Diakonie-Vorständin beklagt Vernachlässigung Ostdeutschlands

Berlin (epd). Die neue Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger, fordert mehr Gehör für die Menschen in Ostdeutschland. „Die Politik hat in der Vergangenheit oft versäumt, den Menschen im Osten die nötige Aufmerksamkeit zu schenken und ihre Perspektiven in den politischen Diskurs einzubinden“, sagte Ronneberger dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Elke Ronneberger (Foto vom 21.01.25) ist seit Jahresanfang Vorstaendin der Diakonie fuer Sozialpolitik.

Seit Jahresanfang neue Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger.

„Es gibt durchaus Menschen, die meinen, dass sie von einer westdeutsch geprägten Politik nicht gesehen wurden, und die sich von der aktuellen Politik nicht ausreichend repräsentiert fühlen“, sagte Ronneberger, die in Halle (Saale) geboren wurde und mehrere Jahrzehnte bei sozialen Trägern in Ostdeutschland tätig war. „Wir tun gut daran, mit diesen Bürgerinnen und Bürgern wieder in den Dialog zu gehen.“ Ronneberger verwies in diesem Zusammenhang auch auf die AfD, die negative Stimmungen verstärke, um davon zu profitieren.

Die Diakonie-Vorständin betonte zugleich, es gehe nicht nur um ein ostdeutsches Phänomen. „Auch in westdeutschen Regionen gibt es Gebiete, die sich abgehängt fühlen“, sagte Ronneberger. Sie denke an „Gegenden, wo Menschen wenig Infrastruktur haben, keine Kulturangebote, keine Einkaufsmöglichkeiten, keinen Arzt“.

In solchen Fällen seien „die Kommunen, aber auch Diakonie und Kirche und andere Einrichtungen, die dort noch präsent sind, gefordert, dort gute Angebote zu machen“, sagte Ronneberger. „Wir müssen überall in Deutschland Räume schaffen, in denen Menschen ihre Kritik äußern können und gehört werden. Das ist die Voraussetzung dafür, Vertrauen zurückzugewinnen und gemeinsam Lösungen zu finden, die alle Teile der Gesellschaft einbeziehen.“

Ronneberger hob ihre Erfahrungen mit dem Projekt „#VerständigungsOrte“ hervor, das die Diakonie und die Evangelische Kirche in Deutschland im vergangenen Sommer gestartet hatten und das Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zusammenbringen soll. „Ich habe miterlebt, wie vehement diskutiert wurde, auch mal sehr laut, sehr emotional, aber am Ende gab es positive Rückmeldungen“, berichtete die Diakonie-Vorständin. Es seien Sätze gefallen wie, „schön, dass mir endlich mal nach über zwei Jahrzehnten jemand zugehört hat“. Das zeige, „wie wichtig es ist, dass wir in diesen Diskurs hineingehen“, resümierte Ronneberger.

Ronneberger (Jahrgang 1968) hatte zu Jahresbeginn das Amt der Bundesvorständin Sozialpolitik bei der Diakonie übernommen. Die Diplom-Pädagogin arbeitete zuvor in der Geschäftsführung des Diakoniewerks Kloster Dobbertin, einem der großen sozialen Träger in Mecklenburg-Vorpommern.