Mit wenig Aufwand viel Energie sparen
Wie eine Maus Gemeinden in der Landeskirche in Baden beim Energiesparen hilft
Eine graue Kirchenmaus ist die Heldin des Energiesparens in der Landeskirche in Baden. Denn sie ist viel in der Gemeinde unterwegs und sieht genau, wenn jemand vergisst, das Licht auszuschalten, oder die Heizung nicht abdreht. In diesen Momenten nimmt die Energiemission ihren Anfang.
Karlsruhe. „Wir suchten für unser Projekt nach einem Sympathieträger“, sagt Felix Schweikhardt vom Büro für Umwelt und Energie. Der Diplom-Geograph leitet die Energiemission der Landeskirche in Baden. „Die Maus soll die Gemeinden ermutigen und Tipps geben, wie sie ihren Energieverbrauch senken können“, so Schweikhardt.
Werbung sei nötiger denn je. „Wir haben mit einem deutlich gesunkenen Interesse am Thema Energiesparen zu kämpfen. Viele Kirchengemeinden haben jetzt andere Sorgen als den Energieverbrauch“, so der 33-Jährige.
Im Jahr 2010 hat die Landeskirche ihr Klimaschutzkonzept beschlossen. Damals sei die Euphorie beim Thema Klimaschutz noch größer gewesen, erinnert sich Schweikhardt. „Innerhalb von zehn Jahren sollte der Ausstoß von Kohlendioxid um 40 Prozent gesenkt werden. Doch jetzt seien die Gemeinden sehr mit dem Rückgang der Kirchensteuer und ihrem Gebäudebestand beschäftigt.“ Der Klimaschutz drohe, auf der Strecke zu bleiben, fürchtet er. „Viele Gemeinden denken, dass sie schon genug gemacht haben.“
Die Energiemission, ein kaum vier Jahres altes Projekt der Evangelischen Landeskirche in Baden, ist die kleine Schwester des kirchlichen Umweltmanagementsystems „Grüner Hahn“ oder „Grüner Gockel“, an dem sich bundesweit viele Kirchengemeinden beteiligen, 153 allein im Bereich der badischen Landeskirche. Doch dieses System sei für viele Gemeinden zu aufwändig, sagt Schweikhardt. Es beschränke sich eben nicht nur auf den Energieverbrauch, sondern umfasse viele weitere Umweltaspekte wie Beschaffung, Mobilität und Naturschutz.
Die Idee der Energiemission ist einfach: mit kleinen Schritten und stetem Überprüfen Energie zu sparen. „Bei der Energiemission genügen schon ein oder zwei Ehrenamtliche“, so Schweikhardt weiter. Trotzdem sei die Energiemission „hochwirksam“. Es handele sich um ein vereinfachtes Managementsystem für die Bereiche Wärme, Strom und Wasser. Ziel sei es, Ressourcen nur dort zu verbrauchen, wo sie tatsächlich benötigt würden.
Vor allem stehe das Heizungssystem im Blickpunkt. „Heizungen laufen normalerweise von sechs bis 22 Uhr. Viele Gemeinden haben sie nicht auf ihre tatsächlichen Nutzungszeiten umgestellt, weil sich niemand darum kümmert“, sagt Schweikhardt. „Oft weisen sie auch Mängel auf. Mit der Energiemission ändert sich das.“ Einsparungen von mehr als 30 Prozent seien möglich.
Zur Besonderheit der Energiemission, bei der die Landeskirche alle zwei Jahre einen Maßnahmen-Zuschuss von 2000 Euro pro Gemeinde zahle, gehört auch ein Energieberater. Er besucht die Gemeinden zu Beginn im Rahmen eines Klimaschutztages und erstellt einen Maßnahmenkatalog. „Er hat verschiedene Messgeräte und eine Thermografiekamera im Gepäck. Das ist für viele Gemeinden ein großer Augenöffner.“
„228 Gemeinden haben einen Energiecheck gemacht und in mehr als 1000 Gebäuden wurde der Heizenergieverbrauch optimiert“, sagt Schweikhardt. Und 15 der rund 600 badischen Gemeinden hätten sich der Energiemission angeschlossen. Der Energieberater gebe den Gemeinden Zugang zu einer webbasierten App, die die Zählerstände erfasst und auswertet. Denn auch das stete Messen des Verbrauchs und das Überprüfen der Rechnungen gehören zur Energiemission, betont Schweikhardt. „So kann man sehen, wie die umgesetzten Maßnahmen wirken.“ Mittlerweile habe auch die Landeskirche in Hessen-Nassau die Energiemission übernommen.
Die Maus ist bei diesen Bemühungen immer dabei. „Sie ist schlau und hat den Überblick über die Energiedaten. Manchmal tätschelt sie auch den Arm und tröstet, wenn es nicht so klappt“, sagt Schweikhardt.
Von Sven Kriszio
Weitere Infos zur Energiemission sind auf der Homepage der Landeskirche ein Baden zu finden.