Robert Geisendörfer Preis für acht Medienproduktionen

Journalist Kloeppel mahnt: Medien dürfen nicht müde werden

Hamburg (epd). Der ehemalige RTL-Moderator Peter Kloeppel hat Medienschaffende ermahnt, sich nicht von der Kritik an den sogenannten Mainstreammedien einschüchtern zu lassen. „Wir sind etabliert, weil wir gute Arbeit geleistet haben“, sagte Kloeppel, der aus Florida zugeschaltet wurde, bei der Verleihung des Robert Geisendörfer Preises am Dienstagabend in Hamburg. Diese Arbeit müssten die Medien weiter leisten: „Wir dürfen jetzt nicht müde werden.“ Kloeppel, der von 1992 an bis vor wenigen Wochen Chefmoderator der Nachrichtensendung „RTL Aktuell“ war, wurde für sein jahrzehntelanges journalistisches Engagement von der evangelischen Kirche mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet.

Mit dem Robert Geisendörfer Preis, dem evangelischen Medienpreis, wurden im Jahr 2024 insgesamt acht Produktionen ausgezeichnet und der Sonderpreis der Jury vergeben. Die feierliche Preisverleihung fand am 8. Oktober 2024 beim Norddeutschen Rundfunk (NDR)

Die Fernsehmoderatorin Julia Westlake trug die Laudatio der Moderatorin Linda Zervakis vor, die wegen eines Fahrradunfalls nicht selbst kommen konnte. Zervakis hob hervor, Kloeppel habe gewollt, „dass diejenigen, die ihm folgen, sich nicht zufriedengeben mit dem, was auf der Hand liegt“. Der Moderator habe immer Unabhängigkeit bewiesen.

Mit dem Medienpreis der evangelischen Kirche wurden am Dienstagabend in Hamburg insgesamt acht Produktionen ausgezeichnet. Ein Preis ging an das Dokudrama „Ich bin! Margot Friedländer“ (ZDF) von Hannah Ley (Autorin) und Raymond Ley (Autor und Regisseur). Ley sagte, der Film sei wichtig als Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten.

In der Kategorie Fernsehen wurde außerdem der Fernsehfilm „Wir haben einen Deal“ (ZDF) ausgezeichnet. Den Preis erhielten der Schauspieler Felix Klare, die Regisseurin Felicitas Korn und die Autorin Marie-Helene Schwedler. Korn sagte, mit dem Film, der sexualisierte Gewalt an Kindern im Sport thematisiert, hätten sie „der Sprachlosigkeit, der Scham und Ohnmacht“, die Menschen fühlen, die so etwas erlebt hätten, eine Stimme geben wollen.

In der Kategorie Hörfunk zeichnete die Jury das Hörstück „Arschlochmama“ (Deutschlandfunk) aus, für das die Autorin Karen Muster Protokoll über die Streitigkeiten mit ihren Kindern geführt hat. Die Jury lobte den schonungslosen Einblick in den Familienalltag, den das Stück biete.

Der zweite Preis in der Kategorie Radio ging an „Stätten des Schreckens“ (Radio Bremen). Autor und Regisseur Florian Bänsch hat für das Stück alte Filmaufnahmen ausgewertet, die der Filmemacher Karl Fruchtmann mit Überlebenden des Holocaust gemacht hatte. Solche „Berichte aus erster Hand“ werde es bald nicht mehr geben, sagte Bänsch, „doch die Geschichten müssen weiter erzählt werden“.

In der Kategorie Online wurde Regisseur Leonhard Koppelmann für die dokumentarische Podcast-Serie „V13 - Die Terroranschläge in Paris“ (SWR) ausgezeichnet. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Emmanuel Carrère, der in Paris im Jahr 2021 die Prozesse gegen die Mittäter der Attentate in Paris vom 13. November 2015 verfolgte. Koppelmann sagte, es gehe in dem Podcast nicht darum, die Ereignisse jener Nacht nachzuerzählen. Er habe vielmehr einen „Reflexionsraum“ schaffen wollen, in dem zugleich Empathie und Distanz möglich seien und der vielleicht auch eine heilsame Wirkung habe.

Ein weiterer Preis ging in dieser Kategorie an die Moderatorinnen und Journalistinnen Annika Fabich und Eva Heiligensetzer für das Tiktok-Format „Fakecheck“ (MDR), in dem sie Behauptungen, die Influencer in sozialen Medien verbreiten, nachgehen.

Die Jury „Kindermedien“ zeichnete den Kinder-Podcast „Was ist Antisemitismus?“ (Deutschlandfunk Kultur) von Ilka Lorenzen und Patricia Pantel aus. Pantel forderte die Sender auf, mehr Kinderformate zu machen. Kinder seien das Publikum von morgen. Ein weiterer Preis ging an die RTL-Serie „Neue Geschichten vom Pumuckl“ (RTL Television) von Korbinian Dufter (Headautor), Matthias Pacht (Headautor) und Marcus H. Rosenmüller (Regisseur).

Der Robert Geisendörfer Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) verliehen. Ausgezeichnet werden Sendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Mit dem Sonderpreis wird jeweils eine exemplarische publizistische oder künstlerische Leistung gewürdigt.
Organisiert wird der evangelische Medienpreis vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), der zentralen Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).