9 bis 92 Jahren, am stärksten vertreten war die Gruppe der 40-59-Jährigen. 41 Prozent der Teilnehmenden sind Männer. Insgesamt 90 Prozent geben an, Mitglied einer evangelischen Kirche zu sein.


Auf einer Auswertungstagung in der Evangelischen Akademie Loccum vom 13.-14.09.2019 sollen die Ergebnisse ausführlicher vorgestellt und diskutiert werden.

Kirchgangsstudie 2019 der Liturgischen Konferenz (Logo)

Kirchgangsstudie 2019

Im Auftrag der Liturgische Konferenz, durchgeführt vom Ausschuss „Faktoren des Kirchgangs“

Zahlen und Fakten zum Gottesdienstbesuch

Rund 771.000 Menschen besuchen im Schnitt in Deutschland jeden Sonntag einen evangelischen Gottesdienst. Außerdem verfolgen durchschnittlich 0,7 Millionen Christen mit einem Marktanteil von 6,8 Prozent die sonntäglichen Übertragungen evangelischer und ökumenischer Gottesdienste im Fernsehen. Hinzu kommen die Besuche der Gottesdienste in Senioreneinrichtungen oder Krankenhäusern. Hier finden Sie weitere Informationen zum Gottesdienstbesuch.